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Sie kamen wie Schnee, zuerst nur wenige Impulse, die aus dem Hyperraum fielen, dann ein steter Schauer, der auf den OboRin-Kometen-Cluster zuhielt, dann schließlich ein Datenblizzard, der weiß mit Vektorlinien und Symbolen für unidentifizierte Flugobjekte über Lukes taktisches Display hinwegfegte.
»Sensoren im äußeren Bereich bestätigen Feindkontakt.« Sogar über das Kampfnetz hörte man die Nervosität des Signalkoordinators − SigCor. »Bleiben Sie auf Empfang, hier ist eine Nachricht von Admiral Sow.«
Die nasale Stimme des Admirals ertönte über das Kampfnetz und wandte sich mit seiner alles andere als inspirierenden sullustanischen Stimme an ungefähr die Hälfte der Raummarine der Neuen Republik. Lukes Aufmerksamkeit begann sofort abzuschweifen. Anakins Tod setzte ihm zu, und ständig dachte er über seine Entscheidung nach, seinen Neffen auf eine so gefährliche Mission geschickt zu haben. Hatte er die Fähigkeiten des Kommandoteams überschätzt − oder die Yuuzhan Vong unterschätzt?
Mara meldete sich über einen privaten Kanal. »Luke, hör auf, dir selbst dafür Prügel zu verabreichen. Mit so einer Belastung kannst du nicht in den Kampf ziehen.«
»Ich weiß, Mara.« Manchmal wünschte sich Luke, seine Emotionen würden für seine Frau nicht wie ein offenes Buch zu lesen sein − und in diesem Moment war es wieder einmal so weit. »Aber es ist eben nicht so leicht. Ich denke ständig, ich habe sie zu einem Selbstmordkommando losgeschickt.«
»Hast du nicht«, widersprach Mara. »Gibt Leia dir die Schuld?«
»Leia ist nicht in der Verfassung, irgendwem die Schuld zu geben.« Er spürte das Leid seiner Schwester neben seinem eigenen − ein dumpfer, fast körperlicher Schmerz, der dem ähnelte, den er erlitten hatte, als ihm Darth Vader die Hand abgeschlagen hatte. Sie stand unter Schock und kämpfte mit der Vorstellung, dass ein Teil von ihr für immer dahingegangen war. »Aber du hast ja Han gehört.«
»Er hat sich Sorgen um Leia gemacht.«
»Jedenfalls hat er das behauptet«, gab Luke zurück.
Diesmal widersprach Mara nicht. Luke fühlte, wie sehr es sie mit Sorge erfüllte, Ben bei Han und Leia zu lassen, während die beiden so sehr mit ihrer Trauer beschäftigt waren, aber er wusste, es hatte keinen Zweck, ihr vorzuschlagen, nach Coruscant zu fliegen. Sie hatte ihm gesagt, sie würde nach der Schlacht dorthin fliegen, und sogar Luke Skywalker − besonders Luke Skywalker − würde Mara nicht bedrängen, wenn sie einmal eine Entscheidung getroffen hatte.
Einen Augenblick später sagte Mara: »Luke, es wäre falsch gewesen, wenn du deinem Neffen die Chance versagt hättest, die Jedi zu retten. Leia und Han wissen das genauso gut. Erinnere dich doch mal an die Versammlung im Kraterraum. Sie waren diejenigen, die dir gesagt haben, du solltest ihn ziehen lassen.«
Da Luke wusste, Mara würde sein Nicken spüren, auch wenn sie es nicht sehen konnte, schwieg er, konzentrierte sich auf seine Atmung und wandte eine Jedi-Entspannungstechnik an, um sich zu konzentrieren. In Wahrheit hatte sein schlechtes Gefühl angesichts der bevorstehenden Schlacht nichts mit Anakin zu tun. Bei dem, was sie geplant hatten, würde Eclipse Piloten verlieren − und möglicherweise viele.
Admiral Sow erregte Lukes Aufmerksamkeit, als er sich bei dem »Spionageapparat« der Jedi bedankte, weil man die Verteidigungsstreitkräfte über Zeit und Ort der Ankunft des Feindes in Kenntnis gesetzt hatte. Daraufhin mussten Mara und die übrigen Jedi-Ritter kichern; der »Apparat« bestand in einem wachsenden Gefühl bei den mächtigeren Meistern, dass im OboRin-Kometen-Cluster Ärger bevorstand. Da die Macht den Yuuzhan Vong gegenüber blind war, vertrauten die Jedi ihren Gefühlen nicht mehr recht − bis sie von Talon Karrde erfahren hatten, dass eine riesige Yuuzhan-Vong-Angriffsflotte ungefähr zu dem Zeitpunkt Borleias verlassen hatte, als die Ahnungen begannen. Admiral Sow, der politische Unterstützung gesucht hatte, um seine Verteidigungsmacht bei Coruscant zusammenzuziehen, hatte diese Gefühle als »verlässliche Spionageberichte der Jedi« ausgegeben und zum Vorwand genommen, mehrere weiter draußen stationierte Flotten zurückzurufen. Wedge hatte Luke im Privaten verraten, der Admiral rechne zwar nicht ernsthaft mit dem Auftauchen der Yuuzhan Vong, habe nichtsdestoweniger den Hinterhalt heute aufgebaut, um den Schein zu wahren.
