XVII.

Gegenwart

 

 

Nachdem Saskia aus dem Floating-Tank gestiegen war, hatte sie sich sofort in die Umkleidekabine zurückgezogen. Ihr Herz raste. Adrenalin schoss noch immer in gewaltigen Mengen durch ihre Blutbahnen und brachte ihre Nerven zum Vibrieren. Sollte sie sich das wirklich alles nur eingebildet haben? Sie betrachtete ihre Hände und Unterarme. Alles sah völlig normal aus. Nicht ein einziger Kratzer war zu entdecken. Sie schüttelte sich und schlich sich dann lautlos an die Tür der Umkleidekabine. Aus dem Labor drangen die Stimmen von Dr. Neuenhaus und dem Hypnotiseur an ihr Ohr. Sie konnte die einzelnen Worte nicht verstehen, aber ihr Klang war ruhig und sachlich. Es steckte keinerlei Aufregung, Sorge oder gar Verwirrung in den Stimmen der Ärzte. Saskia ließ sich auf den Boden sinken und schlug die Hände vors Gesicht. Ob sie langsam verrückt wurde? Sie tastete nach ihrem Tagebuch und konnte es nicht finden. Wahrscheinlich hatte sie es im Gartenhaus ihres Großvaters liegen lassen. Verdammt. Sie konnte immer noch die Wut fühlen, mit der sie das Küchenmesser in den Körper ihres Vaters und den seiner neuen Frau gerammt hatte. Ihr Magen krampfte sich zusammen. Ihr war speiübel. Mit einem Mal fuhr sie hoch und rannte auf die Toilette. Sie übergab sich mehrmals. Völlig erschöpft blieb sie vor der Toilettenschüssel knien und legte den Kopf auf die Brille. Tränen liefen über ihr Gesicht. Angst und Verwirrung lagen zentnerschwer auf ihren Schultern und ließen Saskia in sich zusammenfallen. Sie war ein einziges Häufchen Elend.

Das Klopfen an der Tür schreckte sie auf.

»Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«

Es war die Stimme von Dr. Neuenhaus.

Saskia zögerte und holte tief Luft. Dann richtete sie sich auf und drückte den Knopf der Toilettenspülung. Sie stand auf und benetzte Gesicht und Dekolleté mit kaltem Wasser. Anschließend öffnete sie die Toilettentür und steckte das Gesicht durch den Spalt.

»Alles in Ordnung. Mir ist nur ziemlich übel. Gab es irgendetwas Besonderes?« Sie versuchte, ihrer Stimme einen ruhigen und unschuldigen Klang zu verleihen.

Dr. Neuenhaus nahm ihr Kinn in die Hand und blickte prüfend in Saskias schweißnasses Gesicht. In seinen Augen las sie Besorgnis.

»Nun, die Session hat heute deutlich länger gedauert als üblich. Vielleicht hat ihr Gleichgewichtssinn unter dem langen Schweben im Salzwasser gelitten. So etwas kann vorkommen. Leiden Sie unter Seekrankheit?«

Saskia sah ihn mit großen Augen an. »Keine Ahnung. Ich war noch nie lange auf einem Schiff.«

»Oh, verstehe.« Neuenhaus schenkte ihr ein charmantes Lächeln. »Vielleicht begleiten Sie mich einmal, wenn die Studie abgeschlossen ist.«

Saskias Herzschlag setzte aus. Er mag mich, schoss es ihr durch den Kopf. Sie spürte, wie ihre Knie weich wurden bei dem Gedanken, mit Dr. Neuenhaus zusammen zu sein. Doch die Bilder in ihrem Kopf ließen jeden weiteren Gedanken absterben. Verdammt. Sie musste herausfinden, was passiert war. Sie musste mit Pascal sprechen.

»Das würde ich gerne tun«, antwortete sie schließlich und lächelte Dr. Neuenhaus an.

»Gut«, er zwinkerte ihr zu, »aber jetzt gehen Sie erst einmal nach Hause und ruhen sich aus. Ich bin auf das nächste Protokoll gespannt. Ich denke, heute könnten wir den Durchbruch geschafft haben. Ihre Vitalwerte sind hervorragend, Frau Heinermann. Ich wette, dass Sie mir bei unserem nächsten Treffen davon vorschwärmen werden, wie wohl und entspannt sie sich fühlen.« Seine blauen Augen strahlten sie durch die randlose Brille an. Er war genau der Typ Mann, mit dem Saskia gerne zusammen wäre. Er strahlte so viel Wärme und gleichzeitig Stärke aus, dass sie ihm am liebsten um den Hals gefallen wäre, wenn da nicht immer noch diese düsteren Bilder in ihrem Kopf herumspuken würden. Bilder, die aus ihr eine kaltblütige Mörderin machten und Gefühle in ihr erzeugten, die sie sich nicht erklären konnte. Gefühle, die sie am liebsten ignoriert hätte. Saskia schüttelte sich. Dann nahm sie all ihre Kraft zusammen, schenkte Dr. Neuenhaus erneut ein Lächeln und zog sich zurück in die Umkleidekabine.

