Fußnoten

1   Diese Zusammenfassungen zu Beginn jedes Gesangs stammen nicht von Dante. Allerdings bringen schon alte Handschriften eine ähnliche Kurzfassung des stofflichen Inhalts des einzelnen canto.

2   Dante liebt Zeitangaben. Sie scheinen aber nicht immer im modernen Sinn exakt. Daher ist es umstritten, ob Dante die Jenseitsreise am Karfreitag, am 25. März des Jahres 1300 angetreten hat. Dazu Inglese 51. – Wenn nach Psalm 89, 10 das Leben des Menschen siebzig Jahre währt, liegen Wegmitte und Dantes Lebenskrise in seinem 35. Lebensjahr. Das ergibt sich aber nicht aus dem Psalm, der von siebzig bis achtzig Jahren spricht, sondern aus Convivio 4, 24, 3.

Che in Vers 3 – ältere Ausgaben haben: ché, was die Handschriften nicht unterscheiden – hat die Bedeutung von: in cui, Inglese 39 mit Verweis auf Gerhard Rohlfs, Historische Grammatik der italienischen Sprache, Band 2, Bern 21972, S. 231 Nr. 484.

3   Der »Planet« ist die Sonne, ptolemäisch gedacht. – Das altrui in Vers 18 hat unbestimmten Sinn: Die Sonne leitet nicht ›andere‹, sondern alle Menschen, Inglese 40.

4   Der feststehende Fuß war immer der untere, das heißt: Es ging steil bergauf. Dazu und zum Übermaß an Allegorie vgl. Kurt Flasch, Philosophie hat Geschichte, Frankfurt/M. 2003, S. 148–150.

5   Die Sterne stehen günstig. Es ist ein Frühlingsmorgen. Die Sonne steht wie bei der Erschaffung der Sterne im Sternbild des Widders.

6   Es gibt übertriebenes, pedantisches Allegorisieren der Deuter (dazu Anm. 4), aber es gibt in der Commedia, besonders in deren erstem canto, von Dante intendierte Allegorien: der dunkle Wald, der sonnenbestrahlte Hügel, die drei wilden Tiere, die dem Verirrten den Aufstieg verwehren, der Weg – das sind Metaphern des falschen Lebens und der Schwierigkeit, zum richtigen Ziel zu finden. Der schnelle Gepard, sagen die alten Erklärer, sei die Wollust, der Löwe der Stolz und der Wolf die Habgier. Boccaccio schreibt, das sagten alle; er selbst teilte diese Deutung, Esposizioni zu canto 1, 2, vgl. Giovanni Boccaccio, Esposizioni sopra la Comedia di Dante, hg. Giorgio Padoan, Mailand 1965, S. 72–87, resümiert 87. Nachdem Napoleon nicht nur behauptet, sondern vorgeführt hat, daß die Politik das Schicksal ist, hat Foscolo die drei Tiere politisch gedeutet: Florenz als Gepard, der König von Frankreich als stolzer Löwe, die Kurie als gierige Wölfin. Die beiden Deutungen sind untereinander und mit dem Text Dantes vereinbar: Es geht in der Commedia um den richtigen persönlichen Weg Dantes und um die soziale und politische Erneuerung Italiens, des Reichs, der Kirche und der Menschheit. Etwas anders: C37–38.

7   Ombra, lat. umbra, Schatten, ist in der Aeneis des Vergil das Wort für die Seele des Verstorbenen. Vergil (70 bis 19 vor Christus) ist bei Dante ein konkreter Mensch, identifiziert nach Zeit (später als Caesar, 100 bis 44 vor Christus, und Zeitgenosse des Augustus), Geburtsort (Mantua) und Hauptwerk (Aeneis), zugleich ist er Einsicht, Poesie, Güte. Er hat alle Tugenden eines Heiden. Dazu hier Fußnote 8.

Was sind ›Schatten‹? Dazu meine Einladung, S. 118.

8   Vergil zieht die Erkennungsszene hin und umschreibt sein Werk indirekt: Der Sohn des Anchises ist Aeneas, von dem die Aeneis erzählt, daß er aus Troja entkam und Rom gründete.

Vergil ist nicht nur der für Dante wichtigste Dichter, sondern er ist Weiser, Lebensführer, die Stimme der Vernunft, die Dante durch Inferno und Purgatorio führt, dem aber der christliche Glaube fehlt. Er galt als Prophet, der ein neues Geschlecht kommen sah. Dante sah ihn als politischen Dichter, der von einem »gerechten« Herrscher singt. Vergil bringt konkreten politisch-ethischen Bezug in diesen canto; nach den traumhaft-visionären Versen, die vorausgingen, kommt die Gründung des Römischen Reichs in den Blick. Er nennt die Heroen der römischen Geschichte. Er sagt von dem Berg, den Dante besteigen soll, er sei die Glückseligkeit, Prinzip und Ursache aller Freude. Daß die Ethik zur Glückseligkeit führt, war Konsens der antiken Philosophen; Dantes Vergil folgt Aristoteles, vor allem dem ersten und zehnten Buch der Nikomachischen Ethik. Dante stellt in der Monarchia 3, 15 klar: Das irdische Paradies ist ein allegorischer Ausdruck für diese Seligkeit des Menschen als Menschen.

9   Absichtlich dunkle prophetische Stelle, die eine umfassend ethisch-politische Neuordnung verheißt. Vergil ist Prophet; er sagt einen Retter, einen Kaiser (?) voraus, der in Italien Gerechtigkeit und Frieden schafft. – Heinrich VII. wurde am 27. 11. 1308 gewählt. Die Hoffnung auf einen Friedenskaiser ist in der Commedia ein durchgängiges Motiv, es kehrt wieder z.B. Purg. 20, 10–15; Purg. 30, 40; Par. 27, 142–148.

105: »Zwischen Filz (feltro) und Filz (feltro)«: Vielleicht eine Anspielung auf das Land zwischen Feltre am Piave und Montefeltro in der Romagna. Ist der Herrscher dieses Gebiets, Cangrande, der »große Hund« von Verona gemeint? Als Beauftragter eines neuen Kaisers?

Feltro, Filz könnte auch ein Wort sein für die dichte, kompakte Materie der Himmelsschalen. Dann würde es bedeuten: Bei einer günstigen Konstellation der Sterne kommt der ethisch-politische Erneuerer. Die Diskussion ist nicht abgeschlossen. Feltro könnte auch die Filzkappe bedeuten, vielleicht die der Zwillingssöhne Jupiters, Castor und Pollux, so schon in Richard Lansing, The Dante Encyclopedia, New York 2000, S. 374, dazu K 20–21, ferner ED 2, 833–835 a; C30 zu 105 und 39 und Inglese 47.

10   Der Eingang zum Purgatorium.

11   Pietate in Vers 5 heißt: Angst, dazu Rohlfs Band 2, 342 b und Inglese 52.

12   Vers 7: O Muse, o alto ingegno, or m’aiutate. – ingegno ist nicht Dantes eigene Begabung, sondern der ›hohe Geist‹, ein anderes Wort für die Musen, die Dante als selbständige Geistwesen denkt, in der Art der kosmologischen Intelligenzen, ähnlich wie Fortuna.

13   Ich übersetze den Text nach Inglese 53.

14   Dante, einsam nachdenkend in der Nacht, legt Vergil seine Zweifel vor, ob er der Jenseitsreise würdig sei. Die berühmten anderen Fälle einer Jenseitswanderung können seine Bedenken nicht zerstreuen; ihre Lage war anders. – Dante erwähnt nicht die volkstümlichen Legenden, sondern den bei Vergil, Aen. 6, beschriebenen Abstieg des Aeneas, des Vaters von Silvius, in die Unterwelt, bei dem ihm seine Sendung zur Gründung Roms erklärt wird, und die Entrückung des Apostels Paulus (das »Gefäß der Erwählung«, nach Apg. 9, 15) in den dritten Himmel (2 Kor. 12, 2–4). – Dante spielt auf die legendäre Schenkung Konstantins an. Dort war geregelt, daß der Papst die kaiserlichen Gewänder tragen darf. Dazu gehören rote Stiefel aus Kalbsleder, wie sie Papst Benedikt XVI. noch trägt.

15   Boccaccio interpretierte Vers 57, in sua favella, als florentinischen Dialekt. Dagegen argumentlos C57 zu 57, als dürfe ein Himmelswesen nicht Dialekt sprechen.

16   Vers 61: amico mio, e non de la ventura, übersetze ich: »kein Freund der Fortuna«, im Blick auf die bei C57 und Inglese 55 belegten Texte.

17   Beatrice, hier als mächtige himmlische Erscheinung der Geliebten, hat für Dante den Weg vom Himmel zur Hölle gemacht, um Vergil zu bewegen.

18   Von diesem Lob im Himmel hat Vergil nichts; er bleibt im Inferno. Liebenswürdige Inkonsequenz der Himmelsbewohnerin, die es – neben anderem – ausschließt, Beatrice mit der Theologie zu identifizieren, was manche Ausleger getan haben.

19   Daß Marias Mitleid die göttlichen Beschlüsse bricht, ist eine schöne, theologisch kaum korrekte Vorstellung Dantes, die er in Par. 20, 94 dahin abmildert, daß die göttliche Gerechtigkeit besiegt werden will. Ganz gegen die harte Rechtsmetaphysik, die Hugo Friedrich 1942 bei Dante zu finden glaubte. Die Szene ist in Sprache und Inhalt eine Transformation der Liebeskonzeption des Dolce Stil Novo, z.B. daß Maria gentile heißt, daß Beatrice als ›Herrin‹ befiehlt, die Stilhöhe, in der Vergil unterwürfig-rhetorisch antwortet, und daß mehrere Damen um Dante bemüht sind, der ihr fedele ist.

20   Vielleicht Anspielung an den Jordan, der in kein Meer mündet. Aber sollen wir uns Dante am Jordan vorstellen? Dazu Inglese 58. Das Textproblem von Vers 108 verschwindet nicht, wenn wir mit Sanguineti 14 und Inglese 58 onde lesen, wo Petrocchi ove schrieb.

21   Wuchtiger Prolog am Höllentor. Eindrucksvoll durch die gleichen Satzanfänge der ersten drei Verse. – Dante mildert kaum das Erschrecken, indem er die Hölle das Werk nicht nur der Allmacht, sondern der höchsten Weisheit und Liebe nennt, also der Trinität.

Die Hölle gehört zum ersten Schöpfungsplan; sie ist ewig in dem Sinn, daß sie nach ihrer Erschaffung immer dauern wird. Vor ihr wurde nur Immerdauerndes erschaffen: Die Engel, die Sternschalen und die Urmaterie, materia prima. So lehrten die Scholastiker seit Petrus Lombardus. Zur Lehre von den quatuor coaeva in Sentenzenkommentaren vgl. Thomas von Aquino, in 2 sent. 12, 1, 5.

22   Das Gut des Intellekts: was der Intellekt als sein Gutes erkennt, die Glückseligkeit, aristotelische Lehre.

23   Vers 31 bietet Textprobleme: Ist es orror oder error, der den Kopf einschnürt? C 83 zu 31 wählt orror, L 11: Grausen; Naumann 20: von Grausen umwunden … Sanguineti 17 hat error, ebenso Inglese 63. Ich folge ihnen.

24   Dante/Vergil spricht über die Neutralen eher verächtlich als mitleidend, Sapegno bei C 84 zu 35. Sie sind keines Blickes wert.

25   Berühmt gewordene Formel in Vers 60: il gran rifiuto. Dante nennt keinen Namen. Mittelalterliche und neue Erklärer vermuten, er habe an Papst Coelestin V. gedacht, der, statt die Christenheit zu reformieren, sich nur um sein Seelenheil kümmerte und sich nach fünf Monaten zurückzog, was die Politik der Anjou begünstigte und den schlimmen Bonifaz VIII. an die Macht brachte. Dazu C 99 und Inglese 65.

26   Der Ausspruch Vergils in Vers 95/96 ist in Italien zum Sprichwort geworden, oft in ironischer Verwendung gegen den Übermut der Ämter: vuolsi così colà dove si puote

ciò che si vuole, e più non dimandare.

27   Das qualunque s’adagia in Vers 111 ist verschieden ausgelegt worden. Die meisten Erklärer verstehen es in dem Sinne von ›wer zögert‹ oder ›wer säumt‹, doch anders C 95 und Inglese 67 zur Stelle, denen ich folge.

