53

 

»Gute Nachrichten − Meister Lowbacca möchte mitteilen, dass die Tachyon Flier zum Start bereit sein wird, ehe Sie die Königin angreifen.«

Aus Angst, Em Tedes scharfe Stimme könnte über den staubigen Hang hinunter bis zu der Grashal-Schutzdornenhecke tragen, blickten sich Anakin und einige der anderen um. Sie betrachteten das Klonlaboratorium aus über hundert Metern Entfernung, aber die Luft in diesem Teil des Weltschiffs war so still, dass selbst leise Geräusche weit trugen.

»Er setzt gerade die Reaktorkerne wieder ein«, berichtete Em Tede weiter. »Wir fliegen nach Hause, Meister Anakin. Sie werden allen Hindernissen zum Trotz überleben.«

»Bestätige.« Anakin flüsterte nur. Vor kurzem hatte Jacen die Anwesenheit eines einzigen Voxyn in dem riesigen Grashai gespürt, daher handelte es sich höchstwahrscheinlich um die Königin. Jetzt mussten sie die Königin nur noch töten, ehe die Yuuzhan Vong auf das Kommandoteam aufmerksam wurden. »Halte Kom-Stille.«

»Kom-Stille?« Em Tede sprach leiser. »Sind Sie in…«

Die Frage endete abrupt, als der Droide ausgeschaltet wurde, dann bestätigte Lowbacca mit einem Kom-Klick. Anakin reagierte mit einem Doppel-Klick und konzentrierte sich wieder darauf, das Gelände vor ihnen auszukundschaften. Das kegelförmige Grashai stand im Herzen dessen, was einst eine Gewölbekuppel gewesen war, nun aber ein gewaltiges Becken darstellte, weil die Gestalter die Schwerkraft des Weltschiffs neu ausgerichtet hatten. Wie das Kommandoteam von der anderen Seite des Raumhafens gesehen hatte, ragten die Spitzen des riesigen Gebäudes durch die Außenhülle des Weltschiffs, und sie dienten – der Menge von Membranflicken nach zu urteilen − ebenfalls als notwendige Stütze für die provisorische Decke.

Ob Nom Anor begriffen hatte, dass die von ihm Gejagten hierher kommen würden, war schwierig zu sagen, doch Anakin fühlte eine Dringlichkeit in der Macht. Das Kommandoteam war vor einer Stunde aus dem Voxyn-Labyrinth entkommen, daher würde der Exekutor inzwischen von ihrem Verschwinden wissen. Falls er eine Abkürzung hierher kannte, würde er möglicherweise schon im Inneren auf sie warten. Es wäre gut gewesen, wenn ihm jemand diese Fragen hätte beantworten können − doch bloß wer? Alema? Tahiri? Beide hatten Erfahrungen mit den Yuuzhan-Vong-Basen, aber ihr Wissen über diesen Komplex war nicht exakter als das der anderen. Er schüttelte den Kopf. Da war noch jemand, aber er konnte sich einfach nicht mehr erinnern, wer…

 

Im Inneren der Tachyon Flier, einem verbeulten, aber flugfähigen leichten YV-888-Frachter der Corellian Engineering Corporation, schraubte Lowbacca den letzten Gewindebolzen des Schildes mit dem Drehmomentschlüssel fest und startete einen Selbsttest. Die Instrumententafel zeigte eine Flut tanzender Lichter, als das Reaktorhirn seine Schaltkreise überprüfte. Schließlich begann grüner Dampf hinter dem Beobachtungsfenster der Abschirmtür aufzusteigen. Da nichts durch die Versiegelung nach außen drang, genehmigte er einen Drucktest, schob den Hydroschlüssel in seinen Ausrüstungsgurt und fuhr mit der Untersuchung seines Patienten fort. Tekli hatte ihm versichert, das die Dosis Tranqarest sogar einen Jedi still halten würde, bis die anderen zurückkehrten, aber Lowbacca wollte sichergehen. Er war bereits gezwungen gewesen, Raynar mit einem Gurt festzuschnallen, nachdem der Jedi-Ritter im Fieber hart mit dem Handgelenk auf das Geländer der Koje geschlagen hatte.

Als Lowbacca die Luftschleuse passierte, hörte er jemanden an der Außenluke klopfen. Er ging zur Sicherheitskonsole und aktivierte den Außenmonitor. Die Vidkamera war mit Staub überzogen, deshalb sah er nur die vage Gestalt eines kleinen Menschen im Vakuumanzug, der mit dem Knauf einer Minikanone gegen den Durastahl klopfte. Lowbacca aktivierte sein Komlink und wollte schon fragen, was nicht stimmte, dann erinnerte er sich an Anakins Bitte um Kom-Stille und trat in die Ausgleichskammer. Er versiegelte seinen Vakuumanzug, dann schloss er zwei Drähte kurz, die aus dem Schaltkasten hingen. Während sich die Außenversiegelung öffnete, spürte er plötzlich Gefahr und riss sein Lichtschwert vom Gürtel. Die Luke öffnete sich, und Lomi Plo meldete sich auf seinem persönlichen Kanal.

