16
Angesichts des Hologramms der strategischen Lage, das die Dunkelheit unter der Decke erhellte, und den Dutzenden von taktischen Monitoren, die unten im Parkett schwebten, wirkte der Raum des Flottenkommandos der Verteidigungsstreitkräfte der Neuen Republik eher wie ein Galaxarium, nicht wie ein Sitzungssaal. Das Display über den Köpfen zeigte die groben Umrisse der Galaxis, und ein breites rotes Band markierte die Invasionsroute der Yuuzhan Vong. In nur zwei Jahren war es den Außergalaktischen gelungen, einen Streifen vom Tingel-Arm bis fast zum bothanischen Raum zu besetzen, von dem aus jetzt drei verschiedene Pfeile über Fondor und Duro zum Inneren Rand wiesen. Der dritte, der Bilbringi bedrohte, hatte den Inneren Rand noch nicht erreicht, aber Leia wusste, das würde nicht mehr lange dauern. Die Invasoren zerstörten Schiffe schneller, als die Neue Republik sie bauen konnte, und sogar Bilbringi konnte die Verteidigung nicht garantieren. Sie fragte sich, welche Bedeutung das NRMAK − das militärische Aufsichtskomitee der Neuen Republik − dem Leben der Flüchtlinge von Talfaglio beimessen würde. Und wie viel Unterstützung man sich überhaupt leisten konnte.
Unglücklich darüber, sich wieder einmal zu Verhandlungen in den verschlungenen Gängen von Coruscants Machtzentrum zu befinden, stützte sich Leia auf den Arm ihres Sohnes und ging zu ihrem Platz. Obwohl bereits ein ganzer Tag vergangen war, seit das gesundheitsschädliche Blut der Voxyn sie bewusstlos gemacht hatte, brauchte sie eine Stütze, wenn sie ging − und dabei durfte sie sich noch glücklich schätzen. Der Noghri, der die Hauptwucht des Angriffs abbekommen hatte, lag mit amputiertem Ohr und Lungenschaden im Bacta-Tank.
»Das ist ermutigend«, sagte Jacen. Er begleitete sie, während Han mit den toten Voxyn nach Eclipse zurückkehrte. »Wenn die uns hier hereinlassen, kann unser Ruf im Senat nicht so schlecht sein.«
»Ich würde das nicht überschätzen«, meinte Leia. »Borsk Fey’la hat für alles, was er tut, einen guten Grund. Lausche mit den Augen, Jacen, und sieh mit den Ohren.«
Während sie vortraten, bedachte Leia die taktischen Displays kaum mit einem Blick. Auf Eclipse gab es einen weniger gut ausgestatteten Lageraum, dessen Daten von einem befreundeten Kommandooffizier auf dem Laufenden gehalten wurden, daher wusste sie, die Hologramme zeigten mehrere Dutzend Flotten und eine alarmierende hohe Zahl von Schlachten. Die Situation war seit fast einem Jahr unverändert, die Yuuzhan Vong weiteten ständig ihr besetztes Territorium aus, während der Vormarsch auf den corellianischen Sektor voranschritt.
Leia und Jacen gingen an einem Hologramm vorbei, das die hektische Arbeit auf den Werften von Bilbringi darstellte, dann kam hinter der Darstellung eines kleineren Gefechts bei Vortex ein Lift nach oben. Borsk Fey’la befand sich in dem Lift, die wilden bothanischen Züge hatte er zu einem Gruß verzogen, sein cremefarbenes Fell war gesträubt. Wie Leia schon vor langer Zeit erfahren hatte, war dies der Ausdruck seiner Spezies für kriecherische Höflichkeit.
»Prinzessin Leia, Sie erweisen uns eine Ehre.«
»Sie haben keinen Raum gefunden, in dem sich eine frühere Staatschefin direkt hätte an den Senat wenden können?«, wollte Leia wissen. Da der Krieg einen schlechten Verlauf nahm, schwand Fey’las Unterstützung, und sie hoffte, weitere Verbündete zu finden, indem sie ihm hart gegenübertrat. »Bestimmt steht es um den Kriegsverlauf noch nicht so schlimm?«
Fey’las unsicheres Lächeln verharrte starr auf seinem Gesicht. »Ich freue mich, dass Sie sich so gut von dem Kampf mit den Jedi-Killern erholt haben.« Er öffnete die Tür selbst − ein sicheres Zeichen dafür, wie sehr seine Position geschwächt war. »Wir können Ihnen sicherlich einen Termin vor dem Senat verschaffen, wenn Sie es wünschen, aber das NRMAK wird Ihr Ersuchen in einer geschlossenen Sitzung gründlicher überprüfen können. Bitte, kommen Sie an Bord.«
Leia ließ Jacens Arm los und ging zu dem Lift voraus. Sie fuhren geradewegs zum Konferenzbalkon des Komitees, und Leia begab sich ohne Zögern zum Rednerpult, um das in mehreren Reihen Senatoren im Halbkreis platziert waren.