28   In Vers 114 lese ich mit Inglese 68 rende, nicht mit Petrocchi und C 95 vede.

29   Wollen die Sünder ihre Bestrafung? Hat die göttliche Allmacht ihren Willen ganz ausgelöscht, wie Inglese 68 meint? Dann würde Gott das Beste, was er im Menschen erschaffen hat, vernichten, nämlich den freien Willen. Farinata im 10. canto beweist, daß Verdammte ihre Strafe für gleichgültig erklären können. In den Versen 103 bis 105 zeigen sie sich gar nicht willenlos. Sie sind nicht Marionetten der Weltregierung, sondern verfluchen Gott und die Welt. Sie protestieren gegen den Richtspruch Gottes. Nach Vers 26 hört Dante auch Wutausbrüche. Es geht in Vers 126 um Affekte (von Angst zu Begierde), nicht um den Willen. Würden sie ihres Willens beraubt, wären die Höllenbewohner keine Seelen mehr. Ferner: canto 3 handelt von den Unentschiedenen, die von ihrer Intelligenz und ihrem Willen keinen Gebrauch gemacht haben.

30   Dante betritt den ersten Kreis der Hölle, den sog. Limbus, den Kreis ohne Glück und ohne Qualen, aber in Gottesferne. Augustin hätte das nach 397 nie mehr zugelassen, während er 395 noch großzügiger zu ungetauften Kindern war. Das Konzil von Karthago 418 hat es ausdrücklich verworfen; die Vorstellung des Limbus, wenigstens für die ungetauften Kinder (längst nicht für alle guten Nicht-Christen), war eine mittelalterliche Korrektur an Augustin, die Petrus Lombardus ermöglichte, 2 Sent 33, 2, und die Thomas von Aquino, De malo 5, 1–5, fixierte. Die Zulassung edler Heiden, gar eines Muslims wie Saladin, war ein radikaler weiterer Schritt.

Dante dachte die Hölle als einen Krater, der an der Erdoberfläche breit ist und sich zum Erdmittelpunkt verengt. An steilen Wänden führen rundum Terrassen, ähnlich wie in einem Theater die Ränge, zwischen denen für Vergil und Dante der Übergang möglich, wenn auch schwierig ist. Siehe dazu die Zeichnung S. 8.

31   Die Vorstellung, Dante sei durch alle sieben Tore in die Burg gekommen, wirkt komisch, aber es überwiegt wohl die Idee, durch die sieben freien Künste betrete man die Burg der Weisheit. Von ihnen darf man keine auslassen.

32   Aristoteles, dessen Name nicht genannt wird, ist der Philosoph seit der Mitte des 13. Jahrhunderts. Dazu: Ferdinand van Steenberghen, Aristotle in the West, Louvain 21970; Kurt Flasch, Das philosophische Denken im Mittelalter, Stuttgart 22000.

33   Er hat im ersten Jahrhundert ein Pflanzenbuch verfaßt: De materia medica.

34   Vgl. Cesare Vasoli, s.v. ›Averroes‹ in ED 1, 473–481.

35   Vergil wiederholt die Wendung, die er gegenüber Charon gebraucht hatte, Inf. 3, 95–96.

36   In Vers 34 ist das Wort ruina nicht eindeutig, bezieht sich aber wohl auf eine geographische Situation, vergleichbar Inf. 12, 31, dazu Inglese 84.

37   Hier wird außerehelicher Geschlechtsverkehr bestraft, nicht Homosexualität, die in canto 15 drankommt.

38   Dante faßt die Nachrichten über Semiramis, Königin der Assyrer im 14. Jahrhundert vor Christus, zusammen, die er bei Orosius las. Sein Wortspiel libito fé lecito steht bei Orosius, Hist. 1, 4. – Semiramis war für mittelalterliche Autoren das Urbild der Wollust; sie soll ihren Sohn Ninos geheiratet und nach dessen Tod seine Nachfolge angetreten haben. Sie soll ein Gesetz erlassen haben, das den Inzest erlaubte.

39   Es ist Dido, die Königin von Karthago, die sich tötete, weil ihr geliebter Aeneas sie verließ, um seine höhere Mission, die Gründung Roms, zu erfüllen. Sie habe ihrem Gatten Sichaeus versprochen, ihm über seinen Tod hinaus Treue zu wahren, las Dante bei Vergil, Aen. 4, 552.

40   Francesca sagt, daß die Liebe sie nicht verläßt. Subjekt des Satzes ist nicht Paolo, sondern Amor.

41   Francesca deutet an, daß es ein Verwandter war, der die beiden ermordet hat und der darum in der tiefsten Hölle endet.

42   Francesca erklärt in drei Terzinen, die mit dem Wort Amor beginnen, ihr Konzept der Liebe: Amor regiert; er ist der eigentlich Handelnde. Er ergreift besonders die edlen Herzen; er bestimmt einen Menschen zur Liebe. Diese gilt der körperlichen Schönheit; sie erzeugt Wechselseitigkeit; sie dauert. Sie führt die Liebenden zum Tod.

43   Boccaccio erklärt Vers 120: dubbiosi desiri, heißt nicht, wie bei Stefan George zweifelhafte Begierden; Inglese 91 und C 161.

44   Lanzelot ist ein altfranzösischer Versroman aus dem Ende des 12. Jahrhunderts. Er erzählt vom Kreis um König Artus, dessen Frau, Ginevra, ihren Verehrer Lanzelot durch einen Kuß in leidenschaftliche Liebe versetzt.

45   Der dritte Kreis beherbergt Schlemmer und Säufer. Die Abfolge der Hauptsünden nach Gregor dem Großen, Moralia 31, 45, bestimmt die Abfolge der Gesänge: Wollust, Schlemmerei, Habgier, Trägheit (acedia), Zorn, Neid, Hochmut. Im Purgatorio besteht die umgekehrte Reihenfolge; die Reinigung beginnt mit dem Hochmut und erreicht zuletzt die Wollüstigen. Doch zur Reihenfolge der Laster und zur Gliederung der Höllenkreise vgl. Inf. 11 mit dem Verweis auf die Ethik des Aristoteles als Gliederungsprinzip. Dort auch die Zeichnung der Struktur der Hölle.

46   Cerberus bewacht bei Vergil, Aen. 6, 417–423, und bei Ovid, Met. 4, 450, den Orkus. Bei Dante wird er ein Zwischenwesen zwischen Mensch und Hund. Mit seinen drei Mäulern ist er besonders gefräßig und paßt zu den Gefräßigen. – Zur Übersetzung der Wendung in Vers 13 crudele e diversa: Inglese 95.

47   Zusammenfassend zu innerstädtischen Parteien: C 191 zu 65 und 66, L 19f.

Die Partei der Wilden, der Ungehobelten, la parte selvagia, Vers 65: der Leute, die vom Land kamen, die Cerchi, im Gegensatz zu den alteingesessenen Donati.

Der Tod des Buondelmonte war der Anlaß der Aufspaltung in Guelfen und Ghibellinen, Purg. 28, 106–108 und Par. 16, 136–141. »Es wird Blut fließen«: Am 1. Mai 1300 kam es auf dem Platz Santa Trinità zu Straßenkämpfen zwischen den Cerchi und den Donati. Ricoverino di Cerchi wurde verwundet. Das führte zur Aufteilung der Guelfen in Schwarze und Weiße. Die Weißen (bianchi): die vom Land gekommen waren, die Cerchi, mehr Kaufleute; die Schwarzen (neri) waren eher agrarischer Adel, die Partei der Donati.

48   Hier als Prophezeiung ex eventu zu lesen. Dante hat sie niedergeschrieben, nachdem das Ereignis eingetreten war: Die Weißen vertrieben im Juni 1301 die Schwarzen, also die eher adlige Partei der Donati. Dante gehörte zu den Bianchi, kritisiert aber deren Exzeß.

49   Dante hat wohl an Bonifaz VIII. gedacht, der 1301 Karl von Valois nach Florenz geschickt hat, angeblich als Vermittler, aber in Wirklichkeit zur Unterstützung der Neri, die bald darauf die Bianchi verjagten. Diese Tatsache hat über das Leben Dantes entschieden; im canto mit Brunetto Latini, Inf. 15, 14–96, kommt er darauf zurück.

50   Man erkennt die drei Bestien des ersten canto, mit leichter Variation: Hochmut, Neid, Habgier.

51   Die aristotelische Philosophie. Je vollkommener ein Wesen ist, um so empfindlicher ist es für Freude und Schmerz. Die mit dem Leib wieder vereinigte Seele ist vollkommener als die leiblose, ›getrennte‹ und daher fähiger zu Freude und Schmerz. So Thomas von Aquino, Sth 1–2, 4, 5, aber auch schon Alexander von Hales und Bonaventura.

52   »Der große Feind«: ein Titel Satans. Hier auf Pluto angewandt, den Reichtum, auch den Gott der Unterwelt. Im nächsten canto geht es um Geiz und Verschwendung.

53   Plutos, Pluton, identifiziert mit lateinisch Plutus, Pluto: Gott zunächst der reichen Ernte, dann des Reichtums. In unverständlicher Sprache ruft er wohl Satan zu Hilfe, um Dante den Weg zu versperren.

54   Die Gewinnsucht erzeugt Konflikte: Die Menschen vollführen gegeneinander die ridda, einen Rundtanz, bei dem Menschen aufeinanderprallen.

55   Im vierten Kreis machen Geizige und Verschwender sich gegenseitig die entgegengesetzten Vorwürfe.

56   Sternensphären werden von Intelligenzen bewegt. Dante faßt Fortuna als Person in der Art der Intelligenzen. Zur Geschichte des Problems seit Boethius vgl. C 228–234 zu 97, die zu dem Ergebnis kommt, diese Theorie sei nicht thomistisch: si discosta dal comune insegnamento degli scolastici.

57   Dante nimmt schon hier, am Ende des 7. canto, den Übergang zum achten, dem der Zornigen, voraus. Von Vers 117 an geht es nicht mehr um Zorn, sondern um die dem Zorn entgegengesetzte Nicht-Aktivität, um das Hauptlaster der geistigen Trägheit, acedia.

58   Phlegyas: In der griechischen Mythologie der Vater der Koronis, die, durch Apollo verführt, Mutter des Asklepios wurde. Zornig über die Entführung seiner Tochter, zündete er in Delphi den Tempel an, der damals noch aus Holz war. Bei Vergil leidet er in der Unterwelt ewigen Hunger, Aen. 6, 618–619. Dante folgt der Assoziation von Feuer und Zorn und macht aus Phlegyas den Inbegriff des Zorns. Er ist wie Charon und Pluto Wächter der Unterwelt; er wirft die Zornigen in den Styx.

59   Weder Vergil noch Dante, der Wanderer, nannten den Namen des Philippo Argenti, der, wie Boccaccio berichtet, so hieß, weil er aus Anmassung sein Pferd mit Silber beschlagen ließ, vgl. Dec. 9, 8. Er gehörte zur adligen Familie der Adimari und zu den Schwarzen, offenbar ein persönlicher Gegner Dantes. – Er ist die letzte Figur in Dantes oberer Hölle, dann kommt die Mauer, die die untere Hölle, die Satansstadt, umschließt.

60   Dis ist der bei Vergil, besonders Aen. 6, 127, übliche Name des antiken Unterweltgottes Dis, im Genitiv: Ditis, den die Römer mit dem Pluto der Griechen gleichsetzten. Für Dante ist Dis ein anderes Wort für Satan. Stadt des Dis bedeutet also: Satansstadt.

61   Dantes Beitrag zum Thema: Der lateinische Westen und der Islam. Die Moscheen sind Stätten der Dämonen, nicht der Verehrung Gottes, erklärt dazu Boccaccio. Näheres in canto 28.

62   Das Höllentor, das Christus durch seinen Abstieg geöffnet hat.

63   Der Satz ist schwierig. Zum Verständnis: Inglese 119.

64   Erichtho, die thessalische Magierin, hat nach Lukan, Phars. 6, 507–827 die Seele eines Toten in seinen Leib zurückversetzt, weil er weissagen sollte. Auch die Sibylle, die Aeneas führte, kannte den Weg schon, Vergil, Aen. 6, 565.

65   Medusa, deren Anblick versteinerte, kannte Dante aus Ovid, Met. 4, 779–781. Christliche Über-Interpretation bei C 281 zu 52. – Theseus war in der Unterwelt, um Persephone zu rauben. Vgl. C 296–297 und ED 3, 883–884.

66   Aufforderung zu allegorischer Deutung, wie nur noch Purg. 8, 19–21. Dante selbst nimmt keine Deutung vor; fromme Leser sehen eine Warnung vor Ketzerei. Andere Deutung der Einzelheiten bei Inglese 123.

67   Nach der Aen. 6, 392–396 hat Herkules den Cerberus gekettet und aus dem Tor der Unterwelt herausgeschleppt, weil er sich seinem Eintritt entgegengestellt hatte. Durch die Reibung der Kette hatte er an Kinn und Hals sein Fell verloren.

