37

 

Im trüben Widerschein, der von Myrkrs smaragdgrüner Oberfläche reflektiert wurde, wirkten die flachen Senelak-Schäfte eher wie Eiszapfen und kaum wie ein Sicherheitssystem. Die starren Stängel waren lediglich kniehoch und nicht dicker als ein Finger, doch als Jovan Drark eine unsichtbare Machtwelle durch das Feld schickte, schossen aus den blauen Kapseln meterlange Stränge mit Dornen. Die stacheligen Bänder wanden sich für ein paar Sekunden durch das Vakuum, um sich um einen möglichen Eindringling zu wickeln, ihn zu fangen und vielleicht zu töten. Hätte Alema sie nicht vor der Falle gewarnt, wäre das Kommandoteam wohl vollkommen unvorbereitet in das Sicherheitsfeld gelaufen. In Anbetracht der Falle, in die sie bereits an Bord der Exquisite Death getappt waren, fragte sich Anakin langsam, ob sie auf diese Mission wirklich ausreichend vorbereitet waren. Ulaha hatte ihnen weniger als fünfzig Prozent Erfolgschancen zugebilligt, und soweit er es einschätzen konnte, hatte sich die Lage inzwischen nicht verbessert. Mittlerweile fragte er sich, ob es überhaupt eine gute Idee gewesen war, sich auf die Jagd nach der Voxyn-Königin zu machen.

»Anakin, wir müssen die Sache durchziehen − und du machst es nicht leichter mit deinem Zweifel.« Tahiri kroch hinter Anakin, und ihr blondes Haar drängte sich in die Sichtscheibe der Maske. »Sie haben uns also erwartet. Damit bist du klargekommen, und jetzt erwarten sie uns nicht mehr.«

»Tut mir Leid. Ich dachte, ich hätte das für mich behalten.«

»Hast du.« Tahiri verdrehte die Augen. »Ich bin’s, Anakin.« Der letzte der Senelaks fiel unter Jovans Machtwelle, und sie befanden sich nun am Rande des Raumhafens. Dieser bestand in erster Linie aus einem riesigen Loch, etwa dreißig Meter tief, hatte einen Durchmesser von einem Kilometer und war umgeben von einem höhlenartigen Säulengang, der mit transparenten Membranen versiegelt war und zu dem man Zutritt über einen Ring von Luftschleusen-Klappen bekam. Zwanzig biotische Liegeplätze verteilten sich auf dem Boden, mit einziehbaren Außenhüllen versehen, und konnten Schiffe bis zur Größe einer Korvette aufnehmen.

Auf dieser Seite des Raumhafens war gerade ein Rettungstransporter vom Raumgefecht zurückgekehrt, und die beiden Hälften der Außenhülle schoben sich hoch und drückten sich an den klumpigen Rumpf. Obwohl Anakin und die anderen den Kampf nicht hatten beobachten können, weil sie zu der Zeit über die pockige Oberfläche des Weltschiffs geschlichen waren, verriet ihnen der Strom von Rettungsschiffen, dass ihre Kameraden sich tapfer geschlagen hatten. Sie kannten ja auch den Ausgang; 2-lS hatte 2-4S einen letzten Lagebericht übermittelt, und alle hatten Ulahas Tod gespürt − ohne Frage einer der Gründe für Anakins »Zweifel«.

Vielleicht fünf Kilometer hinter dem Landeplatz erhoben sich die wie Termitenbauten gestalteten Grashal-Spitzen, die sie aus dem Raum gesehen hatten. Anakin brauchte sich nicht der Macht zu bedienen, um zu wissen, wo die Voxyn sich befanden. Er spürte ihren Hunger, der genau aus dieser Richtung kam. Mit dem gefangenen Jedi war es anders. Den konnte Anakin nicht fühlen − oder sie, oder vielleicht waren es gar mehrere −, selbst wenn er sich anstrengte.