»Ich möchte mich für Ihr Kommen bedanken«, sagte Fey’la, der zu ihr trat. »Und auch den Jedi, der Sie begleitet, begrüßen.«
»Jacen dient mir heute als Leibwächter«, sagte Leia und erklärte damit die Anwesenheit ihres Sohnes und wich gleichzeitig jeder Frage aus, weshalb die Jedi keinen höherrangigen Vertreter entsandt hatten. »Diese Angelegenheit hat nichts mit den Jedi zu tun. Es geht ausschließlich um SELCORE.«
»Natürlich«, stimmte Fey’la zu. »Wir haben Ihren Bericht gelesen. Diese Angelegenheit sollte tatsächlich dem NRMAK zur Kenntnis gebracht werden.«
Misstrauisch angesichts der unerwarteten Unterstützung von Seiten den Bothans, fragte Leia: »Und?«
»Und unglücklicherweise sind die Jedi davon doch betroffen«, sagte eine honigsüße weibliche Stimme. »Sind sie nicht der Grund, weshalb die Talfaglioner als Geiseln gehalten werden?«
Leia wandte sich der Sprecherin zu, einer schlanken Frau mit langem, pechschwarzem Haar, die sich gerade von ihrem Sitz erhob. Viqi Shesh, diese hitzige junge Senatorin von der Schiffsbauerwelt Kuat, hatte die Bedeutung ihrer Welt für den Krieg geschickt ausgenutzt, um einen Sitz im Beirat und in einigen der mächtigsten und begehrtesten Ausschüsse des Senats zu erlangen. Zudem hatte sie sich als meisterhafte Handlungsführerin erwiesen, die die Bündnistreue mit einer Gelassenheit aushandelte, die den Bothans imponierte. Auch zögerte sie nicht, ihre Position zu ihrem persönlichen Gewinn auszunutzen. Vor weniger als einem Jahr hatte Shesh als geschäftsführende Senatorin des Sonderausschusses für Flüchtlingsfragen − SELCORE − nicht gezögert, sich zu bereichern, indem sie wichtige Versorgungsgüter für die Flüchtlingslager auf Duro umleitete. Leia hatte die notwendigen Beweise, um die Frau aus dem Senat zu entfernen, nicht beibringen können, doch hatte sie immerhin erreicht, dass sie den Sitz in dem betreffenden Ausschuss räumen musste. Wie es der skrupellosen Senatorin gelungen war, die einflussreiche Position im NRMAK zu bekommen, in dem auch höchst geheime Angelegenheiten verhandelt wurden, war Leia ein Rätsel, doch die Eröffnungssalve der Kuati machte klar, dass Leia hier einer mächtigen Feindin ihrer eigenen Person und der Jedi gegenüberstand.
Sie zog Kraft und Geduld aus der Macht und begegnete gelassen dem Blick der Senatorin. »Die Yuuzhan Vong haben gedroht, den Konvoi zu zerstören, wenn die Jedi sich nicht ergeben, ja. Wenn die Jedi dem nachgeben würden, lautet die nächste Forderung der Yuuzhan Vong vermutlich, ihnen die Schiffswerften von Kuat zu überlassen.«
»Die Neue Republik hat sich bis heute niemals erpressen lassen«, sagte Fey’la und beendete den Streit, ehe er recht begonnen hatte. »Die Frage lautet vielmehr, was wir ohne Kapitulation der Jedi tun können.«
»Ich behaupte, wir können gar nichts tun.« Shesh blickte Fey’la an. »Zeigen Sie uns bitte den corellianischen Sektor!«
Der Bothan nutzte eine Fernbedienung, um das Holo des betreffenden Sektors aufzurufen. Das corellianische System wurde durch einen Gürtel von Fregatten der Neuen Republik geschützt, und jene auf der Seite von Duro leuchteten ein wenig heller, um zu zeigen, dass sie gegenwärtig in Gefechte mit den Erkundungsschiffen der Yuuzhan Vong verwickelt waren. Talfaglio war von einem Schwarm Korvetten der Yuuzhan Vong umzingelt; ein einziger Kreuzer war in deren Zentrum postiert, um den Nachschub zu gewährleisten. Doch die Lage im Jumus-System war noch alarmierender. Nur einen kurzen Hyperraumsprung von Corellia und Talfaglio entfernt, hatte sich dort die Flotte eingerichtet, die zuvor Duro besetzt hatte.
