Ein Haus für die Wissenschaft
Den wunderbaren Zeiten, die die Physiker in den 1920er und frühen 1930er Jahren in Bohrs Institut – einem bescheiden eingerichteten, aber innerlich glänzenden Elfenbeinturm – in Kopenhagen verbringen durften, sind einige Jahre voller Zweifel vorausgegangen. Nachdem Bohr mit seiner Trilogie das Atomzeitalter in wissenschaftlicher Hinsicht eingeläutet hatte, ernannte ihn die Universität seiner Heimatstadt zwar zum Dozenten für Physik, konnte ihn aber zunächst nicht lange halten. Es lockten Manchester und Rutherford mit ihren Möglichkeiten und Angeboten, und Bohr verbrachte die Jahre 1914 bis 1916 als Dozent an der Universität in der englischen Industriestadt. In dieser Zeit entstanden viele theoretische Arbeiten, etwa über »Die Auswirkung elektrischer und magnetischer Felder auf die Spektrallinien« oder, wie bereits erwähnt, über »Die Anwendung der Quantentheorie auf periodische Systeme«. Rutherford fand dabei immer mehr Gefallen an dem menschlich so freundlichen und zugleich sachlich so unnachgiebigen Bohr, und er bot ihm schließlich sogar an, sich in Manchester endgültig niederzulassen und dort eine Professur anzunehmen.
Doch für Bohr war es ausgeschlossen, seine wissenschaftlichen Kreise von einem anderen Mittelpunkt als von Kopenhagen aus zu ziehen. Und so kehrte er 1916 nach Dänemark zurück, wo seine Alma Mater ihn nicht nur offiziell berief und zum Professor für Physik ernannte, sondern eigens für ihn den ersten Lehrstuhl für Theoretische Physik einrichtete, den er voller Stolz und mit riesigem Arbeitseifer übernahm. Als ersten Assistenten engagierte er den Niederländer Hendrik Kramers, der in Leiden bei Paul Ehrenfest studiert und promoviert hatte und bis 1924 in Kopenhagen blieb.