Gewaltfreie Kommunikation
Die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) ist eine von Marshall Rosenberg (2005) propagierte Form eines guten Miteinander-Umgehens, auch und gerade wenn sich Menschen als Gegner gegenüberstehen.
Inspiriert von Carl Rogers, entwickelte Rosenberg seinen Ansatz in den 1960er Jahren, zu Zeiten der Bürgerrechtsbewegung und der Rassenkonflikte in den USA. Damals arbeitete er auch mit verfeindeten Straßengangs. Er fragte sich: Welche Art von Kommunikation ist förderlich, um Gewalt zu verhindern? Und enthalten viele Kommunikationsformen nicht in sich schon so etwas wie Gewalt, wenn sie es darauf anlegen, den anderen zu kränken, zu beschuldigen, herabzusetzen, zu demütigen, ihn durch Moralisierung, Pathologisierung und Diskriminierung kaputt zu machen?
Eine Einübung der gewaltfreien Kommunikation beginnt mit → Empathie und Selbstempathie und setzt darauf, anstelle von herabsetzenden Beziehungsbotschaften eine Schrittfolge von vier Komponenten anzustreben:
-
Beobachtung und Beschreibung der Tatsachen ohne Bewertung (z.B. «Du bist dann gegangen», statt: «Du hast dich aus dem Staub gemacht.»)
-
Das eigene Gefühl benennen, ohne den anderen dabei implizit zu beschuldigen (z.B. «Ich war traurig darüber», statt: «Ich fühlte mich ausgegrenzt/missachtet.»)
-
Das Bedürfnis, das zu dem Gefühl führt, erkennen und benennen (z.B. «Ich würde gerne vollwertig dazugehören und über alles informiert werden.»)
-
Eine konkrete Bitte an den anderen formulieren, wie er dazu beitragen kann, dass das Bedürfnis (in 3.) erfüllt wird (z.B. «Würdest du mich direkt ansprechen, wenn du dich über mich geärgert hast?»)
Gemeinsamkeiten und Unterschiede, Verträglichkeiten und Unverträglichkeiten mit der Kommunikationspsychologie von Schulz von Thun diskutiert Larissa Stierlin (2010).
Literatur
Rosenberg, M.: Gewaltfreie Kommunikation.
Stierlin, L.: Kommunikationspsychologie nach Schulz von Thun und Gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg – eine gegenseitige Bereicherung? In: Schulz von Thun, F./Kumbier, D. (Hg.): Impulse für Kommunikation im Alltag, S. 115ff.