»Wie Sie sehen können, hoffen die Yuuzhan Vong, wir würden den Versuch unternehmen, ihre Blockade zu brechen.« Shesh zeigte auf eine sehr kleine Kette von Großkampfschiffen im Orbit von Corellia. »In dem Moment, in dem wir uns rühren, greifen sie zu und schnappen sich die Beute.«
»Nicht, wenn wir durch die Hintertür kommen«, sagte Jacen. Er deutete über ihre Köpfe und zog eine Route vom Rand des Tiefen Kerns bis zum hinteren Teil des Sektors. »Wenn wir drei Sternzerstörer hier entlangführen, können wir die Blockade zerschmettern und zurück sein, ehe sie reagieren.«
»Nun, das würde sie lehren, Geiseln zu nehmen«, sagte Kvarm Jia, ein graubärtiger Senator aus dem Tapani-Sektor. »Wo finden wir drei Sternzerstörer?«
»Ja, wo finden wir drei entbehrliche Sternzerstörer?«, wiederholte Shesh und stellte Jias Unterstützung sofort auf den Kopf. »Oder sollen wir noch eine Welt der Unfähigkeit der Jedi opfern?«
Zwei Senatoren begannen gleichzeitig zu sprechen, erkannten, dass sie auf gegnerischen Seiten standen und versuchten sofort, einander zu übertönen. Fey’la bat um Ordnung, wurde jedoch von den Senatoren der Anti-Jedi-Koalition niedergebrüllt, auf die wiederum Jias Unterstützer einschrien. Bald brüllten sich alle Senatoren auf dem Balkon an.
Jacen sah Leia an und schüttelte angewidert den Kopf. Leia, die an die hasserfüllte Art der republikanischen Politik gewöhnt war, beschäftigte sich damit, die Köpfe der beiden Fraktionen zu zählen, und stellte fest, dass der Riss beinahe genau durch die Mitte ging. Sie lieh sich Jacens Lichtschwert − ihr eigenes hatten sie nicht mitgebracht, weil sie hoffte, dadurch zu betonen, dass sie wegen SELCORE gekommen war und nicht als Jedi − und wandte sich an Fey’la.
»Wenn ich darf?« Sie musste fast schreien, um sich verständlich zu machen.
Der Bothan nickte − und trat zurück. »Selbstverständlich.«
Leia zündete die Klinge, deren Helligkeit und typisches Knistern den Tumult sofort verstummen ließ. Sie unterdrückte ein Lächeln und deaktivierte das Schwert mit dem Daumen.
»Bitte, vergeben Sie mir die Theatralik.« Leia gab die Waffe ihrem Sohn zurück. »Bei meinem Erscheinen hier hegte ich nicht die Absicht, solche Zwietracht im NRMAK auszulösen. Das ist das Letzte, was die Neue Republik gebrauchen kann. Vielleicht sollte das Komitee einfach über Jacens Vorschlag abstimmen und es dabei belassen.«
»Jetzt abstimmen?« Shesh kniff die Augen zusammen. »Damit Sie und Ihr Sohn Ihre Jedi-Tricks zur Manipulation einsetzen können?«
Leia zwang sich zu einem nachsichtigen Lächeln. »Diese Tricks funktionieren nur bei Willensschwachen − und von denen, so kann ich Ihnen versichern, befindet sich niemand in diesem Komitee.«
Der Scherz zog ein Lachen nach sich, das auf beiden Seiten die Spannung löste, und Jia spottete: »Es sei denn, Sie hätten Angst zu verlieren, Senatorin Shesh.«
»Nicht ich würde verlieren, Senator Jia, es wäre die Neue Republik«, sagte Shesh. »Aber meinetwegen können wir gern zur Abstimmung schreiten.«
Fey’la ging zu seinem Podest und genehmigte die Abstimmung, und das Droidenhirn des Balkons verkündete das Ergebnis schon fast, bevor der letzte Senator auf seinen Stimmknopf gedrückt hatte. Wie Leia erwartet hatte, ging die Entschließung mit einer knappen Mehrheit von zwei Stimmen durch − nicht genug, um die Aktion ohne Zustimmung des ganzen Senats durchzuführen, aber ausreichend für Fey’la, seine Autorität zu benutzen und unter Anwendung des Gesetzes über Militärische Geheimnisse das Sicherheitsrisiko einer Senatsabstimmung zu umgehen und die Mehrheit für gültig zu erklären. Angesichts des Respekts, den er Leia zuvor erwiesen hatte, erwartete sie genau das von ihm.