Als nun keine weiteren Schiffe aus dem Hyperraum auf den taktischen Displays erschienen, sagte Sow. »Nun ist der Moment gekommen, meine Freunde. Schalten Sie bitte auf die vorgesehenen Kanäle für die Schlacht, und möge die Macht mit Ihnen sein.«
Luke öffnete den Kanal, der Eclipse zugewiesen war. »Ihr wisst alle, was wir vorhaben, und auch, warum. Bleibt in Formation und folgt den Befehlen eurer Staffelführer. Die Schlacht wird sich gegen uns richten…«
»Und der Krieg gegen die Schlacht«, ergänzten mehrere Stimmen.
»Wir wissen ez, Meister Skywalker«, sagte Saba Sebatyne. »Du hast ez unz bereitz siebenmal gesagt.«
Das rief bei beiden Geschwadern von Eclipse nervöses Lachen hervor.
Luke hätte gern das Seine getan und mit einer witzigen Bemerkung geantwortet, doch angesichts der Trauer fiel ihm keine ein. »Tut mir Leid. Wollte nur sichergehen. Kontrolle?«
»Bleibt dran, bis wir die Ziele identifiziert haben«, sagte Corran. »Zischer, flieg vor und halt die Nase raus. Die anderen halten ihre Positionen.«
Sabas Kanonenboot scherte aus der Formation aus und schob sich an dem Kometen entlang, hinter dem sich die Staffeln von Eclipse verbargen. Luke stellte den taktischen Informationsaustausch auf den Kanal der Jedi um. Die Anzeige rotierte um neunzig Grad, sodass sich der Hauptteil des Kometen-Clusters nun auf der einen Seite befand und die feindlichen Kontakte horizontal über den Bildschirm zogen. Der Zähler am unteren Rand des Displays zeigte zehntausende von Schiffen an und tickte weiter.
Ein kleines Viereck erschien in der Mitte von Lukes taktischem Display und umrahmte fünf Impulse nahe dem Zentrum der Invasionsflotte. Danni Quee meldete sich über den Kom-Kanal.
»Yammosk lokalisiert. Wir werden herausfinden, welches Schiff es ist, wenn der Kampf richtig losgeht.«
»Sind alle bereit?«, fragte Corran.
Luke checkte sein Kommandodisplay, um die Statusanzeigen jedes Schiffs seiner Staffel auf Antrieb, Schilde und Waffen zu überprüfen. Als er überall volle Kapazität vorfand, öffnete er seinen Kanal zu Tarn, dem dritten Mitglied von seinem und Maras Schildtrio.
»Schwerter sind bereit.«
Nachdem die übrigen drei Staffeln ebenfalls bestätigt hatten, machte Corran alles zum Start bereit. Beide Geschwader − zweiundsiebzig X-Flügler und acht Kanonenboote − schossen hinter ihrem Kometen hervor und beschleunigten fast bis auf Lichtgeschwindigkeit, wodurch sie sich dem Feind so schnell näherten, dass sie die ersten Vorposten bereits hinter sich gelassen hatten, ehe die Yuuzhan Vong ihre ersten Magmageschosse abfeuern konnten. Luke übernahm die Führung und setzte einen Kurs, der sie mitten ins Herz der Hauptflotte bringen würde, ohne sie zu direkten Zielen werden zu lassen.
»Gut gemacht«, lobte Corran.
Der Maßstab des taktischen Display vergrößerte sich, und Luke sah jetzt zwei Geschwader blauer Symbole, die von einem Meer gelber Yuuzhan-Vong-Symbole umgeben waren. Bei jedem wurden Schiffsmasse, Klassenentsprechung und − wenn die Computer der Jolly Man die Daten in der Datenbank fand − auch der Schiffsname angegeben. In der Absicht, durch den Kometen Cluster vorzudringen und einen Überraschungsangriff vorzunehmen, hatte die feindliche Flotte eine lockere Formation angenommen, damit jedes Schiff ausreichend Platz zum Manövrieren hatte. Als Luke aus dem Cockpit sah, bildeten die Schiffe für ihn nur eine schwarze Wand, hinter der das Licht der fernen Sterne verschwand; so weit von Coruscants Sonne entfernt gab es nur wenig Licht, das die dunklen Rümpfe erhellte.
