DREIUNDVIERZIG

Teddy traf den Boten auf der Straße vor Nashs Büro, übergab ihm eine Kopie des Profils in einem verschlossenen Umschlag und sagte dem Fahrer, dass Barnett in Zimmer 314 im Bryn Mawr Hospital lag. Während der Bote in Richtung Stadtrand fuhr, stieg Teddy in seinen Wagen und fuhr in die Stadtmitte zurück.

Nashs Einladung zum Abendessen mit Dr. Westbrook in seinem Klub hatte Teddy abgelehnt. Es war ein langer Tag gewesen, im Versuch, die undichte Stelle aufzuspüren. Alles was er tun wollte war, in seinem Büro vorbeizuschauen und dann nach Hause zu fahren. Vielleicht noch Barnett anzurufen, um zu sehen, wie es ihm ging. Teddy hatte eine Notiz an Barnett geschrieben und sie mit dem Profil in den Umschlag gelegt. Er wünschte ihm alles Gute und übermittelte ihm die guten Neuigkeiten: Das FBI war dabei. Bis morgen früh würden sich Agenten mit Staatsanwalt Alan Andrews und der stellvertretenden Staatsanwältin Carolyn Powell zwecks einer vollständigen Überprüfung des Falles Holmes treffen. Teddy war neugierig, wie Powell damit umgehen würde. Ob sie defensiv gegenüber den Agenten wäre und Partei für Andrews ergriff oder die Möglichkeit in Betracht zog, dass sie die Dinge vielleicht falsch sah.

Er trat aus dem Aufzug und öffnete die Tür zur Eingangshalle mit seinem Schlüssel. Die Lichter waren aus. Die Empfangsdame war nicht mehr da, um ihm einen unfreundlichen Blick zuzuwerfen, und Larry Stokes auch nicht mehr. Es sah aus, als ob auch die meisten Anwälte für heute nach Hause gegangen waren. Als er in sein Büro trat, fand er Jill am Computer, die für ihr Anwaltsexamen lernte.

»Hier ist jemand, der dich sehen will«, sagte sie mit einem fragenden Blick.

»Wer?«

Der Blick blieb. »Die stellvertretende Staatsanwältin«, sagte sie.

»Wo?«

»Konferenzzimmer drei. Sie ist schon seit einer Stunde hier. Sie wollte nicht im Hauptkonferenzzimmer warten, weil durch die Fenster die Eingangshalle zu sehen ist.«

Teddy eilte den Gang hinunter zur anderen Seite des Gebäudes. Powell saß mit dem Rücken zur Tür in einem Sessel. Als er das Zimmer betrat, drehte sie sich um. Er bemerkte die Akte auf dem Tisch und sah ihr ins Gesicht. Die Distanz war verschwunden.

»Was ist Carolyn? Was machst du hier?«

»Ich habe dir ein Geschenk mitgebracht«, sagte sie und schob die Akte über den Tisch. »Du kannst sie nicht behalten, aber du kannst sie lesen, wenn du magst, und dir Notizen machen.«

Teddy schlug die Akte auf. Es war eine Kopie der Vermisstenanzeige von Rosemary Gibb. Er sah Powell an und setzte sich. Als sie sich an diesem Morgen getroffen hatten, war er erregt gewesen und hatte viele Dinge gesagt, die er nicht sagen wollte und auch nicht so meinte. Seine Anschuldigungen waren befremdlich und grob. Dennoch war sie nun mit Detective Ferarros Akte über Rosemary zu ihm gekommen.

»Es tut mir leid, was ich alles zu dir gesagt habe«, flüsterte er.

»Entschuldigung akzeptiert«, sagte sie. »Aber wir können die undichte Stelle immer noch nicht finden, Teddy. Sie ist nicht in den Kerkertürmen. Du wirst das nicht hören wollen, aber ich glaube auch nicht, dass es von Andrews kam.«

»Warum tust du das dann?«, fragte er und entschied, es für jetzt dabei zu belassen.

»Du hast Detective Ferarro beunruhigt und er ist ein schlauer Mensch. Die Beweise sind auf unserer Seite, aber ich kann die Möglichkeit nicht ausschließen, dass wir etwas übersehen haben. Ferarro ist nochmals ins Fitnessstudio gegangen. Nach dem Bericht war das der letzte Ort, an dem sich jemand erinnern konnte, Rosemary Gibb gesehen zu haben.«

»Du hast die Vergangenheit benutzt. Was hat sich geändert?«

»Über der Straße gibt es ein Café. Ferarro ging noch einmal dorthin und befragte die Angestellten ein zweites Mal. Der Manager glaubt, dass sie an jenem Abend da war, ist sich aber nicht sicher.«

Teddy dachte darüber nach. »Wie wär’s mit einem Muntermacher?«, fragte er.

Sie lächelte. Sie hatte ihn schon seit Tagen nicht mehr so angesehen. »Es ist nur ein paar Häuserzeilen von hier an der Walnut Street«, sagte sie. »Du kannst den Bericht unterwegs durchsehen.«