 

 

...

 

 

Oliver näherte sich dem grauen Gebäude. Das Krankenhaus war ein riesiger Klotz aus den siebziger Jahren. Es gab nichts, was die trostlose Fassade aufgelockert hätte. Graue Fenster reihten sich glanzlos aneinander. Aus manchen von ihnen blickten Patienten hinunter auf den baumlosen Vorhof, der mit quadratischen Kieselplatten gepflastert war. Graue Steinkübel beherbergten mickrige Pflanzen, die bei weitem nicht genug Grün in die Betonwüste brachten. Klaus lief direkt neben ihm. Seine Sonnenbrille reflektierte das Licht. Er hatte heute Morgen in einem anderen Fall vor Gericht aussagen müssen.

Sie liefen auf die gläsernen Schiebetüren zu, die sich automatisch öffneten. Auf dem grauen Linoleumboden der düsteren Eingangshalle verliefen mehrere Linien, jede in einer anderen Farbe. Am Anfang der blauen Linie stand das fettgedruckte Wort »Anmeldung«. Daneben gab es noch eine rote Linie für die Röntgenabteilung und eine gelbe Linie, die in die Frauenklinik führte. Oliver folgte der blauen Markierung, die ihn quer durch den Eingangsbereich in eine Linkskurve führte. Eine Menschenmenge stand ordentlich aufgereiht in drei Schlangenlinien an einem weißen Tresen, hinter dem drei Schwestern in hellblauen Kitteln saßen. Oliver überholte die Wartenden und zog damit einige böse Blicke auf sich. Klaus folgte ihm und Oliver steuerte auf die Mitte des Tresens zu. Die Schwester hob die Augenbrauen anklagend in die Höhe, doch noch bevor sie den Mund öffnen konnte, hielt Oliver seinen Ausweis in die Luft. Ihr Unterkiefer klappte erschrocken zu. Oliver lächelte und erkundigte sich nach Dr. Joachim Neuenhaus. Die Schwester schickte die beiden in die dritte Etage in das Zimmer 385, in dem sich die Anmeldung für Dr. Neuenhaus‘ Sprechstunde befand. Oliver und Klaus nahmen den Fahrstuhl, der nach menschlichen Ausdünstungen und verbrauchter Luft stank. Innerhalb weniger Sekunden erreichten sie das Zimmer 385.

Eine ältere Frau mit hochgesteckten Haaren nahm sie in Empfang.

»Was kann ich für Sie tun?«, fragte sie freundlich, während sie mit dem Stift über die Termineintragungen für die nächste Stunde glitt.

»Guten Tag. Ich bin Kriminalkommissar Oliver Bergmann und das ist mein Partner Klaus Gruber. Wir möchten gerne mit Dr. Joachim Neuenhaus sprechen.«

Die Augen der Frau weiteten sich. Nervös pochte sie auf dem Terminkalender herum, bevor Sie zum Telefon griff und eine Taste drückte.

»Dr. Neuenhaus. Hier stehen zwei Beamte von der Kriminalpolizei. Sie wollen mit Ihnen sprechen.« Ihre Stimme zitterte leicht. Nach einer Weile öffnete sich die Tür am hinteren Ende des Raumes und ein hochgewachsener, kräftiger Mann mit randloser Brille bedeutete ihnen, einzutreten.

»Guten Tag. Ich bin Dr. Neuenhaus. Was kann ich für die Herren tun?« Er bot Oliver und Klaus je einen Stuhl vor seinem Schreibtisch an, hinter dem er gemächlich Platz nahm. Oliver wies sich aus und kam direkt zur Sache.

»Wir benötigen Informationen zu einer Ihrer Patientinnen. Ihr Name ist Saskia Heinermann.«

Dr. Neuenhaus hob erstaunt die Augenbrauen. »Nun, wie Sie sicher wissen, unterliegen alle Patientendaten der ärztlichen Schweigepflicht.« Er machte eine kurze Pause. »Ich bin mir daher nicht sicher, ob ich Ihnen weiterhelfen kann, oder verfügen Sie über einen richterlichen Beschluss?« Er lächelte.