Eine Fregatte, die als Reaver identifiziert wurde, schoss die erste Salve der Yuuzhan Vong ab, doch nur eine einzige Plasmakugel fand ihr Ziel inmitten des schnellen Angriffs der Geschwader. Sie erwischte einen der Schocker-X-Flügler, überwand den Schild, und der Sternjäger löste sich in einen Blitz von Photonen und Atomen auf.
»Haltet das Feuer zurück«, befahl Luke. Durch schnelle Schwenks und Ausweichmanöver blieb er mit beiden Geschwadern ständig zwischen mindestens zwei feindlichen Schiffen, sodass die Schützen das Risiko eingingen, bei einem Fehlschuss ihre eigenen Schiffe zu treffen. »Wenn wir uns jetzt schon auf einen Kampf einlassen, sind wir verloren.«
Auf diese Weise drangen sie tiefer in die feindliche Flotte ein, während die Yuuzhan Vong beständig, aber wirkungslos auf sie feuerten und derweil manövrieren mussten, um freien Schussbereich zu bekommen. Gegen die flinken X-Flügler und ihre Kanonenboot-Eskorte war dies eine vergebliche Anstrengung. Durch die Arbeit der Überwachungsmannschaften auf der Jolly Man wusste Luke stets, wo sich für ihn ein Weg öffnete, und so schlug er ständig neue Richtungen ein. Die Schocker verloren eines ihrer Kanonenboote durch ein Magmageschoss, doch die Crew rächte sich, indem sie ihre Torpedos und Bomben konzentriert abwarf, ehe sie den Notausstieg durchführte. Fast die Hälfte der Salve überwand die Schild-Anomalien eines Kreuzers, und aus der langen Reihe von Löchern strömten Leichen und Atmosphäre aus der Backbordseite.
Ein Skip-Träger verlangsamte die Geschwindigkeit und wendete, um ihnen den Weg abzuschneiden. Sobald die Korallenskipper aus dem Schiff fielen und sich formierten, schrumpfte Dannis Zielquadrat und isolierte einen schweren Kreuzer ohne Namen im Herzen einer Gruppe aus fünf Schiffen, die sie vorhin gekennzeichnet hatte.
»Yammosk bestätigt.«
Luke studierte das taktische Display, dann tippte er mit dem Finger auf einen Yuuzhan-Vong-Zerstörer, der ziemlich abseits ihres gegenwärtigen Kurses lag. Der Name des Zerstörers lautete Sunulok.
»Kennzeichne ihn als sekundäres Ziel, R2.« Ein Kreis erschien um das Schiff, und Luke öffnete einen Kanal zu Corran. »Kontrolle, ist alles bereit für einen Ablenkungsangriff auf dieses Schiff? Wir ziehen rüber und schlagen uns dann auf die andere Seite.«
»Alles klar, Farmboy.« Corran teilte die Angriffssektoren den einzelnen Geschwadern zu und sagte zu Luke: »Übrigens, laut SigCor wurden Ionenschweife vor der Flotte entdeckt.«
»Ionenschweife?«
Yuuzhan Vong hatten keine Ionentriebwerke.
»Vielleicht haben sie die Friedensbrigade mitgebracht«, meinte Mara. »Das würde erklären, weshalb wir sie spüren konnten.«
Luke dehnte sein Bewusstsein in der Macht aus. Er fand einen Moment lang nichts, dann spürte er eine regelrechte Mauer aus Leben am vorderen Rand der Flotte. »Zu viele für dieses Verbrecherkartell. Das müssen zwei oder drei Millionen Lebewesen sein.«
»Vermutlich ist es eine ihrer Sklavenarmeen«, sagte Tarn.
Luke war nicht sicher. Der Präsenz fehlte dieser abgestumpfte, statische Verstand, der durch die Kopfgewächse entstand, mit denen die Yuuzhan Vong ihre Sklaven kontrollierten, aber er hatte keine Zeit, lange darüber nachzudenken, worum es sich sonst handeln könnte. Der Skip-Träger warf seine letzten Korallenskipper ab, und die ersten Geschwader bewegten sich bereits in ihre Richtung.
»X-Flügler langsam, die Kanonenboote nehmen den Durchbruch vor!«, befahl Luke.