»Das ist nicht notwendig.« Sie warf ihm die Minikanone zu und zwang ihn, sie aufzufangen. »Komm mit − die Narbenköpfe haben deine Freunde in die Ecke gedrängt.«

Sie drehte sich um und ging die Bordrampe hinunter, wobei sie im Laufen ihren T-21-Repetierblaster von der Schulter nahm. Lowbacca schob sein Lichtschwert in den Harnisch und rannte ihr hinterher.

Der Wookiee hatte bereits das Ende der Rampe erreicht, als er einen weiteren Menschen hinter sich spürte, der irgendwo unterhalb der Tachyon Flier gelauert hatte. Instinktiv riss er die Minikanone hoch und fuhr herum. Welk trat hinter einer Landestrebe hervor und zielte mit einer Blasterpistole auf seine Brust. Jetzt brauchte Lowbacca keinen weiteren Beweis für den Verrat der beiden und drückte den Abzug der Minikanone.

Das Energiepack war so erschöpft, dass nicht einmal der Entleerungsalarm ertönte. Von dem Ausmaß des Verrats überwältigt, senkte Lowbacca die Minikanone, schaltete auf Welks persönlichen Kanal und knurrte eine Frage, die nur aus einem Wort bestand.

»Weil deine Freunde sich und alle, die bei ihnen sind, in den Tod führen werden, deshalb«, antwortete Welk.

Er feuerte und traf Lowbacca mit einem blauen Betäubungsblitz in der Brust. Der Wookiee stieß ein Schmerzknurren aus, ging auf die Knie und hielt sich mithilfe der Macht noch bei Bewusstsein. Er schleuderte die Minikanone auf Welk und griff nach dem Lichtschwert, rollte sich über die Schulter ab und kam auf ein Knie, dann schlug er mit der bronzefarbenen Klinge nach der Hüfte des Dunklen Jedi.

Von hinten trafen ihn Betäubungsblitze.

»Träum schön, Wookiee«, sagte Lomi. »Wir hätten unsere Waffen auch auf Töten justieren können.«

 

Anakin hatte gerade seinen Plan erklärt, als ein blauer Lichtschein durch die transparenten Flicken in der Decke leuchtete. Er hob den Blick und sah die Tachyon Flier, die in den grünen Himmel schoss. Die Auspuffklappen glühten hell, als der Ionenantrieb zum Leben erwachte.

»Lowie?«, stöhnte er.

Jaina und die anderen waren sofort am Komlink und versuchten, Lowbacca zu erreichen und zu erfahren, warum er abflog. Sie hörten nur statisches Rauschen.

»Seltsam«, schnarrte Tesar Sebatyne. »Dieser hier hat immer gehört, niemand sei treuer alz ein Wookiee.«

»Das ist richtig«, sagte Jacen. »Und Lowbacca ist treuer als die meisten Wookiees. Da stimmt etwas nicht.«

»Fakt«, sagte Tenel Ka.

Die Mitglieder des Kommandoteams starrten sich verdutzt an, während Anakin erneut versuchte, Lowbacca zu erreichen. Als das nicht funktionierte, wechselte Jaina den Kanal und schickte Em Tede ein Aktivierungssignal.

»… Gefahr?«, sagte der Droide und beendete die Frage, die durch seine Abschaltung unterbrochen worden war. »Oh nein, wann sind wir gestartet?«

»Em Tede, was macht Lowie?«, fragte Jacen. »Warum fliegt er los?«

»Losfliegen? Aber nein, Meister Lowbacca tut nichts dergleichen. Er ist hier mit…« Der Droide beendete den Satz nicht, dann schrie er: »Hilfe! Sie stehlen mich!«

»Wer?«, wollte Anakin wissen.

»Wer?« wiederholte Em Tede. »Lomi und −«

Die Antwort endete in statischem Knistern.

»Welk«, ergänzte Zekk mit Härte und Wut in der Stimme. »Lomi und Welk.«

Sobald er die Namen hörte, erinnerte sich Anakin an die Dunkle Meisterin, die sie durch das Abrichtegelände geführt hatte − und deren letzter Satz an ihn ungefähr gelautet hatte: »Wir sind niemals hier gewesen.« Er hatte gesehen, wie sie die Hand hob, und er hatte die Macht hinter den Worten gespürt, aber Lomi war so raffiniert wie mächtig. Er konnte sich nicht einmal erinnern, ob er Zeit gehabt hatte, sich zu wehren.

