Die Rheinschilds
Endlich können sie feiern! Heute Abend speisen die Rheinschilds im teuersten und exklusivsten Restaurant Baltimores. Dieser Luxus war längst überfällig.
Sonia hält über dem Tisch Jansons Hand. Sie haben den Ober schon zweimal wieder weggeschickt, weil sie sich mit dem Bestellen Zeit lassen wollen. In den Sektflöten perlt der Champagner, und im Weinkühler steht eine Flasche Dom Pérignon. Diese Nacht soll ewig währen, denn sie haben es sich beide verdient.
»Erzähl es noch mal«, sagt Sonia. »Wort für Wort!«
Janson kommt ihrem Wunsch bereitwillig nach, da er sich gern an dieses Treffen erinnert. Er wünschte, er hätte das Gespräch aufnehmen können. So erzählt er ihr noch einmal, wie er dem Präsidenten der Firma BioDynix Medical Instruments in dessen Büro sein »Lebenswerk« vorstellte, genau so, wie er es vor wenigen Tagen Sonia vorgestellt hatte.
»Und er wusste gleich, welche Tragweite es hat?«
»Sonia, der Typ schwitzte vor Gier. Ich konnte fast zusehen, wie ihm Fangzähne wuchsen. Er erklärte mir, er müsse mit dem Vorstand sprechen und würde sich wieder melden, aber ehe ich das Gebäude verlassen hatte, rief er mich schon zurück und schlug mir einen Handel vor.«
Sonia klatscht in die Hände, denn dieser Teil der Geschichte ist nun doch neu. »Das ist wunderbar! Er wollte nicht, dass du es seinen Konkurrenten zeigst.«
»Genau. Er hat vom Fleck weg ein Angebot gemacht – und er hat nicht nur den Prototypen gekauft. Er hat die Pläne, das Patent, einfach alles gekauft. BioDynix wird die exklusiven Rechte haben!«
»Und mit dem Scheck bist du direkt zur Bank gegangen?«
Janson schüttelt den Kopf. »Das Geld wurde überwiesen. Ich habe aber nachgesehen, es ist schon auf unserem Konto.« Janson nimmt einen großen Schluck Champagner. Dann beugt er sich zu ihr vor und flüstert: »Sonia, mit dem, was die dafür bezahlt haben, könnten wir uns eine kleine Insel kaufen!«
Sonia lächelt und führt ihr Champagnerglas an die Lippen. »Ich wäre schon zufrieden, wenn du dich mal zu einem Urlaub entschließen könntest.«
Sie wissen beide, dass es nicht um das Geld geht. Wie schon einmal geht es darum, die Welt zu verändern.
Schließlich geben sie ihre Bestellung auf, die Sektflöten werden wieder gefüllt, und Janson hebt das Glas zum Toast. »Auf das Ende der Umwandlung. In einem Jahr ist sie nur noch eine hässliche Erinnerung!«
Sonia stößt mit ihm an. »Ich sehe einen zweiten Nobelpreis auf dich zukommen«, sagt sie. »Einen, den du nicht mit mir teilen musst.«
Janson lächelt. »Das werde ich trotzdem tun.«
Das Essen kommt, das beste, das sie je genießen durften, am schönsten Abend, den sie je miteinander verbracht haben.
Erst am nächsten Morgen merken sie, dass etwas nicht stimmt. Das Gebäude, in dem sie arbeiten und das nach ihnen benannt wurde, heißt nicht mehr Rheinschild-Pavillon. Die großen Messinglettern über dem Eingang wurden über Nacht entfernt, und das Gebäude ist jetzt nach dem Vorsitzenden des Proaktiven Bürgerforums benannt.