Die sieben verbliebenen Kanonenboote drehten hart ab und reihten sich hinter den zurückgezogenen Geleitfregatten des Zerstörers wieder ein. Luke wartete, bis sie wieder auf geradem Kurs waren, dann gab er den X-Flüglern den Befehl zu folgen. Alle vier Staffeln drehten sich auf die Bäuche, gaben volle Energie auf ihre Triebwerke und schossen sofort an den Kanonenbooten vorbei auf die beiden Geleitschiffe zu.
Rubinrote Feuerblitze lösten sich von den Felsfregatten, die Magmageschosse auf ihre Angreifer spuckten. Luke zog die Nase nach unten und ging für zwei Sekunden in den Sturzflug über, um die Yuuzhan Vong zu zwingen, die Geschütze ganz nach unten zu ziehen, dann stieg er wieder auf und beschleunigte an ihrem Heck vorbei, während sie noch zielten. Er checkte das taktische Display und sah ein Dutzend Geschwader Korallenskipper, die ihnen von dem Skip-Träger folgten, aber sie würden es nicht schaffen, in Feuerreichweite zu gelangen.
Als Luke den Blick wieder hob, brannte der Raum um ihn herum. Für einen Augenblick glaubte er, getroffen worden zu sein, doch fühlte er keine Besorgnis von Mara oder Tarn. Also überließ er sich der Macht, wich im Einklang mit seinen Schildgefährten nach rechts und links aus, und der Feuersturm entpuppte sich bald als explodierende Plasmakugeln und Magmageschosse. Ein statisches Knistern verkündete den Abschuss von jemandem aus seiner Staffel, und R2-D2 schalt ihn mit einer langen Reihe von Pfeiftönen.
»Mir gefällt das auch nicht, R2«, sagte Luke. »Aber Admiral Sow verlässt sich auf uns.«
Der Mahlstrom verschwand so rasch, wie er aufgetaucht war, und Luke warf einen Blick auf das taktische Display. Er hatte seine Staffeln genau dorthin geführt, wo er sie haben wollte, genau zwischen den beiden Geleitschiffen, aber dieses Paar zeigte keinerlei Furcht davor, in die Richtung des jeweils anderen zu feuern. Er hatte eines der Schwerter-Kanonenboote verloren, während das Dutzend und die Schocker je einen X-Flügler eingebüßt hatten. Die Fregatten hatten immerhin einen hohen Preis gezahlt; beide Symbole blinkten, was auf ihre erheblichen Schäden hindeutete.
»Wir müssen irgendetwas richtig machen«, meinte Kyp über Kom. »Sie wollen uns in der Nähe von diesem großen Felsen nicht sehen.«
Ein weiteres Paar Geleitschiffe kam in Sicht, an ihren Hecks flackerten Geschütze. Der Schwanz der Sunulok war nun zwischen den anderen Schiffen zu sehen, eine dunkle Scheibe von der Größe einer Daumenspitze. Luke wechselte zwischen Sturz-und Steigflug, und oben und unten pfiffen Geschosse vorbei. Er checkte das taktische Display. Die Geschwader von dem Skip-Träger saßen ihnen weiterhin im Nacken.
»Sieht so aus, als müssten wir dieses Täuschungsmanöver bis zum bitteren Ende durchziehen«, sagte er über Kom. »Wir teilen uns nach Staffeln auf und feuern zwischen den Geleitschiffen auf den Rumpf. Schocker und Dutzend links, Schwerter und Ritter rechts.«
Der Befehl wurde mit Kom-Klicks bestätigt, und dann teilten sich die vier Staffeln in Paare auf. Luke führte die Schwerter und die Ritter in einem Zickzackkurs auf das rechte Geleitschiff zu. Er entging knapp einem Trio von Plasmakugeln, zog den X-Flügler hoch zu den Waffendecks der Fregatte und raste in knapp zwei Metern Höhe über den Rumpf. Zu seiner Überraschung setzten beide Geleitschiffe die Angriffe auf die Staffeln fort und trafen sich dabei so häufig gegenseitig, dass R2-D2 die Partikelschilde verstärken musste, weil es überall von abgesprengter Yorikkoralle wimmelte.
»Danni, bist du sicher, dass der Yammosk auf dem Kreuzer ist?«, fragte Kyp. »So, wie die sich benehmen…«
»Ich bin sicher. Der Yammosk spielt verrückt.« Dannis Übertragung endete in statischem Knistern, dann war sie wieder da und schrie: »Drif!«
Luke brauchte nicht erst auf sein Kommando-Display zu gucken, um zu wissen, dass Saba einen ihrer Jedi-Piloten verloren hatte; er spürte, wie der Barabel starb. Die Schwerter erreichten den Bug der Fregatten, und sofort kippte er über die Nase ab, um einerseits die Waffenmannschaften auf dem Schiff zu verwirren und andererseits seine Staffel auf Kurs für den Ablenkungsangriff zu bringen.
