Prozessorientierung
«Geh mit der Energie der Gruppe!», lautet eine Empfehlung an einen Gruppenmoderator (→ Moderation), der allzu sehr an seiner vorgeplanten Struktur hängt. Er möge sich doch mehr an der lebendigen Dynamik des Prozesses orientieren und nicht nur am Ziel und am Ablaufplan! Ein solches Vorgehen erfordert vom Seminarleiter Flexibilität und Spontaneität, bietet jedoch die Chance, dass die Teilnehmer lebendiger und motivierter sind, weil innerer Antrieb und äußeres Geschehen zusammenpassen. Dennoch sollte er darauf achten, dass das Ziel weiter im Auge behalten und verfolgt wird (Zielorientierung), und seine Art zu leiten nicht im Chaos der Beliebigkeit endet (→ Werte- und Entwicklungsquadrat).
Prozessorientierung kann auch bedeuten, dass der Weg zu einem bestimmten Ziel, also das Vorgehen, als wichtiger angesehen wird als das Ziel selbst. In Outdoor-Übungen (= Übungen, die in der Natur durchgeführt werden) ist das häufig der Fall. Ein Team muss eine bestimmte Aufgabe lösen, beispielsweise mit geschlossenen Augen aus einem Seil ein Sechseck legen oder ebenfalls blind gemeinsam einen bestimmten Weg finden. In der Auswertung solcher Übungen ist die Vorgehensweise der Gruppe häufig wichtiger als das Ergebnis: Wie haben sich die Teilnehmer organisiert und miteinander kommuniziert?