Oliver schüttelte den Kopf.

»Nein, wir wollen lediglich ein paar allgemeine Informationen. Wir untersuchen routinemäßig das Umfeld aller Personen, die mit einem Mordfall in Verbindung stehen. Frau Heinermann hatte am Rande mit dem Opfer zu tun.«

Neuenhaus atmete aus. »Da bin ich aber erleichtert. Im ersten Moment haben Sie mir einen Schrecken eingejagt. Das heißt, Frau Heinermann ist wohlauf und sie steht auch nicht unter Verdacht, etwas Schreckliches getan zu haben.«

»Nein, wie gesagt, es ist reine Routine.« Oliver zückte sein Notizbuch und gab Neuenhaus damit zu verstehen, dass der Smalltalk beendet war.

»Ja, also ... Ich kann Ihnen sagen, dass Frau Heinermann an einer meiner aktuellen klinischen Studien als Testperson mitwirkt. Alle Probandinnen haben eine Einverständniserklärung unterschrieben, wonach ich die Namen der Teilnehmer an meiner Studie veröffentlichen darf. Das schließt allerdings die Herausgabe von Einzelheiten und Behandlungserfolgen nicht mit ein.«

Dr. Neuenhaus erklärte die Studie und die Wirkungsweise seines Anti-Stress-Medikamentes. Während seiner Ausführungen schob er Oliver einen Zeitungsausschnitt hinüber, in dem die Studie und die Suche nach Probandinnen annonciert waren. Oliver überflog den Text.

»Das bedeutet, dass Frau Heinermann stark unter Stress steht?«, unterbrach er Neuenhaus‘ Ausführungen. Der Arzt stockte.

»Ja, das ist die Voraussetzung für die Mitwirkung an der Studie. Sonst ergäbe es ja keinen Sinn.« Er sah Oliver verunsichert an. »Hören Sie, Frau Heinermann zeigt keinerlei auffälliges Verhalten. Sie ist eine ganz normale, gestresste und alleinerziehende Mutter. Wie tausende andere auch ... Ich möchte sie nicht in irgendwelche Schwierigkeiten bringen.«

Oliver kritzelte etwas in sein Notizbuch.

»Nein, keine Sorge. Es ist, wie gesagt, reine Routine. Nach unseren Ermittlungen hat Frau Heinermann zweimal in der Woche einen Termin bei Ihnen?«

Neuenhaus nickte überrascht.

»Hat sie jeden Termin wahrgenommen oder hat sie die eine oder andere Untersuchung ausfallen lassen?«

Neuenhaus zögerte. »Nun, in der Regel ist sie erschienen. Wissen Sie, mit dem kleinen Jungen hat sie es nicht einfach.« Er seufzte. »Ich denke, zwei oder drei Mal hat sie abgesagt.«

»Können Sie uns genau sagen, wann sie nicht hier war?«

»Das habe ich leider nicht im Kopf. Fragen Sie doch beim Rausgehen meine Empfangsdame.« Neuenhaus zuckte bedauernd mit den Schultern. Oliver machte erneut eine Notiz. Dann ging sein Blick zu Klaus hinüber, der unauffällig den Kopf schüttelte. Offensichtlich hatte er keine weiteren Fragen.

»Vielen Dank, Dr. Neuenhaus. Das war es auch schon. Sollte Ihnen noch irgendetwas einfallen, was aus Ihrer Sicht bedeutsam ist, rufen Sie mich bitte an.« Er drückte Neuenhaus eine Visitenkarte in die Hand und wandte sich zum Gehen. Im Vorzimmer ließ er sich die Termine von Saskia Heinermann ausdrucken. Sie würden später überprüfen, ob die Daten in irgendeinem Zusammenhang mit den beiden Morden standen.

 

 

...

 

 

»Lass uns noch kurz zur Bank gehen. Dann lade ich dich auf ein großes Eis ein.« Pascals Augen strahlten. Saskia blickte auf die Uhr. Ein wenig Zeit blieb ihr noch, dann musste sie Nils aus dem Kindergarten holen. Sie war direkt nach dem schrecklichen Erlebnis bei Dr. Neuenhaus zu Pascal gefahren. Ursprünglich hatte sie ihn anrufen wollen, doch dann hatte sie beschlossen, persönlich mit ihm zu sprechen. Sie wollte sein Gesicht sehen und seine Reaktion auf ihre Fragen.

»Pascal, erinnerst du dich an den Besuch bei Vater?«, begann sie vorsichtig.

