23

Lange nachdem sie gegangen war, harrte ich immer noch auf der Treppe aus. Ich konnte meinen Blick nicht von der Stelle lösen, an der sie sich noch einmal zu mir umgedreht hatte, bevor sie durch den Türrahmen verschwunden war, und ich bekam das Lächeln nicht aus meinem Gesicht. Sie hatte versprochen, wiederzukommen. Morgen schon.

Sonst konnte ich mich an kaum etwas von dem erinnern, was sie gesagt hatte. Was ich gesagt hatte. Ich war völlig davon gefangen gewesen, wie sich ihre Stimme anhörte, frisch und sprudelnd wie klares Wasser. Davon, wie sie am ganzen Körper angespannt war, die Schultern hochzog und damit ruckte; wie sie von einem ihrer langen Beine aufs andere trat und ihre Hände in den Hosentaschen zu Fäusten geballt hielt. Und wie die nadelspitze Angst, die gestern dauernd um sie herumgezuckt war wie grelle Blitze, langsam schmolz und sich etwas in ihrem Gesicht öffnete. Etwas Helles, Strahlendes. Manchmal schlug sie die Augen nieder oder senkte den Kopf, dass ihr Haar wie ein Vorhang vor ihr Gesicht fiel. Als wollte sie nicht, dass ich sah, wie sie lächelte, dieses kleine, verhaltene Lächeln, das wie ein Versprechen war. Nur um dann den Kopf zurückzuwerfen, dass ihr Haar nur so flog, und mich aus ihren blauen Augen anzufunkeln.

Sie schien keine Ahnung zu haben, wie hübsch sie war. Mehr als nur hübsch. Sie war hinreißend. Und noch weniger ahnte sie wohl, wie sehr ich mich danach sehnte, sie an mich zu ziehen und irgendwie die Traurigkeit tief in ihrem Blick zum Verschwinden zu bringen, unter der ich einen ganzen Regenbogen an anderen Gefühlen spüren konnte. Ich wollte wissen, wie sie sich unter meinen Händen anfühlte, wie ihr Haar roch und wie ihr Mund schmeckte.

Das Lächeln auf meinem Gesicht zerfiel.

Ich hätte ihr sagen müssen, wer ich war. WAS ich war.

Aber ich konnte nicht. Natürlich nicht. Ich hätte sie noch im selben Moment verloren. Wie hätte ich das zustande bringen können, während sie auf diese Weise vor mir stand und mich anlächelte, mit ihren Augen, so blau wie das Wasser in der Bay.

Amber. Mein Funny Girl.

Das mich fast hatte vergessen lassen, was ich war.