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Wie ein insektoides Modell der Skyline von Coruscant ragten die gewundenen Türme bis zur gewölbten Decke. Nachdem das Volk hier unzählige Jahre gehaust hatte, hatte sich der Berg von Schalen und verlassenen Puppen bis auf dreißig Meter Höhe über der Käfergrube aufgehäuft. Obwohl die Kolonie ebenso verlassen war wie das Weltschiff selbst, leuchteten die lang vernachlässigten Flechten hell genug, um die Beine eines toten Yuuzhan Vong zu enthüllen, die aus einem Säureloch am Fundament des innersten Turms ragten und hin und her zuckten, während der Körper von einem Voxyn verschlungen wurde.

Das Voxyn, hoffte Jacen. Mit bleischweren Armen und zitternden Beinen fühlte er sich, als hätten sie das Ding durch das gesamte Weltschiff gejagt, allerdings konnte er das ohne Alemas Orientierungssinn kaum genau sagen.

»Die Werte klingen gut«, flüsterte Tekli. Mit beiden Händen hob sie den Zellanalysator und zeigte die Zahlen Jacen. »Sollten wir eine zweite Probe nehmen? Dort oben sehe ich Kot.«

»Nicht notwendig«, erwiderte Jacen. Sie befanden sich am Ende eines dunklen Gangs, und es wäre unmöglich, den Kot zu holen, ohne entweder die Deckung zu verlassen oder die Macht zu verwenden − und beides hätte ihre Anwesenheit dem Voxyn verraten. »Tesar hat bereits gesagt, es sei die Spur der Königin. Töten wir das Vieh einfach.«

»Schade, dass wir den Langblaster nicht haben«, sagte Ganner leise. »Ich habe eine Vorstellung davon, wo die Königin ist, und wir können einfach ein Loch durch das Nest brennen.«

»Dieser hier denkt, ez wäre besser, wenn er sich auf die blinde Seite schleicht«, zischte Tesar. »Wenn die Königin flieht, seid ihr hier, um sie anzugreifen und zu verfolgen.«

Als Jacen daraufhin nickte, sprang der Barabel auf die Mauer und kletterte leise bis zur Decke hinauf, wo er im Schatten verschwand. Ein schwaches Kribbeln kroch Jacen den Nacken hinunter und wurde stärker, während sich Tesar. dem Tunnelende näherte. Tenel Ka berührte Jacen am Arm, und demnach spürte sie es auch.

»Tesar!«, flüsterte Jacen. Er wollte die Macht nicht benutzen; sie hatten bereits in Erfahrung gebracht, dass sie damit die Königin auf ihre Anwesenheit aufmerksam machten. »Warte!«

»Warten?«, fragte Ganner ungläubig. »Worauf?«

»Sei still«, flüsterte Tekli. Ganners Gefühl für Gefahren war so ausgeprägt wie das eines Mynocks; er wäre zweimal fast in die Arme der Yuuzhan-Vong-Suchmannschaften gelaufen. »Es fühlt sich nicht richtig an.«

Als der Barabel nicht sofort zurückkehrte, beschlichen Jacen düstere Visionen davon, Sabas letzten Schüler zu verlieren. Vorsichtig, im Schatten bleibend, schlich er an der Wand entlang und hätte fast geschrien, als ein dumpfer Schlag den Gang erschütterte. Tesar zischte schockiert, zog die Krallen ein und hätte Jacen fast den Kopf abgerissen bei seinem Sprung von der Mauer. Sie wichen in den Tunnel zurück und ließen die trübe leuchtende Decke der Kolonie nicht aus den Augen.

»Landet da etwas?«, fragte Ganner.