Dann knisterte es im Kom-Lautsprecher laut, und ein Blitz wie von einer Nova erhellte den Raum hinter Luke. Er warf einen Blick auf das taktische Display und sah, dass das Geleitschiff gleich hinter den Schockern auseinander brach, Kyps Dutzend in Flammen und Trümmer hüllte und die X-Flügler in alle Richtungen schleuderte. Drei, vier, schließlich fünf Symbole erloschen, als Sternjäger explodierten, dann verschwand das Kanonenboot, und zwei weitere Piloten mussten aussteigen.
»Headhunter?«, rief Corran über Kom. »Headhunter, bist du noch da?«
Keine Antwort.
»Irgendwer vom Dutzend noch da?«
Wieder keine Antwort.
»Da sind nur die Schaltkreise gefroren«, meinte Rigard optimistisch. »Wir hatten selbst Probleme.«
»Hoffen wir das«, sagte Luke. Auf dem taktischen Display sah er, wie sechs der Skip-Geschwader sich von den anderen lösten und sich auf die Reste des Dutzends stürzten. »Dutzend, wenn ihr mich hört, ihr seid draußen. Zieht euch wenn möglich zurück, oder schaltet alles ab und versteckt euch.«
Der Befehl wurde nur von einem einzigen Kom-Klick beantwortet. Luke spürte, wie sich Mara bei ihm meldete und ihn still bedrängte, das flaue Gefühl im Magen zu vergessen und sich auf die vor ihnen liegende Aufgabe zu konzentrieren. Luke wandte sich wieder der Sunulok zu und sah, dass das Heck des Yuuzhan-Vong-Zerstörers vor ihm angeschwollen war, mittlerweile die Größe eines Sandkriechers hatte und rasch weiterwuchs, während ein halbes Dutzend Waffenstationen Plasmakugeln in der Größe von Banthas verschossen.
»Einen Protonentorpedo scharf machen«, befahl Luke. »Feuert auf mein Zeichen, dann fliegt oben drüber und seid stets zum Abbruch bereit.«
Als der letzte Kom-Klick seinen Befehl bestätigt hatte, verlor Luke sein zweites Kanonenboot an eine der großen Plasmakugeln, und unter der Sunulok erschien ein Geschwader von Korallenskippern, um sich auf die X-Flügler zu stürzen.
»Fertig, Feuer!«, befahl Luke.
Das blaue Glühen von fünfzig Ionentriebwerken erhellte die Dunkelheit und wurde zu einer strahlenden Mauer davonschwirrender Kreise. Die Schildmannschaften setzten ihre Dovin Basale ein, fingen ungefähr ein Drittel der Protonentorpedos ab und brachten sie in sicherer Distanz von der Sunulok zur Detonation. Luke zog nach oben und hielt auf die Oberseite des Zerstörers zu, wobei er zufrieden feststellte, dass die übrigen Torpedos ihr Ziel trafen. Das gesamte Heck brach auseinander und wirbelte ein Meer aus Flammen und Yorikkorallenbruchstücken vor die herannahenden X-Flügler.
Die Piloten verließen sich auf ihre Schilde, jagten durch die Trümmer und schossen über den Rücken des verwundeten Schiffs hinweg. Luke behielt diesen Kurs etwa anderthalb Kilometer weit bei, dann ging er im Sturzflug auf den schweren Kreuzer los. R2-D2 zwitscherte hilfreich und zeigte eine Nachricht für Luke.
»Danke, R2.« Luke machte den Rest seiner Torpedos und Schattenbomben scharf. »Zwanzig Sekunden bis zum Ziel. Bereitet euch auf den Hauptangriff vor.«
»Bestätige.« Corran schwieg einen Moment, dann sagte er: »Nachricht übermittelt. Viel Glück bei der Jagd.«
Sie befanden sich auf halbem Weg zu ihrem Ziel, als Turbolaserfeuer aus dem Zentrum des Kometen-Clusters aufflammte und kurz die gesamte Yuuzhan-Vong-Flotte als Silhouette sichtbar werden ließ. Sie sah nicht bedrohlicher aus als ein riesiges Feld schwarzer, rautenförmiger Asteroiden, doch Luke spürte einen entsetzlichen Aufruhr in der Macht, als mehrere tausend Lebewesen aus ihrer eigenen Galaxis atomisiert wurden.
