5
Als Ermittlungsleiter hatte Kjell sich wie immer selbst am meisten Arbeit aufgebürdet. Er saß im Keller des Rückgebäudes, wo die Tatorttechnik ihr Labor hatte, neben der lichtblonden Jenna Evaldsson, einer noch recht jungen Frau. Ihre Haut war ebenso hell wie ihr Haar, und auf ihrem Gesicht und vor allem auf den Wangen lag eine permanente Schamesröte. Kjell glaubte jedoch, dass sich Jenna Evaldsson so gut wie nie schämte. Das Licht im Labor war genormt. Deshalb kamen im Sommer viele her, um sich ein objektives Bild über ihre Sommerbräune oder die Schatten unter den Augen zu machen, denn das Normlicht zeigte die Dinge in ihrer wahren Farbe. Kjell und Jenna kannten sich nur bei Normlicht, in der Sonne und im Regen sah sie vielleicht anders aus. Ihre Aufgabe war es, aus all den Spuren vom Tatort eine erhellende Skizze und ein Bewegungsschema der Tat zu erstellen. Den Grundriss der Wohnung hatte sie bereits beendet, jetzt zeichnete sie alle Spuren ein. Jenna war ein ganz leiser Mensch, der bei allem, was er tat, nur angenehme Geräusche produzierte. Soweit er das wusste, war sie verheiratet. Bestimmt glücklich.
Während sich die Tatortskizze vor seinen Augen abzeichnete, entstand auch ein erstes umfassendes Bild in Kjells Kopf. Alles hatte sich in dem mittleren Zimmer abgespielt, von dem nach links und nach rechts die Zimmer der beiden Frauen abgingen. Schräg durch dieses Zimmer führte eine Linie vom Flur bis zum Fenster, das nach der Aussage der Isländerin den ganzen Nachmittag über geöffnet gewesen war. Am Boden hatten sie so gut wie keine verwendbaren Spuren gefunden, die Suche am Fenster würde mehr einbringen. Jenna überspielte die Daten des Daktyloskops auf den Computer. Inzwischen konnte man damit nicht nur Fingerabdrücke auf einfache Art scannen, das Gerät ermittelte auch die Trägersubstanz. Und deshalb konnte Jenna immer schon sehr bald sagen, welcher Abdruck wie alt sein musste und welche Abdrücke zur gleichen Zeit entstanden waren. Wenn sich jemand im Bad die Hände eingecremt und dann im Wohnzimmer den Fernseher eingeschaltet hatte, dann wusste Jenna das. Leider traf Kjell meist nur dann auf schmierige Hände und aufgeweichte Feldwege, wenn sich gar kein Verbrechen ereignet hatte. Aus den Kommentaren, die sich die Techniker immer wieder zuriefen, war nichts Gutes für eine Täterspur zu erhoffen. Jenna schloss die Strecke zwischen Tür und Fenster ab und drehte nun ihren Tuschestift mit betonter Endgültigkeit zu.
»An der Tür und am Fenster nur die beiden Frauen«, sagte sie und reckte sich auf ihrem Sitzball. Ihre Stimme zwitscherte immer ein wenig. »Es gibt Fingerabdrücke recht weit oben an den Fensterbalken, auf dem Geländer allerdings keine Schuhabdrücke.«
»Also ist sie nicht hochgestiegen?«
»Sicher nicht. Das Geländer war recht staubig und verrußt, da hätten wir ein Profil finden müssen. Aber sie hat darauf gesessen.«
»Und auf dem Boden? Gibt es da Fußspuren?«
»Es wurde gelaufen. Immerhin, oder?«
»Gibt es irgendwas, was von einem Eindringling stammen könnte?«
Jenna warf einen Blick zum hinteren Teil des Raumes, wo neun Techniker an Leuchtgeräten saßen und die Klebefolien nach Partikeln absuchten. Anscheinend war die Ausbeute bisher gering. Jenna zuckte mit den Achseln.
Während er im Lift hinauffuhr, spürte Kjell einen beklemmenden Druck auf seiner Brust. Inzwischen waren drei Stunden vergangen, aber außer der Aussage des Nachbarn sprach nichts für einen Eindringling. Als er die Glastür aufdrückte, die die Räume der Gruppe vom Gang abtrennte, roch er frischen Kaffee. Er warf einen Blick in sein Büro, das er sich mit Sofi teilte, und in das von Henning und Barbro. Sogar der Besprechungsraum war leer und auch die Strahlenhölle, wie sie die winzige Kammer nannten, die nur Sofi je betrat. Darin arbeitete ihr bester Freund, der Zentralrechner, vor sich hin.
