18 YARROD

Als die triumphierende Kampfgruppe der TVF von Ptoro heimkehrte, hielt Yarrod den Zeitpunkt für gekommen, seinen Dienst in der Terranischen Verteidigungsflotte zu beenden. Er sah keine Gründe, die ihn veranlassen konnten, noch länger zu bleiben, wohl aber andere, die ihn zur Rückkehr nach Theroc drängten.

Ja, die Hydroger griffen auch weiterhin Kolonialwelten an, von Menschen bewohnte ebenso wie ildiranische, aber inzwischen schien klar zu sein, dass die Fremden nach dem Weltwald gesucht hatten. Wenn man die Maßstäbe der Logik anlegte, mochte es einen Sinn ergeben, beim terranischen Militär zu bleiben und ihm bei seinem Bemühen zu helfen, gegen den Feind zu kämpfen. Andererseits: Jedes Mal, wenn er den Schössling berührte, riefen die verletzten Weltbäume nach ihm!

Eigentlich hatte Yarrod gar nicht beabsichtigt, für das Militär der Erde tätig zu werden. Er war nur widerstrebend dazu bereit gewesen, ohne sich jemals für einen echten TVF-Soldaten zu halten. Im Gegensatz zu seinem geschwätzigen und abenteuerlustigen Freund Kolker lag ihm nichts daran, andere Welten außer Theroc zu sehen. Der Weltwald enthielt genug faszinierende Dinge, um ihn für den Rest seines Lebens zu beschäftigen.

Seine Nichte Sarein, die als Therocs Botschafterin auf der Erde weilte, hatte um Hilfe beim Krieg gegen die Hydroger gebeten, und die Bäume gaben ihre Zustimmung. Zusammen mit achtzehn anderen grünen Priestern hatte Yarrod Theroc verlassen, und sie waren auf verschiedene Raumschiffe verteilt worden, die in weit voneinander entfernten Sektoren zum Einsatz gelangten.

Doch jetzt konnte er den größeren Erfordernissen der verletzten Bäume gegenüber nicht mehr taub bleiben. Durch den Telkontakt hatte er das Entsetzen miterlebt, den Kampf, die schrecklichen Schmerzen – anschließend hatten ihn wochenlang Albträume gequält. Er hätte nicht an Bord eines Schiffes mit metallenen Wänden sein sollen, sondern auf Theroc, um mit seiner Kraft zu helfen. Vielleicht hätte ihn wie viele andere der Tod ereilt, aber er wäre wenigstens dort gewesen.

Yarrod ballte die Fäuste, als ihn Erinnerungen an Flammen, Kälte und Agonie durchströmten. Niemand hatte geahnt, dass die Hydroger Theroc angreifen würden. Er war auf der Brücke eines TVF-Schiffes gewesen, das auf neue Anweisungen wartete, als ihn plötzlich das Wehklagen des Weltwaldes durchzuckt hatte. Mit den Augen von tausend Bäumen hatte er den Tod seines Neffen Reynald und vieler anderer gesehen. Es war einfach unerträglich gewesen.

Jetzt war es zu spät, an jenem Kampf teilzunehmen, aber nicht zu spät dafür, Ordnung zu schaffen, neue Bäume zu pflanzen, die Schösslinge zu pflegen… und dafür zu sorgen, dass sich so etwas nie wiederholte.

Durch den Telkontakt hatte Yarrod mit anderen grünen Priestern darüber gesprochen, auch mit Kolker, der sich jetzt an Bord einer Himmelsmine über Qronha 3 befand. Kolker und Yarrod waren vor langer Zeit zusammen Akolythen gewesen und hatten am gleichen Tag das Grün bekommen. »Bei Ptoro hast du mitgeholfen, Rache zu nehmen«, teilte ihm Kolker durch den Telkontakt mit. »Das war deine Art und Weise des Kampfes gegen die Hydroger, und du hast mehr erreicht als wir anderen.«

Seine Aufgabe bei der TVF bestand einfach nur darin, Informationen und Anweisungen von Commander Tamblyn weiterzugeben, aber Yarrod hatte Rossia und alle anderen grünen Priester an den Ereignissen teilhaben lassen. Er hatte beobachtet, wie sich der gewaltige Rachen des Wurmlochs öffnete, den Neutronenstern verschlang und nach Ptoro schickte.

Ja, er hatte dabei geholfen, Vergeltung zu üben. Aber es reichte nicht, und es war nicht das, was sein Herz verlangte.

Siegesmeldungen über Ptoro waren mithilfe des Netzwerks der grünen Priester durch den ganzen Spiralarm geschickt worden. Als die Flotte jetzt mit Höchstgeschwindigkeit zur Erde flog, saß Yarrod allein in seiner Kabine an Bord von Tasia Tamblyns Manta-Kreuzer. Er wollte weder mit Rossia noch mit irgendeinem TVF-Offizier sprechen. Sein Entschluss stand fest. Er sah keine andere Wahl, als den Dienst zu quittieren und seine – eher vagen, wie er meinte – Verpflichtungen dem Militär gegenüber als erledigt zu betrachten.

Wenn er schließlich auf dem Friedhof der Weltbäume stand, Asche und Ruß roch wie das Blut der verbrannten Bäume… Der Schmerz würde wie mit Rasiermessern durch seine Seele schneiden. Trotzdem wusste Yarrod, was es zu tun galt.

Allein in seiner kleinen Kabine schöpfte er Kraft aus der stummen Kommunikation mit dem Schössling. Bevor der Manta-Kreuzer die Erde erreichte, ging Yarrod mit zielstrebigen Schritten zur Brücke, um Commander Tamblyn seine Entscheidung mitzuteilen.