Es wurde wieder dunkel, und eine unbehagliche Stille senkte sich über die Kom-Kanäle von Eclipse. Obwohl nur die Hälfte der Piloten und der Mannschaft in ihrem Geschwader machtsensitiv waren, hatte der Rest genug Zeit unter den Jedi verbracht, um eine Ahnung zu haben, was ihre Kampfgefährten gerade erlebten.
Einen Augenblick später reagierte die Vorhut der Yuuzhan Vong mit einem Gewitter roter Blitze und Feuerbälle auf den Hinterhalt. Die Turbolaser der Neuen Republik flackerten erneut auf, die Macht erbebte beim Tod von tausenden, und die Schlacht entfaltete ihren ganzen Schrecken.
Luke bemerkte zwei Fregatten, die auf sie zurasten, um sie von dem Kreuzer fern zu halten. Er tippte auf sein taktisches Display und bestimmte die hintere als sekundäres Ziel.
»Wir knöpfen uns die vor«, sagte er. »Zischer, übernimmst du die Führung?«
»Ist mir eine Ehre«, erwiderte die Barabel.
Die Wilden Ritter nahmen eine enge Formation ein und preschten voran, und eine goldene Aura breitete sich langsam von Sabas Kanonenboot aus. Die Fregatten warfen ihre Skips ab und feuerten in die strahlende Kugel, die nur umso schneller wuchs, weil Izal Waz die Macht benutzte, um das Licht einzufangen. Als die Kugel groß genug war, reihte Luke die anderen beiden Staffeln dahinter, und sie schossen die Skips ab, die verzweifelt versuchten, in die goldene Kugel einzudringen und die Wilden Ritter aufzuhalten.
Wie Danni es bei Arkania beschrieben hatte, wurde die Fregatte schließlich durch die herannahende Kugel so nervös, dass sie eine Schild-Anomalie gegen sie einsetzte. Der Leuchtball zog sich abrupt in die Länge und beschleunigte durch die Schwerkraft des winzigen schwarzen Lochs.
»Block abwerfen!«, befahl Saba.
Als sie den Befehl beendete, hatte sich der Leuchtball bereits zu einem Oval gestreckt, das doppelt so lang wie breit war. Izal Waz ließ die goldene Kugel verglühen, und die X-Flügler der Wilden Ritter schwärmten aus und feuerten ihre Protonentorpedos ab. Die Schildmannschaften beeilten sich, ihre Anomalien neu auszurichten − und sahen den Zwei-Tonnen-Block schwarzen Durastahls nicht, der gerade auf mehrere hunderttausend Kilometer pro Stunde beschleunigt hatte. Die Fregatte explodierte nicht, sie verschwand einfach, und die Geschwader von Eclipse schossen plötzlich durch eine Wolke ultrahoch erhitzten Staubs auf ihr Ziel zu.
Ein Geschwader Skips kam ihnen aus dem Kreuzer entgegen und wollte sie abfangen. Das Schiff selbst eröffnete das Feuer aus allen Rohren und spuckte nicht nachlassende Ströme von Feuer aus Bug und Heck, um die angreifenden X-Flügler in die Mitte zu drängen, wo die Korallenskipper auf sie warteten.
»Jetzt wäre es Zeit, das neue Zielvisiersystem der Kontrolle auszuprobieren«, sagte Luke. »Teilt euch in Schildtrios auf und ab durch die Mitte.«
»Und haltet euch nicht mit Zweikämpfen auf − diese Skips vom Träger sind uns immer noch auf den Fersen«, warnte Corran. Er schaltete auf einen privaten Kanal und fügte hinzu: »Und, Farmboy, du musst es im ersten Anlauf hinkriegen. Hör zu.«
Es folgte eine rauschende Pause, während Corran auf den zivilen Notkanal ging und ein verwirrtes Geplapper Lukes Cockpit füllte. Einen Augenblick später konnte er die einzelnen Stimmen auseinander halten − und wünschte sich, das wäre ihm erspart geblieben.
»… auf uns, bitte! Wir sind Zivilisten aus…«
»… ist der Happy Hutt mit fünftausend Flüchtlingen an Bord…«
»… Meteor Racer Ende.«
»Da sind sechshundert Transponder aufgetaucht, Luke«, sagte Corran. »Sie bestätigen, was du hörst.«
»Natürlich.«
Luke brauchte keine weiteren Erklärungen für diese Vorgänge. Er wusste, die Happy Hutt, ein Flüchtlingsschiff, wurde seit der Evakuierung von Ralltiir vermisst, und er war sicher, bei einer Suche in der Datenbank würde auch die Meteor Racer auftauchen.
Das Skip-Geschwader des Yammosk-Kreuzers begann bei Erreichen der Maximalreichweite zu feuern und versuchte ohne Zweifel, die Angreifer zum Bremsen zu zwingen. Stattdessen setzten die X-Flügler und Kanonenboote ihren Kurs bei vollem Schub fort.
