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Hamburger Verständlichkeitsmodell
Das Hamburger Verständlichkeitsmodell wurde von Langer, Schulz von Thun und Tausch (1974) entwickelt, um die Verständlichkeit von Texten und Vorträgen zu verbessern. Kernstück des Modells sind die vier Verständlichmacher: Einfachheit, Gliederung/Ordnung, Kürze/Prägnanz und Verlebendigung (ursprünglich «zusätzliche Stimulanz» genannt). In einem Forschungsprojekt fanden Langer etal. heraus, dass die Ausprägung dieser vier Komponenten ausschlaggebend für die Verständlichkeit von Texten ist.
Jedes Merkmal ist durch verschiedene Eigenschaften definiert. Das Merkmal Einfachheit ist am bedeutsamsten für die Verständlichkeit von Texten. Es lässt sich erreichen durch einfache Darstellung, kurze, einfache Sätze, geläufige Wörter, erklärte Fachwörter, konkrete und anschauliche Formulierungen. An zweiter Stelle folgt Gliederung/Ordnung, dafür ausschlaggebend sind: Gliederung, Folgerichtigkeit, Übersichtlichkeit, gute Unterscheidung von Wesentlichem und Unwesentlichem, roter Faden und Logik der Abfolge. Der nächste Verständlichmacher Kürze/Prägnanz sucht das optimale Maß zwischen den Extremen der knappen und gedrängten Ausdrucksweise einerseits und der Weitschweifigkeit andererseits. Entscheidend ist, ob die Länge des Textes im guten Verhältnis zum Informationsziel steht. Das vierte Merkmal Verlebendigung kann durch Beispiele, persönliche Anrede, wörtliche Rede verwirklicht werden. Auch Metaphern, «Stories» und alle Stilmittel, die auch Emotionen ansprechen, gehören dazu. Hier kann man jedoch des Guten zu viel tun, sodass die anregenden Zusätze den Inhalt erschlagen.
Ein wesentlicher Teil des Verständlichkeitskonzeptes ist das Messverfahren für die Verständlichkeit von Texten. Dabei wird mittels eines Beurteilungsfensters abgebildet, wie stark die vier Verständlichmacher ausgeprägt sind. Der Beurteilung liegt folgende Ratingskala zugrunde (s. Abb. 28):
Ratingskala zur Verständlichkeit
++ bedeutet: alle oder fast alle positiven Eigenschaften, die zu einem Merkmal gehören, sind deutlich vorhanden, und ––: alle oder fast alle negativen Eigenschaften, die zu einem Merkmal gehören, sind deutlich vorhanden (z.B. Einfachheit: komplizierte Darstellung, verschachtelte Sätze, ungeläufige Wörter, Fachwörter werden nicht erklärt usw.). (s. Abb. 29)
Beurteilungsfenster eines optimal verständlichen Textes
Literatur
Langer, I./Schulz von Thun, F./Tausch, R.: Sich verständlich ausdrücken.
Miteinander reden 1, S. 171ff. (S. 150ff.)