Widerstand
Widerstand leistet, wer sich einer Herrschaft nicht unterwerfen will. Hier ist der Begriff jedoch im Sinne der Psychoanalyse von Sigmund Freud gemeint. Er hatte beobachtet, dass sich seine Patienten zuweilen dann, wenn die Psychotherapie voranschritt und in die Nähe eines besonders wunden Punktes gelangte, in irgendeiner Weise sperrten: nichts mehr fühlten oder den Termin vergaßen, dem Therapeuten plötzlich misstrauten oder auf irgendeine andere Weise blockiert waren. Dass sie damit den Fortgang der Psychotherapie an Stellen, die schmerzhaft, peinlich oder abgründig zu werden drohten, vermeiden wollten, blieb unbewusst.
Solche Widerstands-Phänomene gibt es auch im Coaching und in der Weiterbildung; sie können dem Berater/Trainer arg zu schaffen machen, wenn er nicht kundig damit umzugehen weiß. So muss er damit rechnen, dass er verbal angegriffen oder verächtlich gemacht wird, dass Teilnehmer lustlos und blockiert reagieren, dass anstelle eines vorgeschlagenen Rollenspieles abstrakte und hochintellektuelle Debatten entstehen.
Der «Widerstand gegen den Widerstand», sei es mit Engelszungen oder mit knallender Peitsche, wird diesem nicht gerecht und wird ihn in der Regel noch verstärken. Folgende Empfehlungen haben sich als aussichtsreich erwiesen:
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Nicht alles, was dir, dem Berater/Trainer, entgegentritt und was du als störend empfindest, ist Widerstand im psychoanalytischen Sinne. Sei dir bewusst, dass dies eine Deutung ist, die zutreffen kann oder auch nicht!
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Nimm den «Widerstand» (ab jetzt in Anführungszeichen!) ernst und ergründe seinen Hintergrund, versuche ihn zu → verstehen!
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Heiße ihn sogar willkommen! Warum willkommen? Wenn der «Widerstand» manifest wird (und nicht unterschwellig eine lähmende Wirkung verbreitet), wird er besprechbar, klärbar, verhandelbar.
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Verbünde dich gelegentlich sogar mit dem «Widerstand», denn er ist für den Klienten oft ein Beschützer («Bis hierher und nicht weiter!»). Bewacher im → Inneren Team passen auf, dass verletzliche Teile geschützt bleiben. Solche Schutzwächter wollen beachtet, verstanden und gewürdigt werden, man darf sie nicht ungestraft übergehen.