Luke klinkte sich bei Corran aus und ließ von R2-D2 das Ergänzungszielsystem aktivieren. Das Fadenkreuz erfasste die Gravitationspulse, die von dem Dovin Basal an der Schnauze des Ziels ausgingen. Luke stellte die Laser auf Quad und volle Energie und drückte ab. Einer der Blitze schoss jeweils eine Millisekunde vor den anderen drei los und folgte der Zielpeilung direkt in die Nase des Skips. Der Rest wurde entsprechend einem sorgsam berechneten Verhältnis von Entfernung und Geschwindigkeit abgeleitet, bis er vom Schildsystem des Skips erfasst und einwärts gebogen wurde. Der erste Blitz verschwand in der Anomalie; die anderen drei konvergierten drei Meter dahinter und trafen den Korallenskipper direkt im Cockpit.
»Fast so gut wie die Macht«, sagte Han.
Er entdeckte zwei Skips, die sich aus dem Feld von Explosionen lösten, das einen Moment zuvor noch das Geschwader des Kreuzers gewesen war, und er richtete die Zielerfassung auf das linke.
»Der ist schon vergeben«, sagte Mara. Sie und Tarn feuerten gleichzeitig; einen Augenblick danach waren beide Skips verschwunden. »Tut mir Leid, Farmboy.«
»Schon in Ordnung«, sagte Luke.
Da die Skips dermaßen schnell außer Gefecht gesetzt worden waren, konzentrierte der Kreuzer sein Feuer nun auf die Anflugschneise. Da Luke wusste, dass eine dieser großen Plasmakugeln genügte, um ein ganzes Schild-Trio auszuschalten, befahl er seinen Staffeln auszuschwärmen. Obwohl die Piloten rasch gehorchten, ging ein Trio der Schwerter in Flammen auf, und die Schocker verloren ihr letztes Kanonenboot.
Inzwischen lag der Kreuzer offen vor ihnen, eine Raute aus dunkler Yorikkoralle von einem Kilometer Länge, die von Bändern knotiger Waffenbänke durchzogen war. Zwischen Mara auf der einen und Tarn auf der anderen Seite schwenkte Luke nach rechts und links und feuerte seinen Quad-Laser in wallende Flammenwolken, während er den übrigen Piloten Zeit verschaffte, in Schussposition zu gelangen.
Endlich waren sie bereit. »Feuert alles ab, was ihr habt − anschließend ziehen wir uns zurück.«
Luke feuerte die beiden Protonentorpedos aus der offenen Bank und die drei von der anderen ab, dann warf er die Schattenbomben, die im dritten Magazin des XJ3 gelagert waren, und brachte sie mithilfe der Macht auf den Weg. Die ersten beiden Torpedos verschwanden in Schild-Anomalien, dann explodierte eine Plasmakugel aus einem Knoten vor ihnen und kam so rasch näher, dass er kaum Zeit hatte auszuweichen, ohne Maras Sternjäger zu berühren.
»Das war knapp, Farmboy.«
Luke ging zurück auf seine Position und zuckte innerlich zusammen, als sie ihren X-Flügler nach unten zog und ein Magmageschoss an ihren Schilden abprallen ließ.
»Du hast gut reden.«
Dann ließen die Attacken nach, und endlich sahen sie Flammen und Trümmer aus den Löchern fliegen, die die Schattenbomben und Torpedos in den Rumpf gerissen hatten. An manchen Stellen folgten Explosionen, die sich durch ganze Sektionen der betroffenen Decks wälzten, und Wolken von Leichen und Wrackteilen strömten ins Vakuum. Luke bremste so stark ab, wie er es angesichts der verfolgenden Skips wagte, und feuerte Salve um Salve seiner Laserkanone in das Innere des Kreuzers.
»Danni, wie ist der Status des Yammosk?«
»Wird stiller, lebt aber noch.«
Luke checkte das taktische Display. Die Skips von dem Träger waren immer noch dreißig Sekunden hinter ihm.
»In welchem Teil des Schiffs?«, fragte Luke.
»Negativ, Farmboy«, sagte Corran. »Das haben wir doch besprochen − ihr habt euren Schuss gehabt, und jetzt raus da.«
»Danni, in welchem Teil?«, beharrte Luke.
