XXI.

Vor fünfhundert Jahren

 

 

Kalte Wut stand in Bastians Gesicht. Er hätte Bruder Ignatius am liebsten auf der Stelle mit bloßen Händen erwürgt. Völlig erschöpft und mit letzter Kraft hatte er den schweren Körper von Bruder Ignatius in das oberste Geschoss des Juddeturms geschleppt. Bis auf ihn und Pfarrer Johannes durfte niemand diesen Raum betreten.

»Ihr Mistkerl habt meinen Bruder auf dem Gewissen. Dafür werdet Ihr in der Hölle schmoren. Sagt mir jetzt wenigstens, wo Ihr Heinrich versteckt habt! Es steht Euch nicht zu, seine Seele der Ewigkeit zu entziehen. Er hat eine Beerdigung in geweihter Erde verdient!«

Bruder Ignatius, der wieder bei Bewusstsein war, verzog das Gesicht zu einer höhnischen Grimasse und lachte schallend.

»Ihr müsst mir schon in die Hölle folgen, wenn Ihr wissen wollt, wo die Leiche Eures Bruders ist!«

Bastian konnte sich nicht länger beherrschen und schlug dem Mönch mit geballter Faust mitten ins Gesicht. Bruder Ignatius’ Kiefer knirschte beim Aufprall wie ein zerberstender Kürbis. Das gehässige Grinsen verschwand – trotz der Härte des Schlages – jedoch nicht.

»Sagt mir, wo mein Bruder ist!«

Bastian holte schon zum nächsten Schlag aus, als Pfarrer Johannes ihn von hinten festhielt.

»Haltet ein, mein Sohn. So werdet Ihr nichts aus ihm herausbekommen.«

Pfarrer Johannes ging auf seinen Bruder zu, sah ihm tief in die Augen und schwieg. Die Stille, die plötzlich in der winzigen Zelle im Juddeturm herrschte, war unerträglich. Sie drohte Bastian bald zu ersticken, doch er verhielt sich ruhig. Seit Stunden versuchte er, aus diesem Teufel herauszubekommen, wo er die Leiche seines Bruders versteckt hatte, doch Ignatius war zäh wie Leder.

Vielleicht hatte Pfarrer Johannes eine Idee, die Wahrheit aus ihm herauszuholen. Schließlich war Ignatius sein leiblicher Bruder, auch wenn Bastian bei dieser Vorstellung schwindlig im Kopf wurde. Gerade als die Stille unerträglich wurde, stieß Pfarrer Johannes ein wütendes Zischen aus.

»Bringt ihn in die Folterkammer. Wir werden sehen, ob siedendes Öl seiner Zunge mehr Worte entlocken kann!« Mit puterrotem Gesicht wand sich Pfarrer Johannes von dem Gefesselten ab und verließ schnellen Schrittes die Gefängniskammer. Am Türrahmen blieb er stehen und drehte sich noch einmal um. »Ihr habt bis morgen Zeit! Gesteht freiwillig oder gart in der kochenden Hölle aus heißem Öl!« Er zupfte Bastian am Arm und zog ihn mit sich aus der Kammer hinaus. Geräuschvoll knallte er den schweren eisernen Riegel vor die dicke Holztür.

»Er ist im Grunde seines Herzens ein Feigling, Bastian. Zumindest war er das als kleiner Junge und ich glaube nicht, dass sich dieser Wesenszug verändert hat.«

»Er hat mindestens vier Menschen auf dem Gewissen, denen er brutal die Zunge herausgeschnitten hat. Diese Ausgeburt der Hölle hat mir gestanden, dass er die Beichte missbraucht hat. Stellt Euch nur vor, Pfarrer Johannes, während er Euch ausgeholfen hat, hat er sich seine Opfer ausgesucht. Er selbst hat Heinrich und den anderen die Ablassbriefe verkauft, für deren Besitz er sie anschließend getötet hat. Dabei wollte Heinrich doch nur für seinen Tod vorsorgen und die Zeit im Fegefeuer verkürzen. Er wusste doch gar nicht, ob er noch genügend Zeit gehabt hätte, die geforderte Buße für seine Sünden zu tun.« Bastian ließ sich verzweifelt auf eine Treppenstufe des Juddeturms sinken.