Tesar nickte. »Etwaz Großez.«

»Ah. Aha. Sie wollten uns in eine Falle locken.« Tenel Ka stieß Jacen mit der Schulter an. »Vielleicht ist der Zeitpunkt zum Rückzug gekommen, mein Freund.«

»Vielleicht.« Jacen drehte sich nicht um. Irgendetwas stimmte dort immer noch nicht, doch hatte es sich bisher nicht enthüllt. »Aber wenn es eine Falle ist, warum verraten sie sich dann?«

Ein weiterer Schlag folgte, diesmal schwächer, und ließ die Yorikkoralle dröhnen.

»Dieser hier könnte einen Blick wagen«, schlug Tesar vor.

Jacen reichte ihm das Elektrofernglas, und der Barabel schlich auf allen vieren den Gang hinauf. Dieser Bereich des Weltschiffs war anscheinend der Produktion von Nahrung und anderen notwendigen Gütern gewidmet, und im Abstand von ungefähr einem Kilometer gab es jeweils eine Luftschleuse, die zu den Straßen auf der Oberfläche führte. Jacen war inzwischen lange genug im Weltschiff unterwegs, um zu wissen, dass sich auf der Oberfläche Frachten besser transportieren ließen als in den engen, verschlungenen Gängen im Inneren.

Eine Minute später berichtete Tesar: »Eine Yuuzhan-Vong-Fregatte − vielleicht die, mit der Nom Anor gekommen ist. Der Shuttle fehlt jedoch.«

Trotz der Bewaffnung und der Besatzung des Schiffes fühlte Jacen keine stärkere Beunruhigung als vorher. Fregatten dieser Größe konnten lediglich drei Sturmkompanien befördern, eine davon hatten sie bereits vernichtet und die anderen beiden schwer in Mitleidenschaft gezogen. Falls Nom Anor beabsichtigte, einen Angriff von diesem Schiff aus zu starten, würde er es entweder mit Soldaten vom Weltschiff oder mit der Mannschaft des Schiffes tun − und beide verfügten vermutlich nicht über ausreichend Erfahrung, um die Jedi an der Flucht zu hindern.

»Irgendein Zeichen von einer Sturmkompanie?«, fragte Jacen.

»Die Rampe ist heruntergelassen«, antwortete Tesar. »Aber diejenigen, die sie benutzt haben, sind schon verschwunden.«

»Dann können es nicht so viele sein.« Tekli klang eher hoffnungsvoll als zuversichtlich.

»Okay, Tesar«, meinte Jacen. »Behalt die Sache im Auge, während wir uns überlegen, wie wir weiter vorgehen.«

»Am besten sollten wir eine Thermogranate mit Telekinese zum Voxyn befördern und einfach hoffen«, schlug Ganner vor. »Ich könnte die Granate allerdings auch hinbringen.«

»Und aus welchem Grund würde das besser funktionieren als bei den anderen Versuchen?«, wollte Tenel Ka wissen. »Wir haben nur noch zwei Granaten. Wir müssen sparsam damit umgehen.«

Ganner nahm diesen Einwand schulterzuckend hin, und die Jedi schwiegen und dachten über ihre Situation nach. Niemand verspürte den Drang zu fliehen − zumindest nicht, ehe sie wussten, was eigentlich vor sich ging. Seit ihrer Flucht aus dem Klon-Grashai hatten sie sich vor den Yuuzhan-Vong-Suchmannschaften verborgen, und die Ankunft der Fregatte stellte den ersten Hinweis darauf dar, dass der Feind eine Vermutung hatte, wo sie sich aufhielten.

Ein paar Minuten später sagte Tenel Ka: »Vielleicht hat die Macht die Fregatte zu uns gebracht.«

Sie zeigte auf die Kolonie, wo sich mehrere Dutzend Silhouetten von Yuuzhan Vong aus ihren Verstecken beim Voxyn gewagt hatten. Der Anführer, der keinen Körperpanzer trug, erschien aus dem Inneren eines der Türme und stapfte über den Hügel hinweg auf einen Gang zu, der sich ungefähr siebzig Meter von dem der Jedi befand. Am Rande der Kolonie traf er sich mit einem achtfingrigen Gestalter, und im Licht des Käfigs voller Leuchtkäfer, den er trug, erkannten sie in dem Anführer Nom Anor.