68   Im Tal Josaphat soll nach Joel 3,2 und Matth. 25, 1 das Jüngste Gericht stattfinden.

69   Epikur als Leugner der Seelenunsterblichkeit, im Conv. 4, 6, 11–12 noch nicht als Häretiker betrachtet, Dante bekannt durch Cicero, De finibus, vgl. auch Conv. 2, 8,8. Vgl. Giorgio Stabile, s.v. ›Epicurei‹ in der ED 2 697–701 und Inglese 128–129. Vgl. Dec. 6, 9. Dazu Kurt Flasch, Attributiver Atheismus, in: Friedrich Niewöhner (Hg.), Atheismus im Mittelalter und in der Renaissance, Wiesbaden 1999.

70   Dante hat den Wunsch, Farinata hier zu sehen, nicht ausgesprochen.

71   Farinata degli Uberti war der Anführer der Ghibellinen. 1248 vertrieb er die Guelfen und wurde, als diese zurückkehrten, 1258 selbst verbannt. Er besiegte, von Siena kommend, 1260 die Florentiner bei Montaperti an der Arbia, sprach aber im Rat gegen die Zerstörung der Stadt. Er starb vor der Schlacht bei Benevent 1266, nach der die Ghibellinen heimkehrten.

72   Die Alighieri gehörten zu den Guelfen, waren also Feinde des Farinata. Sie wurden zweimal vertrieben: 1248, als Friedrich II. die Ghibellinen unterstützte, und 1260, nach der Niederlage bei Montaperti. – Farinata redet, als habe er das alles allein gemacht.

73   Vielfach interpretierter Vers. Hinweis auf die intellektuelle Differenz zwischen Dante, der sich durch Vergil dem Jenseitsglauben näherführen ließ, und seinem averroistischen Freund Guido? Guido ist eine der wichtigsten verwandten Kontrastfiguren im Umkreis Dantes. Über ihn: Mario Marti in ED 1, 891–896; Giorgio Inglese, L’intelletto e l’amore. Studi sulla letteratura italiana del Due e Trecento, Mailand 2000, S. 3–56 und S. 199–226; ferner: Inglese 133; Gennaro Sasso, Dante, Guido e Francesca, Rom 2008.

74   Der Tote ist der Vater von Dantes Freund Guido Cavalcanti. Der Vater war Guelfe, er hatte, um politische Aussöhnung zu erreichen, die Tochter des Farinata geheiratet. Sein Sohn Guido, Philosoph und Dichter, war ein enger Freund Dantes, der ihm die Vita Nuova widmete und ihn dort seinen ersten Freund nannte; er hatte in der florentinischen Kultur in Dantes Jugend eine führende Rolle gespielt. Zeitlich nach Guido Guinizelli war er der wichtigste Dichter des Stil Nuovo, stand wie sein Vater im Verdacht, Epikureer zu sein, dazu Boccaccio, Dec. 6, 9. Dazu oben Anm. 71.

75   Ich folge in der Interpunktion Inglese 133, Sanguineti 54 und Petrocchi gegen C 318 zu 67–68.

76   Dante datiert die Jenseitsreise auf den April 1300. Farinata sagt ihm voraus, die Mondgöttin Proserpina, die in der Unterwelt herrscht, werde nicht fünfzigmal neu erscheinen, dann werde auch er wissen, wie schwer es ist, aus der Verbannung zurückzukommen. 50 Monate sind vier Jahre. Bis dahin waren die Versuche der Bianchi, zurückzukehren, alle gescheitert, und Dante brach mit ihnen im Juni 1304.

77   Volksversammlungen fanden in der Kirche statt.

78   Christlich-mittelalterliches Zeitverständnis: Viele Theologen nahmen an, es werde keine Zeit mehr geben nach dem Jüngsten Tag. Andere Betonung der Aufwertung der Zeit bei C 337 zu 13.

79   Vergil nutzt die Pause, um den Aufbau der Hölle und damit die Gliederung von Dantes Inferno philosophisch zu begründen.

80   Papst Anastasius II., 496–498, soll unter dem Einfluß des Diakons Photinus zu der Irrlehre geneigt haben, die in Christus nur eine Natur, nämlich die menschliche, behauptete. Er soll also Monophysit gewesen sein.

81   Vergil erklärt den Aufbau des unteren Teils der Hölle, der dem Wanderer jetzt bevorsteht. Zuerst kommt der siebte Kreis (cerchio) mit drei Ringen (gironi) oder Gräben (bolge), der achte mit zehn Ringen, der neunte mit vier. Der siebte Kreis ist in der unteren Hölle der erste, der achte Kreis der zweite, der neunte der dritte. Die Einteilung erfolgt nicht nach einzelnen Sünden, sondern nach ethischen Fehlhaltungen (Lastern), für deren Ordnung Vergil sich auf Aristoteles beruft. Auch der Einfluß von Ciceros De officiis ist nachweisbar. Dantes Hölle ist nach antik-philosophischen Prinzipien aufgebaut, mit geringen christlichen Korrekturen, z.B. für die Unterbringung der Ungetauften im Limbus und der Häretiker im sechsten Kreis.

82   Sodoma, nach Gen. 18–19 berüchtigt wegen der sexuellen Vergehen gegen die Natur, Cahors in Südfrankreich wegen des Wuchers.

83   Dante fragt nach dem Grund des Unterschieds der ersten fünf Höllenkreise zu denen von sechs bis neun, also der Satansstadt, città di Dite. – Die Seelen im Sumpf, das sind die Zornigen des 5. Kreises; die der Sturm jagt, das sind die Wollüstigen des 2. Kreises; die der Regen peitscht, das sind die Schlemmer des 3. Kreises. – Dantes Frage gibt Gelegenheit zu erklären, daß nicht alle ethischen Fehlhaltungen (Laster) gleich schwer sind.

84   Dante erörtert – beim Stand der florentinischen Geldwirtschaft verständlich – die Frage des Wuchers, also des Zinsnehmens, gesondert. Auch dafür beruft er sich auf die Philosophie, nicht auf die Bibel oder die Theologie.

85   »Ethik« und »Physik« sind hier Namen für Bücher des Aristoteles. – In der Physik 2, 2, 194 a lehrt Aristoteles, die Kunst – gemeint ist: Handwerk, Wissen und Kunst – ahme die Natur nach.

86   Anspielung auf Minotaurus.

87   Alcuna in Vers 9 lesen einige im Sinne von: nessuna, anders C 362 zu 9 und Inglese 147, denen ich zögernd folge mit »eine Art Weg«. Man kann sich vorstellen: Beim Bergsturz entstand ein Abhang von mäßiger Steilheit, so daß er zur Not zu begehen war.

88   Im Anschluß an Ovid, Met. 8, 155 heißt der Minotauros die »Schande von Kreta«. Er ist mehr Stier als Mensch. Er bewacht den Übergang zum 7. Höllenkreis, dem Kreis der Gewalttätigen. Er ist der Sohn der Frau des Königs Minos von Kreta, die sich von einem Stier begatten ließ. Der Künstler Dädalus baute ihr eine hölzerne Kuh, in die sie hineinkroch. Minos sperrte ihn ins Labyrinth und opferte ihm jährlich sieben Jungfrauen und sieben junge Männer. Theseus brachte ihn um und fand mit Hilfe eines Fadenknäuels, den ihm Ariadne, die Tochter des Minos, gegeben hatte, den Weg zurück.

89   Dante spielt auf Empedokles an, dem zufolge die Mischung der vier Elemente die Welt ordnet, während Liebe sie zum ursprünglichen Chaos zurückbringt. Aristoteles diskutiert das in der Physik 1, 4–5.

90   Aber doch nur in der Dichtung tun sie das, möchte man Dante zurufen. – Kentauren sind Mischwesen zwischen Pferd und Mensch, berüchtigt wegen ihrer Blutrünstigkeit, Ovid, Met. 12, 219. Dazu Inglese 151.

91   Ovid erzählt, Met. 9, 101–272: Nessus verliebte sich in Deianira, die Frau des Herkules. Er will mit ihr fliehen, trägt sie durch einen Fluß, aber ihn trifft ein vergifteter Pfeil des Herkules. Sterbend übergibt er ihr sein blutgetränktes Hemd und sagt ihr, wenn Herkules sich in eine andere Frau verliebe, dann solle sie ihm dieses Hemd geben und er werde zu ihr zurückkehren. Sie gibt Herkules das Hemd, aber das Gift aus dem Blut des Kentauren tötet Herkules. So hat er selbst seine Rache vollzogen.

92   Chiron ist wie bei Ovid und Statius groß und weise; er denkt vor sich hin, in sich versunken, gar nicht wild. Er ist den Kentauren übergeordnet und kommandiert sie vernünftig. Für einen Teufelsdiener zeigt er sich erstaunlich hilfsbereit.

93   Nach Ovid, Met. 12, 306–340, war er bei der Hochzeitsfeier des Königs betrunken und wollte voller Wut die Braut rauben.

94   Guido von Montfort rächte seinen Vater, der in der Schlacht gegen Heinrich III. von England gefallen war, indem er den jungen Heinrich von Cornwall während der Messe in der Kirche – Dante schreibt: in grembo di Dio – in Viterbo erstach.

95   Cecina im Norden, Corneto im Süden begrenzen die Maremmen, die wegen ihrer Wildheit berüchtigt waren.

96   Harpyen sind mythologische Ungeheuer, Raubvögel mit Frauenköpfen, nach Aen. 3, 209–258. – Nach der Aeneis haben die Harpyen den Trojanern auf den kleinen Inseln der Strophaden im ionischen Meer mit ihren Exkrementen den Aufenthalt unmöglich gemacht und ihnen Unheil in Italien geweissagt.

97   Der Kreis, cerchio, der Gewalttätigen ist in drei Ringe, gironi, eingeteilt. Im ersten büßen die, die Gewalt gegen die Nächsten ausgeübt haben, canto 12, im zweiten die, die Gewalt gegen sich selbst gebraucht haben. Canto 13 gilt der Selbstzerstörung in ihren verschiedenen Formen. Im dritten Ring fällt Feuerregen auf die Sandfläche, daher der Vorverweis auf den »grauenvollen Sand« von canto 14.

98   Vergil erinnert an seine eigene Dichtung, an die Episode Aen. 3, 22–33. Gut dazu L 36–37.

99   Es spricht Pietro delle Vigne, der berühmte Kanzler des Kaisers Friedrich II., der nach 1248 in Ungnade fiel. Dazu C 419–420.

100   Bei den beiden Männern handelt es sich um reiche Sienesen, die in der Schlacht, hier ironisch »Turnier« genannt, den Tod suchten, weil sie die drohende Armut fürchteten, denn sie waren berühmte Verschwender. Verschwendung des Vermögens wird im Inferno bestraft wie eine Art der Aggression gegen sich selbst. Wer sein Vermögen zerrissen hat, wird in Fetzen gerissen. – Die Schlacht bei Pieve al Toppo (1278) fand statt zwischen Aretinern und Sienesen. – Der Busch, in dem Lano sich versteckt, ist ein Florentiner.

101   Anspielung auf eine Legende vom Ursprung von Florenz: Ihr Stadtherr sei in der Antike der Kriegsgott Mars gewesen, den die Stadt zugunsten Johannes’ des Täufers verstoßen habe. Eine aus dem Arno geborgene Marsstatue soll am Ponte Vecchio aufgestellt gewesen sein.

102   Der Florentiner sieht in der kaum kenntlichen Marsstatue noch einen Schutz vor weiterer Kriegszerstörung. – Florenz als Stadt des Mars, in der ein Bürger sich erhängt wie Judas, im eigenen Haus.

103   Cato führte das geschlagene Heer des Pompeius durch die Libysche Wüste. Dante las das bei Lukan, Phars. 9, 382.

104   Dante spricht von der Rache Gottes. Das sollten Kommentatoren nicht abschwächen. Auch nicht seine Verurteilung der Homosexualität. Zur Rache: ED 5, 914–915, s.v. ›vendetta‹, und K 212.

105   Die mit dem Bauch nach oben liegen, sind Gotteslästerer; die zusammengesunken sind, sind Wucherer, die ständig gehen müssen, sind »Sodomiten«, also Homosexuelle. Diese waren in Florenz am zahlreichsten.

106   Den Bericht über Alexander in den Tropen las Dante bei Albert, Meteorologie 1, 4, 8. Der Alberttext liegt zugrunde auch Inf. 12, 4–6, dazu C 362 zu 4–6 und Inglese 431 zu 31–33.

107   In Vers 48 bestätigen Sanguineti 73 und Inglese 170 gegen Petrocchi, der marturi liest, das maturi, das C 434 zu 48 bevorzugt. Ich folge ihnen.