Ganner war vielleicht nicht der Erste, der erfasste, was der Diebstahl des Schiffes für Anakin bedeutete, aber wie gewöhnlich war er derjenige, der den Mut aufbrachte, es laut auszusprechen. »Tut mir Leid, Anakin. Nachdem wir herausgefunden haben, dass sie Dunkle Jedi sind, hätten wir niemals…«

»Hätten wir doch«, entgegnete Anakin. Er war selbst überrascht, wie ruhig er blieb und wie gut er sich auf die bevorstehende Aufgabe konzentrieren konnte. »Ohne sie hätten wir es niemals bis hierher geschafft − und ich wäre in der Arena gestorben.«

»Wärst du nicht«, wandte Tahiri ein. »Wir finden einen anderen Weg, von diesem Stein wegzukommen.«

»Eins nach dem anderen«, sagte Anakin leise. Obwohl Tekli sich noch immer um ihn kümmerte und mit der Macht versuchte, seine verletzten Organe zu heilen, spürte er, wie seine Kraft nachließ und der Schmerz zunahm. »Konzentrieren wir uns auf unsere Mission.«

Der blaue Punkt der Tachyon Flier verschwand außer Sicht, dann zog ein Schwarm Korallenskipper an den Membranflicken vorbei und schoss in den Raum hinaus. Kurz darauf erschien der dunkle Schemen von Nom Anors Fregatte über dem Horizont und nahm ebenfalls die Verfolgung des YV-888 auf.

»Hoffentlich kriegen die Narbenköpfe sie«, sagte Alema Rar verbittert. »Hoffentlich stecken sie diese Verräter in einen Pferch voller Voxyn.«

»Hoffentlich nicht.« Tenel Ka zeigte ihr Komlink, das bereits statische Impulse zeigte, als die ersten Plasmakugeln gegen die Schilde der Flier krachten. »Unser Freund Raynar ist noch an Bord.«

Das flaue Gefühl, das Anakin inzwischen allzu gut kannte, stellte sich wieder ein. Er aktivierte Lowbaccas Komlink über den Fernsteuerungsmodus, doch es blieb vollkommen still.

»Lowie aber nicht«, sagte er. »Und er ist auch nicht tot, sonst hätten wir es sicherlich gespürt.«

Als daraufhin niemand etwas erwiderte, blickte er von seinem Komlink auf und bemerkte, dass alle ihn ansahen. In Jacens und Jainas Augen bildeten sich Tränen, und Tahiri wischte sich die Wangen mit dem Ärmel ab.

»Wir sollten die Sache besser jetzt erledigen«, sagte Anakin, der das Ziel nicht aus den Augen verlieren wollte. Er machte sich von Tekli frei, dann nahm er Raynars G-9-Powerblaster von der Schulter und stellte das Fernsichtgerät ein. »Jaina, halte einen Kanal zu Raynar offen. Vielleicht hören wir, was aus ihm wird.«

Und vielleicht auch nicht, wie Anakin wusste. Im Krieg verschwanden manche Leute einfach. Niemand fand je heraus, was mit ihnen passiert war.

Da keiner Anstalten machte, sich vorzubereiten, sagte Anakin: »Wir sollten jetzt aufbrechen.«

Das Kommandoteam prüfte seine Waffen und öffnete sich für die Gruppe. Trotz der unterschwelligen Wut − und der Schuldgefühle − wegen des Verrats der Dunklen Jedi, war das Kampfgeflecht das engste seit dem Arrest im Frachtraum der Exquisite Death. Anakin kniete ein paar Meter vom Ende des Gangs entfernt und zielte auf die dunklen Schemen, die durch die Dornenhecke sichtbar waren. Als er spürte, dass die anderen ihre Ziele ebenfalls anvisiert hatten − jeweils zwei Jedi pro Wache −, feuerte er.

Farbige Streifen preschten über den Staubhang, rissen Löcher in die Hecke und trafen die vier dunklen Gestalten unten. Keiner der Blitze verfehlte sein Ziel. Kein Jedi würde einen so wichtigen Angriff verpfuschen, nicht, wenn er von der Macht geleitet wurde. Aber nur zwei Schüsse konnten ihre Ziele verwunden. Sechs prallten von den Vonduun-Krabbenpanzern der Wache ab, ließen Staubwolken aufwirbeln oder brannten Löcher in die Wände des Grashai.