Die beiden begannen zu reden und gestikulierten wild. Einen Moment später kam Vergere aus dem Tunnel gewatschelt und hatte Anakins Ausrüstungsgurt wie einen Schulterriemen umgehängt. Lichtschwert und die Taschen befanden sich noch daran, und das Komlink baumelte in dem leeren Blasterholster.

Der Anblick des Equipments seines Bruders in den Händen der Feinde löste bei Jacen Reue und Selbstvorwürfe aus. Aufgrund Jainas wütender Schuldzuweisungen hatte er noch einmal über alles nachgedacht, was er seit seinem Schnitzer an Bord der Exquisite Death getan hatte, und er konnte sich nicht gegen den Gedanken wehren, dass er kaum Verbesserungsvorschläge gemacht hatte, sondern sich eher mit der Unbesonnenheit seines Bruders beschäftigt hatte. Anakin könnte noch leben. Und wenn Jaina, die selbst im heftigsten Gefecht einen kühlen Kopf bewahrte, den Tod ihres Bruders nicht verwinden konnte, wie konnte er sich da noch Gedanken über ihre Mission machen? Wieso trieb ihn die Trauer nicht in den Wahnsinn?

Vergere blickte in die Richtung der Jedi. Sie strich mit der Hand über Anakins Komlink, und plötzlich konnten sie die zwei wütenden Yuuzhan-Vong-Stimmen über die Verbindung hören.

Jacen bemerkte es kaum. Sein Blick blieb auf Vergere fixiert. Sosehr es ihn schmerzte zu sehen, wie sie Anakins Gurt als Kriegstrophäe trug, fühlte er keinen Drang, sie anzugreifen, nicht einmal Nom Anor. Merkwürdigerweise wollte er am liebsten auch die Königin nicht vernichten, obwohl er fest dazu entschlossen war. Anakin würde ihm das nicht zurückbringen.

Tenel Ka berührte ihn von hinten am Arm, griff über die Schulter und schaltete sein Komlink-Mikro ab. »Ich weiß nicht, welches Spiel sie mit uns treibt, aber es wäre besser, wenn sie uns nicht hören.«

»Danke«, sagte Jacen.

Obwohl er das Gespräch der beiden Yuuzhan Vong nicht verstehen konnte, hörte er zwei bekannte Worte heraus − Jeedai und Anakin. Nom Anor deutete wütend zum Versteck des Voxyn. Vergere breitete die Hände aus und zeigte in den Gang zurück, aus dem sie mit dem Gestalter gekommen war. Sie rasselte etwas herunter, in dem das Wort Jaina vorkam, woraufhin der achtfingrige Gestalter sich umdrehte und zur Kolonie deutete. Bei dem, was er sagte, kam immer wieder das Wort Voxyn vor.

Nom Anor fauchte ihn an, dann schrien der Gestalter und Vergere Nom Anor an, und schließlich brüllten alle auf einmal.

»Scheint so, als wäre Jaina fleißig gewesen«, meinte Ganner.

»Warum überrascht mich das nicht?«, fragte Tenel Ka. »Aber es wird jetzt schwierig werden, die Königin zu vernichten. Durch die Fregatte wird alles noch komplizierter.«

»Nicht lange«, sagte Jacen. Er spürte an dem Ort, der in seinem Inneren für Jaina reserviert war, etwas Wütendes, Dunkles, das sich auf sie zubewegte. »Nicht, wenn ich meine Schwester richtig kenne.«

 

Cilghal griff auf Lichtschwerttechnik und mehrere geliehene Fokuskristalle zurück, um die riesige Energie zu kontrollieren, die zur Störung der Yammosk-Wellen notwendig war. Der neue Gravitationsamplitudenmodulator bestand zur einen Hälfte aus einem Gravitationsgenerator und zur anderen aus einer Plastahl-Richtantenne. Er war auch größer als derjenige, der von den Yuuzhan Vong in ihrem Labor zerstört worden war, und als sie und Kyp mit dem unhandlichen Apparat im Schlepptau durch den Hangar zogen, sah Booster Terrik gar nicht glücklich aus. Er kam zur Rampe der Jadeschatten, schüttelte den Kopf und hob den Zeigefinger.