108   Heiße Schwefelquelle bei Viterbo, deren Wasser die Prostituierten in ihre Wannen aufteilten.

109   Um das Besondere des Baches zu erklären, erzählt Vergil nach Aen. 8, 324–332 und Ovid, Met. 1, 89–162, den Mythos vom Goldenen Zeitalter, in dem Saturn herrschte. Ihm folgte das silberne, dann das kupferne, zuletzt, bei uns, das eiserne. Diese Deutung der Weltgeschichte verband Dante mit der Deutung, die Daniel dem Traum des Nebukadnezar gab, in dem eine hohe Figur vorkam, die aus verschiedenen Stoffen bestand. Vgl. Inglese 173–174.

110   Rhea, auch Kybele genannt, war die Frau des Saturn. Dieser fraß seine neugeborenen Söhne, weil eine Weissagung ihm angekündigt hatte, seine Söhne würden ihn einst entmachten. Um ihr Kind Jupiter zu retten, verbarg Rhea ihn in einer Höhle im Ida. Wenn das Kind weinte, ließ sie die Korybanten Geschrei machen, Aen. 3, 111–113 und Georgica 4, 150–152.

111   Die Statue im Berg Ida verbindet in sich zwei verschiedene Zurechtlegungen des Geschichtsverlaufs. Einerseits die Deutung des Traums des Königs Nebukadnezar durch Daniel (Dan. 2, 31–33), andererseits die Lehre Ovids vom Absteigen der Zeitalter von Gold über Silber und Bronze zum Eisen. Aber Dante benutzt beide Bilder nicht zur Geschichtsbetrachtung.

112   Phlegethon ist der ›Feuerfluß‹, hier der kochende Blutstrom. Lethe fließt im irdischen Paradies.

113   Brunetto Latini, † 1294, übersetzte die Nikomachische Ethik des Aristoteles und den Orator Ciceros; Notar, Politiker, als Guelfe verbannt, ging er nach Frankreich und verfaßte französisch seine Enzyklopädie, den Tesoro. Mentor des jungen Dante, unvergessener väterlicher Freund.

114   Brunetto hatte wohl Dantes Horoskop gestellt. – Er hatte Cicero übersetzt und hatte seine Arbeit als Dienst an der ethisch-politischen Erneuerung aufgefaßt. Er hatte damit die Konzeption der Commedia angeregt. Dies dankt ihm Dante.

115   Die Schwarzen haßten Dante, und von den Weißen hat er sich getrennt. Er steht zwischen beiden Parteien, beide werden ihm gefährlich. Brunetto rät, er soll sich von beiden fernhalten, in Verona bleiben. Er benutzt die Legende vom Ursprung der Stadt Florenz: Als Caesar Fiesole zerstörte, seien dessen Bewohner nach Florenz gekommen und hätten den römischen Charakter verdorben.

116   Vers 85, Inglese 182: come l’om s’etterna. Es ist an die Verewigung in Werken und Nachruhm zu denken, vor allem aber mit Aristoteles und Albert daran, daß die intellektuelle Beschäftigung mit bleibenden Einsichten den Menschen ins Zeitlose versetzt.

117   Dante hat schon die Voraussagen seines künftigen Exils von Ciacco und Farinata gehört.

118   Stoischer Schicksalstrotz wie bei Vergil, der ihn gleich darauf bestätigt – es ist das einzige Wort, das er in diesem canto spricht. – Der Bauer soll seinen Boden bearbeiten, vielleicht will Fortuna, daß er einen Schatz findet.

119   Priscian, Name des berühmten Grammatikers des 6. Jahrhunderts; Francesco d’Accorso war ein angesehener florentiner Jurist, der auch als Professor in Oxford lehrte.

120   Gemeint ist der Erzbischof von Florenz, Andrea dei Mozzi, den Bonifaz VIII., hier ironisch »Knecht der Knechte« genannt, nach Vicenza versetzte, wo er 1296 starb. – Die Zeilen 110 bis 114 sind von extremem Sarkasmus. Sexuelle Anspielung in Vers 114: li mal potesi nervi.

121   Der Tesoro ist das Hauptwerk von Dantes Lehrer Brunetto, eine Enzyklopädie, in französischer Sprache geschrieben. Eine schöne französische Ausgabe des Tesoro mit italienischer Übersetzung ist diejenige von Pietro G. Beltrami et al., Turin 2007.

122   Guido war florentinischer Adliger, Führer der Guelfen, bedeutender Heerführer.

123   Heerführer, der davor gewarnt hatte, die Schlacht bei Montaperti, 1256, gegen die Sienesen zu eröffnen, die verlorenging.

124   Iacopo schiebt die Schuld auf seine Frau dafür, daß er sich der Knabenliebe zugewandt hat.

125   Dante erklärt im folgenden die Höllenlandschaft nach geographischen Lagen, die er kennt: Der achte Kreis liegt viel tiefer als der siebte, und der Phlegethon stürzt mit dem Getöse nieder, das wir vom Wasserfall des Montone kennen. Der Montone fließt nicht, wie alle anderen Wasser der Nordseite des Apennins, in den Po, der am Monteviso entspringt, sondern hat seine eigene Mündung bei Ravenna. Er heißt zunächst Acquacheta, aber etwa von Forlì an heißt er Montone. Er bildet einen Wasserfall oberhalb der Abtei von San Benedetto.

126   Hier, in Vers 127, bezeichnet Dante zum ersten Mal sein Werk als comedia. Inf. 21, 2 wiederholt diese Selbsteinordnung in eine Gattung, die mit Schlimmem beginnt und mit Glücklichem endet. Vgl. Inglese 194.

127   Geryon ist ein Unwesen der antiken Mythologie, das aus drei Körpern besteht: Mensch, Löwe, Schlange.

128   Gescheite Verteidigung des Vaterlands gegen den Vorwurf der Gefräßigkeit bei K 254–255.

129   Wir sind noch im 7. Kreis, in dem der Gewalttäter, genauer bei den Wucherern, die Gewalt üben gegen die Natur, die Tochter Gottes, und gegen die Kunst, die Enkelin Gottes. Dante erkennt keine einzelne Person; der Wucher macht sie alle gleich, aber er sieht, daß sie einen Geldbeutel mit dem Familienwappen um den Hals tragen. Er identifiziert die großen Bankiersfamilien von Florenz und von Padua, die Gianfigliazzi, die Obriachi und die Paduaner Scrovegni, deren Wappentier die Sau, scrofa, ist und deren Kapelle Giotto ausgemalt hat. – Das Wappen mit den drei Ziegenböcken gehört der Familie der Becchi, deren Vertreter Dante ironisch als »hochedlen Ritter« bezeichnet.

130   Infomativ zu den Wucherern: K 258–259.

131   Das Wort Malebolge hat Dante gebildet; bolge (im Singular: bolgia), sind Taschen oder Säcke, Vertiefungen, denn der Höllenkreis besteht aus zehn in den Stein gehauenen Gräben oder Rängen. Male bedeutet: für die Bösen, die malvagi. Zur Wortgeschichte und Übersetzungsmöglichkeiten vgl. K 266–267.

132   Venedico war ein mächtiger Mann in Bologna, der den Plan der Este unterstützte, sich Bolognas zu bemächtigen. Er soll deswegen seine Schwester an einen Este verkuppelt haben.

133   Die Flüsse Savena und Reno liegen im Osten und Westen von Bologna. In Bologna sagte man statt si das Wort sipa. – Es sind also in der Hölle mehr Leute aus Bologna als oben in der Welt, und zwar, weil sie so habgierig sind.

134   Sie bleiben im selben Höllenkreis, verlassen aber die Zone der ruffiani, der Kuppler, sie kommen jetzt zu den Verführern, seduttori. Auch diese betrügen die Frauen, aber nicht zugunsten eines Dritten, sondern für sich selbst.

135   Die beiden Dichter befanden sich auf der schmalen Felsbrücke über den ersten Graben, dort, wo sie sich mit dem Damm kreuzt, der zwischen dem ersten und dem zweiten Graben verläuft. Dieser setzt sich fort zu einer zweiten Brücke, die den zweiten Graben überspannt. Die Wanderer stehen am Anfang dieser zweiten Brücke, sehen von hier herunter in den zweiten Graben, in dem die Schmeichler büßen, und gehen dann auf den höchsten Punkt dieser Brücke, um besser sehen zu können.

136   Die Apostelgeschichte 8, 9–20, erzählt, daß Simon, der Magier, den Aposteln die Fähigkeit, den Heiligen Geist zu verleihen, abkaufen wollte. ›Simonie‹ wurde ein Wort für den Kauf geistlicher Ämter oder den Verkauf geistlicher Gnaden.

137   Das Baptisterium von Florenz, San Giovanni, besaß ein Taufbecken, an dessen Rand Vertiefungen für die Taufenden eingelassen waren. – Als einmal ein Kind hineingefallen war, rettete Dante es und zerschlug dabei die Wandung. Dies wurde ihm vorgeworfen; die nächsten Zeilen – ein auffälliger autobiographischer Einschub – sollen die Debatten darüber beenden.

138   Lo perfido assessin, der gedungene Mörder, der gegen Geld im Auftrag mordet. Die vorgesehene Strafe war, daß er kopfüber in eine Grube versenkt und dann lebendig begraben wurde.

139   Der Sünder, der kopfüber im Loch steckt, ist Papst Nikolaus III., der in einem Buch der Weissagungen gelesen hat, Papst Bonifaz VIII. werde 1303 sterben (was zutraf; er ist am 11. Oktober 1303 gestorben), wir sind aber hier im Jahr 1300. Nikolaus hält Dante fälschlich für den nächsten Papst; er erwartet Bonifaz VIII. in der Hölle, weil er weiß, daß Bonifaz seinen Vorgänger Coelestin V. durch Betrug dazu gebracht hat, auf sein Papstamt zu verzichten, und weil Bonifaz die Kirche, die »schöne Frau«, durch Habgier geschändet hat.

140   Papst Nikolaus stammte aus dem Haus der Orsini, orso ist der Bär. Er betrieb Familienpolitik, d.h. er förderte die jungen Bären. Er hatte sich so bereichert, daß er Politik gegen Karl I. von Anjou, den König von Sizilien, treiben konnte. – Er sagt voraus, daß nicht nur sein Nachfolger Bonifaz, sondern auch dessen Nachfolger Clemens V. (1305–1314) in die Hölle kommen wird. – In den folgenden Zeilen erklärt er die Art der Unterbringung der simonistischen Väter der Christenheit.

141   86–87: fu molle suo re, così fia lui. Jason – das ist die griechische Form für Josua – bestach Antiochos IV., bekam so sein Amt (Makk. 4, 7–26) und führte fremde Gebräuche ein; so wird Clemens V. (1305 bis 1314) Philipp dem Schönen Geld geben für die Unterstützung seiner Wahl zum Papst und wird Geld bekommen für seine Gefügigkeit gegenüber Philipp. Er wird der Aufhebung des Templerordens zustimmen und 1309 die Kurie nach Avignon verlegen. Dazu Inglese 221–222.

142   Papstkritische Deutung der Stelle aus der Apokalypse 17, 15. Dante sieht die Papstkirche als die große Hure. Solange der Papst als Gatte der Kirche noch nicht durch Macht- und Geldgier korrumpiert war, besaß diese Kirche die sieben Gaben des Heiligen Geistes (die sieben Tugenden? Die sieben Sakramente?) und hielt sich an die zehn Gebote.

143   Dante verurteilt die Konstantinische Schenkung; er sah sie als historisches Faktum an, hielt sie aber für illegitim und für einen großen Schaden. Ähnlich Purg. 32, 124–126 und Par. 20, 55–60.

144   Dante unterscheidet hier den einzelnen Gesang (canto) von den drei großen Teilen der Commedia. Das Inferno nennt er prima canzon. Heute ist der Ausdruck cantica üblich geworden für Inferno, Purgatorio und Paradiso. Dante selbst hat ihn gebraucht: Purg. 33, 140.

145   Magier setzen voraus, man könne das göttliche Urteil noch ändern. – Auf den tiefsten Stufen des Inferno ist Mitleid nicht am Platz. Auf den oberen Rängen hat Vergil es nicht getadelt: Dante, der Wanderer, hatte Mitleid mit Francesca (5, 72), mit Pietro delle Vigne (13, 84), mit Brunetto (15, 82) und mit den drei Florentinern (16, 529). Wichtige Richtigstellung bei Inglese 227.

146   Zu den Weissagern gehören auch Astrologen. – Amphiaraos war einer der sieben Könige bei der Belagerung von Theben. Er konnte, nach Statius, Theb. 7, 690–893, in die Zukunft blicken, versuchte dem vorausgesehenen Tod zu entgehen und stürzte vor dem feindlichen Heer in voller Montur in ein Erdloch. Es bekommt dem Menschen nicht, die Zukunft zu wissen.