»Na und ob. Das war das schlimmste Erlebnis meines bisherigen Lebens«, erwiderte er, während er die gläserne Tür zur Bankfiliale aufdrückte. Saskia war ganz schwindelig vor Aufregung. Nur mit Mühe konnte sie ein Zittern unterdrücken.

»Ja, das stimmt«, gab sie kleinlaut zu. »Es war ein einziger Albtraum.«

»Ich kann die Neue nicht ausstehen. Am liebsten hätte ich sie so lange gewürgt, bis sie umgefallen wäre.« Pascal gab einen verächtlichen Laut von sich und schob sich an einer Warteschlange vorbei. Die meisten Bankbesucher standen vor einem Geldautomaten. Er wollte jedoch zum Schalter. Als er hinter einer älteren Dame haltmachte, stöhnte er.

»Das kann ja Stunden dauern.«

Die alte Dame durchsuchte die Tasche nach ihrem Sparbuch, wurde jedoch nicht fündig. Pascal kramte einen beachtlichen Stapel mit Geldscheinen hervor und gab sich keine Mühe, diesen zu verbergen. Der Mann, der hinter ihnen in der Reihe stand, bekam große Augen. Pascal zwinkerte ihm überschwänglich zu.

»Du solltest dich lieber auf mein Spielglück verlassen, Schwesterherz. Von unserem alten Herrn kannst du nichts mehr erwarten«, fuhr er dann fort.

»Weißt du noch, wie ich nach Hause gekommen bin?«, platzte Saskia plötzlich mit klopfendem Herzen dazwischen. Pascal hob verwundert die Brauen.

»Ist dir ganz schön nahe gegangen, oder? Erst dachte ich, es macht dir nicht das Geringste aus, dass unser Alter seine Assistentin oder wer auch immer sie ist, in sein Bett gezerrt hat.« Er machte eine obszöne Handbewegung. »Ich habe dich nach Hause gefahren, Schwesterherz.« Er blickte sie mitleidig an. »Ist alles in Ordnung mit dir?«

Saskia schossen vor Erleichterung die Tränen in die Augen. Sie schluckte. »Ja, alles in Ordnung«, hauchte sie und legte ihren Kopf auf Pascals Schulter. Als sie kurz die Augen schloss, fegten die Bilder ihres toten Vaters mit seiner neuen Frau wie ein Wirbelsturm durch ihren Kopf. Saskia holte tief Luft. Alles nur Einbildung, dachte sie, während Pascal fürsorglich den Arm um sie legte. Was ihr entging, war der Blick ihres Stiefbruders, der in weite Ferne gerückt war.

 

 

...

 

 

Olivers Handy klingelte. Er blickte auf das Display, erkannte die Nummer des Observierungsteams und hob ab.

»Bergmann.«

»Wir haben vor ein paar Stunden beobachtet, wie Pascal Heinermann die stolze Summe von zehntausend Euro auf sein Konto eingezahlt hat. Ich dachte, ich gebe das noch kurz durch, bevor ich Feierabend mache. Der Bericht wird erst morgen Nachmittag fertig sein.«

Oliver stutzte und versuchte die Information zu verarbeiten. Das fiel ihm ziemlich schwer, da Emily ihren Kopf auf seinem Schoss platziert hatte und sein Körper von Testosteron überschwemmt war. Er schloss die Augen und verfluchte seinen Job für einen Moment. Dann holte er tief Luft, nahm vorsichtig Emilys Kopf hoch und hauchte ihr einen imaginären Kuss zu.

»Was soll das heißen, Sie haben Pascal Heinermann beobachtet?«, fragte er ohne seinen Blick von Emily abzuwenden. Irgendwo in seinem Hinterkopf schrillte eine Alarmglocke, als er ihre weit aufgerissenen Augen bemerkte.

Die Stimme am anderen Ende der Leitung erklärte Oliver den Vorfall. Sie hatten Saskia Heinermann observiert, als sie sich mit ihrem Stiefbruder getroffen und dieser das Geld auf sein Konto eingezahlt hatte. Der Polizeibeamte in Zivil war Saskia und ihrem Bruder zu Fuß in die Bankfiliale gefolgt und hatte den Vorgang genau beobachtet. Ansonsten hatte es keine nennenswerten Vorkommnisse gegeben. Oliver bedankte sich und legte auf. Zehntausend Euro waren eine Menge Geld. Die Hälfte der Summe, die aus Torsten Schniewalds Wohnung verschwunden war. Konnte das ein bloßer Zufall sein?

»Ich kenne einen Pascal Heinermann.« Emily war die Überraschung deutlich ins Gesicht geschrieben. »Pascal schreibt für mich. Ist ihm etwas passiert?« Ihre Stimme klang atemlos.