»Ihr habt den Befehl zur Evakuierung, nicht zum Umzug«, knurrte er. »Die Venture ist schon mit Flüchtlingen von Reecee voll gepackt. Wir haben keinen Platz für Jedi-Skulpturen.«

»Das ist keine Skulptur«, widersprach Kyp. »Es ist ein GAM, und damit könnten wir möglicherweise den Krieg gewinnen.«

Booster verdrehte die Augen. »Und ein Gamorreaner könnte der nächste Staatschef werden − allerdings nicht heute.«

Kyps Gesicht rötete sich vor Zorn. »Hör zu, du alter…«

»Ist genug, Kyp«, sagte Cilghal und schnitt ihm das Wort ab. Sie reichte ihm die Steuerung des Hoverschlittens, wandte sich an Booster und hob die Hand in seine Richtung. »Ich bin sicher, wenn Kapitän Terrik dieses Gerät in Aktion sieht, wird er sich freuen, an Bord der Venture einen Platz dafür gefunden zu haben.«

Booster zog eine finstere Miene und wollte seine Ablehnung wiederholen − dann schrie er überrascht auf, als seine Füße sich vom Boden lösten und Cilghal ihn über der Rampe schweben ließ.

»Okay, okay«, knurrte er. »Wenn das Ding euch so viel bedeutet, sehe ich mir mal an, wie es funktioniert.«

»Eine weise Entscheidung«, meinte Cilghal. Es behagte ihr nicht, die Macht in dieser Art gegen einen Freund einzusetzen, aber Booster stellte sich stur an, und die Zeit drängte. »Ich bin sicher, du wirst beeindruckt sein − so beeindruckt, dass du uns einen Anschluss an einem deiner Fusionreaktoren überlässt.«

Boosters böse Miene erreichte den äußersten Grad von Sturheit. »Treib es nicht zu weit, Cilghal. Wir reden darüber, nachdem du mir gezeigt hast, wozu dieses Ding in der Lage ist.«

 

So leid Jacen es war, Vergere und den Gestalter dabei zu beobachten, wie sie mit Nom Anor stritten, fiel ihm trotzdem keine Möglichkeit ein, das Voxyn zu erreichen. Angesichts der Yuuzhan Vong von der Fregatte, die sich in dem Bereich aufhielten, stand es außer Frage, sich anzuschleichen. Sie konnten auch keine Granate zu der Königin schweben lassen; sie würde fliehen, sobald sie spürte, wie sie die Macht einsetzten. So blieb ihnen nur übrig zu warten, und warten würde Jacen sogar, bis er fünfzig wurde − wenn das notwendig war, um die Königin zu vernichten. Das hatte er Anakin versprochen.

Vergere und die anderen stritten weiter, als eine Reihe wilder Klicks über das Kom kam. Jacen erforschte Tesar und fühlte, wie der Barabel noch immer auf seinem Posten an der Oberfläche wartete, sich zwar Sorgen machte, aber keineswegs so aufgeregt wirkte, als würde er kämpfen. Ein einziger Klick bestätigte, dass Tesar seine Berührung gespürt hatte, dann hallte das Donnern eines explodierenden Geschosses durch die Yorikkoralle. Vergere drehte sich um und sprang von dem Schutthügel fort. Nom Anor und der Gestalter blieben stehen und riefen ihr hinterher.

»Jaina?«, keuchte Ganner.