147   Der Seher Teiresias schlug einmal, nach Ovid, Met. 3, 324, zwei kopulierende Schlangen mit seinem Zauberstab und wurde dadurch zur Frau. Erst als er sieben Jahre später noch einmal dasselbe tat, wurde er wieder zum Mann.

148   Arruns war ein berühmter etruskischer Weissager. Nach Lukan, Phars. 1, 584–587, wurde er zur Zeit des Kampfes zwischen Caesar und Pompeius nach Rom geholt und sagte den Sieg Caesars voraus. – Dante verschont ihn mit Tadel, den einsamen Zukunftsdeuter zwischen weißem Marmor.

149   Manto war die Tochter des Teiresias, Aen. 10, 198–200, und Statius, Theb. 4, 463–466 und 7, 758–759. Nach dem Tod ihres Vaters und als in Theben – der Stadt des Bacchus – der Tyrann Kreon herrschte, irrte sie lange umher, bis sie sich in Italien niederließ, dort, wo später Mantua entstand, die Heimatstadt Vergils. – Ein unaufgelöster Widerspruch: Hier trifft Dante Manto tief in der Hölle, aber in Purg. 22, 113 erklärt Statius, sie sei im Limbus.

150   Lago Benaco, der Gardasee.

151   Umstrittene Verse 64–66: Sanguineti 105 und Inglese 230, mit Hinweisen auf die Manuskripte, lesen: Apennino. Konnte dieser Name zur Zeit Dantes alle Hochgebirge bezeichnen? Also: Apennino = Pennino, »Bergland«? Dagegen Inglese 231. Vgl. C 608 und 619. Ich lasse die Frage offen.

152   Die Stadt nahm ab an Bevölkerung, weil der Stadtherr Graf Casalodi (Casaloldo) sich von Graf Pinamonte überreden ließ, viele adlige Familien zu vertreiben. Er herrschte dann in der so geschwächten Stadt als Tyrann.

153   Es gab andere Legenden, bei Vergil selbst, Aen. 10, 198. – Wir sind in dem Graben der Wahrsager und Magier, Vergil selbst galt als Wahrsager. Dante muß Vergil und Mantua absetzen gegen Manto.

154   Die Männer waren im Krieg gegen Troja.

155   Aen. 2, 114. Die Aeneis heißt Tragödie, weil im hohen Stil geschrieben, Dante nennt sein Gedicht im Gegensatz dazu comedia.

156   Michael Scotus, berühmter Gelehrter, Übersetzer, Magier am Hof Friedrichs II. Bedeutender Astronom und Astrologe, der aufgrund des Horoskops politische und militärische Ratschläge gab.

157   Guido Bonatti war ein berühmter Astrologe; Asdente, der Schuster aus Parma, betrieb statt seines Handwerks die Wahrsagerei.

158   Nach dem Volksglauben war der »Mann im Mond« der Brudermörder Kain, der zur Strafe ein Bündel Dornen tragen mußte. – Vergil macht eine genaue Zeitangabe; es ist gegen sechs Uhr am Morgen.

159   Anspielung auf canto 1: Offenbar erleuchtete der Mond den Wald, in dem Dante verirrt war.

160   Zita, die zweite Stadtheilige von Lucca. – Ein anziano von Lucca, ein Ältester, ist ein hoher Beamter, eine Art Minister oder Senator.

161   Wir sind im Kreis der barattieri, der Korrupten in öffentlichen Ämtern. Sie nehmen Geld für das, was sie ohnehin tun sollen. Dante sah Lucca als die Stadt mit den korrupten Amtsträgern an – wie er Bologna für die Stadt der Kuppler hielt. Der Schlimmste von ihnen war Bonturo, den er in ironischer Art erwähnt. – Lucca liegt am Serchio; das Heilige Antlitz ist ein altes, byzantinisches Christusbild, das in der Kirche San Martino verehrt wird. Hier in der Hölle nutzt es nichts, sich um Hilfe an es zu wenden.

162   Dante hat an der Belagerung der pisanischen Festung von Caprona, die in der Hand der Ghibellinen war, im August 1289 teilgenommen. Die abziehenden Soldaten hatten wie Dante in der Hölle Angst, die Abmachung würde nicht eingehalten.

163   Dante gibt den Teufeln Namen; Malacoda, was ungefähr ›böser Schwanz‹ heißt, Scarmiglione, von scarmigliare (zerzausen), also etwa: Streithahn; Zauser schreibt L 60. Schöne weitere Beispiele bringt K 321 und 323.

164   Der Teufel kennt sich aus in der Geschichte. Die Brücke ist demnach eingestürzt bei dem Erdbeben, das dem Tod Jesu folgte. Als Jesu Sterbestunde galt Freitag vor Ostern des Jahres 34. Daraus läßt sich das Datum von Dantes Höllenbesuch errechnen: Karsamstag des Jahres 1300, sieben Uhr am Morgen.

165   Wir sind bei den Betrügern, denen Unschuldige auf den Leim gehen. Deswegen stecken sie im siedenden Pech wie im Leim.

166   Der Teufel lügt. Es gibt diesen Steg nicht, wie sich herausstellen wird.

167   Weil sie dann das heiße Pech verlassen und den Krallen der Teufel ausgesetzt sind. Unten ist es immer noch angenehmer als draußen, wo die Teufel zusätzlich quälen.

168   Alichin schlägt vor, die höchste Stelle des Damms zu verlassen, ein wenig abzusteigen in Richtung des sechsten Ringes. Dann bildet das Ufer selbst ein Hindernis, daß die Verdammten sie sehen.

169   Dante ist besorgt wegen des Streits zwischen Alichino und Calcabrina. In der Fabel des Äsop bittet eine Maus den Frosch, ihr über den Fluß zu helfen. Er bindet ihr Vorderbein an sein Hinterbein und schwimmt los. In der Mitte taucht der Frosch in die Tiefe, um die Maus zu ertränken, aber ein Sperber beobachtet das und frißt beide. Calabrina tat so wie der Frosch, als wolle er Alichino helfen, aber er wollte mit ihm raufen, beide fielen in das kochende Pech.

170   Dante bezieht sich auf die Nachricht, Friedrich II. habe bei Verbrechen gegen die Majestät den Verurteilten einen Mantel aus Blei anlegen und sie im Feuer töten lassen. Dazu Inglese 260.

171   Die beiden waren 1266 zu Bürgermeistern von Florenz gewählt, ließen aber zu, daß die Guelfen, die nach der Niederlage Manfreds bei Benevent heimgekehrt sind, die Ghibellinen vertrieben und ihre Häuser zerstörten. – Der Gardingo war ein alter Turm, nicht weit von der heutigen Piazza della Signoria, wo die zerstörten Häuser der Ghibellinen gestanden hatten. Dazu Inglese 262–263.

172   Wir sind im Graben der Heuchler. Dante sieht zuerst den Hohenpriester Kaiphas, der nach Joh. 11, 50 so redete, als müsse man, um das Volk vor Repressionen der Besatzungsmacht zu schonen, einen Menschen, nämlich Jesus, hinrichten. Sein Schwiegervater war Annas, dem nach Joh. 18, 13 der gefangene Jesus vorgeführt wurde.

173   Dante ist erschrocken über den Zorn Vergils. Er malt das Bild eines jungen Bauern, der die Schafe zur Weide führen will, aber den Reif am Wintermorgen für Schnee hält. Der Reif weicht schnell, weil die Sonne ihn auflöst. Der Bauer faßt Zuversicht, so weicht Dantes Furcht der Hoffnung, da er sieht, daß Vergils Gesicht sich aufheitert. – Die »Haare der Sonne«, antikes Bild für die Strahlen. – Die Schwester des Reifs – der Schnee, la neve – ist weiblich.

174   An dem Damm nach innen, zum Höllengrund hin, war der Abhang kürzer.

175   Vers 68: ad ire parea mosso, so C 715 und 728 und Inglese 271, denen ich folge, also nicht: ad ira, wie L 69 es versteht.

176   Dante zählt die Schlangennamen auf, die er bei Lukan, Phars. 9, 711 und 5, 712–720 gelesen hat. Zu den einzelnen Namen: Inglese 272.

177   Grünroter Edelstein, der als Talisman gegen Schlangenbiß wirken sollte.

178   Vanni Fucci war der uneheliche Sohn des Fuccio dei Lazzari. »Maultier« nimmt Bezug auf die uneheliche Geburt. Er hatte den Kirchenschatz der Jakobskapelle des Doms von Pistoia gestohlen, über ihn C 722 zu 125 und 728; Inglese 275.

179   Dante hätte ihn eher bei den Mördern vermutet als hier bei den Dieben.

180   Vanni Fucci gehörte in Pistoia zu den Schwarzen. Er wurde mit ihnen im Mai 1301 aus Pistoia vertrieben. 1302 wurden die Weißen und mit ihnen Dante aus Florenz verjagt. Die florentinischen Weißen flüchteten nach Pistoia, mußten aber nach einem Sieg der Schwarzen die Stadt verlassen. Vanni sagt Dante in dunkler Diktion dieses Schicksal voraus, das Dante nicht direkt betrifft, da er sich 1304 von den Weißen getrennt hat. – Das Tal der Magra ist die Lunigiana.

181   Die »Feige« – obszöner Gestus der Verachtung, der Daumen der rechten Hand durchgesteckt zwischen Zeige- und Mittelfinger der linken. Wieder ein Sünder in der Hölle, dessen Willen die Strafe nicht gebrochen hat.

182   Anspielung auf die Lage des Laokoon, nach Aen. 2, 217–219.

183   Der Stadt Pistoia sagte man in Florenz nach, sie sei gegründet worden von den zerstreuten Resten des Heeres des Catalina. – Der zweite rebellisch Stolze, den Dante getroffen hat, Inf. 14, 124–126, war Capanaeus.

184   Vergil, Aen. 8, 195–196: Herakles kam mit den erbeuteten Rindern des Geryon vorbei, ruhte am Aventin aus, und der in einer Höhle lebende Cakus, sagte man, habe einige Rinder weggenommen und habe sie am Schwanz rückwärts in seine Höhle gezogen, damit die Fußspuren ihn nicht verrieten. Cakus spürte höchstens zehn Schläge; dann war er tot.

185   Den Nabel.

186   Dante transformiert das klassische Thema der Metamorphose und meldet seinen Anspruch an, es besser zu behandeln als die antiken Dichter Lukan oder Ovid, Met. 4, 563–603. Die Umwandlung, von der er erzählt, reicht tiefer, ist außerordentlicher. – Sabellus gehörte zur geschlagenen Armee Catos, wurde in der libyschen Wüste von einer Schlange gebissen und löste sich in Rauch auf; Nassidius wurde zu einer gestaltlosen Masse. Bei Ovid, Met. 4, 563–603, und 5, 572–671, wird Kadmos, der Gründer Thebens, zu einer Schlange, die vom Flußgott Alpeios verfolgte Nymphe Arethusa wird zu einer Quelle in Syrakus.

187   Der Wechsel zwischen Vergangenheits- und Gegenwartsform stammt von Dante.

188   Der kleine Ort am Arno, Gaville, weint wegen der Schlange, die Mensch geworden ist. Dort wurde Francesco Cavalcanti erschlagen; seine Leute nahmen grausame Rache an dem Ort.

189   Canto 26 ist einer der wichtigen und umstrittenen Gesänge des Inferno. Zur Deutung vgl. Anm. 194 und 195 und meine Einladung, S. 20–30.

190   Die praktische Vernunft muß die theoretische Neugier zügeln. Dante deutet an, daß das bei ihm nicht immer der Fall ist oder war, Vers 21: ch’i non soglio. Präsens mit Bedeutung des Imperfekts.

191   Elias fuhr mit dem feurigen Wagen gen Himmel, 2. Buch der Könige 2, 11. Elisa konnte nur noch den Feuerschein sehen. Er wurde dann von Kindern wegen seiner Kahlköpfigkeit verspottet, darauf verfluchte er sie im Namen des Herrn, und schon kamen zwei Bären, die 42 Kinder zerrissen. Er rächte sich mit den Bären.

192   Die beiden Brüder Eteokles und Polyneikes haßten und töteten sich. Ihre Leichen wurden auf einem Scheiterhaufen verbrannt, aber noch der Rauch teilte sich; ihr Haß wirkte fort. Nach Lukan, Theb. 12, 429–432, und Phars. 1, 551–552.

193   Diomedes als Gefährte des Odysseus war Dante bekannt durch die Aen. 1, 469–473. Über ihn, den Sohn des Tydeus, vgl. Giorgio Padoan in ED 1, 459–460. Aus den beiden ersten Büchern der Aeneis konnte Dante eine Reihe von Details über Odysseus im Krieg um Troja erfahren.