Die überlebenden Wachen ließen sich fallen und krochen in Deckung. Die Hälfte des Kommandoteams rannte bereits den Hang hinunter, feuerte, drängte die Yuuzhan Vong mit den T-21-Repetierblastern in Deckung und mähte die Hecke für die stärkeren Waffen hinter ihnen um.

Anakin und Jaina schossen erneut. Durch Beugung und Streuung aufgrund der Distanz konnten die Powerblaster die Wachen lediglich aufscheuchen. Einen Krieger streckte Alema mit ihrem Langblaster nieder. Der andere wurde von Tesars Minikanone getroffen und dann von den T-21s getötet, als sie in Schussweite gelangten. Jetzt war die zweite Welle der Jedi unterwegs und rannte. Trotz der Kraft, mit der Tesar ihn unterstützte, konnte Anakin nicht Schritt halten. Tahiri, Jaina und Tesar wurden langsamer, um bei ihm zu bleiben.

»Lauft! Ich hole euch schon ein.«

»Wenn Jawas schwimmen!«, erwiderte Tahiri.

»Anakin, du bist nicht in der Verfassung für diese Aktion«, sagte Jaina. »Geh zurück zu dem Schrottplatz dort oben und such Lowie. Vielleicht findet ihr einen sicheren Platz, um euch einzugraben, damit du deine Heiltrance durchführen kannst…«

»Zu spät«, widersprach Anakin. »Ich zieh die Sache durch.«

»Selbst wenn du damit ein Risiko für andere darstellst?«, wollte Jaina wissen. »Wenn du zu langsam bist, bringst du uns alle in Gefahr. Versuch es doch wenigstens mit einer Trance.«

Es war viel zu spät für eine Trance, das wusste Anakin. Er war durstig genug, um Schweiß zu trinken, und sein Bauch war hart von inneren Blutungen, doch die Anstrengung, einen sicheren Ort für eine Heiltrance zu finden, würde ihn vermutlich sowieso umbringen. Aber der Gedanke, die anderen zu gefährden, ließ ihn innehalten. Es war eine Sache, sich dem Unausweichlichen zu stellen, und eine andere, den Rest des Kommandoteams mit hineinzuziehen. Er suchte Orientierung in der Macht, öffnete sich ihr und versuchte zu spüren, wohin sie ihn führte.

Das Rascheln von sich sträubenden Voxyn-Schuppen kam ihm in den Sinn. Er fühlte wieder die gleiche Ehrfurcht wie in der Arena, als er begriffen hatte, dass dort die Patrizier der Yuuzhan Vong gekämpft hatten. Die Macht hatte zu ihm gesprochen.

»Ich komme mit«, sagte er.

Jaina wandte den Blick ab. »Habe ich mir schon gedacht.«

Die erste Welle erreichte die Hecke und stieg geduckt durch die Brandlöcher. Stängel schlugen zu wie Schlangen. Ein halbes Dutzend Lichtschwerter flammte auf und hackte die Sträucher klein, dann stolperten die Jedi auf die andere Seite und zupften sich dornige Äste von den Hälsen und Füßen. Die erste Welle setzte den Vormarsch in Richtung Grashai fort. Schnelligkeit war entscheidend. Während ihres Aufklärungsgangs hatte Anakin eine Kompanie von Yuuzhan Vong ein paar hundert Meter von dem Klonlabor entfernt gespürt.

Zu dem Zeitpunkt, als Anakin und seine drei Gefährten durch die Hecke traten, hatte die erste Welle bereits ein Loch in die Grashaiwand geschnitten. Tenel Ka, Zekk und Alema drückten gegen den Block, während Ganner mit der Macht half, ihn ins Innere zu schieben.

Eine Wolke von Käfern schwärmte aus dem Loch. Die Jedi hockten sich in ihren gepanzerten Overalls hin und schlugen knisternde Farbfächer mit den Schwertern, um die Insekten aus der Luft zu holen. Eine Granatenexplosion erschütterte das Grashai, darauf folgten zwei weitere, und der Käferansturm ließ deutlich nach.

»Der Weg ist frei!«, rief Zekk.

Ganner und Jacen drangen geduckt ein. Jaina hob ihren PowerMaster und wollte ihnen folgen, aber dann krachte und zischte es in den Komlinks. Es gab eine Verwerfung in der Macht, bei der es sich möglicherweise um Raynars Tod handelte. Anakin schaute zur Decke, doch durch die Membranflicken sah er lediglich Myrkrs grünes Leuchten. Er würde es niemals erfahren.