Mara meldete sich besorgt: »Farmboy, ein toter Held…«
»Heute wird es eine Menge weiterer toter Helden geben − zu viele, um diese Sache nicht komplett zu Ende zu bringen.« Luke warf einen Blick auf sein taktisches Display; zwanzig Sekunden. »Wo? Sag schon!«
»Versuch es mittschiffs auf dem unteren Deck«, sagte Danni. »Sicher bin ich nicht.«
»Ich wage noch einen Schuss.« Luke hielt auf die Mitte des Schiffs zu und bremste weiter ab. »Alle anderen fliegen weiter.«
»Bestimmt nicht, wenn du dein Leben riskierst«, sagte Mara.
Sie und Tarn bremsten mit ihm ab. Während der Rest des Geschwaders ihnen Deckung gab, arbeiteten sie sich auf den Rumpf des Kreuzers zu, drängten sich durch Wolken von Leichen und steckten die Nase in alle Löcher, die in Frage kamen.
»Farmboy, ihr habt fünfzehn Sekunden, ehe die Skips euch erreicht haben«, sagte Corran. »Und da ist noch etwas.«
Er stellte den Kanal zum Flottenkommando durch.
»… Sie, das Feuer einzustellen!«, schrie Sow mit seiner nasalen Stimme. »Die Flotte der Neuen Republik metzelt ihre eigenen Leute nicht nieder!«
»Wir metzeln sie nicht nieder«, konterte Garm Bei Iblis. »Sondern die Yuuzhan Vong. Wir versuchen, um sie herumzuschießen.«
»Und Sie scheitern erbärmlich dabei, General«, hielt Traest Kre’fey dagegen.
»Was ist mit Coruscant?«, argumentierte Garm. »Was ist mit den Jedi? Wissen Sie, wie viele Piloten sie verloren haben, um uns diese Chance zu geben?«
Corran deaktivierte den Kanal. »Luke, die Yuuzhan Vong stürmen bereits durch den Kometen-Cluster. Traest zieht sich lieber zurück, als auf den Schild aus Flüchtlingen zu schießen. Garm wird ihm früher oder später gehorchen müssen, und Wedge ist zwei Minuten hinter dem Zeitplan, weil sich die Schlacht auf Coruscant zubewegt.«
Dem ursprünglichen Plan von Sow zufolge sollte Wedge hinter den Yuuzhan Vong auftauchen und wie der Hammer auf den Amboss fallen, den Garm und Traest bildeten.
»Wedge kann sie immer noch überraschen − wenn der Yammosk tot ist«, sagte Luke. Er spürte, wie sich Mara durch Sows Entscheidung, nicht auf die Flüchtlinge zu schießen, verraten fühlte, aber Luke war unentschlossen. Wäre die Neue Republik es wert, gerettet zu werden, wenn sie bei ihrem Angriff Millionen eigener Bürger töten würde? »Die Sache ist noch nicht vorbei.«
»Fünf Sekunden, Farmboy.«
Luke steckte die Nase in eine Bresche unterhalb der schlummernden Waffenbänke und verbrannte zwei weitere Decks, durchlöcherte ein versiegeltes Schott, wodurch ein langer Strom entsetzter Yuuzhan Vong ins Vakuum gezerrt wurde.
»Du hast es gefunden!«, rief Danni.
Mara und Tarn gesellten sich zu ihm. In Kombination genügte ihr Feuer, um ein Loch bis zur gegenüberliegenden Seite zuschießen, und Luke sah ein Wesen mit vielen Tentakeln, das durch die Bresche in einer Wolke gefrorenen Dunstes in den Raum trieb.
»Das ist…«
Dannis Bestätigung löste sich in statischem Rauschen auf, als die Plasmakugel eines Skips an den Schilden des Kanonenboots explodierte. Der Angriff wurde durch einen Sturm Laserfeuer beantwortet, doch Luke stand nicht der Sinn danach, weiter hier zu bleiben und den Kampf fortzusetzen. Er zog seinen X-Flügler aus der Bresche und zog die Nase runter.
»Aktion abbrechen!«
Luke führte sie unter dem Kreuzer hindurch zur anderen Seite und zwang die heranwagenden Skips, die Geschwindigkeit zu verringern oder zu riskieren, dass sie an den X-Flüglern vorbeizogen und diese dann im Rücken hatten. Ohne den Yammosk, der sie koordinierte, löste sich die Formation der Korallenskipper auf. Manche schossen bei voller Geschwindigkeit über, manche unter dem Kreuzer hindurch, während andere vorsichtig auf der anderen Seite abbremsten.
Luke stieß erleichtert einen stillen Seufzer aus und sagte über Kom: »Suchen wir Wedge. Wir müssen auftanken, neue Waffen laden…«
»Und dann zurück in die Schlacht«, sagte Saba. Sie schien regelrecht darauf zu brennen. »Da gibt es noch jede Menge Yuuzhan Vong für alle.«