Ararat

2675

 

 

Sobald Vasko sich gewaschen und gefrühstückt hatte, machte er sich auf den Weg zur nächsten SD-Wache, um sich zum Dienst zu melden. Er hatte kaum mehr als vier Stunden geschlafen, aber er fühlte sich immer noch hellwach und noch angespannter und nervöser als am Abend zuvor. In Lager eins herrschte trügerische Ruhe; die Straßen waren mit Abfällen übersät, einige Wohn- und Geschäftsgebäude waren beschädigt worden, hier und dort qualmten noch Reste eines Feuers, aber die riesigen Menschenmassen der vergangenen Nacht waren wie vom Erdboden verschluckt. Vielleicht hatten sie doch auf Scorpio gehört und waren wieder nach Hause gegangen, nachdem ihnen klar geworden war, welche Bedingungen sie an Bord der Sehnsucht nach Unendlichkeit erwarteten.

Vasko erkannte seinen Irrtum, sobald er vor der Wache um die Ecke bog. Ein unübersehbarer grauer Mob drängte sich davor, viele hundert Menschen mit ihren Habseligkeiten. Etwa ein Dutzend SD-Wachen standen auf eingezäunten Podesten und sorgten, ihre Handfeuerwaffen im Anschlag, aber nicht direkt auf die Menge gerichtet, für Ordnung. Weitere Angehörige des Sicherheitsdienstes und unbewaffnete Regierungsbeamte saßen an Tischen vor dem zweistöckigen Muschelgebäude. Hier wurden Formulare ausgefüllt und gestempelt und Gepäckstücke gewogen und etikettiert. Die meisten Menschen hatten offensichtlich nicht warten wollen, bis die amtlichen Bestimmungen herauskamen: Sie waren bereit zum Aufbruch, und niemand machte den Eindruck, als würde er sich die Entscheidung noch einmal überlegen.

Vasko drängte sich so rücksichtsvoll wie möglich nach vorne. Urton war nirgendwo zu sehen, aber dies war auch nicht ihre Station. An einem der Tische blieb er stehen und wartete, bis der SD-Mann seinen Flüchtling abgefertigt hatte.

»Sollen die ersten Gruppen immer noch heute Mittag ausgeflogen werden?«, fragte er leise.

»Früher«, gab der Mann ebenso gedämpft zurück. »Der Ablauf wurde beschleunigt. Trotzdem fürchtet man, wir könnten den Ansturm nicht bewältigen.«

»Das Schiff kann uns unmöglich alle aufnehmen«, sagte Vasko. »Jedenfalls nicht auf einmal. Es würde Monate dauern, bis wir in den Kälteschlaftanks wären.«

»Sag das dem Schwein«, brummte der Mann, wandte sich ab und stempelte ohne hinzusehen ein Papier.

Vasko spürte eine plötzliche Wärme im Nacken, hob den Kopf und blinzelte. Ein Flugzeug oder Shuttle mit grell erleuchteter Unterseite glitt über den Platz. Er wartete darauf, dass es langsamer würde und zu sinken begänne, aber es drehte ab und schoss unter den tief hängenden Wolken in Richtung Meer davon wie ein Fetzen Tageslicht.

»Schau nur, es geht schon los«, sagte der Mann. »Als ob die Leute davon ruhiger würden…«

»Scorpio wird schon wissen, was er tut«, sagte Vasko und entfernte sich, bevor der andere antworten konnte.

Er drängte sich an den Tischen vorbei und betrat das Muschelgebäude. Drinnen empfing ihn das gleiche Bild: Überall drängten sich die Menschen, hielten Papiere und Gepäckstücke in die Höhe. Kinder weinten. Die Panik steigerte sich von Minute zu Minute.

Er ging in den Teil des Gebäudes, der SD-Angehörigen vorbehalten war. In dem kleinen runden Raum, wo er normalerweise den Dienstplan ausgehändigt bekam, saßen drei Kollegen um einen niedrigen Tisch und tranken Tee aus Seetang. Er kannte sie alle.

»Malinin«, sagte Gunderson, eine junge Frau mit kurzem rotem Haar. »Was verschafft uns die Ehre?«

Ihr Ton gefiel ihm nicht. »Ich wollte mir den Dienstplan abholen«, sagte er.