»Dafür werden sie bezahlen.« Jaina riss den Blick von der Decke los. »Dafür werden sie zahlen.«

»Dann werden wir ebenfalls zahlen müssen«, sagte Anakin. Jainas Augen waren vor Erschöpfung eingefallen, ihr Mund hing schlaff herunter, und sie sah so zerbrechlich aus, wie Anakin sie nie zuvor erlebt hatte. »Wir sind hier, um die Königin zu zerstören, nicht um Rache zu nehmen.«

»Richtig.« Jaina stieg durch die Öffnung. »Die Rache kommt später.«

Anakin ließ Tahiri und Tekli an der Bresche mit Alemas Langblaster und folgte seiner Schwester in das Grashai. Es war, als würde man in einen Nachtsturm auf Yavin 4 geraten, so dichter Nebel hing über ihren Köpfen, und die Leuchtflechten erzeugten fahle Halos, Blasterblitze und Lichtschwerter hingegen ein buntes Zucken − und die feuchte Luft dämpfte die Schreie und den Lärm des Kampfes, wodurch der Tod ferner wirkte, als er eigentlich war.

Anakin schob sich hinter dem herausgeschnittenen Block hervor und schlug einen Messerkäfer aus der Luft, dann fand er sich einem Dschungel pulsierender weißer Ranken gegenüber, deren spiralförmige Stängel aus Pflanzbehältern ragten, die mit salzig riechendem Schlamm gefüllt waren. Die Yuuzhan Vong waren überall vor ihnen, allerdings zu weit verstreut und zu undeutlich, als dass er genau hätte sagen können, um wie viele es sich handelte. Zwei Knallkäfer zwangen ihn, Deckung zu suchen. Er tauschte das Lichtschwert gegen den PowerMaster und erhob sich schießend.

Die ersten Schüsse machten ihn leicht benommen, und er sah nur einen dunklen Schemen, der auf der anderen Seite des Behälters in Deckung ging. Er fuhr herum zum anderen Ende der Kiste und hörte das schnappende Knistern eines Lichtschwerts, das gezündet wird, dann folgte Tesar Sebatynes vertrautes Zischen. Der Yuuzhan Vong hatte seinen letzten Käfer geworfen.

Anakin suchte mithilfe der Macht den Rest des Kommandoteams, das von einem großen Schwarm angegriffen wurde und in der Dunkelheit in Deckung gehen musste. Das war leicht zu bewältigen. Er griff nach seinen Brandgranaten, doch spürte er, wie Tesar bereits drei Gegenstände in den dunklen Nebel über ihnen hob.

Eine selbstgefällige Yuuzhan-Vong-Präsenz lenkte Anakins Aufmerksamkeit auf den nächsten Pflanzbehälter. Er rollte sich aus seinem Versteck, sah eine dunkle Gestalt, die vor ihm durch den Gang sprang und den Amphistab zum Schlag hob. Anakin hob den Powerblaster… und stürzte vorwärts, als ihm ein Messerkäfer von hinten den Hals aufschlitzte und mit vibroscharfen Kiefern das Panzerfutter seines Overalls durchdrang. Das Insekt wendete, kam zurück und streckte die Zangen nach seinem Gesicht aus. Anakin fuhr herum, nahm eine aufgeschlitzte Wange hin und feuerte auf sein ursprüngliches Ziel.

Der Blitz traf den Yuuzhan Vong an der Schulter und wirbelte ihn herum. Ein Arm löste sich, der Geruch von verbranntem Fleisch verbreitete sich, aber der Krieger schrie nicht einmal. Er drehte sich lediglich und schlug, nun einarmig, mit dem Amphistab zu.

Der Messerkäfer griff erneut an, diesmal zielte er auf die Kehle, und Anakin musste ausweichen. Hinter ihm erwachte Tesars Lichtschwert zum Leben und zischte laut. Anakin wehrte die Käfer mit dem Powerblaster ab, dann trafen ihn zwei Knallkäfer an der Seite, und er brach auf dem Boden zusammen. Er hörte das dumpfe Krachen, mit dem ein Amphistab auf einen dicken Reptilienschädel traf, und der Fluss der Kraft hörte auf, als der Barabel bewusstlos wurde.

Anakin nahm nicht wahr, dass er den Powerblaster abfeuerte. Er war zu sehr damit beschäftigt, in die Dunkelheit zu langen und nach den gefallenen Granaten zu suchen. Wie viele Sekunden blieben noch? Der Powerblaster blitzte einfach auf, und der Angreifer ging zu Boden.

