DER AUFSTIEG ROMS
Als Alexanders Vater, Philipp von Makedonien, sein Land zur Vormacht in Griechenland führte, griffen auch die Römer erstmals wirklich in das Geschehen ein, und zwar bei ihren griechischen Nachbarn in Unteritalien. Dadurch kamen sie Karthago in die Quere, der unbestrittenen Seemacht im Mittelmeer.
280 v. Chr.
PYRRHUSSIEG Im Jahr 283 v. Chr. ereilte der Hilferuf einiger Dörfer in der Nähe der wohlhabenden griechischen Stadt Tarent, im Stiefelabsatz gelegen, die mittlerweile in Mittelitalien mächtig und selbstbewusst gewordenen Römer. Das Gesuch der armen unterdrückten Landitaliker um Beistand gegen die griechischen Kolonialherren wurde in Rom gerne vernommen. Endlich hatte man einen Anlass, sich einzumischen.
Rom war vorbereitet. 282 v. Chr. blockierte ein Geschwader den Hafen von Tarent. Umgehend baten die Tarenter den König Pyrrhus von Epirus um militärische Unterstützung. Epirus lag auf der anderen Seite der Adria, ungefähr im heutigen Albanien. Dort, auf dem Westbalkan, war Pyrrhus bereits ein mächtiger Herrscher und machte sich Hoffnungen, seinen Einfluss ausdehnen zu können. In drei Schlachten war sein Sieg jedes Mal zum Greifen nahe.
Doch in der ersten Schlacht gerieten Pyrrhus’ Kriegselefanten in Panik. (Die pomphafte und auf den ersten Blick Furcht einflößende Taktik, Elefanten militärisch einzusetzen, geht auf Alexanders Asienfeldzug zurück. Alexanders Nachfolger in Asien, Seleukos, hatte dessen Provinzen am Indus gegen 500 Tiere eingetauscht. Diese Art von »Panzerdivisionen« verbreitete sich schnell im Mittelmeer. Selbst Hannibal führte bekanntlich bei seiner transalpinen Italieninvasion Elefanten mit sich.) In der zweiten Schlacht erlitt Pyrrhus hohe Verluste. Außerdem fand der erhoffte Aufstand gegen die Römer in Italien doch nicht statt. Daraufhin soll König Pyrrhus gesagt haben: »Noch so ein Sieg, und ich bin verloren.« Die dritte Schlacht ging unentschieden aus, Pyrrhus musste sich aus Unteritalien zurückziehen. Damit war für die Römer der Weg nach Süditalien frei. Ihr Aufstieg zur Großmacht begann.
ab 264 v. Chr.
PUNISCHE KRIEGE Wieder kam ein »Hilferuf« – diesmal aus Messina. Die großen Inseln Sizilien, Sardinien und Korsika gehörten den phönizischen Karthagern. Spätestens seit der Vorherrschaft der Makedonen in Griechenland war Karthago die maritime Großmacht im Mittelmeer. Die Römer forderten die Phönizier, die Poeni, heraus (die im Deutschen als »Punier« bezeichnet werden – daher »Punische Kriege«).
Als Ergebnis des ersten Punischen Krieges (264–241 v. Chr.) musste Hamilkar Barkas, der Vater von Hannibal, Sizilien, Sardinien und Korsika an Rom abtreten. Im zweiten Punischen Krieg (218–202 v. Chr.) gelang Hannibal von Spanien her die spektakuläre Überquerung der Alpen mit den Elefanten, und in der Umfassungsschlacht von Cannae (216 v. Chr.) vernichtete er ein doppelt so starkes römisches Heer. Als es 212 v. Chr. darum ging, das verbündete Capua zu retten, unternahm Hannibal einen Scheinangriff auf Rom.
Was danach geschah: Der berühmte Ausspruch Hannibal ante portas (»Hannibal vor den Toren«) entstammt aber keineswegs dieser Zeit, sondern dem Munde Ciceros (106–43 v. Chr.). Cicero hatte erkannt, dass Cäsar und Marc Anton darauf aus waren, die Republik abzuschaffen. Deshalb griff er Marc Anton in mehreren Senatsreden massiv an und verglich ihn mit dem römischen Erzfeind Hannibal. Daraufhin wurde Marc Anton per Senatsbeschluss zum Staatsfeind erklärt. Doch seine Häscher griffen Cicero am 7. Dezember 43 v. Chr. in dessen Landhaus auf. Ciceros Kopf und Hände wurden auf dem Forum Romanum öffentlich zur Schau gestellt.
149–146 v. Chr.
CETERUM CENSEO Trotz des Scheinangriffs auf Rom konnte Hannibal die Stadt Capua nicht retten. Das war die Wende im zweiten Punischen Krieg. Hannibal wurde 202 v. Chr. auf afrikanischem Boden bei Zama geschlagen. Dabei hätten die Römer es bewenden lassen können.
Auf die unerbittlichen Mahnungen des erzkonservativen und einflussreichen Senators Cato (234–149 v. Chr.) hin, der am Schluss jeder seiner Senatsreden, egal zu welchem Thema, jedes Mal sagte »Ceterum censeo Carthaginem esse delendam« – »Und im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss«, zogen die Römer in den dritten Punischen Krieg (149–146 v. Chr.). Ziel und Ergebnis war die völlige Zerstörung der Stadt und die Versklavung der letzten 50000 von einstmals 500000 Bewohnern.
Was danach geschah: Durch die Niederlage Karthagos übernahmen die Römer dessen Vormachtstellung zur See. Mit Hispania und der Provincia transalpina (Provence) gewannen sie ihre ersten Reichsteile außerhalb Italiens. Nun folgte zügig die »Osterweiterung« durch die Eroberung Makedoniens und Restgriechenlands. Pergamon und vier Kleinkönigreiche in der heutigen Türkei fielen testamentarisch an Rom. Fehlten nur noch Syrien, Palästina und Ägypten.