Kjell sah auf die Uhr. Für die erste Besprechung nach dem Tatort gab es meist nur eine grobe Uhrzeit, weil davor jeder einiges zu erledigen hatte. Im Besprechungsraum goss er sich eine Tasse Kaffee ein und nahm am Tisch Platz. Sofi hatte das Dossier bereits fertig und einen Stapel Kopien auf den Tisch gelegt. Ein Brummen riss ihn aus der Lektüre. Sofi stand mit ihrer Ultraschallzahnbürste im Mund in der Tür und sah ihn erstaunt an.
»In zehn Minuten!«, gurgelte sie und verschwand auf die Toilette.
Obwohl sie erst vor Kurzem zur Gruppe gestoßen war, hatte sie sich offenkundig schon gut eingelebt, musste Kjell zugeben. In Momenten wie diesem stellte er sich Sofi als Streifenpolizistin vor. Das kostete ihn einige Mühe, weil es die Aufgabe der Schutzpolizei war, die Ordnung zu bewahren oder wiederherzustellen. Sofis Wesen war in die Gegenrichtung ausgelegt.
Während sie noch am Anfang stand, hatte man Henning Larsson an seinem früheren Arbeitsplatz bei der Kriminalpolizei in der Mariawache längst abgehalftert, als der neue Reichskriminalchef Sten Haglund eine neue autonome Ermittlungsgruppe ins Leben rief. Larsson sei weder teamorientiert noch multitaskingfähig, hatte Hennings Chefin behauptet. Begeistert hatte Kjell ihn gleich mitgenommen und es seitdem keine Sekunde lang bereut. Acht Tage, bevor Henning Larsson an die Spitze der schwedischen Polizei befördert wurde, hatte sich seine Frau von ihm getrennt, nachdem sie sich fünfundzwanzig Jahre lang mehr vom Leben und von Henning erhofft hatte. Sie war gegangen, um mit einem Fahrkartenschaffner von der Tvärbana zusammenzuleben und um ihren Lebensunterhalt zu halbieren statt zu verdoppeln. Die Zeit war eben ein langes durchhängendes Seil, dachte Kjell, und ab und zu war ein dicker Knoten darin. Henning war als unermüdlicher Wühler und genialer Aktenführer für ihn unverzichtbar, und inzwischen benutzte Barbro ihn in der Freizeit auch als Bamsebär.
Auch sie war in ihrer ehemaligen Abteilung havariert, weil sie sich geweigert hatte, sich von Sten den schlappschwänzigen Tove Alfvén als neuen Chef vor die Nase setzen zu lassen. Das nahm Sten Barbro immer noch übel, aber Barbro ließ solcher Ärger kalt. Ihr Vater hatte sich nur für das Großunternehmen, das er selbst von seinem Vater bekommen hatte, erwärmen können, nicht aber für seine Tochter. Trotz einer beunruhigenden Risikoanalyse von fünfzig Prozent war er nach ihrer Geburt doch geschockt gewesen, dass Barbro ein Mädchen war. Dafür aber konnten sich andere Männer für Barbro erwärmen. Davon hatte sie sich selbst jahrelang jede Nacht überzeugen müssen. In dieser Zeit hatte sie auch ihre Gelassenheit entwickelt, oder besser, sie sich wie eine feuerfeste Schürze übergezogen, und trug sie seitdem ständig vor sich her.
Sofi kehrte in den Besprechungsraum zurück und kramte in ihrer Tasche, die unbemerkt neben Kjell auf dem Stuhl gelegen hatte. Unter den Kleidungsstücken, die beim Wühlen zutage kamen, sah Kjell weiße Schuhe aufblitzen.