»Ysalamiri?«, fragte Alema. Sie kroch heran, sodass Anakin nun auf der einen Seite Tahiri und auf der anderen die Twi’lek hatte. Die Schulter ihres Vakuumanzugs berührte seine. »Wenn sie einen Jedi haben, brauchen sie Ysalamiri.«

Anakin war nicht sehr überrascht, dass Alema wusste, was ihm durch den Kopf ging. Während des Marsches von der Landestelle hierher hatte das Kommandoteam in solcher Eintracht gehandelt, dass es manchmal schien, sie würden tatsächlich die Gedanken der anderen kennen.

»Ich glaube nicht, dass er tot ist«, sagte Tahiri. »Wir haben keine Ahnung, um wen es sich handelt, aber ich denke, seinen Tod hätten wir bemerkt.«

Anakin war sich dessen nicht so sicher, allerdings gab es nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Er drehte sich um und wollte nach den Ysalamiri-Paarungspheromonen rufen, die Cilghal ihnen mit auf die Reise gegeben hatte − dann schnitt er eine Grimasse, weil Jacen bereits hinter ihm stand und ihm die Kapsel in den Handschuh drückte.

»Langsam wird es verrückt«, sagte er. »Tesar hätte doch etwas sagen können.«

Ein Grinsen spiegelte sich in Jacens Augen. »Sieh es mal von meiner Seite.« Er wurde ernster, und eine Aura aus Besorgnis legte sich um ihn. »Anakin, ehe wir aufbrechen, möchte ich dir…«

»Jetzt nicht, Jacen.« Anakin blickte zur Seite. Er wollte ganz und gar nicht die Gefühle seines Bruders verletzen, aber auf der Centerpoint-Station hatte er gesehen, was geschah, wenn er auf seinen Bruder hörte. »Ich muss das auf meine Weise erledigen.«

»Ich weiß. Ich wollte nur…«

»Bitte.«

Anakin schnippte die Kapsel zur gegenüberliegenden Seite der Landegrube, wo eine Service-Mannschaft gerade Vorräte aus einer offenen Luftschleuse brachte. Im grünlichen Leuchten von Myrkr verlor er die winzige Kapsel bald aus den Augen, fühlte jedoch, wie sie an der Schleuse verharrte und dann zur inneren Klappe gelangte. Ein paar Minuten später hatte die Mannschaft ihre Arbeit erledigt und trat wieder durch die Luftschleuse. Anakin wollte den anderen sagen, sie sollten sich bereithalten, überlegte es sich jedoch. Sie waren bereit.

Die Außenklappe schloss sich gerade, als 2-4S meldete: »Eintreffendes Schiff, feindlich, Yuuzhan-Vong-Fregatte.«

Demnach stand die Landung eines Schiffes unmittelbar bevor − so perfekt YVH-Kriegsdroiden auch waren, ihr Sensorsystem verfügte nicht über Tiefraum-Aufklärung. Die Nachricht erzeugte ein Gefühl von Gefahr in Anakin, doch ließ er sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Bis er erfahren hätte, wo der Jedi verwahrt wurde, gefährdete er mit dem Betreten des Raumhafens nur diesen Gefangenen − und sich und seine Gefährten.

Schließlich huschte ein Schwarm kleiner Wesen aus einem Durchgang, der ungefähr ein Drittel des Kreises entfernt war. Mehr als ein Dutzend Yuuzhan Vong folgte ihnen, tief gebückt und halb stolpernd, weil sie versuchten, die Flüchtlinge wieder einzufangen. Einer der Krieger packte eine der sich windenden Gestalten, zog jedoch sofort die Hand zurück und zertrat das Tier. Ysalamiri hatten scharfe Zähne.

Es dauerte nicht lange, ehe alle Augen − zumindest alle Augen, die durch die transparente Membran sichtbar waren − auf das Durcheinander draußen gerichtet waren. Anakin wich vom Rand zurück und erhob sich. Als er sich umdrehte und befehlen wollte, die Holotarnungen zu aktivieren, stand er einer Reihe Gestalten gegenüber, die wie Yuuzhan Vong aussahen.

»Ich schätze, ihr kennt den Plan auch schon?«

»Direkt zum Ysalamiri-Hauz«, antwortete Bela − oder war es Krasov.