Ihr war unbehaglich zumute, weil sie in der Schuld eines Bothan stand, als sie sich an Fey’la wandte. »Werden Sie die Mehrheit für gültig erklären, Staatschef? Das ist Ihre Chance, eine Million Leben zu retten.«
Erneut stellte sich Fey’las Fell auf, was verriet, wie schwach seine Position als Staatschef geworden war. »Eine Chance, Millionen zu retten − oder Milliarden zu gefährden.«
»Wie bitte?« Leia selbst überraschte der Zorn in ihrer Stimme. Vielleicht lag es an der Müdigkeit oder an der Überraschung darüber, dass sie sich eine solche Fehleinschätzung geleistet hatte, und sie musste sich arg beherrschen, um die Beschimpfungen zurückzuhalten, die ihr auf der Zunge lagen. »Staatschef Fey’la, der Plan klingt hervorragend…«
Fey’la hob beschwichtigend die Hand. »Und ich habe nicht nein gesagt. Aber Sie wissen, was der Verlust von drei Sternzerstörern für uns bedeuten würde. Wir könnten erneut ein Dutzend Planeten verlieren.« Er strich sich durch die cremefarbenen Fellbüschel an seiner Wange, dann fügte er mit betont nachdenklicher Stimme hinzu: »Ich werde das Militär um ein Gutachten bitten.«
»Ein Gutachten?«, fuhr Jacen auf. »Der Konvoi wird treibende Schlacke sein, bis die damit fertig sind.«
»Gewiss wird General Bei Iblis die Sache mit Vorrang behandeln«, sagte Fey’la gleichgültig. »In der Zwischenzeit unternehmen wir nichts.«
»Nichts?« In ihrem geschwächten Zustand traute sich Leia nicht zu, einen zivilen Ton anzuschlagen. Sie wusste, Garm Bei Iblis, der wie Wedge Antilles bei Ausbruch des Krieges reaktiviert worden war, würde so schnell wie möglich handeln. Doch selbst er hatte wenig Aussichten im Kampf gegen die Bürokratie, und es gab zudem keine Garantie, dass er zu der Entscheidung kommen würde, auf die sie hoffte. »Und können Sie die Yuuzhan Vong auch zum Nichtstun überreden?«
Fey’la schenkte ihr ein Zähnefletschen, das vermutlich tröstend wirken sollte. »Wir bitten Tsavong Lah um einen Gesandten, mit dem man die Angelegenheit besprechen kann.«
»Einen Gesandten?« Jia schrie geradezu. »Das sieht aus, als wollten wir Bedingungen aushandeln!«
Fey’las Ohren stellten sich schelmisch nach vorn. »Exakt, Senator − und wir gewinnen Zeit dadurch.« Rasch schaute der Bothan wieder Leia an. »Aber seien Sie beruhigt, Prinzessin. Wie auch immer General Bei Iblis entscheiden wird, wir teilen dem Gesandten lediglich eines mit: dass die Drohungen der Yuuzhan Vong lediglich das Band zwischen der Neuen Republik und ihren Jedi stärken.«
Jia grinste jetzt. »Eine Feststellung, die wir durch die Rettung der Geiseln unterstreichen werden.«
»Oder dadurch, dass wir sie sterben lassen müssen«, fügte Shesh hinzu. Sie nickte beifällig. »Ich denke, wir sind zu einem Konsens gekommen, Staatschef Fey’la.«
Der Konsens verärgerte Leia nur umso mehr, denn sie arbeitete schon lange genug mit Borsk Fey’la zusammen und wusste, seine Pläne dienten stets vorrangig ihm selbst; was immer er den Yuuzhan Vong mitteilen wollte, sie war sicher, er würde keine Rücksicht auf die Jedi nehmen, wenn er zu einem Einverständnis gelangen konnte, das seine Position rettete.