Olivers Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Sein Verstand realisierte erst Sekunden später Emilys Worte.

»Was?«, entfuhr es ihm. »Was hast du mit Pascal Heinermann zu tun?«

Emily sah ihn verstört an. »Er ist der Bruder einer ehemaligen Studienkollegin, Saskia Heinermann. Er studiert Medizin und unterstützt mich bei meiner neuen Reportage. Du weißt schon, zu Spielen und Rauschmitteln im Mittelalter.«

Sie erhob sich und blätterte in einem Papierstapel. Dann hielt sie Oliver ein paar der Seiten vor die Nase.

»Er hat zum Beispiel die Herstellung von Laudanum für mich beschrieben. Das ist eine Opiumtinktur, die im Mittelalter sowohl als Schmerzmittel aber auch als Droge eingesetzt wurde.«

Oliver riss ihr die Seiten aus der Hand. Er konnte nicht fassen, was Emily da erzählte. Hatten diese Informationen die ganze Zeit direkt vor seiner Nase gelegen und er hatte sie ignoriert? Warum wusste er nichts von dieser Zusammenarbeit? Wieso erzählte Emily ihm erst jetzt, dass sie Saskia Heinermann überhaupt kannte? Seine Fragen überstürzten sich. Oliver atmete tief durch. Dann gab er sich selbst die Antwort. Er hatte ihr gegenüber bisher kein einziges Wort über seinen neuen Fall verloren.

 

 

...

 

 

Anna brummte der Schädel. In der vergangenen Nacht hatte sie irgendwie kein Auge zugetan. Der Zusammenstoß mit Pascal lag ihr auf unerklärliche Weise schwer im Magen. Er war zwar sehr nett gewesen. Trotzdem beunruhigte sie sein plötzliches Auftauchen. Zum tausendsten Mal fragte sie sich, was er eigentlich von ihr wollte. Warum war es ihm so wichtig, was sie von ihm hielt? Sie hatte Emily nichts von dieser Begegnung erzählt. Sie wusste selbst nicht so recht, warum. Stattdessen hatte sie Saskia angerufen. Doch das Telefonat war fruchtlos verlaufen. Saskia schwärmte wie eh und je von ihrem Stiefbruder. Eine Stimme in ihrem Innern fragte sich, ob Oliver Bergmann die häufigen Treffen zwischen Emily und Pascal so einfach tolerierte? Ob er überhaupt davon wusste? Nur mit Mühe hatte Anna sich davon abhalten können, ihn anzurufen. In Emilys Augen wäre das glatt Hochverrat gewesen. Anna lief in ihrem Wohnzimmer auf und ab. Sie fühlte sich rastlos. Sie blieb vor einem Regal stehen. Diverse Unterlagen stapelten sich darauf zu einem formlosen Haufen. Ein mittelalterliches Porträt von Bastian Mühlenberg fiel ihr ins Auge. Es befand sich seit über einem Jahr in ihrem Besitz. Genauer gesagt, seit Anna fast dem Puzzlemörder in die Hände gefallen wäre. Zu diesem Zeitpunkt waren sie sich zum ersten Mal begegnet. Er war ihr so real erschienen, dass sie sich unsterblich in ihn verliebt hatte. Viel zu spät erst hatte sie begriffen, dass er nur in ihren Träumen zu existieren schien. Gerade, als sie das Porträt hervorholen wollte, klingelte Annas Handy.

»Hi Anna, hier ist Emily. Ich habe eigentlich versprochen, es für mich zu behalten. Aber ich halte es keine Sekunde länger aus. Wusstest du, dass Saskia und Pascal von der Polizei beobachtet werden?«

»Was?« Anna stockte der Atem. Sie hatte doch gleich geahnt, dass mit Pascal etwas nicht stimmte.

 

 

...

 

 

Ingrid Scholten runzelte die Stirn. Sie überflog die Zeilen ein weiteres Mal und tippte etwas in ihren Computer ein.

