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Die Lieferung ging an das 69. Geschwader der israelischen Luftwaffe, das auch unter dem Namen »69 Hammers Squadron« bekannt war. Das 69. Geschwader war auf dem Fliegerhorst Tel Nof südöstlich von Tel Aviv in der Negevwüste stationiert und bestand aus siebenundzwanzig F-15l-Kampfflugzeugen von McDonnell Douglas. Die Maschinen waren eine Variante der berühmten F-15 Strike Eagle, allerdings wurden die Systeme zur elektronischen Kampfführung durch den in Israel entwickelten SPS-2100-Komplex ersetzt. Auch bei den F-15l kamen zwei Pratt-&-Whitney-Turbofans zum Einsatz, sie hatten eine Reichweite von dreitausendsiebenhundert Kilometern und konnten eine maximale Geschwindigkeit von Mach 2.5 erzielen.
Mit dem Kampfflugzeug konnten siebzig Prozent der anvisierten Ziele im Iran angeflogen werden, ohne dass die Maschine in der Luft aufgetankt werden musste. Noch entscheidender war allerdings, dass die F-15l die einzige Maschine der israelischen Luftwaffe war, die mit den B61-11-EPWs ausgestattet werden konnte.
Die Bunkerbrecher mit den nuklearen Sprengköpfen lagerten auf ihren Halterungen auf dem glänzenden Betonboden. Allein ihr Anblick war furchteinflößend. Sie hatten eine Länge von siebeneinhalb Metern und waren mit vier Seitenflossen an der Spitze und vier weiteren Seitenflossen am Heck ausgestattet. Die B61-11 war schmal für eine Luftrakete. Mit ihrem Durchmesser von achtzig Zentimetern passte sie genau in das Artilleriegeschützrohr der M110-Haubitze, die zur Standardausstattung der F-15l gehörte. Die mit einer zeitverzögerten Zündung ausgestattete Bombe würde mit einer Geschwindigkeit von sechzig Kilometern pro Sekunde auf die Erde aufschlagen und sich einen Weg durch eine fünfzehn Meter dicke Granitschicht oder Beton bohren, bevor sie schließlich detonierte. Mit einer Sprengkraft von zehn Kilotonnen würde die Bombe und die von ihr ausgelösten seismischen Schockwellen jedes Gebäude bis zu einer Tiefe von fünfundsiebzig Metern unter der Erde restlos zerstören. Außerdem würden über sechzigtausend Tonnen radioaktiver Fallout in die Atmosphäre geschleudert werden.
»Gerade noch rechtzeitig«, sagte General Danny Ganz, während er an der Seite von Zvi Hirsch durch die riesige Flugzeughalle lief.
»Ein Wink des Himmels«, stimmte Hirsch ihm zu.
Ganz in ihrer Nähe rollte eines der Fliegerteams eine der Bunkerbrecher-Raketen über den glatten Betonboden. Sie platzierten sie unter dem Flugzeugrumpf, hievten die Bahre mit der Bombe in die Höhe und befestigten das Geschoss in seiner speziellen Halterung im Flugzeuginneren. Hirsch und Ganz beobachteten, wie das Team eine zweite und dann eine dritte Bombe im Flugzeug verstaute. Ganz seufzte insgeheim. Er hatte genug von den Kämpfen. Genug von der ewigen Alarmbereitschaft. Er fragte sich, ob Israel jemals in den Genuss kommen würde, im Frieden zu leben.
»Die erste Angriffswelle wird sich gegen die kürzlich entdeckte Anreicherungsanlage in Chalus richten«, sagte er. »Danach konzentrieren wir uns auf ihre Raketenwerfer- und Sprengkopf-Produktionsanlagen. Die Männer der Sayeret-Spezialeinheit schreiben heute Nacht schon mal die Angriffsziele auf unsere Maschinen. Wir lassen sie per Hubschrauber von unseren im Golf stationierten Schiffen einfliegen.«
»Schon heute Nacht?«, fragte Zvi Hirsch verwundert. »Ist das nicht ein bisschen übereilt? Vergessen Sie nicht, was der Präsident gesagt hat: Wir können nicht einfach angreifen. Wir brauchen einen handfesten Grund.«
Ganz verschränkte seine Arme. »Vor ein paar Minuten habe ich einen Anruf von einem Freund im Pentagon erhalten. Einem befreundeten Piloten sozusagen.«
»Wie heißt er?«
»Generalmajor John Austen.«
»Der Evangelist?«
»Ich würde ihn eher als einen Freund Israels bezeichnen.« Ganz beugte sich näher an Hirsch heran, um sicherzustellen, dass niemand ihre Unterhaltung belauschen konnte. »Sein Geheimdienst hat Hinweise darauf, dass in den nächsten zwölf Stunden ein Anschlag gegen Israel stattfinden soll.«
»Wo?«
»Irgendwo in Europa«, sagte Ganz. Er blickte Hirsch unverwandt in die hervorstehenden Augen. »Ich glaube nicht, dass wir noch lange warten müssen.«