»Du machst Ballett?«
Statt zu antworten, zog sie den Reißverschluss ihrer Tasche mit einem lauten Ratschen zu. Jetzt hatte er also nach acht Wochen schon das dritte ihrer neunundneunzig Geheimnisse herausbekommen, die anderen beiden waren auch Zufallstreffer gewesen. Sie verbarg sie nämlich sehr geschickt. Sofi konnte sich natürlich denken, dass er sich um ihre Vergangenheit gekümmert hatte, bevor er einer so unerfahrenen Polizistin dazu verhalf, fünfzehn Jahre Dienstzeit zu überspringen und mit Mitte zwanzig bei der Reichsmord zu arbeiten. Sie war von komplexer Herkunft, vom Vater hatte sie nur das schwarze Haar, das jedes Licht verschluckte, und hartnäckiges Nachfragen geerbt. Nach ihrer Geburt hatte die Mutter ihre Anstellung als Reichstagsstenografin in Stockholm gekündigt und war nach Karlstad in Westschweden zurückgekehrt. Auch Sofi schrieb schneller als der Wind. Wie sie das gelernt hatte, war Kjell jedoch ein Rätsel. Sie war acht gewesen, als man die Mutter in ein Sanatorium hatte bringen müssen. Sofi verschlug es zu Pflegeeltern, einem älteren Bauernpaar im hintersten Värmland mit erwachsenen Kindern. Das Schnellschreiben konnte sie nicht mehr von ihrer Mutter gelernt haben, ganz sicher aber auch nicht von dem älteren Bauernpaar.
»Bist du gut?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Wie lange machst du das schon?«
»Seit gestern.«
Er grinste, weil er das neueste Geheimnis nach nur einem Tag herausbekommen hatte. Sofi wollte diesen Teil ihres Lebens nicht durch Preisgabe beflecken. »Das passt zu dir«, sagte er.
»Hab ich vorhin irgendetwas falsch gemacht?«
»Wir dürfen uns nur nicht verfransen. Hast du das Poster gesehen?«
»Es gibt keine Vierte Schwesternschaft. Ich habe es schon überprüft.«
»Für mich sieht das eher nach Modedesign aus. Hast du bemerkt, wie aufwendig das Poster gestaltet ist?«
Sofi nickte. »Es könnte ein neues Modelabel sein. Dann wäre die Botschaft nur ein Image. Kleidung für Frauen über zwanzig, die erfolgreich und rebellisch zugleich sind, oder so einen Quatsch.«
Wer einem Ausländer etwas ganz und gar Schwedisches nennen müsste, würde wohl inzwischen zu den Schwesternschaften greifen. Davon gab es inzwischen mehr als Volvos und Elche. Die amerikanische Idee der Mädchenbanden war hier auf fruchtbaren Boden gefallen, so wie alles Amerikanische in Schweden auf fruchtbaren Boden fiel. Schweden unterschied sich von anderen Ländern vor allem darin, dass auch Frauen über zwanzig Schwesternschaften bildeten oder erhielten, und hier ging es nicht um Jugendbandenkriminalität.
»Am besten spricht du mal mit Karin Hellqvist«, überlegte er. »Die leitet seit April das Dezernat für Jugendbanden in Huddinge. Wenn es wirklich eine Vierte Schwesternschaft gibt, dann kennt Karin sie.«
»Sie kennt sie nicht.«
Ihm fiel auf Anhieb kein Lob für Sofi ein. Er musste sie häufiger loben.
»Ich könnte mal die Läden bei mir in Söder abklappern. Da kaufen solche Leute ihre Sachen.« Sie drehte den Kopf und musterte sein weißes Hemd und die hellbeige Hose. »Du siehst ein bisschen aus wie Miami Vice, weißt du?«
»Linda war das. Barbro hat mich für Jeremy Irons gehalten.«
Die Tür flog auf. Es war Sten Haglund, der Reichskriminalchef. Er streifte sich das Baumwolljackett ab, das er zu jeder Jahreszeit trug und das große Ähnlichkeit mit der Fußmatte von Kjells Nachbarin, Frau Jansson, hatte.
»Rosenfeldt ist in Sicherheit«, sagte er. »Die französische Polizei passt auf ihn auf.«
»Wie war die Besprechung?«
»Martina Kihl, die neue Staatssekretärin im Justizministerium, hat die Geheimhaltung infrage gestellt.«
»Und?«
»Kullgren und der Rest der Säpo haben sie mundtot gemacht. Der Minister ist sowieso dafür.«
»Wieso stellt sie das infrage?«, wollte Sofi wissen.
»Wenn es später veröffentlicht wird, kann sie behaupten, dass sie dagegen war, aber überstimmt wurde«, erklärte Kjell.