»Schwer zu sagen«, seufzte sie anschließend. »Die Zusammensetzung ist sehr unspezifisch. Es könnte auch ein reiner Zufall sein. Im Internet gibt es tausende Rezepte für Opiumtinkturen.« Sie stoppte und warf Oliver einen verzagten Blick zu. »Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen. Tut mir leid.«

»Schon gut. Es ist einfach nur ein merkwürdiger Zufall.« Oliver kratzte sich gedankenverloren am Kinn. »Erst die zehntausend Euro Bareinzahlung und dann das Grundwissen über Opiumtinkturen, deren Spuren wir rein zufällig bei beiden Opfern gefunden haben.«

Ingrid Scholten nickte. »Es ist sehr schwer, den Beschaffungsweg zurückzuverfolgen oder die exakte Zusammensetzung der Opiummixtur zu bestimmen. Es waren nur sehr geringe Mengen, die ich im Blut nachweisen konnte. Für eine umfangreiche Analyse reicht das leider nicht aus.« Sie zuckte mit den Schultern und gab Oliver die Ausdrucke zurück. Es handelte sich um Pascal Heinermanns Ausarbeitungen für Emilys Reportage. Oliver hatte sie mitgenommen, als er völlig überstürzt Emilys Wohnung verlassen hatte. Er konnte seinen Chef Hans Steuermark davon überzeugen, die Observierung auf Pascal Heinermann auszuweiten. Auch der zuständige Richter hatte ohne zu zögern zugestimmt. Bisher konnten sie sich keinen Reim darauf machen, wie Pascal Heinermann an die gigantische Summe von zehntausend Euro gekommen war. Er studierte noch und bezog Bafög. Das Rechercheteam hatte zudem herausgefunden, dass Pascal ein Gelegenheitsspieler war. Er hatte Accounts bei allen großen Onlinespiele-Anbietern und die Spielbank Aachen hatte Pascals häufige Anwesenheit in den letzten drei Wochen bestätigt. Olivers Partner Klaus war auf dem Weg dorthin. Er wollte herausfinden, ob Pascal Heinermann die Geldsumme dort gewonnen hatte.

Oliver dankte Ingrid Scholten und verabschiedete sich. Er hatte noch etwas anderes vor.

 

 

....

 

 

Dreißig Minuten später stand er vor der Gartenlaube, in der sich Saskia Heinermann in den letzten Tagen des Öfteren aufgehalten hatte. Er haderte mit sich. Er hatte keinen Durchsuchungsbefehl. Doch die Tür der Gartenlaube war nicht verschlossen. Es juckte in seinen Fingern. Er musste sie einfach nur aufstoßen und wer weiß, was er dort drinnen vorfinden würde. Er schaute sich um. Die Gartensiedlung wirkte verlassen. Niemand war zu sehen. Er blickte auf die Uhr. Saskia Heinermann befand sich in Köln bei ihrem Arzt Dr. Neuenhaus. Das hatte das Observierungsteam vor fünf Minuten bestätigt. Oliver hatte also mehr als genug Zeit, um sich ungestört umzusehen. Er zögerte. Womöglich sollte er lieber weitere Beweise sammeln und dann einen Durchsuchungsbefehl erwirken. Das wäre zumindest die korrekte Vorgehensweise. Doch Olivers Instinkt ließ nicht locker. Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass er nicht länger abwarten konnte. Hinter dieser Tür lag vielleicht der Schlüssel zu den beiden Morden. Er überlegte noch eine Weile, dann holte er tief Luft und trat entschlossen ein. Wenn er nichts fand, würde nie jemand etwas davon erfahren und wenn doch, würde er einen Weg finden und nachträglich einen Durchsuchungsbeschluss erwirken. Gefahr im Verzug, irgendetwas würde ihm schon einfallen.

Die Gartenlaube war nicht besonders groß. Sie bestand aus einer kleinen Küche, einem Flur und einem Wohnraum. Alte, verkommene Möbel, die wahrscheinlich nie ausgetauscht worden waren, sorgten für eine muffige, schäbige Atmosphäre. Oliver durchsuchte das alte Zeug, das überall herumlag, wurde jedoch nicht fündig. In einer hölzernen Kiste fand er verschiedene Karten und Notizbücher. Nichts, was er verwerten konnte. Erst als er sich schon wieder in Richtung Ausgang bewegte, fiel sein Blick auf ein Notizbuch, das halb unter ein Kopfkissen auf dem schmalen Bett gerutscht war. Neugierig blätterte Oliver durch die ersten Seiten. Es waren persönliche Notizen von Saskia Heinermann. Die ersten Einträge waren mehr als fünf Jahre alt. Sie beschrieben im Wesentlichen die Treffen mit dem Vater ihres Kindes. Offenbar war Saskia Heinermann sehr verliebt gewesen. Aus jeder Zeile ihrer Worte konnte Oliver die tiefen Gefühle spüren, die sie für einen gewissen Matthias empfunden hatte. Oliver spürte eine leichte Beklemmung, weil er in Saskias Intimsphäre herumspionierte, ohne dazu autorisiert zu sein. Seine Augen flogen über die Zeilen und in seinem Kopf formte sich das Bild einer jungen Frau, die sich als alleinerziehende Mutter mühsam durchs Leben schlug. Nach einer Weile hatte er genug. Er blätterte bis zu den letzten Einträgen vor. Die Worte, die er dort las, brachten sein Herz zum Pochen. Er klappte das Buch zu und hastete zurück in seinen Wagen.

