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Linda liebte es, wenn das Wetter so war wie sie.
Am Horizont türmten sich dunkle Wolken zu einer Wand auf, und der
Wind griff in plötzlichen Böen von allen Seiten an und zerzauste
ihr das Haar. Sie lief die Uferstraße entlang und dann über die
Brücke. Der Himmel bereitete ihr dennoch Sorge. Ob sie in diesem
Jahr noch die Fünf-Sterne-Luftmatratze ausprobieren konnte, lag
völlig im Dunkeln. Der Verkäufer hatte sie ihr am Samstag für
künftige Nächte auf dem Balkon empfohlen. Das Modell würde gerne
von Männern genommen, die in ihrer Ehe das Fass zum Überlaufen
gebracht hatten. Da hatte Linda sie gleich genommen.
Sie hatte Glück. An der Bushaltestelle Bergsunds
Strand wartete wie jeden Morgen um zwanzig nach sieben Frau
Schwallmadame. Dann war der Bus also noch nicht gekommen. Als der
mal im Februar wegen des vielen Schnees oben am Hügel stecken
geblieben war, hatte die Alte eine Stunde lang auf Papa und sie
eingeredet. Seitdem nahm Papa deswegen immer schon den Bus um vier
nach, und Linda musste deshalb auch früher zur Schule. Sie hatten
ja den gleichen Weg.
Als der Bus kam, zeigte Linda dem Fahrer ihre
Monatskarte und lief gleich ganz nach hinten, weil Frau
Schwallmadame gern vorn beim Fahrer saß, wo man sich ein bisschen
unterhalten konnte. Als sich Linda auf den Sitz sinken ließ,
geschah etwas Unerwartetes. Aus dem Haus neben der Haltestelle trat
ein alter Mann mit einem an den Rändern herabhängenden Schlapphut
und ging direkt auf die weiße Isetta zu, die dort seit vier Jahren
unentwegt parkte.
Also war nur noch die Frage offen, ob es Gott
wirklich gab und was er vorhatte. Beglückt riss Linda ihren Kakao
auf. Das war ganz sicher ein Zeichen. Jetzt war alles
möglich.