»Möchtest du Kaffee haben?«, fragte Sofi den Reichskriminalchef. »Die anderen kommen noch.«
»Wir bleiben natürlich bei der Geheimhaltung«, fuhr Sten beim Umrühren fort. »Wenn wir bekanntgäben, dass die JK-Tochter tot ist, würden wir sie alle aufschrecken. Wenn man nur wüsste, womit man es hier zu tun hat.«
»Mit einem Unfall«, sagte Kjell und genoss die fragenden Blicke. »Möglichkeit A, sie fällt aus dem Fenster und ihr einziger Besucher ist die Schwerkraft. Möglichkeit B, die Schwerkraft hat einen Komplizen.«
»Niemand darf wissen, dass wir den Nachbarn haben!«, schoss es aus Sofi hervor.
Endlich konnte er loben! »Ganz richtig, Sofi. Niemand darf wissen, dass wir von dem Türklingeln wissen. Wenn Möglichkeit B zutrifft, sollte es wie Möglichkeit A aussehen.«
Sten kratzte sich an dem Silberreif, den die Natur ihm noch auf dem Kopf gelassen hatte. Sofi erinnerte daran, dass es bisher keine Spur für einen Eindringling gab.
»Die wird es wohl auch nicht geben«, da war sich Kjell sicher. »Bei Verbrechen dieser Art braucht man nicht darauf zu hoffen. Was hast du herausgefunden?«
Sofi trug ihr Dossier vor. Josefin Rosenfeldt war einundzwanzig Jahre alt und in Uppsala geboren. Fünf Jahre nach ihrer Geburt war die Mutter gestorben, und Lennart Rosenfeldt hatte seine Dozentenstelle für Juristik in Uppsala aufgegeben, um eine Abteilung im Justizministerium zu leiten. Die Familie zog nach Stockholm und wohnte seit vier Jahren in einer großen Wohnung am Norr Mälarstrand. Das war vom Präsidium aus nur die Straße hinunter zum Wasser. Sozialdemokratie hin oder her, die Kinder waren allesamt in Bromma zur Schule gegangen, natürlich einige Jahrgänge nach den Prinzessinnen. Und noch einige Jahrgänge nach Barbro Setterlind.
»Offiziell wohnen die immer noch alle da«, schloss Sofi ihren Vortrag. »Soll ich mal die Liste der Feinde des JK vorlesen?«
»Nein«, sagte Kjell. »Das macht die Säpo. Vielleicht hat Kullgren ja schon einen verdächtigen Kurden, den er der Öffentlichkeit präsentieren kann.«
Protokoll 12, an dessen Entwicklung Kjell beteiligt gewesen war, sah eine konkurrierende Ermittlung vor. Während die Säpo sich die Staats- und JK-Feinde vornahm, sollte die Taktische Einheit der Reichsmord wie bei einem normalen Verbrechen von der Tat selbst ausgehen und den Spuren folgen. Kjell hatte da so seine Vermutungen, wollte sich die Liste bei Gelegenheit aber trotzdem ansehen.
»Es gibt ungewöhnliche Geldabhebungen von Josefins Konto«, fuhr Sofi fort. »Das habe ich Henning hingelegt.«
Sie hörten Schritte und eine Tür zufallen. Das sensationellste dreieiige Zwillingspaar der Welt traf ein, wie Barbro es nannte.
Sie schritt zielstrebig zur Kaffeemaschine, während Henning seiner Sehnsucht nach Bier folgte und auch eine Flasche für Sten aus dem Kühlschrank nahm.
»Es gibt Neuigkeiten«, sagte Barbro. »In der Wohnung des Bruders wurde zweifelsfrei eingebrochen. Er ist verschwunden. In Josefins Zimmer haben sie eine halbe Million in bar gefunden. Das Geld lag im Kleiderschrank.«
»Warst du bei der Isländerin?«, wollte Kjell wissen.
»Frag nicht, du! Sie mussten sie sedieren. Ich hab immerhin erfahren, dass sie es nicht war, die geklingelt hat. Im Übrigen glaubt sie an Selbstmord.«
»Selbstmord?«
»Josefin soll sehr verschlossen und ängstlich gewesen sein. Beinahe depressiv. Nur ausgerechnet heute soll sie fröhlich gewesen sein. Die beiden waren im Vasapark. Vielleicht irrt sie sich, sie kannten sich ja noch nicht so lange.«
»Wieso wohnt sie überhaupt dort?«
»Sie hat von Island aus eine Wohnung gesucht. Weil das schwedische Immobiliensystem sehr undurchsichtig ist, hat sie bei einer Frauenberatung angerufen, wo Josefin anscheinend gearbeitet hat. Und Josefin hat ihr freimütig angeboten, vorübergehend bei ihr zu wohnen.«
»Ich war auch noch bei der Eskimofrau in Solna«, sagte Henning. »Ich habe immer geglaubt, sie sei die Putzfrau.«
»Die Gerichtsmedizinerin?«, lachte Sofi. »Sie hat die Urlaubsvertretung für Hans.«
»Man sagt auch nicht Eskimo, sondern Inuit«, fand Barbro.