194   Odysseus und Diomedes werden wegen dreier Vergehen bestraft: Erstens wegen des Betrugs mit dem hölzernen Pferd. Zweitens: Achill wurde von seiner Mutter unter den Mädchen verkleidet versteckt, Odysseus stöberte ihn mit einer List auf, Achill zog in den Kampf und fiel. Deidamia war von ihm schwanger und starb nach der Geburt eines Kindes aus Kummer. Drittens: Die beiden schlichen sich verkleidet in die Stadt Troja und stahlen die Holzskulptur der Schutzgöttin der Stadt, der Pallas Athene, das Palladion. Dies verurteilt Vergil, Aen. 2, 163–170, als ruchlos. Alle Strafgründe beziehen sich auf Troja.

195   Vers 125, folle volo wird oft übersetzt als ›verrückter Flug‹. Autoren, die Dante unterstellen, er verurteile die Ausfahrt des Odysseus, brauchen diese Auslegung. Hugo Friedrich übersetzte folle mit vermessen, um seine Verurteilung der Ausfahrt als die Dantes hinzustellen. Aber Dante gibt in den Versen 58 bis 63 für die Verurteilung zur Höllenstrafe andere Gründe an, und zwar gleich drei. Inglese 300 gibt Belege für folle im Sinne von: riskant, gewagt, gefährlich.

Zur Bewertung ist wesentlich: Es gab in der Zeit Dantes philosophische Positionen, die von einer lobenswerten Neugierde, commendabilis curiositas, sprachen. So Dietrich von Freiberg, De intelligentiis et motoribus caelorum 1, 1, ed. Loris Sturlese, Opera omnia, Band 2, Hamburg 1980, S. 353.

196   Mehrere antike Schriftsteller (Ovid, Orosius, Valerius Maximus) berichten, ein Künstler aus Athen habe für den Tyrannen Phalaris von Agrigent einen Stier aus Erz geformt, damit dieser darin seine Feinde brüllen hören könne, wenn er darunter Feuer machen ließ. Aber der Künstler wurde selbst das erste Opfer dieses Foltergeräts, das man den »sizilianischen Stier« nannte.

197   Nach Ravenna erwähnt Dante, der mit Guido da Montefeltro spricht, die Stadt Forlì, die lange, von 1281 bis 1283, von Guelfen und Franzosen im päpstlichen Auftrag belagert war. Guido hatte die Stadt verteidigt. Grüne Löwenpranken waren das Wappen der Ordelaffi, die jetzt, 1300, die Stadt beherrschten. Zu den historischen Einzelheiten vgl. Inglese 305–306.

198   Es geht um Malatesta den Älteren und um Malatestino, daher das Wort mastino: Bluthund, die Herren von Rimini. Sie hießen auch: von Verrucchio nach einer Burg bei Rimini. Sie ließen den Ghibellinen Montagna im Gefängnis ermorden.

199   Es ist die Rede zuerst von Faenza am Fluß Lamone, dann von Imola, nahe am Santerno. Sie werden beherrscht von Maghinardo, der schnell die Partei wechselt und dessen Wappen einen Löwen auf weißem Feld trägt. Alte Erklärer verstehen »Sommer« als Süden, also die Toscana, und »Winter« als Norden, also die Romagna.

200   Cesena.

201   Über Guido: Inglese 307–308, ferner: oben Anm. 73 und 74, dazu meine Einladung, S. 28.

202   Gute Erklärung des Wortes bei Inglese 315.

203   Das Wort »Apulien« bedeutet bei Dante soviel wie: Unteritalien. Er redet von den Versuchen der Trojaner, in Italien Fuß zu fassen; er spielt an auf den Zweiten Punischen Krieg, in dem Hannibal, Livius 23, 12, 1 zufolge, nach der Schlacht von Cannae drei Holzfässer mit den Ringen füllen lassen konnte, die gefallenen Römern abgezogen worden waren. Vgl. Inglese 314–315.

204   Dante erwähnt zuerst die Kämpfe gegen das Eindringen der Normannen unter Robert Guiskard, dann die Schlacht bei Ceprano zwischen Kirchenstaat und Süditalien, am Übergang über den Liris, die der Staufer Manfred verlor, auch weil die Pugliesen ihre zugesagte Hilfe nicht leisteten, also »zum Verräter wurden«.

205   In der Schlacht bei Tagliacozzo wurde 1268 der letzte Staufer Konradin besiegt. – Konradin glaubte die Schlacht schon gewonnen zu haben, ließ seine Truppen ausruhen, auf den Rat des alten Alardo griffen ihn die frischen Truppen der Franzosen an und besiegten ihn ohne Kampf.

206   Mohammed spricht von einem anderen Spalter, von Fra Dolcino, dem Führer einer radikalen christlichen Reformgruppe, die 1307 von den Kreuzzüglern, die aus Leuten von Vercelli und Novara bestand, belagert wurden und sich ergeben mußten, weil Schneemassen ihre Lebensmittelversorgung verhinderten. Fra Dolcino wurde mit extremer Grausamkeit hingerichtet. Dazu Inglese 318.

207   Der Tyrann ist Malatestino von Rimini, der Guido und Angiolello umbringen ließ, so daß sie die Stürme im Meer bei Focara nicht mehr zu fürchten brauchten.

208   Curio, aus Rom verbannt, traf Caesar in Rimini und überredete ihn, den Rubikon zu überschreiten. Er hat den Bürgerkrieg mit zu verantworten, hat also Zwietracht gesät. Dante schont dadurch Caesar. Vgl. Inglese 321.

209   Mosca dei Lamberti, einer der führenden Männer der Ghibellinen von Florenz, hatte den Streit angezettelt: Im Jahr 1216 hatte Buondelmonte di Buondelmonto sein Eheversprechen nicht gehalten und statt der Verlobten Amidei eine Donati geheiratet. Als die Beleidigten berieten, ob sie den Treulosen verprügeln oder töten sollten, hatte Mosca den zitierten Satz gesagt und damit den Unfrieden in der Toscana gestiftet.

210   Bertran de Born, Dichter in provenzalischer Sprache der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts, soll den jungen Heinrich gegen seinen Vater, König Heinrich II. von England, Herr des Périgord, aufgestachelt haben. – Er erklärt das Prinzip der genau entsprechenden Vergeltung, des contrapasso, das in der Hölle gilt. Die Strafen spiegeln negativ die Laster. Vgl. Inglese 324.

211   Was eine ›Meile‹, miglio, ist, läßt sich schwer sagen. Rechnet man für eine Meile etwa 1, 5 km, dann hätte der neunte Graben einen Durchmesser von über 30 Kilometern. Dantes Hölle ist riesig, denn es gibt eine Unzahl böser Menschen.

212   Dantes Interesse galt Bertran de Born, dem Hauteville gehörte.

213   Blutrache war allgemein gefordert und im beschränkten Umfang erlaubt. Vgl. Inglese 327.

214   Ovid, Met. 7, 523–660.

215   Es spricht Griffolino. Er hat den Albero aus Siena beim Bischof wegen Magie angezeigt und zur Hinrichtung gebracht, weil er ihm die Kunst des Fliegens, von der er spaßend gesprochen hatte, nicht beigebracht hatte. – Die Alchimie wird verurteilt als Fälschung.

216   Mitten in der tiefsten Hölle ein locker hingetupftes Genrebild der reichen Jugend der Nachbarstadt Siena: Stricca verschwendete sein großes Vermögen; Niccolò erfand die Kunst, den gebratenen Fasan mit Nelken zu würzen, Caccia verpraßte mit seiner Bande das große Vermögen. – Capocchio war ein alter Bekannter Dantes; er steckt in der Hölle, weil er mit seiner Alchimie die Natur nachäffte.

217   Dante greift zurück auf eine antike Wahnsinnsszene, die Ovid, Met. 4, 464–542, erzählt, um den Leser vorzubereiten auf die wahnsinnige Wut der Fälscher, die bald auftreten werden: Juno (Hera) war wütend auf Theben, weil sie eifersüchtig war auf Semele, die Tochter des Stadtgründers Cadmos, die Jupiter liebte. Sie ließ Athamas wahnsinnig werden.

218   Zweite antike Wahnsinnsszene: Hekuba, Frau des Königs Priamos, entdeckt, daß ihre beiden jüngsten Kinder getötet worden sind, Ovid, Met. 13, 439–532.

219   Nach Ovid, Met. 10, 298, nahm die Königstochter von Zypern, Myrrha, die Gestalt einer Fremden an, um mit ihrem Vater zu schlafen. – In Florenz erzählte man sich über Gianni Schicchi, er habe sich, bestochen von Simone Donati, das Aussehen von dessen Onkel Buoso verschafft, der soeben verstorben war, habe sich in dessen Sterbebett gelegt und ein Testament zugunsten von Simone Donati diktiert, habe sich so das schönste Pferd im Stall gesichert.

220   Wenn man sich die Beine wegdenkt, sieht er aus wie eine Laute: kleiner Kopf, langer, magerer Hals, aufgeblähter Bauch.

221   Meister Adam wird bestraft als Geldfälscher. Eine historische Figur; er hat auf Anstiften der drei Grafen von Romena im Casentino den florentinischen Goldgulden mit dem Prägebild des Heiligen Johannes des Täufers gefälscht, wurde erkannt und lebendigen Leibes verbrannt. Er denkt sehnsüchtig an das schöne, wasserreiche Casentino, aber so sehr er unter Durst auch leidet, für den Anblick, wie seine Auftraggeber gequält werden, würde er auf die Fonte Branda in Siena verzichten. Dazu C 895–896 und Inglese 338.

222   Die erste ist die Frau des Pharao, Putiphar. – Sinon hat durch seine lügnerische Rede die Trojaner überzeugt, das hölzerne Pferd in die Stadt zu lassen, Vergil, Aen. 2,149. Inglese 340.

223   »Spiegel des Narziß«: das Wasser, in dem Narziß sich gespiegelt sah, nach Ovid, Met. 3, 339ff.

224   Bezieht sich auf die Ermahnung Vergils am Ende des letzten Canto. – Ovid erzählt, Met.13, 171–172, die Lanze des Achill habe die Wunden heilen können, die sie geschlagen hatte.

225   Dante übernimmt die griechische Sage und den biblischen Bericht (Gen. 6, 4) von den Giganten: Sie empörten sich gegen die olympischen Götter, wurden besiegt und in den Tartarus geworfen. Dante lokalisiert sie in der untersten Hölle. – Monteriggioni war eine große Burg der Sienesen mit vierzehn Türmen im Tal der Elsa.

226   Der große antike Pinienzapfen, 4, 23 Meter hoch, steht heute im Garten des Vatikanischen Museums.

227   Friesen galten als besonders große Menschen.

228   Also vom Schlüsselbein bis zum Nabel 30 Spangen, vielleicht 20 Meter.

229   Der Gigant ist Nimrod. Er spricht sinnlose, wilde Laute.

230   Nimrod ist nach Genesis 10 der König von Babylon und der Erbauer des Turms von Babylon, den Gott mit der Sprachverwirrung bestrafte. Er klagt sich selbst an, indem er völlig unverständlich spricht.

231   Briareus hatte fünfzig Köpfe und hundert Arme, Vergil, Aen. 10. 565–568. Antäus, Sohn des Neptun und der Erde, ist nach dem Krieg der Giganten gegen die Götter geboren, daher bleibt er ungefesselt. Er lebte in Afrika, nährte sich von Löwen, wohnte nahe dem Tal, wo Scipio Hannibal besiegte. Wenn er im Ringkampf mit Herkules fiel, stärkte ihn seine Mutter, die Erde. Als es Herkules gelang, ihn hochzuheben, war er verloren. – Auch Tityos und Typhon sind aus der Erde geborene Giganten.

232   Die alla, verwandt mit ›Elle‹, ist ein aus Flandern stammendes Längenmaß, etwa zweieinhalbfache Armeslänge. Fünf alle sind etwa sieben Meter. Vgl. Inglese 351.

233   »Kokytos« (Cocito) – ist der unterste Höllensumpf, der ganz zu Eis erstarrt ist. Dante kannte ihn aus der Aeneis und aus Isidors Etymologien, Belege bei Inglese 351.

234   Einer der beiden schiefen Geschlechtertürme im Zentrum von Bologna.

235   Anrufung der Musen. Einleitung im Bewußtsein der Unerreichbarkeit der Sache, von der die Dichtung doch nicht verschieden sein darf. – Amphion, König von Theben, der Unglücksstadt. Er konnte mit seiner Leier sogar Steine zur Harmonie bewegen und so die Stadt in eine Mauer einschließen. Inglese 355.

