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Die Stimmen kehrten zurück, das Lachen und Kichern echote in seinem Kopf. Aber dieses Mal gelang es der Natter, die Stimmen zu kontrollieren. Er hatte das kostbarste seiner kostbarsten Videos eingebüßt, außerdem hatte er die Headphones für sein iPhone nicht dabei, um sich das weiße Rauschen reinzuziehen.
Es war nicht mehr wichtig.
Ein neues, ungeahntes Kontrollgefühl flutete seinen Körper. Elektrisierend. Magnetisierend. Wie Eiswasser in seinen Venen. Seitdem er die Regel gebrochen und den Doktor getötet hatte, fühlte er sich unbesiegbar. Nichts und niemand könnte ihn mehr aufhalten.
Er war nicht mehr zu stoppen.
Bei dieser Erkenntnis grub sich ein zufriedenes Grinsen in seine Mundwinkel.
Er bewegte sich langsam und vorsichtig. Nur die Ruhe, sagte er sich. Ruhe und Besonnenheit. Er hatte keine Eile. Außerdem machte es keinen Sinn, blindlings durch den dunklen Wald zu laufen. Ein gebrochenes Bein wäre schlecht fürs Mordbusiness.
Während sich seine Beine behutsam vorwärtstasteten, kreisten Gabriels Gedanken um Jacob Striker. Vorhin, am Haus, hatte der große, kräftige Detective verdammt entschlossen gewirkt. Die Natter hatte ihn aus seinem Versteck heraus beobachtet, insgeheim beeindruckt.
Im Nachhinein begriff er, dass er sich idiotisch verhalten hatte – er hätte blitzartig flüchten sollen. Aber irgendetwas an dem Detective faszinierte die Natter. Der Mann hatte eine Wahnsinnspräsenz.
Gabriel fühlte sich teuflisch von ihm angezogen.
Er hielt in Richtung Norden und lief schneller, als er den ausgeschilderten Wanderweg nach Green Lake fand. Dort würde Striker ihn letztlich aufspüren. Das war Fakt. Weil die Natter den Detectives Striker und Santos und dem omnipräsenten Doktor einen entscheidenden Schritt voraus war. Die Natter kannte das Versteck von Larisa Logan.
Und er war entschlossen, vor Striker dort zu sein.