 

 

...

 

 

Niemand hob ab. Saskia hatte im Laufe des Tages immer wieder die Nummer ihres Vaters gewählt. Am Festnetztelefon meldete sich keiner und auf dem Handy sprang nach ein paar Freitönen die Mailbox an. Eigentlich wusste sie selbst nicht so genau, warum sie diese Nummern wählte. Nachdem Pascal ihr erzählt hatte, dass sie gemeinsam das Haus ihres Vaters verlassen hatten, war es ihr ein paar Stunden lang richtig gut gegangen. Sie war zutiefst erleichtert gewesen. Doch in der Nacht hatten die schrecklichen Bilder sie wieder eingeholt. Immer wieder starrten die toten Augen ihres Vaters sie kalt an und rissen sie unsanft aus dem Schlaf. Es fühlte sich so verdammt real an, dass sie sich einfach vergewissern musste, dass alles nur ihrer Fantasie entsprungen war.

Kurz entschlossen war Saskia in ihr Auto gestiegen und losgefahren. Doch je näher sie dem Anwesen ihres Vaters kam, desto größer wurden die Zweifel. Vielleicht sollte sie einfach kehrt machen und die ganze Geschichte abhaken. Warum genügte ihr Pascals Beteuerung nicht? Sie nahm den Fuß vom Gas und hielt am Straßenrand. Weshalb nur manövrierte sie sich selbst immer wieder in solche unangenehmen Situationen? Sie hatte doch schon genug mit sich selbst und ihrem kleinen Nils zu tun. Wieder schossen grausige Szenen durch ihren Kopf. »Nein!« Sie schrie kurz auf. Dann trat sie erneut aufs Gas. Sie musste Klarheit haben. Wenn ihr Vater sie rauswarf, zumindest erwartete sie diese Reaktion von ihm, wäre alles in Ordnung. Sie musste einfach ihr Stresslevel wieder auf ein normales Maß zurückfahren, dann würden auch diese Albträume endlich aufhören.

Und wenn nicht? Wenn niemand öffnete, oder noch schlimmer, wenn sich ihre Träume als wahr herausstellten? Was dann?, fragte eine gehässige Stimme in ihrem Kopf. Saskia schüttelte sich und stampfte auf das Gaspedal. Der Motor heulte gequält auf und sie schaltete einen Gang höher. Was dann? Sie zuckte mit den Schultern. Sie wusste es nicht. Sie blickte starr geradeaus und gab weiter Gas. Die Sonne schien hell am Himmel und Saskia blickte prüfend in den Rückspiegel. Die Nacht hatte Spuren auf ihrem Gesicht hinterlassen. Dunkle Ränder ließen ihre Augen tief in die Höhlen zurückfallen und machten sie etliche Jahre älter. Ihre Haare waren stumpf und hätten eine Wäsche vertragen können. Sie wandte den Blick ab und richtete die Augen wieder auf die schmale Landstraße. Sie hatte jetzt andere Sorgen als ihr Aussehen. Warum sollte sie sich auch auftakeln, nur weil sie ihrem Vater einen Besuch abstattete?

Nach einer Weile bog sie links ab und gelangte auf den Kiesweg, der am mit bunten Blumen bepflanzten Rondell endete. Alles sah aus wie immer. Das Haus strahlte warm in der hellen Frühlingssonne. Lichtstrahlen reflektierten sich an den großen Fensterscheiben und schimmerten fast wie Wasser. Saskia parkte ihren Wagen und stieg aus. Die Luft duftete nach Blumen und nach dem Wald, der direkt hinter dem Haus begann. Ihre Schuhe knirschten auf dem Kiesweg. Ein Steinchen verfing sich in den Ritzen ihrer Sohle und sie hielt inne. Auf einem Bein balancierend entfernte sie den Störenfried und lief dann weiter auf die Eingangstür zu. Das Schrillen der Türklingel störte den friedlichen Frühlingszauber für einen Augenblick. Saskia wartete. Mit pochendem Herzen lauschte sie auf die Schritte, die sich jeden Moment der Tür nähern mussten. Stille. Sie klingelte erneut, diesmal drückte sie den Knopf ein wenig länger. Nichts. Auch nach dem dritten Klingeln regte sich niemand. Saskia grübelte. Eigentlich war es nicht weiter verwunderlich, dass ihr keiner öffnete, schließlich waren auch ihre Anrufe ins Leere gegangen. Sie machte ein paar Schritte zur Seite und spähte durch ein Fenster. Alles sah ordentlich aus, wie immer. Keine Auffälligkeiten. Sie lief um das Haus herum zum Hintereingang. Er war verschlossen. Saskia rieb sich die Schläfen. Dann kam ihr eine Idee. Ihre Mutter hatte stets einen Ersatzschlüssel in einem der Blumenkübel versteckt. Sie tastete mit dem Fingern am Rand des riesigen Tontopfes entlang. Tatsächlich, der Schlüssel steckte immer noch an der Seite. Saskia zog ihn heraus und pustete die feuchte Erde ab. Dann schloss sie die Hintertür auf. Es war eine massive dunkle Holztür, die sich trotz ihres Gewichtes leichtgängig öffnen ließ. Ihr Vater hatte schon immer Wert auf Qualität gelegt. Sie ging hinein.

