RELIGION UND STAAT IN ASIEN

nach 610

CHINA – MANDARIN    Schon seit der Han-Zeit gab es kaiserliche Beamte, für die nach dem konfuzianischen Wertekanon der Erhalt von Harmonie in Staat und Gesellschaft das oberste Gebot war. Das mussten sie in einem ausgiebigen literarisch-philosophischen Gelehrtenstudium verinnerlichen. Unter den Tang-Kaisern wurde 601 für die Beamtenlaufbahn eine einheitliche »literarische« Prüfung vorgeschrieben, die im Prinzip allen Männern ohne Klassenunterschiede offenstand. Taizong, von 626 bis 649 der zweite Tang-Kaiser und einer der bedeutendsten Chinas, brachte das Prüfungssystem in seine verbindliche, bis 1905 bestehende Form. Für das Jahr 657 ist eine Zahl von über 13000 Mandarinen überliefert, bei einer Gesamtbevölkerung von ungefähr 50 Millionen.

In der Praxis wurde das Gleichheitsprinzip aber immer wieder unterlaufen, da vor allem der Landadel stets bestrebt war, die Beamtenstellen mit »seinen eigenen Leuten« zu besetzen und nach Möglichkeit sogar zu »vererben«. Außerdem galt in der chinesischen Staatspraxis die Regel: War der Kaiser stark, konnte er sich seiner Beamtenschaft wirkungsvoll bedienen. War der Kaiser schwach, war er das Werkzeug der Mandarine, Eunuchen und Hofcliquen. Meistens waren die Kaiser schwach.

Übrigens heißen die Beamten auf Chinesisch nicht »Mandarin«, sondern guan. Über die Entstehung des in den europäischen Sprachen verbreiteten Worts gibt es sehr verschiedene Theorien. Sehr wahrscheinlich steht das Wort für die kleine Zitrusfrucht mit der Farbe der Amtstracht der Mandarine in Verbindung.

ab 617

TIBET – SONGTSEN GAMPO    In Tibet, damals noch nicht buddhistisch, etablierte sich ab 617 ein kraftvolles Königtum durch Songtsen Gampo (617–649), das in Zentralasien ein wichtiger Rivale des Tang-Reiches wurde. Nach einem Feldzug gegen China stimmte Kaiser Taizong einer Heirat Songtsen Gampos mit einer chinesischen Prinzessin zu, um den Frieden zu erhalten. Songtsen Gampo hatte bereits eine nepalesische und eine westtibetische Prinzessin geheiratet – das war Teil seiner Großmachtpolitik. Bis dahin gab es in Tibet, traditionell ein Nomadenvolk, keine feste Residenz, aber nun wurde für ihn und seine Gemahlinnen die Stadt Lhasa gegründet. Diese Königsresidenz bildete dann den Kern des Potala-Palastes, der im 17. Jahrhundert ausgebaut wurde. Durch die chinesischen und nepalesischen Gemahlinnen des Herrschers wurde der Buddhismus in Tibet bekannt und vom ihm gefördert.

770/780

TIBET – PADMASAMBHAVA    Sehr heilig ist den Tibetern bis heute der »Lotusgeborene«: Padmasambhava, auch Guru Rinpoche genannt. Diese historisch wenig gesicherte, legendäre Gestalt soll auf einem Lotus in einem See erschienen sein (selbst eine Jungfrauengeburt wäre noch als zu »menschlich« erschienen). Er soll übernatürliche Kräfte besessen haben und eine Art Buddha-Inkarnation gewesen sein. Jedenfalls stammte er nicht aus Tibet, auch nicht aus Indien, war aber von dort zugewandert. Auf seinen Einfluss wird die Errichtung des ersten buddhistischen Klosters Samye um 770 durch den tibetischen König Trisong Detsen zurückgeführt. Dieser veranlasste auch die ersten Übersetzungen buddhistischer Schriften aus dem Sanskrit ins Tibetische. Tibetisch und Chinesisch gehören zur gleichen Sprachfamilie, sind aber sehr verschieden und werden in vollkommen unterschiedlichen Schriften geschrieben.

Was danach geschah: Das erste tibetische Königtum blockierte für lange Zeit den Zugang Chinas zur Seidenstraße und seine Ausdehnung im Südwesten. Es endete mit der Ermordung des antibuddhistischen Königs Glang-dar-ma 842.

ca. 730–750

JAPAN – NARA    In dieser Periode in der Geschichte Japans (710–794) orientierte sich das Inselreich unter dem Tenno Shomu (reg. ca. 725–750) kulturell sehr intensiv an China. Die neue Hauptstadt Nara wurde nach dem Muster der chinesischen Hauptstadt Changsha angelegt. Die Japaner übernahmen die chinesischen Schriftzeichen und passten sie der japanischen Sprache an. Diese chinesisch-japanische Schrift heißt Kanji. Kaiser Shomu war selbst tiefgläubig und förderte die Verbreitung des Buddhismus, der in Japan als Zen-Buddhismus von noch größerer Bedeutung wurde als in China.

Wann tranken die Türken ihren Kaffee vor Wien?: Weltgeschichte - alles, was man wissen muss
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