»Das, Senatoren«, sagte sie eisig, »ist mit Verlaub ein Konsens von Narren.«
»Mutter?«
Leia spürte Jacen durch die Macht, spürte, wie er Besänftigende Gefühle schickte, und sie erkannte, wie jung er eigentlich noch war. Der Senat der Neuen Republik war keineswegs das unbefleckte Organ, das er sich vorstellte, und die gutgläubigen Kompromisse, die in C-3POs Staatsbürgerlektionen beschrieben wurden, waren leider allzu selten. Der Senat war ein Club machthungriger Leute, die ihre Pflicht häufig ihren eigenen Interessen unterordneten und ihren Erfolg darin sahen, wie lange sie sich im Amt halten konnten. Leia schämte sich geradezu, weil sie bei seiner Gründung eine so herausragende Rolle gespielt hatte. Sie drehte sich auf den Hacken um und wäre direkt zum Lift geschritten − und hätte ihn sicherlich auch bestiegen −, hätte sie nicht das sanfte telekinetische Zupfen ihres Sohnes gespürt.
Um sich keine Blöße zu geben, langte sie nach der Tür und sagte: »Ich habe genug Zeit mit dem NRMAK verschwendet.«
Borsk Fey’la stellte sich vor sie. »Sie haben wirklich keinen Grund, sich so aufzuregen, Prinzessin. General Bei Iblis’ Integrität steht außer Frage.«
»Es ist nicht Garms Integrität, an der ich Zweifel hege, Staatschef.«
Leia benutzte die Macht, um die Tür hinter Fey’la zu öffnen, dann schob sie ihn zur Seite und betrat den Lift. Jacen kam zu ihr und hielt sich bereit, sie beim ersten Anzeichen von Schwäche zu stützen.
Als sie das Zwischengeschoss erreichten und sich Richtung Ausgang bewegten, fragte er: »War das klug? Wir haben schon genug Feinde im Senat.«
»Jacen, mit dem Senat bin ich ein für alle Mal fertig. Wieder einmal.«
Während sie sprach, überkam sie eine unerwartete Ruhe. Sie fühlte sich stärker und nicht mehr so erschöpft, mehr in Harmonie mit sich selbst, und sie wusste, ihre Worte hatten nicht nur die gewohnte Enttäuschung über Politiker ausgedrückt. Sie hatte gegenüber Fey’la nicht die Beherrschung verloren, weil sie schwach und müde war, was durchaus zutraf, sondern weil sie nicht mehr in die Hallen der Macht gehörte, nicht mehr an den Prozess glaubte, der selbstsüchtigen Bürokraten Machtpositionen verschaffte und sie über jene stellte, die in Treue dienten. Die Macht führte sie und sagte ihr, dass die Neue Republik sich gewandelt hatte, dass die Galaxis sich gewandelt hatte und dass vor allem sie selbst sich gewandelt hatte. Sie hatte einen neuen Pfad betreten, und es war an der Zeit, dies zu akzeptieren und aufzuhören, weiterhin dem alten folgen zu wollen.
Leia nahm Jacens Arm, und sanfter fügte sie hinzu: »Niemals werde ich wieder vor diesem oder einem anderen Ausschuss sprechen.«
Jacen schwieg, doch in der Macht spürte sie seine Beunruhigung und Sorge so deutlich wie die Luft über einem Sumpf auf Dagobah. Leia schlang einen Arm um seine Taille und zog ihn, überrascht wie immer, wie weit ihr neunzehnjähriger Sohn sie überragte, zu sich heran.
»Jacen, manchmal kann es gefährlich sein, von anderen nur das Beste zu denken«, sagte sie ruhig. »Borsk ist unser härtester Feind im Senat, und gerade hat er es bewiesen.«
»Ja?«
Sie verließen den Sitzungssaal und gingen den vertrauten Korridor entlang. »Denk nach«, forderte Leia ihn auf, »über den Grund hinter dem Grund. Warum möchte Borsk mit einem Gesandten der Yuuzhan Vong reden? Was könnte er vorweisen, um einen Handel zu machen?«
Jacen ging schweigend ein paar Schritte und blieb unvermittelt stehen, als ihm die Antwort aufging. »Uns.«