»Hallo, Vater?«

Keine Antwort.

Saskia lief durch das großzügige Wohnzimmer mit echtem Marmorboden und hoher, stuckverzierter Decke. Als sie sich der Küche näherte, nahm sie ein leises Summen war. Die Luft stand still und muffelte süßlich. Zögernd blieb sie stehen und lauschte. Eine düstere Vorahnung beschlich sie. Plötzlich stürmten all die schrecklichen Bilder ihres toten Vaters und seiner neuen Verlobten, der Clownsfrau, mit der Gewalt eines Bombenangriffs auf sie ein. Mit weichen Knien drückte sie die Klinke der Küchentür herunter.

Der Gestank war fürchterlich, doch das war nichts gegen den Anblick, der sich ihr bot. Saskia Herz raste. Sie schwitzte, gleichzeitig kroch eine eisige Kälte ihren Nacken hinauf. Dort unten auf dem Küchenboden lag ihr Vater. Fliegen saßen auf seinem Gesicht und schwirrten überall in der Küche herum. Die leeren Augen starrten Saskia anklagend an. Seine Hände waren über der Brust zusammengekrümmt. Es hatte fast den Anschein, als hätte er das Blut stoppen wollen, dass in Strömen aus den Stichwunden ausgetreten war und eine riesige Lache auf dem Küchenboden bildete. Die Clownsfrau lag etwas weiter abseits. Ihre Augen waren halb geschlossen und der Mund zu einem einzigen Schrei verzerrt. Saskia drehte sich weg. Ihr war speiübel. Sie würgte ein paar Mal und übergab sich schließlich in das Spülbecken. Mit zitternden Händen drehte sie den Wasserhahn auf und benetzte das Gesicht. Dann sank sie kraftlos auf den Boden. Der Geruch war bestialisch. Fliegen setzten sich auf ihre Haut und krabbelten über Saskia Arme und den Hals, doch sie hatte nicht die Kraft, sie zu verscheuchen. Wie gelähmt saß sie da und starrte auf die beiden Leichen. Das Wirrwarr in ihrem Kopf schwoll zu einem einzigen Angstschrei an. Was hatte sie nur getan? Ein Zittern ging durch ihren Körper und ihr Gehirn spulte permanent die Bilder ihrer Gräueltaten ab. Sie hatte ihren eigenen Vater auf dem Gewissen. Und drei weitere Menschen, die sie in den Tod getrieben hatte. Was würde jetzt aus ihr werden? Was geschah mit Nils? Angst kroch wie eine Schlange an ihr hoch und legte sich eng um ihren Hals. Tränen liefen über ihre Wangen. Ein kraftloses Schluchzen drang aus ihrer Kehle und Saskia fühlte, wie sich die Ohnmacht kalt und schwarz wie ein Schleier über sie legte. Sie wünschte sich, auf der Stelle zu sterben, doch der Tod wollte sie nicht erlösen. Der schwarze Schleier verflüchtigte sich und gab abermals den Blick auf die beiden Leichen frei. Klar und deutlich erkannte Saskia die Schuld, die sie auf sich geladen hatte. Sie war eine Mörderin. Ohne über die Konsequenzen nachzudenken, zog sie das Handy aus der Tasche und wählte 110. Eine Frauenstimme meldete sich am anderen Ende, und als Saskia antwortete, klang ihre Stimme mit einem Mal ruhig und gelassen.

»Guten Tag, mein Name ist Saskia Heinermann. Ich habe meinen Vater und drei weitere Menschen ermordet.«

Bundle Puzzlemörder Erntezeit Zwilling Flügel
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