»Jetzt hadert nicht so mit dem Schicksal, mein lieber Bastian. Gegen den Teufel kommen auch gute Christen nicht immer sofort an. Ihr habt ihm doch jetzt das Handwerk gelegt. Dank Euch wird mein Bruder Ignatius keiner Menschenseele mehr etwas zuleide tun können.«

Mit einer Geste großer Zuneigung legte Pfarrer Johannes seinen Arm um den traurigen Bastian.

»Ich hätte Heinrich retten können, wäre ich nur eine Minute früher dort gewesen.«

»Manchmal fordert Gott ein Opfer, um viele andere verhindern zu können. Euer Bruder war dem Tod schon sehr nahe. Ihr wisst das, Bastian. Ihr hättet ihn nur für kurze Zeit erretten können. Auch wenn sein Tod grausam war, so wäre der Lungentod vielleicht noch viel schrecklicher gewesen. Ich habe Lungenkranke gesehen, die wochenlang auf dem Sterbebett dahinsiechten. Mehr tot als lebendig haben sie versucht, ihre verschleimten und entzündeten Lungen mit Luft zu füllen. Das Atmen fiel ihnen mit jedem Tag schwerer und die Anstrengung ließ ihre Gesichter blau anlaufen. An dieser Krankheit zu ersticken, ist ein langsamer, qualvoller Tod, und die Seele kann dabei Schaden nehmen, weil sie vom langen Sterben so erschöpft ist. Euer Bruder steht jetzt ganz sicher vor unserem Herrn, Bastian, macht Euch das Herz nicht so schwer.«

Bastian seufzte und wischte sich verlegen eine Träne aus dem Augenwinkel. »Wisst Ihr, selbst ich hatte schon darüber nachgedacht, einen Ablassbrief zu kaufen. Jeder tut dies, wenn die Zeit für sich oder einen der Lieben gekommen ist. Es ist ein offizielles Dokument der Kirche. Wie kann Bruder Ignatius dieses Verhalten als Todsünde bezeichnen?«

Pfarrer Johannes seufzte. »Dies zu erklären dauert lange. Ihr wisst, dass die Beichte drei Voraussetzungen erfüllen muss. Es braucht demnach die confessio oris, wonach keine Sünde unterschlagen werden darf. Gut, unsere armen Opfer haben alle ihre Sünden gebeichtet und in diesem Fall wurde es ihnen zum Verhängnis. Dazu kommt die contritio cordis, die rechte Zerknirschung des Herzens und der Gemütsverfassung. Und schließlich die satisfactio operis, die Genugtuung durch gute Werke. Wenn ich ehrlich sein soll, mein lieber Bastian, die letzten beiden Punkte kann jemand, der sich mit einem Ablassbrief freikauft, nicht erfüllen. Selbst wenn die Zerknirschung des Herzens hinlänglich vorhanden ist, wird spätestens der letzte Punkt nicht erfüllt. Vielen Kirchenvertretern ist der Verkauf der Ablassbriefe aus diesen Gründen schon lange ein Dorn im Auge, und ich kann das auch nachvollziehen, aber es rechtfertigt nicht die Verbrechen von Ignatius. Er selbst hat sich damit zum Sünder gemacht.«

»Er hat mir vorhin erzählt, dass er eigentlich Huppertz hatte bestrafen wollen. Deshalb war er in Huppertz’ Haus. Weil Huppertz nicht da war, hat er stattdessen seine Frau Katharina mitgenommen. Ist das nicht schrecklich, Pfarrer Johannes. Sie war doch ganz und gar unschuldig!«

»Das ist recht typisch für Ignatius. Er geht immer den direktesten und gnadenlosesten Weg. Er hätte in seinem Amt versuchen müssen, die Sünder wieder auf den rechten Pfad zu führen, stattdessen geht er den einfachen Weg und entledigt sich ihrer. Warum hat er den Fahnenträger, Benedict Eschenbach, ermordet? Hat er Euch das auch erzählt?«

Bastian schüttelte den Kopf. »Nein. Aber ich bin mir sicher, wir werden das morgen erfahren.«

»Nun gut, meiner lieber Junge. Dann sehen wir uns morgen wieder hier!«

 

 

 

 