»Dann zurück…«

»Um den Rettungsshuttle zu stehlen«, beendete Ganner den Satz. »Alles klar, Jedi. Zwo-Vier-S und ich decken den Abstieg.«

»Also gut.«

Anakin aktivierte ebenfalls seine Holotarnung, trat zum Rand, sprang von der Mauer hinunter und dämpfte mit der Macht seinen Aufprall. Als er durch den Schimmererkristall keine Beunruhigung bei den Yuuzhan Vong spürte, drehte er sich um und stand vor einer rancorgroßen Luftschleuse, einem Labyrinth dunkler Tunnel und noch dunklerer Türen, die durch die transparenten Klappen kaum sichtbar waren. Er fühlte eine Hand voll Yuuzhan Vong irgendwo in der Dunkelheit, doch konnte er nicht genau sagen, ob sie von seinem plötzlichen Erscheinen alarmiert waren − oder ob sie ihn überhaupt bemerkt hatten.

Alema, Tesar und die anderen trafen nacheinander bei ihm ein. Da er wusste, dass die Twi’lek die meiste Erfahrung damit hatte, sich hinter feindliche Linien zu schleichen, wählte er sie aus, die Führung durch die Luftschleuse zu übernehmen, während er selbst den Raumhafen im Auge behielt. Die Landegrube wirkte von hier unten noch größer als von oben. Im dämmrigen grünen Licht sah man von dem Tumult auf der anderen Seite nur schemenhafte Figuren, die hinter der Fenstermembrane hin- und herliefen, und selbst die Gestalten in den Tunneln hier waren schwer zu erkennen, wenn sie sich nicht gerade als Silhouetten vor den biolumineszenten Wandflechten abzeichneten. Nur das Rettungsschiff, das in seiner Andockbucht lag, war deutlich zu sehen.

Nun waren auch Ganner und 2-4S auf dem Boden angekommen. Sie folgten den anderen durch die Luftschleuse, nahmen Gesichtsschutz und Atemmasken ab und ließen sie um den Hals hängen, behielten aber die Mikrofone am Kragen und die Ohrhörer in den Ohren, damit sie leise Sprechkontakt halten konnten. Anakin übernahm nun die Führung und lief, so schnell er konnte, ohne Aufmerksamkeit zu erregen, an den Kolonnaden entlang; die Energiepacks ihrer Holotarnungen würden noch ungefähr zwei Minuten durchhalten, ehe sie unzuverlässig wurden und gewechselt werden mussten.

Als sie am Rettungsschiff vorbeigingen, passierten sie eine Rampe, die hinunter zu einer Arbeitsebene unter der Landegrube führte, wo hektische Betriebsamkeit herrschte. Ein Yuuzhan Vong ohne Rüstung kam die Rampe herauf, winkte ihnen zu und rief etwas in seiner Sprache. Panik durchfuhr das Kommandoteam in einer Welle, doch ebbte diese rasch ab, da Jacen die anderen über das Kampfgeflecht darauf aufmerksam machte, wie wenig sich Alema aus der Ruhe bringen ließ. Der Yuuzhan Vong erreichte die Tür und sprach nun nachdrücklicher.

Tahiris Stimme ertönte aus den Ohrhörern mit der angemessenen Antwort. Ganner, dessen Stimme am meisten nach einem Yuuzhan Vong klang, trat aus der Reihe und sah den Narbenkopf an.

»Pol dwag, kane a bar.«

»Kanabar?«, fragte der Yuuzhan Vong.

Es folgte eine kurze Pause, während Tahiri die Antwort lieferte, dann sagte Ganner: »Dwi, karte a bar!«

»Yadag dakl, ignot!«

Der Yuuzhan Vong hob beide Arme zu einer rüden Geste, dann verschwand er die Rampe hinunter.

»Worum ging es denn?«, flüsterte Anakin.

»Ganner hat ihm gesagt, er sei der Schiss einer Fleischmade«, antwortete Tahiri.

»Wie sagt man denn: Schleim unter meinen Schuppen?«, schnarrte Tesar.

