46. Starkey

Beim Zaubern geht es für Starkey nie einfach nur um Tricks. Die Magie muss Stil haben, muss eine richtige Show bieten, muss ein Publikum haben. Dreihundert Kids einfach verschwinden zu lassen, ist zugegebenermaßen ein guter Trick, aber die Befreiung eines Ernte-Camps ist mehr als nur das. Starkey hat größere, glorreichere Pläne.

Als die Mädchen aus dem ersten Stock auf dem Weg in den Keller sind, um sich von Hayden durch die Höhlen schleusen zu lassen, sieht sich Starkey den hohen Raum genauer an und bemerkt die Ventilatoren an der Decke. Keiner dreht sich, aber das ist auch gut so. Sehr gut sogar.

»Ich möchte, dass ihr nach oben geht und mir sechs Angestellte bringt«, sagt er zu seinem Team. »Betäubt jeden, der Ärger macht, aber sorgt dafür, dass die, die ihr mir bringt, bei Bewusstsein sind.«

»Warum?«, fragt einer. »Was machen wir mit ihnen?«

»Wir senden eine Botschaft.«

Sie kehren mit drei Männern und drei Frauen zurück. Starkey hat keine Ahnung, welche Position sie innehaben. Verwaltungsangestellte, Chirurgen, Köche – das ist egal, für Starkey spielt es keine Rolle. Alle haben bei der Umwandlung ihre Finger im Spiel. Er befiehlt, sie zu fesseln und mit Klebeband zu knebeln, und sieht noch einmal zu den Ventilatoren hoch. Es sind sechs Stück, etwa drei Meter über dem Boden. Und Starkey hat jede Menge Seil dabei.

In seinem Sonderkommando ist keiner, der eine Ahnung von Knoten hat. Die Schlingen sind grob und unbeholfen geknüpft, aber die Ästhetik ist nicht so wichtig, solange sie nur halten. Während draußen das Ablenkungsmanöver noch tobt wie einst die Schlacht an der Küste der Normandie, stellen Starkey und seine Leute die sechs Gefangenen auf je einen Stuhl, werfen die Seile um die Rotorblätter der Ventilatoren über ihnen und ziehen die Schlingen um ihren Hals so fest zu, dass sie zu spüren sind, aber nicht schmerzen. Als alles vorbereitet ist, tritt Starkey vor und spricht sie an.

»Mein Name ist Mason Michael Starkey, Führer der Storchenbrigade. Sie haben sich diverser Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gemacht. Sie haben Tausende unschuldiger Kinder umgewandelt, viele von ihnen Storche, und dafür werden Sie zur Rechenschaft gezogen.« Er macht eine kurze Pause und lässt die Worte sacken. Dann tritt er auf die erste Gefangene zu, eine Frau, die nicht aufhören kann zu weinen.

»Ich sehe, dass Sie Angst haben«, sagt er.

Die Frau, die wegen des Klebebandes über dem Mund nicht sprechen kann, nickt und sieht ihn mit tränenerfüllten Augen flehend an.

»Keine Sorge«, sagt er zu ihr. »Ich werde Ihnen nichts tun. Aber ich will, dass Sie sich alles merken, was ich sage. Wenn Sie befreit werden, möchte ich, dass Sie davon berichten. Können Sie das für mich tun?«

Die Frau nickt.

»Sagen Sie ihnen, das ist nur der Anfang. Wir holen uns jeden, der die Umwandlung unterstützt und Storche misshandelt. Niemand ist vor uns sicher. Genau das müssen Sie ihnen sagen. Sorgen Sie dafür, dass alle das erfahren.«

Die Frau nickt wieder, Starkey tätschelt ihr mit seiner gesunden Hand tröstend den Arm und lässt sie unversehrt auf dem Stuhl stehen.

Dann geht er zu den anderen und tritt einem nach dem anderen den Stuhl unter den Füßen weg.