»Mischst du dich denn überhaupt noch unter das einfache Volk?«, höhnte sie.

Er beugte sich über die Teetrinker und riss das Blatt mit der Diensteinteilung von der Wand. »Mit wem ich verkehre, ist immer noch meine Sache«, sagte er.

Der Zweite am Tisch, ein Hyperschwein namens Flenser, hieb in die gleiche Kerbe. »Wie man hört, treibst du dich inzwischen fast nur noch mit den Regierungsbonzen herum.«

Vasko schaute auf die Liste. Sein Name stand nicht neben einem der regulären Einsätze. »Wie Scorpio, meinst du?«

»Wetten, dass du viel besser als wir darüber Bescheid weißt, was tatsächlich vorgeht?«, sagte Gunderson. »Oder willst du das leugnen?«

»Wenn es so wäre, dürfte ich wohl kaum darüber reden.« Vasko heftete das Blatt wieder an die Wand. »Aber ich bin tatsächlich nicht viel besser informiert.«

»Du lügst«, sagte der Dritte im Bunde – ein Mann namens Cory. »Wenn du die Karriereleiter hinaufklettern willst, musst du lernen, dich besser zu verstellen.«

»Danke«, erwiderte Vasko lächelnd. »Aber mir reicht es, wenn ich lerne, dieser Kolonie zu dienen.«

»Soll ich dir sagen, wo du dich melden sollst?«, fragte Gunderson.

»Das wäre sehr freundlich.«

»Man hat uns gebeten, dir Folgendes auszurichten«, sagte sie. »Du wirst um acht in der Hohen Muschel erwartet.«

»Danke«, sagte er. »Du bist sehr hilfsbereit.« Er wandte sich zum Gehen.

»Verdammt, Malinin«, rief sie ihm nach. »Du hältst dich wohl tatsächlich für etwas Besseres?«

»Überhaupt nicht«, antwortete er und drehte sich um. Er staunte selbst, wie ruhig er war. »Ich denke, ich bin eher durchschnittlich begabt. Aber ich fühle mich für Ararat verantwortlich und möchte dem Planeten dienen, so gut ich es vermag. Das gilt doch sicher auch für euch?«

»Du glaubst, nachdem Clavain nicht mehr da ist, kannst du dich nach oben schleimen?«

Er sah Gunderson aufrichtig überrascht an. »Auf die Idee bin ich noch gar nicht gekommen.«

»Umso besser, es wäre nämlich ein schwerer Fehler. Du hast das Zeug nicht dazu, Malinin. Keiner von uns hat es, aber du ganz bestimmt nicht.«

»Nein? Und was genau fehlt mir?«

»Der Mumm, dem Schwein die Stirn zu bieten«, sagte sie, als verstehe sich das von selbst.

 

In der Hohen Muschel saß Antoinette Bax bereits am Tisch und hatte ein geöffnetes Notepad vor sich. Cruz, Pellerin und weitere Angehörige des Ältestenrats der Kolonie waren ebenfalls anwesend, und nun stolzierte Blood so breitbeinig herein wie ein Ringer.

»Hoffentlich habt ihr gute Gründe«, sagte er. »Ich habe nämlich wahrhaftig genug anderen Mist am Hals, um den ich mich kümmern muss.«

»Wo ist Scorpio?«, fragte Antoinette.

»Im Lazarett, um nach Mutter und Tochter zu sehen. Er kommt, sobald er kann«, antwortete Blood.

»Und Malinin?«

»Ich habe jemanden gebeten, ihm Bescheid zu sagen. Früher oder später wird er schon auftauchen.« Blood ließ sich auf einen Stuhl fallen, zog automatisch sein Messer und kratzte sich damit das Kinn. Es surrte wie ein Wespenschwarm.

»Wir haben ein Problem«, begann Antoinette. »In den vergangenen sechs Stunden hat sich der Neutrinofluss vom Schiff etwa verdreifacht. Wenn er sich um weitere zehn bis fünfzehn Prozent erhöht, kann dieses Schiff nur noch nach oben.«

»Noch keine Abgase?«, fragte Cruz.