»Wer sonst?«, erwiderte Tenel Ka.

Jacen versuchte erneut durch die Macht zu seiner Schwester vorzudringen, fand jedoch nur die gleiche kalte Wut, die er bei ihr seit Anakins Tod spürte, und er wäre gern zu irgendwelchen Überresten der Jaina vorgedrungen, die er kannte. Doch berührte er lediglich eine wirbelnde Dunkelheit, die stürmisch und unvernünftig und voller Hass war. Da er das Komlink nicht benutzen wollte, weil er nicht wusste, auf welchem Kanal Vergere mithörte, öffnete er seine Emotionen den anderen, zog sie ins Kampfgeflecht und wandte sich wieder an Tesar mit der gleichen Frage: Was macht Jaina?

Die Antwort kam als bestätigendes Klicken.

»Ein exzellenter Plan, die Fregatte unvorbereitet zu erwischen«, sagte Tenel Ka. »Das wird uns viel bei unserer Flucht helfen.«

Ein weiterer Stoß erschütterte den Gang, diesmal näher als der erste, und dann folgte eine zweite Explosion, noch lauter. Flocken von Leuchtflechten rieselten wie Schnee von der Decke. Oben in der Kolonie verschwanden die Beine des toten Yuuzhan Vong außer Sicht, als das verschreckte Voxyn ihn auf der Rückseite herauszog und verschwand, wobei es den Jedi unten keine Gelegenheit für einen Schuss bot. Eine dritte Explosion schüttelte den Staub von den Wänden, und lose Trümmerstücke von der Decke bombardierten die Insektenstadt.

Tesars verzweifelte Stimme kam über das Komlink. »Stickz, nicht dort − stopp!«

Noch während Tesar schrie, löste eine vierte Explosion eine Lawine aus dem Gewölbe. Ein ganzer Teil der Insektenstadt brach um Nom Anor und den Gestalter herum zusammen, und dann füllte sich die gesamte Käfergrube mit einer undurchdringlichen Staubwolke.

Als der Yorikkorallenregen von der instabilen Decke nicht nachließ, wich Jacen in den Tunnel zurück und zog seinen Ausrüstungsgurt vom Rücken.

»Wir sollten lieber die Vakuumanzüge anlegen«, flüsterte er.

Nachdem es mit den beiden ersten Versuchen nicht gelungen war, die Fregatte zu zerstören, dachte Tesar, der Angriffsshuttle würde fliehen. Das wäre jedenfalls die Taktik eines weisen Jägers gewesen, der sich an solch gefährliches Wild heranwagt. Aber Jaina war in die Ekstase des Tötens verfallen und konnte der Versuchung nicht widerstehen, eine 150-Meter-Fregatte der Yuuzhan Vong zu zerstören, die reglos auf der Oberfläche saß und deren Rampe offen stand. Sie fuhr herum und feuerte aus kürzester Entfernung zwei Plasmakugeln ab, die sofort in den Schild-Anomalien verschwanden.

Der Angriffsshuttle jagte über sein Ziel hinweg, ging scharf in den Steigflug und bereitete sich auf den nächsten Angriff vor.

Dann antwortete die Fregatte schließlich, schoss eine Salve Magmageschosse und Plasmakugeln aus der Backbord-Waffenbank ab. Auf diese Entfernung fanden die Geschosse keine Zeit, ihr Ziel zu fixieren, und flogen harmlos vorbei, aber zwei Plasmakugeln erwischten den Shuttle im hinteren Bereich, durchbohrten die Bordwand und brachten ihn zum Trudeln.

Tesar fürchtete einen Moment lang, der Shuttle würde explodieren oder abstürzen, aber dann bekam Jaina − zumindest hielt er sie für den Piloten − das kleine Schiff wieder unter Kontrolle und flog davon. Es stieg fünfhundert Meter auf, dann loderten Flammen aus dem Rumpf, und es sank schwankend auf den Horizont zu.