Anakin fand, was er suchte, und schob. Ein Gefühl von Gefahr brachte ihn dazu, sich zur Seite zu rollen, und der Messerkäfer krachte an der Stelle in den Boden, wo sich gerade noch sein Kopf befunden hatte. Er hackte das Ding entzwei, dann hörte er das verräterische Prasseln der explodierenden Granaten. In der Hoffnung, noch da zu sein, wenn dieses Geräusch verstummte, schloss er die Augen und versuchte, seinen Angreifer durch den Schimmererkristall zu lokalisieren.

Nicht leicht − zu viele Yuuzhan Vong an zu vielen Stellen, aber er spürte etwas zu seiner Linken. Er drehte sich um und feuerte. Der Warnton für Energieentleerung ertönte, gerade laut genug, um angesichts der knisternden Flammen über ihm gehört zu werden. Die Präsenz des Yuuzhan Vong war nun näher und gieriger. Anakin warf den nutzlosen Blaster zur Seite, zog das Lichtschwert vom Gürtel, aktivierte es, hielt es schräg vor den Körper − und wehrte einen Amphistab ab, der auf seinen Kopf niederging. Die Augen weiterhin gegen das grelle Licht über ihm geschlossen, warf er die Beine herum und nahm die Knie des Angreifers in die Zange. Der Kampf endete mit einem kurzen Lichtschwerthieb.

Die Flammen erloschen. Anakin öffnete die Augen und sah, dass die gelben Leuchtflechten helles Licht verbreiteten, während die letzten Fäden der Dunstwolke sich in der erhitzten Luft auflösten. Lange lag er da, machte Bestandsaufnahme seines Zustands und kämpfte gegen den Schmerz. Er brauchte zehn Atemzüge, um festzustellen, dass der Schmerz hauptsächlich von seiner alten Wunde herrührte, und zwei weitere Herzschläge, um ihn unter Kontrolle zu bringen.

Nach und nach wurde sich Anakin wieder des Kampfgeflechts bewusst, der wachsenden Hochstimmung des Kommandoteams. Er verdrängte den Schmerz und stand mithilfe der Macht auf. Die Jedi marschierten auf der linken Seite des Grashai vor, vertrieben die letzten Gestalter und Wachen und zerschlugen unterwegs Nährstoffranken und Klongefäße. Durch das pulsierende Gewirr von Halmen konnte er nicht sehen, was sie jagten − aber er fühlte es, drüben an der Grashaiwand, gefangen knapp unterhalb der Bodenhöhe, unruhig, wild, grimmig. Verängstigt.

Hinter Anakin brüllte der Langblaster. Er spürte Panik bei Tahiri, drehte sich um und sah, wie sie in das Grashai stürmte. Durch die Bresche folgte ihr ein Feuerball, explodierte an dem dort stehenden Monolithen und warf Tahiri durch die Luft.

Anakin eilte ihr zu Hilfe, doch sie war wieder auf den Beinen, ehe er zwei Schritte gemacht hatte, »Magmaspucker! Wir sind abgeschnitten.«

Er machte sich nicht die Mühe nachzuschauen. »Tekli?«

Tahiri zeigte hinter ihn, wo die Chadra-Fan Tesar Riechsalz auf die gegabelte Zunge streute. Der Barabel lächelte, wachte jedoch nicht auf.

»Nehmt ihn… und geht.« Bei jedem Wort brannte Feuer in Anakins Bauch. Er zeigte auf die anderen. »Ihr müsst euch vielleicht einen Ausweg durch die Wand schneiden.«

»›Ihr‹?«, sagte Tahiri. »Ich werde dich nicht…«

»Tu es!«, fauchte Anakin sie an. Als Tahiri ein langes Gesicht zog, sprach er sanfter. »Du musst… Tekli helfen. Ich komme schon zurecht.«

»Ja, Tahiri«, sagte Tekli. Sie warf Anakin einen wissenden Blick zu, dann kniete sie neben dem Barabel und ohrfeigte ihn. »Tesar reagiert nicht. Ich kann ihn nicht bewegen und gleichzeitig behandeln.«

Tahiri wirkte misstrauisch, konnte sich jedoch schlecht weigern zu helfen. Sie verkniff sich ein paar Tränen, streckte sich und wollte Anakin auf die Wange küssen − dann zog sie sich wieder zurück und schüttelte den Kopf. »Nein − einen Kuss bekommst du erst wieder, wenn du hier rausgekommen bist.«

Anakin schenkte ihr sein bestes schiefes Lächeln. »Bis gleich dann.«

»Bis gleich«, wiederholte sie. »Möge die Macht mit dir sein.«

Den zweiten Teil sagte sie sehr leise, und Anakin war nicht sicher, ob er es überhaupt hatte hören sollen. Sich der zunehmenden Schwäche seiner Beine bewusst, ging er zu der provisorischen Tür und spähte um die Ecke. Ein Artillerie-Trupp hatte draußen hinter der Dornenhecke Posten bezogen und zielte mit vier Magmaspuckern auf die Öffnung. Niemand versuchte, ihrem Loch näher zu kommen, demnach würde der Hauptangriff von der anderen Seite erfolgen. Anakin wandte sich in Richtung Haupteingang und konzentrierte sich auf das, was er durch den Schimmererkristall spüren konnte. Es überraschte ihn nicht, eine starke Yuuzhan-Vong-Präsenz zu fühlen, die von der Seite des Hinterhalts heranstürmte.

