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Zirkuläre Fragen
Zirkuläre Fragen sind eine spezifische Fragetechnik aus der → Systemischen Psychologie für die Beratung. Anstatt eine Person direkt nach ihren Gefühlen, Beweggründen etc. zu fragen, wird die Perspektive eines Dritten mit einbezogen. Das kann auf zwei Arten geschehen: Zum einen kann eine Person aus dem Umfeld des Ratsuchenden zu dessen Gefühlen, Beweggründen etc. befragt werden. Zum Beispiel Frage an den Sohn: «Was glaubst du, wie wäre deinem Vater zumute, wenn deine Schwester auszöge?» Zum anderen, dies die häufigere Variante, kann der Klient aufgefordert werden sich vorzustellen, was eine weitere (nicht anwesende) Person auf eine entsprechende Frage antworten würde. Zum Beispiel: «Was würde Ihre Frau sagen, worin Ihre größte Stärke liegt?» Diese ursprünglich von der Mailänder Gruppe (Mara Selvini Palazzoli) entwickelte Fragetechnik gehört inzwischen zum Standardrepertoire der Systemischen Therapie und Beratung (→ Systemische Psychologie).
Zirkuläre Fragen tragen der Tatsache Rechnung, dass sich Verhalten und Kommunikation einer Person stets in Wechselwirkung mit seinen Mitmenschen vollziehen. Jedes Verhalten eines Beteiligten ist gleichzeitig Ursache und Wirkung des Verhaltens der anderen Beteiligten. Eine isolierte oder kausale Betrachtung (→ Interpunktion) würde demnach zu kurz greifen. Watzlawick verdeutlicht dies mit seinem Beispiel: Nörgelt die Frau, weil der Mann zu viel weg ist, oder ist der Mann viel weg, weil die Frau zu viel nörgelt? Das Geschehen gleicht einem Kreislauf, an dem alle Beteiligten mitwirken, wo jeder seinen Beitrag leistet und so zum «Mit-Spieler» wird. Zirkuläre Fragen helfen, diese Wechselwirkungen zu verdeutlichen und alternative Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Im Modell des → Teufelskreises wird der Gedanke der Zirkularität aufgenommen.
Literatur
Schlippe, A./Schweitzer, J.: Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung, S. 138ff.
Schwing, R./Fryszer A.: Systemisches Handwerk, S. 209ff.