Daraufhin zischten die Hara-Schwestern im Chor, und Anakin wies sie an, sich die Witze für später aufzuheben. 2-4S berichtete, bei dem eintreffenden Schiff handele es sich tatsächlich um eine Fregatte, und sie sei auf eine Umlaufbahn um das Weltschiff eingeschwenkt. Anakins Nacken begann zu kribbeln. Angesichts einer Fregatte im Orbit würden sie den Zeitpunkt ihrer Flucht gut wählen müssen.

Sie erreichten den dunklen Bogengang, der in das Ysalamiri-Labyrinth führte. Sofort erkannte Anakin, dass sie hier richtig waren, denn die Luft roch nach ungewaschenen Leibern, altem Blut und übleren Dingen. Nach drei Schritten im Tunnel verschwand das Kampfgeflecht, und er sah, dass der Gang vor ihnen mit wandernden Bäumen gesäumt war, die jenen an Bord der Death glichen. An den meisten ragten abgebrochene Krallen aus den Stämmen, aber auf einer Reihe von Bäumen saßen noch Ysalamiri. Zwei Yuuzhan-Vong-Krieger standen hinter einem Tresen aus Yorikkoralle, flochten geschickt einen lebenden Strick zu einer zopfartigen Peitsche und ignorierten das gequälte Geschrei, das durch den Gang hallte.

Während sich Anakin näherte, hörten beide Krieger auf zu arbeiten und verschränkten die Arme vor der Brust.

»Remaga corlat, migan yam?«, fragte der Größere.

Anakin ging schlicht durch das Tor.

»Remaga corlat?«, fragte der größere Wächter, nahm nun seinen Amphistab und wollte Anakin in den Weg treten.

Anakin antwortete in scharfem Ton: »Kane a bar.«

Der Blick des Yuuzhan Vong wirkte eher verwirrt als wütend, doch er senkte den Amphistab in Richtung von Anakins Brust. »Yaga?«

Anakin zeigte mit dem Lichtschwert auf ihn und betätigte den Schalter mit dem Daumen. Die rote Klinge schoss durch die Kehle der Wache, kam im Nacken wieder zum Vorschein und verfehlte nur knapp den Krieger dahinter. Dieser zweite Yuuzhan Vong warf sich nach hinten und wollte gerade lauthals Alarm geben, wurde jedoch unterbrochen, da Alemas silbernes Lichtschwert ihm mit einem Zischen durch den Kopf glitt.

Anakin schaltete die Holotarnung ab und gab seine Befehle. Jacen, Ganner und 2-4S schickte er los, um den Eingang zu sichern; Jaina, Raynar und Eryl sollten die verbliebenen Ysalamiri erledigen. Die Übrigen führte er den Gang entlang zu den gequälten Schreien. Als er die Tür erreichte und um die Ecke schaute, sah er direkt vor sich die Vonduun-Krabbenrüstung eines Yuuzhan Vong.

Der Krieger stieß einen erschrockenen Ruf aus und wollte den Amphistab herumziehen, aber Anakin schlitzte ihm mit dem Lichtschwert die Kehle auf. Er versetzte dem zusammenbrechenden Toten einen Tritt vor die Brust und stieß ihn so in den Raum, dann hörte er das verräterische Brummen von Knallkäfern, die in seine Richtung flogen, und warf sich kopfüber zu Boden. Er rollte sich über die Schulter ab und versuchte währenddessen, die Situation zu erfassen. In einer Ecke stand ein Ysalamiri-Baum, zwei Gestalten standen mit ausgebreiteten Armen und Beinen an der Wand, und zwei weitere Gestalten bewegten sich rechts von ihm. Anakin kam mit erhobenem Lichtschwert wieder hoch − dann ließ er sich flach hinfallen, als Tesars Minikanone Blitze über seinen Kopf spuckte.