Er begann quälend langsam zu laufen. Zweimal fiel er auf die Knie, als seine Beine nachgaben − einmal, während er mit einem glasäugigen Yuuzhan Vong kämpfte, der nicht viel besser in der Lage zu kämpfen war als er selbst. Er gewann dieses Duell, indem er einen Pflanzbehälter aufschlitzte und sich dann in die Luft erhob, während der Nährschlamm herausspritzte und seinen Gegner aus dem Gleichgewicht brachte. Den nächsten Kampf überstand er nicht mehr, da ihn ein Amphistabknauf in seine Wunde traf und die äußeren Nähte platzen ließ. Er rettete sich allein dadurch das Leben, dass er dem Krieger mit der Macht den Blaster auf die tätowierte Stirn schlug.

Als er sich die Waffe zurückholte und aufstehen wollte, spuckte er Blut. Noch ehe er damit fertig war, benutzte er die Macht, um sich auf die Beine zu bringen, und zwang sich weiterzulaufen. Er musste sich dem feindlichen Angriff an der Tür entgegenstellen. Endlich hatte er die Pflanzbehälter hinter sich und sah die Türmembran zwanzig Meter vor sich zur Linken, breit wie ein X-Flügler und doppelt so hoch. Die hintere Ecke der Membran hob sich leicht. Anakin suchte zwischen den Pflanzen Deckung und nahm mit der freien Hand eine Thermogranate aus dem Harnisch.

Als er die Gestalt sah, die hereinkam, hätte er die Granate beinahe fallen gelassen. Der Neuankömmling hatte ihm den Rücken zugewandt, doch trug er einen zerfetzten Overall und war einen Kopf größer als die meisten Menschen. Er sprintete auf den Voxyn-Pferch zu.

»Lowie?«, rief Anakin und verstärkte seine schwache Stimme mit der Macht.

Doch er spürte nur dieselbe verschwommene Yuuzhan-Vong-Präsenz wie zuvor. Der Neuankömmling drehte sich um und zeigte das Profil eines Menschen mit aschblondem Haar, der ein altes E-11-Blastergewehr hob.

Anakin war bereits hinter einem Pflanzbehälter und aktivierte sein Komlink. »Einer hat sich als Jedi getarnt!«, warnte er. »Ist zum Pferch unterwegs.«

Das Blasterfeuer schwoll zu einem ohrenbetäubenden Crescendo an, und auch die Niedergeschlagenheit der Jedi erreichte einen Höhepunkt. Der Schusswinkel war unmöglich. Irgendwo detonierte eine Granate, und Jaina rief zum Angriff.

Die Tormembran rollte nach oben und enthüllte vierzig Paar Yuuzhan-Vong-Füße, die darauf warteten, hereinzustürmen. Anakin öffnete sich vollständig der Macht, zog sich durch die Kraft seiner Emotionen hoch − nicht durch die Wut oder die Angst wie die Dunklen Jedi, sondern durch die Liebe zu seiner Familie und den anderen Jedi des Kommandoteams, durch seinen Glauben an die Sache der Jedi und an die Versprechen der Zukunft. Die Macht strömte von allen Seiten in ihn ein und erfüllte ihn mit einem wirbelnden Strudel der Entschlossenheit, durchtränkte ihn und verschlang ihn. Er spürte, wie sie in ihn hineinfloss, wie er in sie hineinfloss. Anakin war die Macht, und die Macht war Anakin.

Er erhob sich. Sein Körper strahlte eine schwache Lichtaura ab − das Glühen seiner ausbrennenden Zellen −, und um ihn herum knisterte die Luft. Seine Verletzungen schmerzten nicht mehr. Er nahm alles in dem Grashai genau wahr: den modrigen Geruch der brummenden Knallkäfer, die schwüle Wärme, die von den Pflanzbehältern aufstieg, den schnaufenden Atem der anderen Jedi, sogar den der Yuuzhan Vong. Ihre Gegenwart war nun so deutlich für ihn wie die seiner Gefährten, fast als habe sich die Macht ausgeweitet und sie mit eingeschlossen.

