Gegenwart
»Oh mein Gott, das ist eine Leiche!«, entfuhr es Anna, die den hellen Schein ihrer Taschenlampe starr auf das bräunliche Handskelett gerichtet hielt. »Wir müssen sofort die Polizei anrufen!« Schwer atmend setzte sie sich auf den felsigen Boden. Das war ein echter Schock. Emily sah sie ängstlich an. Jegliche Farbe war aus ihrem Gesicht entwichen.
»Anna, meinst du, das war der schwarze Schatten von vorhin?« Sie ließ sich neben Anna auf den Boden fallen. Anna betrachtete die leblose Hand, die nun direkt vor ihren Augen schwebte. Nein, dachte sie, diese Knochen sehen aus wie die einer Mumie.
»Riechst du etwas, Emily?«, flüsterte Anna.
»Nein, wieso?«, erwiderte Emily fragend.
»Wenn es nicht nach Verwesung stinkt, dann muss es eine alte Leiche sein. An den Knochen sind nicht mal mehr Gewebereste dran. Sieht uralt aus, wenn du mich fragst.«
Emily betrachtete die Handknochen und atmete tief ein. Ihre Nasenflügel blähten sich auf. Tatsächlich. Es roch überhaupt nicht nach Verwesung. Die Altersspuren waren nicht zu übersehen. Einige Fingerknochen waren völlig porös. Emily nahm ihren Mut zusammen und begann, den Leichnam Stück für Stück von den Steinen zu befreien. Anna half ihr dabei. Als das Skelett fast freilag, betrachteten sie es genauer. Der Brustkorb war unter der Last der Steine zusammengedrückt und hatte kaum noch Ähnlichkeit mit dem eines Menschen. Emily leuchtete direkt auf die Rippen. Ein goldener Gegenstand blitzte auf. Emily griff danach und zog eine goldene Kette zwischen den Knochen hervor. Am Ende der Kette hing ein Amulett mit einer goldenen Mühle darauf. Emily holte tief Luft und traute ihren Augen nicht.
»Anna«, flüsterte sie aufgeregt, »ich glaube, wir haben Heinrich Mühlenberg gefunden!«