GOLD UND DIAMANTEN

1848

GOLDRAUSCH    Im Januar 1848 fand der Amerikaner J.W. Marshall beim Bau einer Sägemühle nahe der späteren kalifornischen Hauptstadt Sacramento ein paar Goldnuggets in einer Wasserleitung. Kalifornien war zu der Zeit echter Wilder Westen, nur durch Indianergebiet und die Überwindung der Rocky Mountains und der Sierra Nevada zu erreichen. Wer es bequemer haben wollte, um auf die Nachricht von den Goldfunden nach Kalifornien zu gelangen, musste den Seeweg um Kap Hoorn, die Südspitze Südamerikas auf sich nehmen. Auch das taten viele. Goldwäscherei an Flüssen war nicht lohnenswert. Vielmehr wurde der Goldabbau schon ab 1850 bergwerksmäßig betrieben. Die Einwohnerzahl Kaliforniens stieg sprunghaft von 14000 im Jahr 1848 auf 230000 im Jahr 1852. Bereits 1850 war Kalifornien der 31. Bundesstaat der USA geworden. Weil damals Sacramento wegen des Goldes die bedeutendste Stadt war, wurde sie auch Hauptstadt.

Man konnte aber nicht nur mit Gold reich werden. Dem aus Fürth stammenden Tuchhändler Levi Strauss fiel auf, wie schnell die Hosen der Bergarbeiter zerschlissen. Er kaufte alles erreichbare Segel- und Zelttuch auf, färbte es blau ein und führte den Stoff einer neuen Verwendung zu.

1866

DIAMANTENFIEBER    1866 wurden auf einer Farm der Brüder de Beers erstmals Diamanten in Südafrika entdeckt. Angesichts des Ansturms verkauften die de Beers das Gelände, aber das Graben in der Tiefe erwies sich als so schwierig, dass die Diamantenschürfer nach einigen Jahren aufgaben. Deren Anteile erwarb in erster Linie der Engländer Cecil Rhodes (1853–1902). Rhodes gründete 1880 die Firma De Beers, die er mit Rückendeckung der britischen Regierung zum Monopolisten der Diamantengewinnung in Südafrika ausbaute.

1885 entdeckte man am Witwatersrand bei Johannesburg außerdem noch Gold. Auch hier beteiligte sich Rhodes. Siedler lockte er durch Landverkäufe in das nach ihm benannte Rhodesien, heute Sambia und Simbabwe. 1890 wurde er, inzwischen einer der reichsten Männer der Welt, Premierminister der britischen Kapkolonie. Rhodes war ein Erzimperialist. Seine Vision war ein großflächig unter britischer Vorherrschaft vereinigtes Südafrika. Vorläufig bestanden aber noch die Buren-Republiken. Sie wurden durch die von Diamantenfieber und Goldrausch verstärkte europäische Einwanderung zunehmend destabilisiert.

Übrigens: 1902 kam ein aus Friedberg in Hessen gebürtiger Angestellter der Diamantenhändler-Firma Dinkelsbuhler & Co. nach Südafrika. Ernst Oppenheimer gründete 1917 die Anglo-American, die in den 1920er Jahren De Beers übernahm. Bis heute leitet immer ein Mitglied der Familie Oppenheimer die Firma De Beers. Ihr Werbeslogan: »Ein Diamant ist unvergänglich.«

1899–1902

BURENKRIEG    Bereits Cecil Rhodes hatte versucht, die Buren-Republiken zu vereinnahmen. Den hartnäckigsten Widerstand leistete Transvaal unter seinem Präsidenten Paul (Ohm) Kruger. (Nach ihm ist der Kruger-Nationalpark benannt). 1899 begannen die Kampfhandlungen.

Der zunächst für die Buren erfolgreiche Kriegsverlauf änderte sich, als der englische General Kitchener in das Geschehen eingriff. Auf den Guerilla-Krieg der Buren antworteten die Engländer mit dem Niederbrennen von Farmen, Abschlachten von Vieh und der Errichtung von Konzentrationslagern, in denen burische Frauen und Kinder interniert wurden; ein Viertel starb angesichts der katastrophalen hygienischen Verhältnisse in den Lagern. Es waren die ersten Konzentrationslager überhaupt. Die Engländer gewannen den Krieg 1902 dank ihrer erdrückenden Übermacht. Britannien setzte Hunderttausende von Soldaten gegen 30000 bis 40000 burische Kämpfer ein. Beide Seiten führten den Krieg, bei dem es letztlich um das Gold und die Diamanten in Transvaal ging, mit großer Grausamkeit.

