»Nur um zu lernen...«
Bohr ist zweifellos einer der größten Erfinder unserer Zeit auf dem Gebiet der Wissenschaft. Er ist ein wahrhaft genialer Mensch, ein Glück, dass es so etwas überhaupt gibt.
ALBERT EINSTEIN
Niels Bohr war ein Glücksfall für die Welt, und einer wie er fehlt uns heute in der Wissenschaft ebenso wie in der Politik. Alle, die ihn persönlich kannten, haben Bohr zutiefst verehrt und im höchsten Maße bewundert – auch und gerade Albert Einstein (1879–1955), obwohl sich die beiden selbst nach beträchtlichem gedanklichen Ringen nicht über tiefreichende philosophische Fragen einigen konnten, die sich ihnen als Physiker stellten. Wie ist die Wirklichkeit zu verstehen, in der die Atome eine Rolle spielen? Welche Freiheit bleibt den Menschen, von einem Gott und seiner Schöpfung zu sprechen, wenn sie die Gesetze der Natur sowohl in der kleinen Welt der Atome als auch in der großen Welt des Kosmos kennen? »Gott würfelt nicht«, bestimmte Einstein in der Mitte der 1920er Jahre kühn, was Bohr arg verwunderte. Ihm schien es allzu vermessen, Gott vorzuschreiben, wie er zu handeln und die Welt in ihrem Lauf zu ermöglichen habe. Das könne doch selbst Einstein nicht.
Doch trotz ihrer bis zuletzt unvereinbaren Ansichten schwärmte der selbstbewusst und souverän auftretende Einstein von dem liebenswürdigen und stets versöhnlichen Menschen Bohr. Seinen physikalischen Ideen und Ableitungen, die nicht selten verrückt erschienen, bescheinigte Einstein wiederholt, »höchste Musikalität auf dem Gebiet des Gedankens« zu sein, wobei sich Bohr gerade durch diese kreative Art der Anleihe bei der Kunst in die Lage zu versetzen schien, die stabile Ordnung der Materie erklärbar zu machen und das periodische System der chemischen Elemente zu erfassen, aus dem das Universum besteht.