»Nein«, antwortete Antoinette, »und ich mache mir große Sorgen, was passiert, wenn die Triebwerke tatsächlich zünden. Als die Unendlichkeit landete, lebte niemand im Umkreis der Bucht. Wir müssen uns ernsthaft Gedanken machen, wie wir die Leute ins Landesinnere evakuieren können. Ich würde ja empfehlen, alle auf die äußeren Inseln zu bringen, aber mir ist klar, dass Flugzeuge und Shuttles derzeit keine weiteren Einsätze übernehmen können.«

»Träum ruhig weiter«, sagte Blood.

»Trotzdem müssen wir etwas unternehmen. Wenn sich der Captain zum Start entschließt, bekommen wir Flutwellen und Heißdampfwolken, der Lärm macht im Umkreis von hunderten von Kilometern jeden taub, aus allen Löchern kommt gefährliche Strahlung…« Antoinette verstummte. Das war hoffentlich deutlich genug gewesen. »Einfach ausgedrückt, die Umgebung wird so sein, dass man sich nur noch in einem Raumanzug hier aufhalten kann.«

Blood schlug die Hände mit den kurzen Schweinefingern vors Gesicht. Antoinette hatte ähnliche Gesten bei Scorpio gesehen, wenn die Krisen von allen Seiten auf ihn einstürmten. Seit Clavain tot war und Scorpio sich zurückgezogen hatte, trug Blood die Verantwortung, die er sich immer so sehnlich gewünscht hatte. Aber die Freude über die neue Befehlsgewalt hatte vermutlich nicht länger als fünf Minuten angehalten.

»Ich kann die Stadt nicht evakuieren«, sagte er.

»Du hast keine Wahl«, beharrte Antoinette.

Er ließ die Hände sinken und deutete zum Fenster. »Das verdammte Schiff gehört uns. Warum müssen wir uns den Kopf darüber zerbrechen, was es vorhat? Eigentlich sollte es doch tun, was wir ihm befehlen.«

»Tut mir Leid, Blood, aber so funktioniert es nicht«, sagte Antoinette.

»Es wird eine Panik ausbrechen«, sagte Cruz, »wie wir sie noch nie erlebt haben. Wir müssen alle Abfertigungsstellen schließen und anderswohin verlegen. Dadurch werden sich die Exodusflüge zur Unendlichkeit um mindestens einen Tag verzögern. Und wo sollen die umgesiedelten Menschen heute Nacht schlafen? Im Landesinneren gibt es nichts – nur Felsen. Bei Tagesanbruch werden sie uns zu hunderten erfroren sein.«

»Ich habe nicht alle Antworten parat«, sagte Antoinette. »Ich zeige nur die Schwierigkeiten auf.«

»Es muss noch einen anderen Ausweg geben«, sagte Cruz. »Verdammt, wir müssten doch für solche Fälle Notfallpläne in der Schublade haben.«

»Mit ›müsste‹ und ›sollte‹ kommen wir nicht weiter«, sagte Antoinette. Ein Ausspruch ihres Vaters. Damals hatte sie sich schrecklich darüber aufgeregt, und nun kamen genau die gleichen Worte aus ihrem eigenen Mund. Sie war erschüttert.

»Pellerin«, sagte Blood, »was ist mit dem Schwimmerkorps? Ararat scheint auf unserer Seite zu stehen, sonst hätte es den Booten keine Fahrrinne zum Schiff frei gemacht. Haben Sie etwas zu bieten?«

Pellerin schüttelte den Kopf. »Bedauere. Nicht jetzt. Sobald es Hinweise gibt, dass sich die Schieberaktivität normalisiert, könnte ein Erkundungsteam ins Wasser gehen, aber nicht vorher. Ich schicke niemanden in den Tod, Blood, schon gar nicht, wenn die Chancen auf ein brauchbares Ergebnis so gering sind.«

»Ich verstehe«, sagte das Schwein.

»Warte mal«, sagte Cruz. »Warum drehen wir den Spieß nicht einfach um? Wenn es so schlimm ist, beim Start in der Nähe des Schiffes zu sein, sollten wir vielleicht versuchen, den Exodus zu beschleunigen.«

»Wir schaffen die Leute ohnehin so schnell hinaus, wie wir nur können«, sagte Blood.