Unruhig wälzte Bastian sich im Bett hin und her. Er träumte. Die ganze Zeit lief er durch das dunkle Labyrinth auf der Suche nach Heinrich. Das Licht seiner Fackel leuchtete feuerrot und brachte die felsigen Wände der schmalen Gänge zum Tanzen. Schatten huschten umher und Angst kroch in Bastians Herz. Eine schwarze Gestalt stürzte pfeilschnell auf ihn zu, doch bevor er sich wegduckte, war sie wieder verschwunden. Er rief Conrads Namen. Nein. Er war nicht auf der Suche nach Conrad. Conrad war tot. Bastian stand mit nackten Füßen auf einer leblosen, glitschigen Zunge. Angewidert versuchte er, beiseite zu springen, doch der Traum hielt ihn fest auf der Stelle. Panisch blickte er nach unten auf vier blutige Zungen. Sie begannen, sich wie Würmer zu winden, und krochen plötzlich in alle Richtungen davon. Nein. Das ist nur ein Albtraum! Er hörte die beruhigende Stimme von Pfarrer Johannes. »Manchmal fordert Gott ein Opfer, um viele andere verhindern zu können.« Der Satz hallte an den Wänden des dunklen Labyrinths wider und ebbte schließlich ab.

Es wurde still. Die Flamme seiner Fackel hielt in ihrem nervösen Tanz inne. Das Licht veränderte sich. War es eben noch feuerrot, so glänzte es mit einem Mal wie bläulicher Mondschein. Wie konnte der Mond hier unten scheinen? Unruhig wälzte sich Bastian in seinem Bett herum, während sein Geist im Traum tausende Fragen stellte, auf die er keine Antwort wusste. Plötzlich sah er das wunderschöne Mädchen wieder. Es hielt das Mondlicht in seiner Hand. Wie machte es das nur? War das Zauberei? Anna. Wie aus weiter Ferne vernahm er seinen Namen. Er kannte das Mädchen. Anna war ihm vertraut. Krampfhaft versuchte er, sich zu erinnern, wo er ihr schon einmal begegnet war.

Dann tat sich jäh die Erde unter ihren Füßen auf. Sie stieß einen verzweifelten Schrei aus und fiel in die Tiefe. Bastian rannte los und sprang hinterher. Hinein in ein schwarzes, unendlich tiefes Loch. Bevor sie aufschlug, fing er sie auf. Ihre großen, grünen Augen blickten ihn erschrocken an. Ihre Lippen formten sich zu einem Lächeln. Er hielt sie in seinen Armen. Sie roch so süß und fühlte sich so gut an. Gerade in dem Moment, als er sie küssen wollte, verschwand sie. Eine dicke Träne lief über ihr Gesicht und ihr Antlitz verblasste. Das Letzte, was Bastian sah, war ihr plötzlich schmerzverzerrtes Gesicht. Etwas war auf sie gestürzt. Er hatte es nicht kommen sehen. Dann war sie verschwunden. Wo war sie nur hin? Er musste ihr helfen!

Schweißgebadet wachte Bastian auf. Maries Hand lag beruhigend auf seiner Brust. »Du hattest einen schlimmen Traum, Bastian. Aber es war nur ein Traum. Du bist in Sicherheit.« Sanft beugte sie sich über ihn und küsste ihn auf die Stirn. Bastian war immer noch verwirrt.

»Ich war in einem dunklen Traum gefangen und konnte Heinrich nicht finden«, flüsterte er heiser.

»Ich weiß. Morgen wirst du weiter nach Heinrich suchen. Ich bin mir sicher, dass du seinen Leichnam finden wirst. Jetzt lass uns weiterschlafen. Die Nacht ist kurz und du musst wieder zu Kräften kommen.«

 

 

 

 

Am nächsten Morgen stiegen Bastian und Pfarrer Johannes grimmig die Stufen des Juddeturms hinauf. Pfarrer Johannes war sich sicher, dass Ignatius vor Beginn der Folter reden würde. Aus seiner Sicht war er ein Feigling. Bastian hoffte, dass Johannes recht behielt. Hastig erklomm er die letzten Stufen und stieß den dicken, eisernen Riegel zur Seite. Schwungvoll schlug die Tür auf. Bruder Ignatius lag in einer Ecke auf dem Bauch, den Kopf zwischen seinen kräftigen Oberarmen verborgen. Um ihn herum lagen vereinzelte Strohhalme, die sich von seinem Lager gelöst hatten.

