Gleicher Tag (insgesamt 344,4 km gelaufen)
Itero de la Vega (226 Einwohner), 772 m üdM, Provinz Palencia
Herberge m. Hotelzimmern, 22 Euro pro Person ohne Frühstück
Gleich am Ortseingang betrete ich eine sehr große Gaststätte. Ich werde fürstlich empfangen. Ruddi läuft vor mir auf das Besitzer- Ehepaar zu und springt zur Begrüßung an ihnen hoch. Sie knien sich hin, um ihn zu streicheln. „Qué bonito, qué buena compañía (wie hübsch, was für eine nette Begleitung)!“ Sehr angetan von dieser ausgefallenen Begrüßung bestelle ich mir meinen Café con leche. Mein Hund wird immer noch liebkost, hat schon ein Schälchen Wasser vor sich stehen. Ich bemerke, dass er viel mehr trinkt, als sonst. Daran ist wohl der Schinken schuld. Das hatte ich nicht bedacht. Tja, man lernt nie aus. Die Leine kann ich getrost in der Tasche lassen, die ist hier nicht erwünscht.
Entspannt sitze ich am Fenster und schaue in einen großen Hof. Dort herrscht reges Treiben. Viele Leute laufen hin und her, hängen Wäsche auf, sitzen in Liegestühlen und lesen oder schlafen. Sie sitzen in Gruppen zusammen und erzählen sich was. Sieht fast aus wie eine Herberge, schießt es mir durch den Kopf. Wo ist denn da der Eingang?
Ich frage die Wirtsleute und bekomme eine Antwort, die besser nicht sein könnte. Ich befinde mich bereits in der Herberge. Dort könnte ich zwar nicht schlafen, wegen Ruddi, aber sie haben auch Doppelzimmer und davon würden sie mir und meinem „bonito perrito“ sehr gerne eines vermieten, wenn ich dann wollte. Natürlich will ich! Besser kann ich es nirgendwo antreffen. Ein Pilgermenü bieten sie auch noch an! Worauf warte ich also noch? Blitzschnell sind die Formalitäten erledigt und ich befinde mich in einem sehr gepflegten Zimmer mit einem gemütlichen Bett. Ich genieße die Dusche ein bisschen länger als sonst, richte mich gemütlich ein, hänge meine handgewaschenen Klamotten über den Stuhl und auf die beiden Bügel, die ich gefunden habe und begebe mich dann flugs wieder nach unten zum Essen. Ich könnte „ein halbes Schwein auf Toast“ vertilgen.
Ich verbringe den Abend alleine bei einem hervorragenden Pilgermenü. Das besteht übrigens immer aus drei Gängen: meist Nudeln mit Bolognese, Fleisch mit Pommes oder Kartoffeln und Salat, Nachtisch in Form von Obst oder Flan (Karamellcreme). Dazu gibt es immer eine Flasche Rotwein und Wasser soviel man will.
Ruddi lernt noch den Haus- und Hofhund Toni kennen. Die beiden sind sich sehr ähnlich in ihrer Statur und ihrem Alter. Sie haben also selbst einen Hund, der in ihre Gaststätte völlig integriert ist und, sichtbar für alle, heiß geliebt wird. Deshalb ist mein Schnurzel hier auch so überaus herzlich willkommen. Nach dem Essen gehen Toni, Ruddi und ich noch ein Ründchen durchs Dorf bis zum nächsten Feld, damit die beiden hochherrschaftlichen Rüden ihre Geschäfte erledigen können.
Nach der letzten kalten und mehr oder weniger schlaflosen Nacht in Hontanas mit Ruddi im Schlafsack fallen wir beide in unser jeweiliges Bett und schlafen schon vor dem Augenzumachen.