Der Ysalamiri-Baum löste sich in Späne auf, und Anakins Kontakt zur Macht kehrte zurück, als das Ysalamiri getötet war. Er hörte das Brummen eines Knallkäfers und ließ sein Lichtschwert von der Macht führen, um ihn abzuwehren, daraufhin wandte er sich der Quelle zu und sah, dass sich ein Yuuzhan Vong mit Amphistab in der Hand auf ihn stürzte. Ehe Anakin parieren konnte, schleuderte ein Blitz aus Tesars Minikanone den Krieger durch den Raum. Alema sprang dazu und durchbohrte die zerbrochene Panzerung des Kriegers mit dem silbernen Lichtschwert.

Nur ein Yuuzhan Vong blieb übrig, er war kleiner als die meisten und dünner, hatte ein gespenstisches weibliches Gesicht, und eine Reihe verschiedener hakenförmiger und gezackter Krallen ragte aus seinen acht Fingern, aus den Handgelenken und sogar den Ellbogen. Eine Gestalterin. Anakin erhob sich und ging auf sie zu, doch ein Netz aus schimmernden Energielinien erwachte knisternd um sie herum zum Leben, ehe er auch nur zwei Schritte gegangen war. Er hielt das für eine Art persönlichen Schild − bis sie die Augen aufriss und etwas Wütendes ausspuckte.

Anakin konzentrierte sich auf das Netz und spürte die vertraute Energie der Macht, lediglich kälter und mit Dunkelheit durchsetzt. Er sah zur hinteren Wand, wo die beiden Gefangenen immer noch hingen und aus etlichen Wunden bluteten. Die eine, eine kräftig gebaute Frau mit dunklem Haar und noch dunkleren Augen, starrte die Gestalterin böse an und bewegte die Lippen, doch Anakin verstand die Worte nicht.

Die Yuuzhan Vong versuchte, einen Strang der Machtenergie von ihrem Körper zu lösen, trennte sich dabei jedoch drei Finger von der Hand. Die dunkle Frau lächelte, das Netz schrumpfte langsam und schnitt in das Fleisch der Gestalterin.

Anakin überfiel ein starkes Gefühl der Unrichtigkeit, des Hasses und des Zorns… und des Bösen. Diese Frau handelte nicht, weil der Krieg es notwendig machte, sondern aus Blutgier und Rache. Er ging auf sie zu. »Nein! Das ist falsch.«

Sie ignorierte ihn, und die Yuuzhan Vong schrie voller Qualen. Blut tropfte auf den Boden, dann etwas Größeres. Anakin blickte zurück und sah, wie kleine Fleischwürfel vom Körper der Gestalterin auf den Boden fielen.

»Stopp!«

Anakin hob den Griff seines Lichtschwerts und trat vor, um seinem Befehl mehr Gewicht zu verleihen, doch der Schrei der Yuuzhan Vong endete abrupt in einem Platschen. Als Anakin sich umdrehte, lag der Körper, in kleine Würfel zerteilt, auf dem Boden. Der Gestank war so schlimm wie der Anblick, und Anakin musste sich zusammenreißen, um sich nicht zu übergeben.

In diesem Moment hörte er Jacens Stimme über den Ohrhörer. »Die Fregatte schickt einen Shuttle nach unten, kleiner Bruder.«

»O-okay«, keuchte Anakin. »Halt mich auf… dem Laufenden.«

Es folgte eine kurze Pause, und im Anschluss fragte Jacen: »Stimmt was nicht?«

»Alles in Ordnung«, sagte Anakin. »Nur eine kleine Überraschung. Erzähle ich dir später.«

Ein bestätigendes Klicken kam über Komlink, dann drehte sich Anakin um. Alema befreite bereits die dunkle Frau aus dem Blorash-Gallert, mit dem sie gefesselt war.

