DREIUNDFÜNFZIG

Er rannte in vollem Tempo im Zickzack die Siebzehnte Straße zu Bennys Café Blue hoch. In der Tasche hatte er ein Foto von Edward Trisco III, das er aus dem Internet ausgedruckt hatte. Dort gab es viele Bilder von Edward Trisco, mehr als nötig waren.

Die Trisco-Familie war ein Markenname. Ihr gehörten mehrere Technologiefirmen und sie besaßen einen wesentlichen Anteil an einer der größten Staatsbanken. Ihr politischer Einfluss war bedeutend. Nachdem Jill einen Namen hatte, tippte sie ihn in das Suchfenster der Wahl-Website ein. Die Liste, die erschien, war auf dem neuesten Stand und enthielt jede Spende, welche die Familie über die letzten drei Präsidentschaftswahlkämpfe geleistet hatte. Die meisten ihrer individuellen Spenden gingen an konservative Kandidaten, die für jede Art von Amt in jedem Staat der Nation kandidierten. Aber das große Geld, einige Schecks, die über eine Million Dollar oder mehr ausgestellt wurden, ging direkt ans nationale Komitee in Washington.

Als Jill die Spenden an Alan Andrews isolierte, wurde Teddy klar, was für ein Idiot er doch war. Andrews hatte Edward Trisco nicht in eine psychiatrische Einrichtung geschickt, weil der Junge Hilfe brauchte. Es mag die richtige Aktion gewesen sein, aber vielleicht auch nicht. Es war ein Durchwinken. Andrews erhielt zwei Tage nach Edwards Verhaftung seine erste politische Spende von der Familie. Eine Woche später folgte ein Scheck über den Betrag von zweihundertfünfzigtausend Dollar. Er war an die regierende Partei des Staates.

Teddy wusste alles über indirekte Zuwendung. Frank Miles, ein Medienberater aus Washington, war letztes Jahr Gastredner auf dem Campus gewesen. Die Viertelmillion wäre durch das System gewaschen worden. Nachdem das Geld einmal verschwunden war, hätte es eine überraschende Wiederkehr in Form von TV-Spots gegen Andrews Gegner erlebt.

Aber hier ging es nicht um Geld. Es ging um Edward Trisco III. Ein aufstrebender Künstler, der ein Modell gekidnappt hatte. Das Modell hatte es geschafft zu fliehen und blieb unverletzt. Sie hatte keine Anzeige erstattet. Als Teddy die Storys, die in den Zeitungen erschienen waren, durchgelesen hatte, schoss es wie ein Blitz durch seine Adern.

Er sah das Café vorne. Trotz des Verkehrs raste er über die Straße und riss die Tür auf. Als er zur Theke eilte, hielt er Ausschau nach dem Manager, Harris Carmichael, sah ihn aber nicht. Eine junge Frau, die er vom letzten Abend kannte, stand hinter der Theke. Ihr Haar war schwarz und wirkte gefärbt. Die Farbe ihrer Augen war hinter blau getönten Brillengläsern, die in einer dicken schwarzen Fassung steckten, nicht zu erkennen.

»Wo ist Harris?«, fragte Teddy.

Sie sah ihn an und schien sich zu fürchten. Harris Carmichael musste sie informiert haben, nachdem Teddy und Powell letzten Abend da waren. »Wir wissen es nicht«, sagte sie und warf einen Blick auf den Jungen, der am hinteren Ende der Theke Kaffees mixte. »Er ist noch nicht aufgetaucht.«

»Um welche Zeit kommt er normalerweise?«

»Er schließt das Lokal auf«, sagte sie. »Melvin hat mich heute Morgen angerufen. Ich kam mit den Schlüsseln, sobald ich konnte.«

»Haben Sie versucht ihn anzurufen?«, fragte Teddy.

»Nonstop«, sagte sie. »Keine Antwort.«

Teddy konnte die Nadelstiche spüren, die sich durch seinen Hals bis zur Kopfhaut ausbreiteten. Er zog das Foto aus seiner Tasche und faltete es auf.

»Ich muss wissen, ob Sie diesen Mann je zuvor gesehen haben«, sagte er.

Sie betrachtete das Foto von Edward Trisco III. Sie starrte auf Triscos Gesicht und versuchte sich zu erinnern. Teddy schob das Blatt über die Theke und sie beugte sich näher darüber.

»Er kommt mir bekannt vor«, sagte sie. »Aber es kommen jeden Tag Leute herein. Er ist kein Stammkunde.«

Teddy wusste, es würde schwer werden. Wenn das, was Harris Carmichael sagte stimmte, saß Trisco am Ecktisch mit dem Rücken zum Lokal, damit er Rosemary Gibb beim Training in ihrem Klub über der Straße beobachten konnte. »Können Sie sich erinnern, jemanden bedient zu haben, der merkwürdig wirkte?«, fragte er.

»Davon gibt es viele.«

»Wie sieht’s mit schlechten Zähnen aus?«

Ihre Augen richteten sich wieder auf das Foto und etwas machte Klick. Auf ihrem Gesicht zeigte sich große Angst. »Er kommt abends«, sagte sie. »Er riecht nach Farbe.«

»Wo sitzt er?«

Ein Adrenalinstoß traf Teddy wie eine Kugel zwischen die Augen, als sie auf den Tisch beim Fenster zeigte.

»Dort«, sagte sie. »Mit dem Rücken zur Theke.«