DAS ENDE DER SKLAVEREI
Emanzipation war ein Zentralbegriff des aufklärerischen Denkens, der bis in die Gegenwart wirkt. Im Zusammenhang mit der Französischen Revolution sprach man von der Emanzipation des Dritten Standes. Später fand das Wort Verwendung im Zusammenhang mit der Juden-Emanzipation, Sklaven-Emanzipation, Arbeiter-Emanzipation und Frauen-Emanzipation. Der römische Rechtsbegriff (Ende eines Vormundschaftsverhältnisses) war zum politischen Begriff geworden. Es ging dabei immer um politische (und rechtliche) Gleichstellung.
ab 1807
ABOLITIONISMUS In der Zeit von 1520 bis 1850 waren zwischen acht und zehn Millionen Afrikaner nach Amerika verfrachtet worden. Der erste Staat, der die Sklaverei abschaffte, war Portugal 1761, allerdings noch nicht in seinen afrikanischen Kolonien. Auch die Französische Revolution schaffte die Sklaverei zunächst ab, Napoleon legalisierte sie aber wieder. Als erster Schritt des Abolitionismus im engeren Sinn wurde in Großbritannien und USA 1807 der Handel mit afrikanischen Sklaven auf englischen Schiffen verboten. 1834 wurden alle Sklaven im britischen Kolonialreich für frei erklärt und 1838 jegliche Sklaverei im Empire verboten. Frankreich folgte 1848. Die Niederlande 1863. Auch die Aufhebung der Leibeigenschaft in Russland 1861 ist in diesem Zusammenhang zu sehen.
Eine organisierte Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei gab es in England seit 1787. Man sammelte Geld zur Unterstützung geflohener Sklaven, unterschrieb Petitionen oder kaufte keinen karibischen Zucker. (Die heutige Fair-Trade-Bewegung steht ganz in der Tradition des Abolitionismus.) Für die Engländer war die Abolitionismus-Bewegung so etwas wie die britische humanitäre Antwort auf die französische Erklärung der Menschenrechte. Einer ihrer führenden Köpfe war der englische Parlamentsabgeordnete William Wilberforce (1759–1833).
1835
DER GROßE TRECK Seit ihrer Gründung durch gestrandete niederländische Kolonisten 1652 war die südafrikanische Kapprovinz im Besitz der Niederländischen Ostindien-Kompanie VOC. Nach einigem Hin und Her in den Napoleonischen Kriegen besetzten die Engländer 1806 die für den internationalen Seehandel strategisch wichtige Südspitze Afrikas. Sie blieb bis 1910 britische Kolonie.
Seit 1820 strömten massenhaft englische Siedler ins Land. Sie bildeten gegenüber den »weißen Afrikanern«, den Buren, als maßgebliches »Staatsvolk« zunehmend die tonangebende Schicht. Nun kam es zwischen 1818 und 1828 zu kriegerischen Auseinandersetzungen, die mit dem Namen des Zulu-Häuptlings Shaka (ca. 1790–1828) verbunden sind. Folgenreicher war die Abschaffung der Sklaverei im Empire, mit der sich die Buren in der Kapprovinz nicht abfinden wollten. Sie wanderten in einem Großen Treck von 1836 bis 1840 ins Landesinnere und gründeten die Burenrepubliken Oranje, Transvaal und Natal. Sie verdrängten die einheimische afrikanische Bevölkerung und schwächten auch das junge Zulu-Reich.
1851
ONKEL TOMS HÜTTE Der 1851 erschienene Roman von Harriet Beecher-Stowe trug viel zum Auslösen des Amerikanischen Bürgerkrieges bei. Sie erzählt darin die Geschichte eines Negersklaven, der erst verkauft, dann freigelassen werden soll, dann aber in die Hände eines Plantagenbesitzers gerät, der ihn zu Tode quält. Auf Reisen mit ihrem Ehemann hatte sich die aus Connecticut, also aus einem der Neuengland-Staaten, stammende Pfarrerstochter ein Bild von den Lebensbedingungen auf den Plantagen und auf den »Neger-Märkten« gemacht. Das Buch war von Anfang an ein Bestseller in Amerika wie in Europa. Als Abraham Lincoln Harriet Beecher-Stowe 1862 begegnete, soll er gesagt haben: »Das ist also die kleine Dame, die diesen großen Krieg begonnen hat.«
1861
SÜDSTAATEN-SEZESSION In den USA schafften die meisten Nordstaaten die Sklaverei sukzessive bis etwa 1830 ab. In den Südstaaten hingegen hatte die Abolitionismus-Bewegung keine Chance. Die Sklaven waren in den reinen Agrarstaaten die Grundlage der Plantagenwirtschaft, vor allem des weitverbreiteten Baumwollanbaus. Die USA waren vom wirtschaftlich reicheren Süden und seiner Pflanzer-Aristokratie geprägt worden. Frühe Präsidenten und Gründerväter wie George Washington und Thomas Jefferson waren Plantagenbesitzer und Sklavenhalter. Seit etwa 1850 war das Gleichgewicht zwischen den Sklavenhalter- und den sklavenfreien Bundesstaaten prekär, weil sich die Mehrheitsverhältnisse im Kongress veränderten, wenn neue Staaten in die Union aufgenommen wurden. Man neigte dazu, die Regelung der Sklavenfrage jedem Bundesstaat zu überlassen. Auch Abraham Lincoln war kein glühender Abolitionist, trat aber als Sklavereigegner öffentlich auf. Nach seiner Wahl 1860 traten elf amerikanische Bundesstaaten, die sogenannten Südstaaten, aus der Union aus und begründeten eine Konföderation.
AMERIKANISCHER BÜRGERKRIEG Um der Einheit der Nation willen musste Lincoln den Amerikanischen Bürgerkrieg (1861–1865) führen, dessen Kernkonflikt die Sklaverei war. Der Sezessionskrieg war ein erbittert geführtes Ringen, das sich wegen der Unfähigkeit der Nordstaatenarmee, ihre militärische Überlegenheit effizient einzusetzen, in die Länge zog. Die Wende kam 1863 durch die Niederlagen der Konföderierten bei Gettysburg und Vicksburg. Teil der Kriegführung war eine Militärpolitik der verbrannten Erde, die den Süden zerstört zurückließ. Über 600000 amerikanische Soldaten fielen. Der Nachwelt wird die Erinnerung daran in zahlreichen Werken der Literatur und der Filmkunst wie Vom Winde verweht wachgehalten.
Der 13. Verfassungszusatz von 1865 schaffte die Sklaverei ab. Lincoln wurde kurz nach seiner Wiederwahl von einem Südstaaten-Fanatiker ermordet.