Tesar schlug sich die Zunge vor Wut gegen den Gesichtspanzer, dachte einen Moment nach und entschied schließlich, eine Nachricht über Jacens privaten Kom-Kanal zu wagen. Selbst wenn die Yuuzhan Vong lauschten, wollte er diese Sache nicht über Klicks und Macht-Wahrnehmungen übermitteln.

 

»Nein!«, keuchte Jacen.

Er hatte gefühlt, dass irgendetwas nicht stimmte, noch ehe sich Tesar gemeldet hatte, aber er hatte nicht gewusst, was. Er vergaß Anakins erbeutetes Komlink, öffnete einen Kanal an alle und wollte gerade befehlen, Meldung zu machen, als Tenel Ka ihm das Mikro vom Hals riss.

»Du hilfst niemandem, wenn du uns alle umbringst«, sagte sie. »Jaina wird sie schon runterbringen. Das weißt du.«

»Nein, weiß ich nicht. Nicht mehr.« Jacen holte tief Luft und beruhigte sich mithilfe einer Meditationstechnik, damit er die Kontrolle über sich zurückerlangte. »Aber mit dem Rest hast du Recht.«

Jacen suchte nach seiner Schwester und verbrachte die nächste Minute damit, in Kontakt mit den dunklen Emotionen zu bleiben, die sie nun erfüllten. Sie schien keine Angst zu haben, sie war lediglich von Zorn erfüllt und vollkommen auf ihr Ziel konzentriert. Dann spürte er plötzlich, wie ihre Wut noch stärker wurde, bis sie einen Grad erreichte, den Jacen nicht mehr ertragen konnte, und schließlich verlor er Jaina.

»Sie ist weg«, stöhnte er.

»Tot?«, fragte Ganner.

»Ich weiß es nicht.« Jacen sah auf. »Das habe ich nicht gefühlt. Ich fühle sie gar nicht mehr.«

Tenel Ka legte einen Arm um seine Schulter und zog ihn zu sich heran. »Jacen, das tut mir Leid.«

Draußen in der Käfergrube hatte sich der Staub gelichtet, und man konnte die Yuuzhan Vong sehen, die den Schutt wegräumten. Obwohl sich immer häufiger Stücke von der Decke lösten, wurde bald ersichtlich, dass der Einsturz bislang nur wenige Opfer gefordert hatte. Nom Anor stand bereits wieder am Rand der Kolonie und schaute mit säuerlicher Miene zwei Helfern zu, die den Gestalter aus den Trümmern zogen.

Nachdem der Gestalter wieder auf den Beinen stand und ein wenig von seiner Würde zurückerlangt hatte, bürstete er sich ab und sprach in scharfem Ton mit Nom Anor. Jacen dachte einen Moment lang, sie würden ihren Streit fortsetzen, doch nach einer Weile nickte Nom Anor lediglich und zeigte in den Tunnel, der zur Oberfläche und zur Fregatte führte. Der Gestalter nickte ebenfalls, dann holte er die Krieger und brach zur Verfolgung der Voxyn-Königin auf. Der Exekutor schüttelte müde den Kopf und betrat den Tunnel zur Fregatte.

Er war kaum verschwunden, als sich eine piepsende Stimme über ihre Komlinks meldete. »Es ist jetzt sicher herauszukommen, junge Jedi. Von mir habt ihr nichts zu befürchten.«

Jacen gab den anderen ein Zeichen, die Waffen zu ziehen, dann schaltete er das Mikro seines Komlinks zu. »Wer spricht da?«

»Keine Zeit, das zu erklären.« Während sie sprach, erschien Vergere auf der anderen Seite der Kolonie, gegenüber dem Tunnel, durch den sie aufgebrochen war, und zeigte in die Richtung, in die das Voxyn geflohen war. »Euer Wild läuft euch davon.«