Winston Churchill (1874–1965) begann seine politische Laufbahn als Kriegsberichterstatter im Burenkrieg und Gandhi nahm im Sanitätsdienst daran teil.

FRONTIER    Die USA in ihrer heutigen territorialen Gestalt sind nicht mit der Proklamation der Unabhängigkeit 1776 entstanden, sondern in einem langwierigen Prozess. Der Mythos der frontier (»Grenzland«) ist die Auseinandersetzung mit den amerikanischen Ureinwohnern. Ihre Verdrängung setzt erst nach 1800 ein. Ein erster trauriger Höhepunkt war der »Pfad der Tränen«, die gewaltsame Umsiedlung der Cherokee-Kultur aus ihren Stammsitzen im fruchtbaren Gebiet der südlichen Appalachen in das vergleichsweise karge Oklahoma. Faktisch vollendet war die Erschließung des Westens mit dem Bau der ersten transkontinentalen Eisenbahnverbindung 1869 durch die Central Pacific Railroad und die Union Pacific, die die Strecke von Westen und Osten aufeinander zu gebaut hatten. 1890 wurde in den USA das letzte Indianer-Territorium in Oklahoma aufgelöst und damit sozusagen offiziell das Ende des Wilden Westens proklamiert.

1896

KLONDIKE    Nach dem Versiegen des Goldrausches von 1848 verlegten die Goldsucher ihre Aktivitäten hoch in den Norden in das Grenzgebiet von Alaska und Kanada am Fluss Yukon, wo Tausende immer wieder kleine Funde machten. Neben dem Pelzhandel hatte sich die Goldsuche dort als Gewerbezweig mit einer etwas rauen, aber immerhin funktionierenden Infrastruktur etabliert. Am 16. August 1896 gelang am Klondike, einem Nebenfluss des Yukon, der entscheidende Fund. »Klondike« wurde in der englischen Sprache zu einem Inbegriff von schnellem Reichtum. Von Jack London über Charlie Chaplins Goldrausch bis zu Dagobert Duck ist »Klondike« in der amerikanischen Kultur verewigt. Aus allen Gegenden der Welt strömten Goldsucher in die unwirtliche Gegend knapp unterhalb des Polarkreises. Bis 1898 waren trotz beschwerlichster Anreise aus einigen Tausend 40000 geworden. Hier wurde der Goldabbau bis 1966 betrieben.

1839–1937

ROCKEFELLER    John D. Rockefeller, der sein Vermögen mit Erdöl machte, wurde weltweit ein Inbegriff für den neureichen Industriemagnaten. Die Familie stammte ursprünglich aus dem Ort Rockenfeld (gemeint ist: Roggenfeld) bei Neuwied am Rhein. Vor 1860 war John D. als Buchhalter in einer Speditionsfirma tätig. Dann stieg er in das ganz junge Erdölgeschäft ein.

Am 27. August 1859 war der Kolumbus der Erdölförderung, der Amerikaner Edwin L. Drake, in Pennsylvania auf eine ergiebige Erdölquelle gestoßen. Er hatte diese Quelle nach vielen Rückschlägen erstmals mit einer Bohrung angezapft – nicht mit Schürfen oder Ähnlichem. Und das gerade rechtzeitig. Der Bodenschatz Erdöl wurde noch wichtiger als alles Gold und alle Diamanten. »Petroleum«, eine seit dem Altertum bekannte Substanz, erfreute sich aber erstmals jetzt einer gewissen Nachfrage, weil das aus Walen gewonnene Tranöl für die Lampen anfing, teuer zu werden. (Wegen des Tranöls war der riskante Walfang jene legendäre Großindustrie des 19. Jahrhunderts).

Das Erdöl wurde damals in Fässern (amerikanisch: barrel) transportiert. Zur Verwendung muss es weiterverarbeitet, »raffiniert« werden. Zunächst ging es hauptsächlich um Beleuchtungsmittel. 1863 gründete Rockefeller mit zwei Partnern eine kleine Erdölraffinerie, die er 1870 in Cleveland zur Standard Oil umorganisierte. (Standard Oil = S.O., Abkürzung ausgeschrieben: Esso). Rockefellers ungeheuer wachsender Konzern stand jahrzehntelang im Zentrum eines Kampfes um Macht und Monopole mit der amerikanischen Regierung. Die Anti-Trust-Gesetze wurden seit 1890 in immer neuen Anläufen erlassen, um Standard Oil Einhalt zu gebieten. Rockefeller sah sowohl die Bedeutung der Benzin- und Kerosinproduktion für Automobil- und Flugzeugmotoren voraus wie die der Pipelines für den Transport (er wollte die Frachtgebühren der Eisenbahnen umgehen).

Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss
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