»Steht auf und sagt uns, was wir wissen wollen!«, brüllte Bastian grimmig. Doch Bruder Ignatius reagierte nicht. »Wenn Ihr Euch bei drei nicht umgedreht habt, landet Ihr direkt im Kessel mit dem siedenden Öl. Es ist schon alles für Euch hergerichtet.«

Immer noch zeigte Ignatius keine Reaktion. Pfarrer Johannes runzelte die Stirn und schüttelte den Gefangenen an der Schulter. Ignatius bewegte sich nicht.

»Er ist ganz kalt!«, mit diesen Worten drehte Pfarrer Johannes den Körper zu sich herum. Weißer getrockneter Schaum bedeckte Ignatius’ Mund wie geschlagenes Eiweiß. Seine Augen waren geschlossen. Er atmete nicht und seine Wangen waren hohl.

»O nein, dieser verdammte Feigling hat sich vergiftet!« Angewidert stand Pfarrer Johannes auf und trat einen Schritt zurück. Bastian stürzte sich auf den leblosen Leib und schüttelte ihn mit der ganzen Wut, die sich in seinem Inneren aufgetürmt hatte.

»Wacht auf, Ihr gottloser Teufel. Ihr könnt Euch nicht einfach davonstehlen!« Doch Ignatius war tot und rührte sich nicht mehr.

»Woher hatte er das Gift?« Die pure Verzweiflung war aus Bastians Stimme zu hören. Die Kleider des Gefangenen hatte man gründlich durchsucht und ihm weggenommen. Ignatius trug nur ein zerlumptes Wams aus groben Leinen. Pfarrer Johannes öffnete den Mund des Toten und winkte Bastian zu sich. »Seht hier, er hat mehrere vollkommen hohle Zähne. Genug Platz um Gift darin zu verstecken. Haben Eure Wachen seinen Mund nicht untersucht?«

»Doch, aber anscheinend waren sie nicht gründlich genug gewesen!« Wütend schlug Bastian mit der Faust gegen die harte Mauer der Zelle. Seine Fingerknöchel begannen zu bluten, doch er bemerkte es nicht. Wie sollte er jetzt den Leichnam von Heinrich finden? Er hatte doch schon das ganze Labyrinth durchsucht. Als wenn Pfarrer Johannes seinen Gedanken lesen konnte, sagte er: »Ich werde Euch helfen, ihn zu finden. Zwar bin ich nicht mehr so schnell wie Ihr, mein junger Freund, aber dafür werden wir umso gründlicher sein.«

 

 

 

 

Drei Wochen später kannten sie jeden einzelnen Stein des unterirdischen Labyrinths. Mehrfach hatten sie die schmalen, verschlungenen Gänge durchsucht, doch ohne Erfolg.

Etliche Male probierte Bastian, den Weg von Bruder Ignatius zu rekonstruieren, aber es gelang ihm nicht. Es musste eine geheime Kammer geben, oder Ignatius hatte es doch geschafft, Heinrichs Leichnam aus dem Labyrinth zu schaffen. Sie konnten jedenfalls nichts finden. Selbst Ignatius’ spartanische Kammer im Kloster Knechtsteden suchte Bastian bis in den kleinsten Winkel immer wieder ab. Aber bis auf eine Namensliste mit den Sündern, auf der auch der Name des Fahnenträgers Benedict Eschenbach vermerkt war, und ein Duplikat von der Karte des Labyrinths war die Kammer leer. Wie Ignatius an die Karte gekommen war und wie er den Zugang zum Labyrinth entdeckt hatte, blieb unklar. Pfarrer Johannes vermutete, dass Ignatius ihn schon vor Jahren belauscht hatte, als sein Vorgänger im Pfarramt ihm das Geheimnis des Erzbischofs von Saarwerden übergab. Schließlich ging Ignatius in der Kirche ein und aus, wenn er seinem Bruder half.

»Wir müssen das Labyrinth versiegeln, Bastian. Die Leute werden langsam argwöhnisch. Wir verschwinden für mehrere Stunden am Tag, und niemand weiß, wo wir hingehen und was wir tun. Früher oder später wird uns jemand folgen und das Geheimnis entdecken.«

Bastian schüttelte missmutig den Kopf. »Wir müssen erst meinen Bruder finden. Ich habe ihm ein Versprechen gegeben und ich muss es einlösen. Ich werde Heinrich im Kloster Knechtsteden begraben. So versteht doch, Pfarrer Johannes, ich kann nicht einfach aufgeben.«