236   Kokytos oder Cocito ist der vierte der Höllenflüsse, Inf. 14, 115–120, nach Vergil, Aen. 6, 296–297 und 323. Wir sind am Mittelpunkt der Erde; hier brennt kein Feuer wie bei Ketzern, Simonisten und falschen Ratgebern; hier ist alles erstarrt in ewigem Eis. Es gibt vier Zonen, die ineinander übergehen: Zuerst kommt das Gebiet Kains, die Caina, genannt nach dem Brudermörder, dann die Antenora mit den Verrätern ihres Vaterlands oder ihrer Partei, genannt nach Antenor, der Troja an die Griechen verraten haben soll, drittens die Ptolemäa, wo Vertrauensbruch bestraft wird, zuletzt die Giudecca, genannt nach Judas, dem Verräter. Hier büßen die Verräter ihrer Wohltäter.

237   Zwei hohe Berge in den Apuaner Alpen.

238   Hier sind Verwandtenmörder versammelt: Die beiden Brüder der Alberti brachten sich im Streit um ihr Erbe am Bisenzio, nahe bei Prato, gegenseitig um. – Artus tötete seinen Neffen mit einem Lanzenstich so gründlich, daß die Sonne die Wunde durchschien; so war auch der Schatten durchbohrt. – Camicion ist der einzige, der sich selbst nennt; er hat nur einen Verwandten erschlagen, aber Carlino hat 1302 eine Burg der Weißen an die Schwarzen verraten; seine größere Schuld soll Camicion entlasten.

239   Im Jahr 1260 hatte der Ghibellinenführer Farinata von Siena aus die Florentiner Guelfen besiegt. Man sagte, die Niederlage habe damit begonnen, daß Bocca degli Abatai, der zum Schein bei den Guelfen mitkämpfte, dem guelfischen Bannerträger die Hand abschlug. Dies will Dante genau wissen, und bittet Vergil um Erlaubnis für einen Aufenthalt.

240   »Antenora« ist die Zone politischer Verräter, benannt nach dem Trojaner Antenor, von dem man sagte, er habe zur Öffnung des hölzernen Pferdes geraten.

241   Bocca war florentinischer Ghibelline; er ging mitten in der Schlacht von Montaperti zu den Feinden über. Inglese 360.

242   Buoso da Dovera hatte von König Manfred Geld bekommen, um in der Lombardei Truppen auszuheben, ließ sich aber von den Franzosen bestechen und gewährte ihnen Durchzug. – Der Abt Tesauro di Beccaria sollte im Auftrag des Papstes in Florenz vermitteln, galt dort aber als Ghibellinenfreund und wurde vom Volk geköpft. – Gianni dei Soldanieri war ein Florentiner Ghibelline, der seine Partei verriet. Der Mainzer Ganelon ist eine Figur im Rolandslied; er hat Roland an die Sarazenen verraten. – Tebaldello war ein Ghibelline aus Faenza, der seine Vaterstadt an die Guelfen von Bologna verriet.

Dante mischt geschichtliche, mythologische und literarische Figuren. Die Zeitunterschiede zählen nicht. Alle sind Verräter.

243   Was folgt bis 33, 90 ist die Szene mit dem Grafen Ugolino im Hungerturm. Sie ist neben den canti 5 und 26 eine der Schlüsselszenen des Inferno. Ausführlich dazu in meiner Einladung, S. 31–42.

244   Figuren aus der Thebais des Statius: Tydeus, von Menalippos zu Tode verwundet, tötet diesen und läßt sich dessen abgeschlagenen Kopf bringen und schlägt in ihn seine Zähne, Inglese 362.

245   Zur historischen Situation des Grafen Ugolino vgl. Inglese 365.

246   Weil hier keine Sonne scheint, kann die Feuchtigkeit nicht zu Dampf werden, der Wind erzeugt.

247   Wir sind in der Ptolemäa. Hier büßt, wer Vertrauen mißbraucht und gegen das Gastrecht gehandelt hat. Sie heißt nach dem Ptolemäus im Buch der Makkabäer (1, 16), der seine Verwandten eingeladen und sie, als sie betrunken waren, getötet hat. – Bruder Alberigo aus Faenza hatte seine Verwandten zu einem Versöhnungsmahl eingeladen. An dessen Ende rief er: ›Nun noch das Obst!‹, daraufhin stürzten seine Diener auf die Gäste und machten sie nieder. So wurde das ›Obst des Alberigo‹ sprichwörtlich.

248   Seltsame Vorstellung, daß bei schweren Sünden die Seele sofort in die Hölle kommt, während der Leib oben, von einem Teufel beseelt, fortlebt. Dazu Inglese 372.

249   Dante läßt Vergil die Anfangsworte eines Christushymnus des Venantius Fortunatus aus dem 6. Jahrhundert zitieren und auf den Höllenherrscher beziehen.

250   Am Hinterkopf, dort, wo bei Vögeln der Kamm sitzt.

251   Fromme Interpreten sahen in dieser Dreiheit ein Gegenbild zur Dreieinigkeit Gottes und den Gegensatz zu Weisheit, Macht und Liebe. Sie deuteten die drei Farben: rot, weiß-gelb und schwarz in diesem Sinne. Dante sagt davon nichts.

252   Dante ist jetzt über den Erdmittelpunkt, den Schwerpunkt aller Dinge, hinaus auf die südliche Hemisphäre gekommen, von der man annahm, sie sei ganz vom Wasser bedeckt mit der Ausnahme des Fegefeuerberges. Ihr gegenüber liegt das Festland mit Jerusalem als Mittelpunkt, wo Jesus, dessen Name in der Hölle nicht genannt wird, gekreuzigt worden ist.

253   Das Qui la morta poesì risurga in Vers 7 kann sich nicht auf die eigene Höllendichtung Dantes, auf seine Dichtung über die Toten beziehen, denn die liegt hinter uns. Sie soll nicht wieder auferstehen. Die Musen sollen vielmehr Dante helfen, zu dichten wie Vergil.

254   Kalliope ist die Muse der Epik, die wichtigste aller Musen, Aen. 9, 525, besonders zuständig für die Musik. Dante ruft sie an als die Sängerin, die ihn begleiten möge. – Königstöchter, die Kalliope zum Gesangswettbewerb herausgefordert hatten, werden bei Ovid, Met. 5, 294–678, zu Elstern verwandelt.

Allgemein zum Purgatorio: Natalino Sapegno, La Divina Commedia, Band 2: Purgatorio, Florenz 151982, abgekürzt S; Francesco Mazzoni, Dante Alighieri, La Divina Commedia, Purgatorio. Con i commenti di Tommaso  Casini/Silvio Adrasto Barbi – Attilio  Momigliano, Florenz 1977, abgekürzt M; zur Stelle M 5–6. – Die Abkürzung C bezieht sich wie in den Anmerkungen zum Inferno auf: Anna Maria Chiavacci Leonardi, jetzt auf den Band: Dante Alighieri, La Divina Commedia. Purgatorio, Mailand 1994, zur Stelle vgl. C 11; Lectura Dantis Turicensis. Purgatorio, ed. Georges Güntert und Michelangelo Picone, Florenz 2001; Robert M. Durling – Roland Martinez, The Divine Comedy of Dante, Band 2, Purgatorio, Oxford 2003, abgekürzt: D. Übersetzungen: Georg Peter Landmann, Dante Alighieri, Die Divina Commedia in deutsche Prosa übersetzt und erläutert, Würzburg 1997, abgekürzt: L; Walter Naumann, Dante Alighieri, Die göttliche Komödie in Prosa übersetzt, Darmstadt 2003, abgekürzt: Naumann; Dante Alighieri, La Commedia. Die göttliche Komödie, Band 2: Purgatorio. Läuterungsberg, übersetzt und kommentiert von Hartmut Köhler, Stuttgart 2011.

Ich übersetze Purgatorio und Paradiso nach der Ausgabe von Federico Sanguineti (Florenz 2001), nur das Inferno nach Giorgio Inglese, Rom 2007.

255   Seitdem Dante die Hölle verlassen hat, sieht er wieder die Sterne, jetzt, am fiktiven Datum des 10. April, die Venus im Sternbild der Fische, also kurz vor Sonnenaufgang. Astronomische/astrologische Motive werden zum Paradiso hin immer wichtiger.

256   Cato bewacht und ordnet das Purgatorio. Er wird von Dante hochgeschätzt; er repräsentiert die weitergeltende antike Ethik und den Rechtssinn; seine Selbsttötung spricht nicht dagegen, sie ist aus Freiheitsdurst geschehen. So schon Cicero, De officiis 1, 31. Dante lobt Cato auch in Conv. 4, 5, 16 und 27, 3, Mon. 3, 5, 15. Vgl. M 10–11 und C 16–17 zu den Versen 33, 34. Das war theologisch nicht korrekt und verstärkte im Ganzen der Commedia die Präsenz der klassisch-lateinischen Bildung, der antik-philosophischen Ethik und der römischen Reichsidee, die schon durch Vergil stark repräsentiert sind.

Dante hat Brutus in die tiefste Hölle versetzt wegen seines Verrats an Caesar. Cato wirft er die Gegnerschaft zu Caesar nicht nur nicht vor, sondern feiert ihn als Freund der Freiheit. Im Purgatorio klärt Dante zunehmend seine Position in der Politik.

257   Dante baut das Landschaftsbild langsam auf, beginnend hier mit der Felswand, dann kommen die Insellage, der Strand, das Meer.

258   War Dante in der Anfangsszene des Inferno dem Tod, dem Suizid nah?

259   Heiligsprechung des Selbstmörders Cato. Er wird nach dem Jüngsten Tag ins Paradies kommen.

260   Vergil spielt an auf die komplizierte Ehegeschichte Catos, der seine Frau einem Freund abgetreten hatte. Nach dessen Tod wollte sie wieder zu Cato, und er nahm sie wieder auf. Lukan, Phars. 2, 326–349, erzählt die Geschichte, Dante folgt ihm im Conv. 4, 28, 13–19. Cato will davon nichts hören; er denkt streng rechtlich, tut seine Pflicht wie ein römischer Magistrat.

261   Der Satz 1, 83 ist schwierig. Auf Amerikanisch lautet er bei D 23: I will take back kind greetings from you to her. Aber Dante sagt di te, nicht: da te.

262   Cato war in der Hölle, wurde aber beim Abstieg Christi in die Unterwelt herausgeholt. Seitdem ist die Hölle verschlossen; die Bereiche sind für immer getrennt. Der schlimme Fluß, der Acheron, trennt sie.

263   Komplizierte Zeitangabe: Es ist früh am Morgen. Dante stellt die Zeitangabe in den Rahmen des Kosmos. – Er nahm an, die von Menschen bewohnte Zone reiche von den Säulen des Herkules bis an den Ganges und Jerusalem liege in der Mitte. – Wenn mit Herbstbeginn die Nächte länger dauern als der Tag, verliert die Nacht das Sternbild der Waage. Das Sternbild ist nicht mehr sichtbar am Nachthimmel.

Text von Vers 9 nach Sanguineti 194; zur Bedeutung von rance als color arancio M 31; als ›golden‹ vgl. C 48 zu 7–9. S 14: giallo dorato, D 35: orange.

264   Vers 13: sorpreso dal matino, Sanguineti 194, so auch S 15, statt D 34: sul presso del mattino. Vgl. C 48 zu 13.

265   Vers 44: tal che paria beato pur descripto. Ich übersetze nach Sanguineti 195, anders noch: M 34: che faria beato pur descripto (was hieße: daß schon seine Beschreibung beglückte) und C 52–53 zu 44: tal che parea beato pur descripto. Ich übersetze in dem Sinn: »Es war, als sei Glückseligkeit ihm ins Gesicht geschrieben.« D 36 liest: tal che parea beato per descripto, und übersetzt: who seemed to have blessedness inscribed on him.

266   Die Situation enthüllt die allegorische Bedeutung des Psalms: Wie Israel auszog aus Ägypten, so verlassen diese Seelen das irdische Leben. Als der Sinn des Psalms erscheint bei Dante der Abschied vom irdischen Leben. Bei diesem Abschied gehen weder die individuellen Züge der Personen noch die antik-philosophischen Werte noch das Interesse an Ereignissen auf der Erde verloren.

267   Wie bei der Begegnung des Aeneas mit dem Schatten seines Vaters Anchises, Aen. 6, 700–701.

268   Casella kommt erst Monate nach seinem Tod zum Läuterungsberg. Diese Verzögerung kennt Vergil, nicht die zeitgenössische kirchliche Dogmatik: Die Seelen warten vor der Überfahrt über den Styx, Aen. 6, 313. – Seit drei Monaten nimmt der Engel jeden mit; das bewirken die Ablässe des Jubiläumsjahres 1300.