»Dann schraubt die Bürokratie zurück«, sagte Antoinette. »Schafft sie hinaus und kümmert euch später um die Einzelheiten. Und lasst euch nicht den ganzen Tag damit Zeit. Vielleicht ist die Frist gar nicht mehr so lang. Verdammt, was gäbe ich jetzt für die Sturmvogel.«

»Vielleicht kannst du ja etwas für uns tun«, sagte Cruz und sah sie fest an.

Antoinette wich dem Blick der Einäugigen nicht aus. »Raus mit der Sprache!«

»Geh auf die Unendlichkeit. Sprich mit dem Captain. Sag ihm, wir brauchen etwas mehr Spielraum.«

Das hörte Antoinette nicht gerne. Seit ihrem Gespräch mit dem Captain war ihre Angst vor ihm womöglich noch größer geworden; die Vorstellung, ihn noch einmal zu rufen, erfüllte sie mit blankem Entsetzen.

»Vielleicht will er nicht mit mir reden«, sagte sie. »Und wenn, dann will er vielleicht nicht hören, was ich ihm zu sagen habe.«

»Trotzdem könntest du uns etwas Zeit verschaffen«, sagte Cruz. »Und für mich ist das besser als nichts.«

»Mag sein«, erwiderte Antoinette zögernd.

»Dann versuche es doch wenigstens«, sagte Cruz. »Zum Schiff zu kommen, ist kein Problem. Mit Regierungsprivilegien kannst du in einer halben Stunde an Bord sein.«

Antoinette hätte gerne auf diese Vorteile verzichtet.

Sie starrte auf ihre Finger nieder, folgte gedankenverloren den komplizierten Metallmustern der selbst gemachten Ringe und hoffte auf irgendetwas, das ihr diesen Gang ersparte, als Vasko Malinin eintrat. Sein Gesicht war gerötet, sein Haar war nass vom Regen oder vom Schweiß. Antoinette kam er unter all den Ältesten schrecklich jung vor; sie fand es ungerecht, ihn mit Fragen von solcher Tragweite zu belasten. Die Jungen sollten immer noch glauben dürfen, es gebe für alle Probleme der Welt eine klare und eindeutige Lösung.

»Setzen Sie sich«, sagte Blood. »Kann ich Ihnen etwas anbieten – Kaffee, Tee?«

»Ich hatte Mühe, auf die Wache zu kommen um meinen Dienstplan abzuholen«, sagte Vasko. »Die Massen werden immer dichter. Als die Leute meine Uniform sahen, wollten sie mich nicht gehen lassen. Ich sollte ihnen mehr oder weniger versprechen, ihnen einen Platz auf einem dieser Shuttles zu besorgen.«

Das Schwein spielte mit seinem Messer. »Das haben Sie doch hoffentlich nicht getan?«

»Natürlich nicht, ich wollte nur zeigen, wie ernst die Lage ist.«

»Wir können es uns ungefähr vorstellen, vielen Dank«, sagte Antoinette. Dann stand sie auf und zog sich die Bluse glatt.

»Wo wollen Sie hin?«, fragte Vasko.

»Ich werde ein wenig mit dem Captain plaudern«, sagte sie.

 

Mehrere Stockwerke tiefer hatte man in einem anderen Teil des Gebäudes aus dem Muschelmaterial mühsam und mit großem Energieaufwand halbrunde Kammern ausgehöhlt, die teilweise miteinander verbunden waren: Hier waren die verschiedenen Stationen des Hauptlazaretts von Lager eins untergebracht, wo die Bürger mit den begrenzten Mitteln, die der Regierung zur Verfügung standen, medizinisch betreut wurden.

Die beiden graugrünen Servomaten wichen zurück, als Scorpio eintrat, und stießen dabei mit ihren dünnen Gelenkarmen aneinander. Er zwängte sich zwischen ihnen hindurch. Man hatte das Bett in die Mitte des Raums gestellt, an einer Seite stand ein Rollwagen mit dem Inkubator, an der anderen ein Stuhl.

Valensin hatte auf dem Stuhl gesessen und gearbeitet. Nun legte er das Notepad beiseite und stand auf.

»Wie geht es ihr?«, fragte Scorpio.