»Mein lieber Bastian, Ihr gebt nicht einfach auf. Seit Wochen kriechen wir wie die Ratten durch die Finsternis auf der Suche nach Heinrich. Doch wir konnten noch nicht einmal Verwesungsgeruch wahrnehmen. Eigentlich müsste uns der Gestank einer Leiche direkt den Weg weisen. Ich weiß nicht, was Ignatius getan hat, um den Toten verschwinden zu lassen, aber wir müssen jetzt an das größere Ganze denken, Bastian. Der Schutz der Stadt Zons hat Vorrang. Lasst uns einen Schlussstrich ziehen und das Labyrinth versiegeln. Niemand soll es jemals wieder betreten. Dieses Geheimnis werden wir beide mit ins Grab nehmen.«

Abermals schüttelte Bastian trotzig seinen blonden Strubbelkopf. »Ich werde alleine weitersuchen. Meine Abwesenheit fällt nicht ins Gewicht.«

»Nein, Bastian, es ist vorbei. Kraft meines Amtes spreche ich Euch von Eurer Verpflichtung frei. Ihr habt wie ein guter Christ gehandelt und von nun an seid Ihr nicht mehr an Euer Versprechen gebunden.«

Irgendetwas in Bastian zerbrach bei Pfarrer Johannes’ Worten. Kleine faulige Splitter seiner zerborstenen Hoffnung setzten sich in seiner Seele fest und sollten ihn nicht mehr zur Ruhe kommen lassen. Obwohl Bastian nunmehr klar war, dass er Heinrichs Leiche nicht finden würde, fühlte er sich schuldig. Er hatte seinen Bruder von ganzem Herzen geliebt, und nie würde er die Bürde ablegen können, ihm seinen Letzten Willen nicht erfüllt zu haben.

Doch Pfarrer Johannes hatte recht. Die Sicherheit von Zons war noch wichtiger, und mit jedem Tag, den sie hier unten verbrachten, stieg die Gefahr der Entdeckung. Seine Marie war auch längst misstrauisch geworden und schenkte seinen Ausflüchten keinen Glauben mehr. Lange würde er sie nicht mehr hinhalten können, genauso wie seinen Freund Wernhart. Schweren Herzens folgte er Pfarrer Johannes hinaus ins Freie.

Noch am selben Abend versiegelten sie den Eingang zum Labyrinth. Niemand würde ihn je entdecken. Pfarrer Johannes brachte die goldene Marienfigur an einen geheimen Ort. Nur seinem Nachfolger würde er dieses Geheimnis preisgeben. Und so würden die Pfarrer von Zons das Vermächtnis des Erzbischofs von Saarwerden Generation nach Generation sicher verwahren. Bastian hätte gerne gewusst, wo sich die Marienfigur jetzt befand, aber Pfarrer Johannes verriet ihm nicht eine einzige Silbe. Die goldene Sichel gaben sie in die Obhut des Klosters Knechtsteden. Sie war zwar wertvoll, aber zu sehr mit Blut besudelt, als dass Pfarrer Johannes sie in seiner Kirche aufbewahren wollte.

Bastian trug von Tag zu Tag ein wenig leichter an seiner Schuld, doch ein Rest blieb in seinem Herzen stecken und trübte seinen Stolz, dem Sichelmörder von Zons das Handwerk gelegt zu haben.

Huppertz Helpenstein musste das gestohlene Gold an die Bruderschaft zurückgeben. Er schmort im Verlies des Juddeturms und wartet auf sein Urteil. Vielleicht würde er sogar am Galgen enden. Er hatte einen der drei Schlüssel für die Schützentruhe von Bruder Ignatius selbst erhalten. Bastian ging davon aus, dass Ignatius seine Rechtschaffenheit auf die Probe stellen wollte. Doch statt den Schlüssel zu verstecken oder gar Pfarrer Johannes zurückzugeben, hatte Huppertz keine Zeit verloren und den zweiten Schlüssel vom verantwortlichen Sebastianus-Bruder gestohlen. Da er selbst einen der drei Schlüssel trug, war es dann ein Leichtes gewesen, die Truhe zu öffnen und das Gold zu entwenden. Auch sein Name stand auf der Liste der Sünder von Bruder Ignatius. Die St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft hat einen neuen Brudermeister gewählt und Bastian hofft inständig, dass die Schützen nunmehr zu dem Ruhm vergangener Zeiten zurückfinden würden.

Bundle Puzzlemörder Erntezeit Zwilling Flügel
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