Wichtig ist Dantes Bewertung irdischer Poesie und Musik. Sie behält ihren Reiz, Cato bewertet sie als Ablenkung und Zeitverlust. Er duldet auf dem Läuterungsweg keine Selbstversetzung in den Himmel der Musik, die alles Begehren erfüllt. Nicht zwar als unberechtigte Milderung des Strafaufenthalts, wohl aber als tadelnswertes Verschieben der aktiven Selbstreinigung.

269   Casella singt Dantes Liebeslied: Amor che nella mente mi ragiona, aus dem Anfang von Convivio 3.

270   Nach der Klarstellung bei M 50 und C 75 zu 3 wird man nicht mehr übersetzen wie Naumann 195: wohin unser Bewußtsein uns treibt, eher wie L 111: wo einsicht uns stachelt. S 28 ließ zwei Deutungen zu, sowohl für ragion (Vernunft oder Gerechtigkeit) wie für frugare (anspornen oder strafen). D 48 versteht ragion als reason (Vernunft) und übersetzt: where reason probes us, doch gebraucht Dante frugare Inf. 30, 70 im Sinne von ›strafen‹. – Möglich bleibt als Übersetzung von Vers 3: ›wo Vernunft uns anspornt‹.

271   Seelen im Feuer bildeten ein ernsthaftes Problem der zeitgenössischen Denker: Seelen hielten sie für unsterblich, sofern sie vom Leib unabhängig existieren können. Aber sie sollen auch in Hölle und Fegefeuer körperliche Strafen erleiden. Dazu brauchen sie eine Art Körper. Vergil hält in Vers 31 fest, daß die liebevolle Weisheit Gottes die Schattenkörper nur erschaffen hat, damit physische Martern die Seelen quälen können. Sie sollen Eis und Hitze empfinden können. Gegen Thomas von Aquino gibt Dante ihnen daher einen »Scheinleib«, einen Luftkörper, simili corpi (32). Er rechtfertigt hier seine poetische Erfindung der ›Schatten‹, die aus der antiken Dichtung und Philosophie hervorgegangen ist, mit der Unerforschbarkeit der Glaubensinhalte wie der Inkarnation, obwohl die Schatten um 1300 keine theologische Fundierung besaßen. Hier betont er ihre Unerforschbarkeit, aber im 25. canto läßt er Statius eine rationale Erklärung der Scheinleiber geben. Vgl. Etienne Gilson, Qu’est-ce qu’une ombre? In: ders., Dante et Béatrice. Études dantesques, Paris 1974, S. 23–45. Zu den zeitgenössischen Diskussionen vgl. Kurt Flasch, Dietrich von Freiberg, Frankfurt/M. 2007, S. 556, mit weiterführender Literatur.

272   Die Gleichnisse: Tauben, die aufgeschreckt werden, und Schafe, die aus dem Gehege drängen, geben dem jenseitigen Vorgang ein irdisches Gesicht.

273   König Manfred, unehelicher Sohn Kaiser Friedrichs II., Enkel der Kaiserin Konstanze (†1198), der Frau von Kaiser Heinrich VI., war König von Neapel und Sizilien 1258 bis 1266. Papst Clemens IV. sprach den Kirchenbann gegen ihn aus; er unterstützte Karl von Anjou gegen ihn. Manfred fiel in der Schlacht von Benevent. Er beklagt die Entehrung seiner Leiche und empfiehlt die Fürbitte für arme Seelen. – Der Fluß Verde heißt heute Garigliano.

Die Wichtigkeit der Bestattung ist, wie jeder Leser Homers weiß, antike, nicht ursprünglich christliche Auffassung. Matth. 8, 22: Laß die Toten ihre Toten begraben! C 96 Anm. zu 130 verkennt das. Im Mittelalter war Sorge um das Begräbnis die Gewohnheit der Noblen, war aber keineswegs einhellig als vernünftig anerkannt. Belege bei Kurt Flasch, Aufklärung im Mittelalter? Die Verurteilung von 1277. Das Dokument des Bischofs von Paris, Mainz 1989, S. 218–219. – Zur Frage, ob Fürbitte für die Toten die göttlichen Dekrete abändern kann, vgl. Arnold Angenendt, Theologie und Liturgie der mittelalterlichen Totenmemoria, in: Karl Schmid – Joachim Wollasch (Hg.), Memoria, München 1984, S. 109–199.

274   Dante hatte sich völlig auf die Rede Manfreds konzentriert, hatte sonst nichts wahrgenommen und selbst nichts gesagt. Er denkt über diese Erfahrung nach und polemisiert im Sinne der Aristoteliker gegen die Annahme mehrerer Seelen im Menschen. Vgl. dazu Conv. 3, 2 und Purg. 25, 73–75.

Die Theorie der Seelenvermögen wird unbefriedigend erörtert bei L 115 und bei C 112 zu Zeilen 10–12. Albert von Köln fehlt bei vielen Danteerklärern immer noch. Material dazu bei Kurt Flasch, Dietrich von Freiberg, im Index s.v. ›Seelenvermögen‹.

275   Die Sonne heißt hier »Spiegel«, sie reflektiert das Licht der sie leitenden Intelligenz. Der Satz sagt dann wohl: Stünde die Sonne bei den Zwillingen statt wie jetzt im Widder, wären wir also näher an der Sommersonnenwende, dann sähest du sie noch mehr im Norden, bei den Bären, als jetzt. – Diskussionen zu »rötlich« in Vers 64 bei M 83.

276   Das Purgatorio liegt antipodisch zu Jerusalem. – Je nach Lage zum Äquator scheint die Sonne von links oder von rechts. Dante wundert sich; er ist gewohnt, daß die Sonne um diese Stunde nach Nordwesten geht; auf der anderen Erdhalbkugel sieht er sie nach Nordost gehen. Vers 61: S 40, C 122, L 116.

277   Sie sind schnell wie Sternschnuppen und Blitze am Sommerabend; diese entstehen nach der Meteorologie des Aristoteles aus aufsteigenden Dünsten.

278   Die Ermordeten benehmen sich aufdringlich; sie sind überzeugt vom Nutzen des Gebets für sie und hoffen, Dante werde Nachricht von ihnen auf die Erde bringen, damit für sie gebetet werde.

279   Im dritten canto traf Dante die im Kirchenbann Gestorbenen, die aber bereuten wie Manfred, dann im vierten canto die Trägen wie Belacqua. Im fünften canto sieht Dante Ermordete, die in letzter Minute bereuten.

280   Zur Frage, wer das ist: Jacopo del Cassero wird nicht genannt, vgl. L 119; C 147 zu 64.

281   In Campaldino fand 1289 die Schlacht statt, die Buonconte auf Seiten der Ghibellinen von Arezzo anführte.

282   Zur Geschichte von Jacobo, wie sie erzählt ist, wo sie spielt, und zur Geographie des Casentino vgl. L 119 und C 151 zu 85.

283   Von Pia, wer sie ist, wie sie zu Tode kam, wissen wir wenig. Ihr Mann, Herr der Maremma, soll sie getötet haben, indem er sie aus dem Fenster stürzen ließ. – Niemand außer ihr hat Dante geraten, sich nach der Reise erst einmal auszuruhen, bevor er sich darum bemüht, Beter zu gewinnen, C 159; 160, L 120.

284   Giovanni Gentile fand es unpassend, daß Dante das Flehen um Bittgebete vergleicht mit dem Betteln um einen kleinen Anteil am Spielgewinn.

Zu Ghino di Tacco bei Boccaccio, Dec. 10, 2. Überblick über die hier genannten Personen bei L 121 und C 174–175.

285   Pierre de la Brosse, Kammerherr Philipps III. von Frankreich, wurde 1278 gehängt, weil ihm die zweite Frau des Königs, Maria von Brabant, Verrat vorwarf. Er hatte sie zwei Jahre zuvor beschuldigt, den Thronerben aus erster Ehe vergiftet zu haben. C 175 zu 22. Dante scheint nicht an seine Schuld geglaubt zu haben, ähnlich wie bei Piero delle Vigne, Inf. 13, 66. – Die Königin von Brabant soll bereuen, solange sie noch lebt, um nicht bei den Verdammten zu enden.

286   Das Bittgebet verliert seinen Sinn, wenn Naturnotwendigkeit alles beherrscht. So der historische Vergil, besonders an der Stelle, die Dante im Auge hat: Aen. 6, 376.

287   Vergil will die Unterschiede gering erscheinen lassen und das Ausufern der schwierigen Fragen vermeiden. Er erklärt sein Werk in der Art mittelalterlicher Schriftauslegung. Man kann auch sagen: Er redet sich heraus. An der fraglichen Stelle seines Buches sei von einem Gebet die Rede, das in der Unterwelt, also in der Hölle, gesprochen werde und Gott nicht erreichen könne. – Beatrice wird hier nach dem zweiten canto des Inferno zum ersten Mal wieder genannt. Der Kommentator Buti legte dies dahin aus: Die theologia weiß die Antwort; S 62; M 124–125; C 178 zu 45. Zur Theologie des historischen Vergil vgl. Viviane Mellinghoff-Bourgerie, Les incertitudes de Virgile. Contributions épicuriennes à la théologie de l’Enéide, Brüssel 1990.

288   Sordello, der bedeutendste Troubadour Italiens.

289   Die Italienklage wird zur Invektive gegen die Kriege. Friede ist der einzige oberste Wert. Wichtige Stelle zur politisch-philosophischen Position Dantes, die er in seiner Monarchia, besonders 3, 12–15, näher begründet.

290   Die Klage, zuerst Wehklage über die geschundene Italia, wird dann zur Kritik an der Kirche, an ihrer weltlichen Macht, wendet sich an den Kaiser und zuletzt nach einer Anrufung Gottes an die Stadt Florenz.

291   Albrecht wurde 1308 ermordet. Es war schon geschehen, was hier nach 1308 ex eventu prophezeit wird. Nachfolger wurde Heinrich VII., auf den Dante seine Hoffnung für Italien setzte. – Die Stelle erlaubt Mutmaßungen über die zeitliche Entstehung der drei Teile der Commedia:

Das Inferno, etwa 1304, eher 1306 begonnen und etwa 1308 beendet, 1314/15 veröffentlicht.

Das Purgatorio, sicher nach 1308 begonnen, bis etwa 1312.

Das Paradiso etwa 1316–1321 geschrieben. Dies sind Annäherungswerte, aber in der relativen Chronologie ausreichend sicher. Grundlegend waren die Forschungen von Giorgio Petrochi. Vgl. ED 2, 81; C 187–188; Robert Hollander, Dante. A Life in Works, New Haven 2001, bes. S. 90–92; Gorni 238.

292   Die Montecchi waren eine Familie aus Verona von der prokaiserlichen Partei, die Cappelletti eine Familie der antikaiserlichen Partei aus Cremona, beide mit starkem Anhang in der Lombardei. – Dazu S 67 zu 106; C 189.

293   Die Ghibellinen mußten die Festung Santafiora an Siena abtreten, C 189 zu 111.

294   Welcher römische Politiker gemeint ist, bleibt umstritten, C 191 zu 125. Allemal ist es ein anmaßender Mann, der sich der kaiserlichen Autorität widersetzt.

295   Anspielung auf Dantes eigene Erfahrung: Am 15. Okt. 1301 gingen die beiden Prioren nach Rom, einer war Dante; sie wurden am 8. November abgelöst. Dante kam nie in die Stadt zurück.

296   Es gab drei theologische und vier philosophisch-natürliche Kardinaltugenden. Die Frage, ob Heiden in den Himmel kommen können, durchzieht die Commedia. Dante zeigt, daß die Kirchenlehre ihn quält. Die Frage war auch, ob die heidnischen Tugenden wirkliche Tugenden waren oder, wie der späte Augustin lehrte, glänzende Laster. Für Dante waren sie wirkliche Tugenden, aber Dante beugt sich der zur Kirchenlehre gewordenen Ansicht Augustins, daß auch wirkliche Tugenden Ungetauften zum ewigen Heil nicht ausreichen. Zum Heil der Heiden, vgl. Mon. 2, 7, 4–5, Par. 19 und 20 und C 209 zu 34.

297   In Vers 74 ist die Interpunktion strittig. Das Komma nach indaco muß nach Sanguineti 224 weg. Ich folge ihm. Dazu anders C 225.

298   »Salve Regina«, mit dem Satz: In diesem Tale der Tränen, in hac lacrimarum valle, im Tal gesungen.

299   Die Fürstenschau erklären ausführlich L 126–127 und D 121–124.

300   Dante stellt hier die Gegner Rudolf und Ottokar zusammen, vgl. C 217 zu 94 und 217 zu 100 und 218 zu 101.

Commedia und Einladungsband: I.Commedia. In deutscher Prosa von Kurt Flasch II.Einladung, Dante zu lesen
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