»Der Mutter oder der Tochter?«

»Lassen Sie die Witze, Doc. Dafür bin ich nicht in Stimmung.«

»Der Mutter geht es gut – abgesehen davon, dass Stress und Erschöpfung natürlich irgendwann ihren Tribut fordern.« Durch ein hohes schmales Fenster – eigentlich nur ein Streifen Muschelmaterial, das nicht gestrichen war – fiel milchig trübes Licht herein und ließ Valensins rautenförmige Brillengläser aufblitzen. »Ich denke, sie braucht nicht mehr als Zeit und Ruhe, um sich zu erholen.«

»Und Aura?«

»Dem Kind geht es den Umständen entsprechend.«

Scorpio sah sich das kleine Ding im Brutkasten verwundert an. Es war rot und schrumpelig und zuckte wie ein Fisch, der auf dem Trockenen lag und nach Luft japste.

»Damit kann ich nicht viel anfangen.«

»Ich kann auch deutlicher werden«, sagte Valensin. Sein geöltes, straff nach hinten gekämmtes Haar schimmerte bläulich. »Das Kind hat inzwischen vier potenziell traumatische Operationen hinter sich. Zuerst setzte ihm Remontoire Synthetikerimplantate ein, um sich über seine leibliche Mutter mit ihm verständigen zu können. Dann wurde es chirurgisch aus dem Mutterschoß geholt und entführt. Nachdem es möglicherweise einige Zeit in einem Inkubator gelegen hatte, pflanzte man es Skade ein. Zu guter Letzt wurde es unter nicht gerade optimalen Bedingungen per Feldchirurgie wieder aus Skades Schoß entfernt.«

Scorpio nahm an, dass Valensin über die Geschehnisse im Eisberg voll informiert war. »Glauben Sie mir: Wir hatten keine Wahl.«

Valensin verschränkte die Finger. »Immerhin schläft sie jetzt. Das ist gut. Und ich kann im Moment keine offensichtlichen Komplikationen feststellen. Aber wie es langfristig aussieht? Wer weiß? Wenn Khouri uns die Wahrheit sagt, war eine normale Entwicklung ohnehin nicht vorgesehen.« Valensin setzte sich wieder. Seine langen Beine klappten ein wie Stelzen mit Gelenken, seine Hosen hatten rasiermesserscharfe Bügelfalten. »Übrigens hat Khouri in diesem Zusammenhang einen Wunsch geäußert, aber ich hielt es für besser, mich zuerst an Sie zu wenden.«

»Worum geht es?«

»Sie möchte, dass ihr das Mädchen wieder in die Gebärmutter eingesetzt wird.«

Scorpio betrachtete den Brutkasten. Er war größer und leistungsfähiger als das tragbare Gerät, das sie mit zum Eisberg genommen hatten. Inkubatoren waren auf Ararat technische Kostbarkeiten, die sorgsam gehegt und gepflegt wurden.

»Wäre das denn möglich?«, fragte er.

»Im Normalfall würde ich so etwas niemals in Betracht ziehen.«

»Dies ist kein Normalfall.«

»Einen Fötus in den Mutterleib zurückzupflanzen, ist nicht so einfach, wie einen Brotlaib wieder in den Ofen zu schieben«, sagte Valensin. »Dazu ist, abgesehen von der hormonelle Umstellung, ein schwieriger mikrochirurgischer Eingriff erforderlich… lauter sehr komplexe Verfahren.«

Scorpio ließ die Herablassung des Doktors an sich abprallen. »Aber möglich wäre es?«

»Wenn der Wunsch stark genug ist.«

»Aber es wäre riskant?«

Valensin zögerte kurz, als hätte er bislang nur die technischen Schwierigkeiten und nicht die Risiken erwogen. Dann nickte er. »Richtig. Für die Mutter wie für das Kind.«

»Dann kommt es nicht infrage«, erklärte Scorpio.

»Sie scheinen sich da recht sicher.«

»Dieses Kind hat meinen Freund das Leben gekostet. Nachdem wir es jetzt wiederhaben, werde ich nicht zulassen, dass wir es endgültig verlieren.«

»In diesem Fall sind Sie hoffentlich auch bereit, der Mutter die schlechte Nachricht beizubringen.«

»Überlassen Sie das nur mir«, sagte Scorpio.

»Nun gut.« Das klang fast ein wenig enttäuscht. Der Arzt fuhr fort: »Noch etwas: Sie hat im Schlaf wieder dieses Wort gesagt.«

»Was für ein Wort?«

»Hella«, sagte Valensin. »Oder so ähnlich.«

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