»… faszinierende Technik«, gurrte die Twi’lek. »Glaubst du, ich könnte das lernen?«

»Nein, kannst du nicht«, sagte Anakin. »Diese Attacke war einfach nur grausam. Und zudem nicht notwendig.«

Alema fuhr zu ihm herum, und ihre bleichen Twi’lek-Augen waren so kalt und hart wie ein hothanischer See. »Du kannst mir Lektionen über Grausamkeit erteilen, wenn ein Voxyn deiner Schwester das Fleisch aus dem Gesicht gebrannt hat.« Sie wandte sich wieder der dunklen Frau zu, die nun befreit war. »Vielleicht möchte ich grausam sein.«

Die Frau lächelte sie ermutigend an. »Rache ist durchaus nicht verkehrt. Sie ist eine edle Emotion − und eine mächtige.«

»Wie eine wahre Nachtschwester gesprochen«, sagte Zekk und trat in den Raum. Er sah von der dunklen Frau zu dem jungen Mann, der immer noch an der Wand hinter ihr hing. »Hallo, Welk.«

Welk, ein blonder Mensch, der vielleicht ein oder zwei Jahre älter war als Anakin, kniff beim Anblick von Zekk die Augen zusammen. »Hallo, Verräter.«

»Ihr kennt euch?«, fragte Anakin.

Zekk nickte. »Von der Schattenakademie. Welk war Tamith Kais bester Schüler − nach Vilas Tod, heißt das.«

»Nachdem du ihn umgebracht hattest«, berichtigte Welk ihn und warf Zekk einen finsteren Blick zu. »Und Zekk war der Dunkelste Ritter − unser Anführer, bis er das Zweite Imperium auf Yavin 4 verriet.«

Anakin runzelte die Stirn. Obwohl er zu jung gewesen war, um an der Verteidigung der Jedi-Akademie teilzunehmen, als Tamith Kais Dunkle Jedi angriffen, hatten viele der Jedi-Ritter in seinem Kommandoteam − darunter seine beiden Geschwister, Lowbacca, Tenel Ka und Raynar − tapfer gekämpft. Sie würden es nicht gerade freudig aufnehmen, dass sie gerade ihre Leben riskiert hatten, um einen der damaligen Angreifer zu retten.

Tesar, der nicht einmal auf Yavin 4 dabei gewesen war, empörte sich als Erster. »Wir haben unser Leben für Dunkle Jedi riskiert?« Der Barabel richtete seine Minikanone auf die beiden. »Blasterblitz!«

»Vorsicht, Tesar.« Anakin drückte die Minikanone nach unten und wandte sich an die dunkle Frau. »Gibt es irgendwelche Jedi…«

»Wir sind Jedi«, erwiderte sie. Obwohl ihr Blut aus hundert verschiedenen Wunden austrat, schien der Schmerz ihr nicht mehr auszumachen als einem Yuuzhan Vong. »Aber um deine Frage zu beantworten: Keine lebenden. Wir waren diejenigen, die du gespürt hast, als ihr ins System gekommen seid.«

»Gleichgültig, es kann ja nicht schaden, sich umzuschauen.« Anakin nickte Tesar und seinen Brutgefährten zu. »Passt gut auf euch auf.«

»Du kannst ja tun, was du willst, junger Solo.« Die Frau lächelte. »Aber es gibt keinen Grund, uns zu misstrauen. Wir werden gern dabei helfen, die Voxyn zu vernichten.«

»Woher weißt du…«

»Ihr seid sicherlich nicht hier aufgetaucht, um uns zu retten.« Sie ließ Welk hinter sich an der Wand hängen und ging auf die Tür zu. »Mein Name ist übrigens Lomi Plo. Vielleicht sollte ich damit beginnen, euch zu erzählen, was wir über diesen Ort wissen.«

Anakin zog die Augenbrauen hoch. »Willst du uns damit ködern? Was bringt dich zu der Überzeugung, wir würden euch nicht einfach hier lassen?«

Lomi betrachtete ihn kalt. »Und wer wäre dann der Dunkle Ritter, Anakin?«

Anakin dachte noch darüber nach, woher sie ihn kannte, als sich die Stimme in seinem Ohrhörer erneut meldete.

»Wir haben Schwierigkeiten, kleiner Bruder.« Diesmal war Ganner am anderen Ende. »Dieser Shuttle − du wirst nicht glauben, wer an Bord ist.«

»Ich jedenfalls glaube es nicht«, fügte Jacen hinzu. »Sieht aus wie Nom Anor.«