Kapitel 102

Putumayo, Kolumbien
17. April 2011

Das Grummeln eines Motors zerrte Nathan zurück in die Realität. Er sah sich auf der Ladefläche eines dahinrumpelnden Trucks, sein rechter Arm in einer Schlinge, sein linker an einem Tropf. Er versuchte sich umzusehen, aber die Schmerzen in seiner Seite waren einfach zu groß. Er konnte das rechte Bein nicht bewegen.

»Er ist aufgewacht.«

Die Stimme gehörte Lucia.

»Nathan, wie geht es dir?«, fragte sie und beugte sich über ihn, damit er sie sehen konnte.

Ihr Gesicht war voller Kratzer und dreckverschmiert. Die Haare hingen ihr ums Gesicht wie ein zerzauster Mopp. Ihre Augen leuchteten beim Blick in die seinen. Er versuchte zu antworten, aber seine Zunge schien am Gaumen zu kleben.

Lucias Gesicht verschwand.

»Manuel, mehr Verbandszeug«, hörte er sie sagen. »Schnell. Er fängt wieder zu bluten an.«

Nathans Gesichtsfeld färbte sich rot. Er driftete wieder in die Dunkelheit.

Als er das nächste Mal zu sich kam, sah er sich in einem kleinen Zimmer mit weißen Wänden und Neonlicht. Beide Arme waren dick bandagiert. Durch das Gewirr von Schläuchen, die wie Ranken aus seinem linken Arm wuchsen, sah er eine Gestalt mit langen dunklen Haaren vor dem Gesicht, die in einem Sessel neben seinem Bett saß.

Er versuchte den Kopf zu heben. In seinem Kopf schienen Hämmer am Werk, sodass er keuchend wieder ins Kissen sank.

Die Person sprang aus dem Sessel.

»Lucia…«, sagte Nathan.

Lucia lief an die Tür und riss sie auf.

»Manuel, er ist aufgewacht. »Sie lief wieder an seine Seite und griff nach seiner Hand.«

»Wir dachten schon, wir verlieren dich.« Sie wies auf einen großen Blutbeutel, der an einem Ständer neben ihr hing. »Das ist schon der dritte.«

Manuel tauchte auf der anderen Seite des Bettes auf. Ein Lächeln erhellte seine ansonsten so grimmige Miene.

»Schön, dass du wieder da bist«, sagte er.

»Was ist passiert?«, war alles, was Nathan hervorbrachte.

»Das erzählen wir dir später«, sagte Manuel.

»Nein. Jetzt.«

Lucia und Manuel wechselten einen Blick.

»Es ist alles gut gegangen«, sagte Lucia. »Wir sind alle in Sicherheit.«

»Escobar? Amonite?«

»Keine Bange«, beruhigte ihn Lucia. »Wir erklären dir alles, wenn’s dir wieder besser geht.«

Nathan schloss die Augen. Kurz darauf schlief er wieder ein.

Schwarzer Koks
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