»Himmel, da redet man sich um Kopf und Kragen.« Henning nahm einen Schluck. »Warum darf man nicht Eskimo sagen?«
»Das heißt Fleischfresser.«
Henning verstand nicht, was daran beleidigend sein sollte, und zuckte mit den Schultern. »Bei der Inaugenscheinnahme konnte sie nichts finden. Sie ruft an, wenn die Obduktion beendet ist. Aber nicht vor fünf Uhr. Sie muss erst die Leiche herrichten, bevor sie den Bericht verfassen kann, weil der JK am Morgen eintrifft.«
Kjell gähnte. »Was ist mit dem Kuvert, das ihr im Bett gefunden habt?«
Sofi zuckte mit den Schultern, griff zum Hörer und fragte bei der Technischen nach. »Ich bin wohl schuld«, sagte sie nach dem Auflegen. »Wir haben den Zettel mit dem Scanner abgesucht. Es gab Muster, aber einen vollständigen Fingerabdruck haben wir nicht gefunden. Das Papier ist so rau.«
»Wo lag das Kuvert genau?«, erkundigte sich Barbro.
Sofi grinste. »Unter dem Kopfkissen. Deswegen sollte Lasse doch die Oberfläche absuchen, damit wir wissen, wie lange der Zettel da schon lag.«
»Riskant«, fand Barbro. »Hättet ihr es nicht öffnen können? Vielleicht sagt der Inhalt ja viel mehr als die äußerliche Untersuchung.«
Henning wackelte mit dem Kinn. Das war eine unübersehbare Geste, und alle wussten jetzt, dass sie die Klappe halten sollten, bis Henning zu Ende gedacht hatte. »Nein, es war richtig. Der Zettel passt nicht zu der Art, wie die Tat begangen wurde. Wenn es eine war.«
»Es könnte ja ein Abschiedsbrief sein«, wandte Sofi ein. »Ob echt oder unecht.«
»Eben deshalb ist es richtig, bei der Gummierung nicht zu schlampen. Lasse glaubt, dass der Zettel nicht erst vom Täter abgelegt wurde. Die Staubschicht war mit bloßem Auge zu sehen.«
Die Ergebnisse von Staubschichtanalysen konnten lange auf sich warten lassen, das war hier allen klar. Aber sie konnten auch DNA-Spuren hervorbringen. Da konnte man richtig Glück haben.
»Was ist mit dem Bruder?«, fragte Kjell.
Barbro zuckte mit den Schultern. »Wir suchen landesweit nach ihm. Aber in seiner Wohnung gibt es keinen Hinweis darauf, wo er stecken könnte.«
Kjell und Sten sahen sich an.
»Der Vater weiß nicht, wo er ist«, sagte Sten nach einigem Schweigen. »Allerdings muss das wohl nichts heißen. Er weiß meist nicht, was sein Sohn treibt.«
»Und das Geld? Was ist mit dem Geld?«
Sofi blickte Kjell ratlos an. Die Laborergebnisse waren noch nicht fertig.
»Das muss von außerhalb kommen«, sagte sie. »Sie hat bei ihrer Bank keinen Zugang zu einem so hohen Betrag.«
»Kein Selbstmord, was meint ihr?« Henning blickte in die Runde.
»Eine Privatsache?«, tippte Barbro.
Kjell schüttelte den Kopf.
»Weil der Bruder auch verschwunden ist? Der kann auch verreist sein. Oder wegen des Geldes?«
»Das ist es nicht«, überlegte Kjell. »Eher die Tatsache, dass es keine Spur vom Eindringling gibt und die Kaltblütigkeit, sofort zu klingeln und es durchzuziehen, sobald die Isländerin die Wohnung verlassen hat. Das ist eher professionell.«
Die Falsche Tote
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