Anakin rannte auf die sich öffnende Tür zu und feuerte im Laufen. Jeder Blitz traf einen Yuuzhan-Vong-Fuß. Gedämpftes Gebrüll drang durch die Membran herein. Vor ihm ließ sich ein Dutzend Krieger fallen und rollte sich in das Grashai. Er schoss sie nieder, ehe sie sich wieder erheben konnte, dann erreichte er die Tür und betätigte den Kitzelschalter. Die Tür senkte sich wieder.

»Hutt-Atem!«, fluchte Jaina über Komlink. »Die Königin flieht.«

Auch Anakin konnte es fühlen. Das Voxyn bewegte sich nach unten und öffnete einen Fluchttunnel. Er aktivierte sein Komlink. »Der getarnte Yuuzhan Vong muss einen Fluchttunnel geöffnet haben.« Das Sprechen schmerzte nicht mehr, und seine Aura war nicht mehr schwach, sondern leuchtete jetzt hell. Seine Zellen brannten wie Feuer. »Jacen, du hast von nun an den Befehl. Nimm alle und verfolge die Königin.«

Jainas Überraschung darüber, dass nicht ihr Name genannt worden war, hallte durch die Macht wie ein Schrei übers Wasser, doch sie unterdrückte jeden Groll und sagte: »Dort können wir nicht hinein, kleiner Bruder.«

»Der Pfad wird frei sein.«

Anakin zerschlug den Kitzelschalter der Membran und wandte sich dem leeren Voxyn-Pferch zu. Er fühlte Yuuzhan Vong vor sich, die sich hinter der letzten Reihe von Pflanzbehältern duckten und sich in dem Wissen sicher wähnten, dass Hilfe unterwegs war. Das änderte sich einen Augenblick später, als Anakin sie von der Flanke unter Blasterfeuer nahm. Sein Schusswinkel war zu schlecht für Kopftreffer, seine Blitze zu schwach, um die Vonduun-Krabbenpanzer zu durchdringen, aber als die Yuuzhan Vong das begriffen, wurden sie bereits von Jedi überrannt.

Eine Plasmakugel krachte durch die Grashaitür und setzte auf zwanzig Metern Klonranken in Brand. Anakin stürmte zurück in Richtung der geschmolzenen Membran, und winzige Blitze tanzten über seine Arme und Beine. Die Macht wirbelte durch seinen Körper und brannte mit jedem Moment heftiger. Er war jetzt vollständig von der Kraft der hellen Seite erfüllt; sein verletzter Körper konnte mehr nicht fassen. Die Energie brach aus ihm hervor, verzehrte einen Behälter, der zu schwach geworden war, um sie zu halten.

Yuuzhan Vong − mit unversehrten Füßen − drängten zu fünft nebeneinander herein. Aus fünfzehn Metern Entfernung machte er die erste Reihe nieder. Seine Blasterpistole sang zweimal zwischen jedem Schritt, jeder Blitz verbrannte ein Gesicht oder eine Kehle. Die Vulkankanone brüllte erneut, und eine Kugel weißen Feuers blühte wie aus dem Nichts vor ihm auf. Anakin warf sich zu Boden, rollte sich zur Wand, kam dort mit den Füßen voran an, machte einen Salto rückwärts und stand wieder, zehn Meter von der Explosion entfernt.

»Anakin!«, schrie Jaina entsetzt.

Geht! Er übermittelte ihr den Befehl durch die Macht. Die Königin entkommt.

Der Blaster in Anakins Hand begann von neuem zu singen und warf die Yuuzhan Vong zu Boden, so schnell er feuern konnte. Weitere Krieger strömten herein. Ein Messerkäfer grub sich in seine Schulter, der Overall hatte sich halb aufgelöst aufgrund der Macht-Energie, die sein Körper ausstrahlte, und bot Anakin kaum noch Schutz. Er ließ sich von der Aufprallwucht herumwirbeln, schoss erneut und noch einmal, dann hörte er den Warnton für die Entleerung. Die Yuuzhan Vong warfen händeweise Knallkäfer und zogen bereits die Amphistäbe von den Hüften.

Anakin schleuderte dem ersten die Blasterpistole entgegen, brachte ihn damit zu Fall und sprang auf den zweiten zu, wobei er in der Luft das Lichtschwert aktivierte. Er landete vor dem Eingang und begann, einen wirbelnden Tanz von Angriff und Parade aufzuführen, blockte einmal, schlug zweimal zu, und jeder Hieb war tödlich. Seine Aura brannte so hell, dass die Gegner Schatten warfen. Er warf die Klinge von der linken in die rechte Hand und durchschnitt zwei Kehlen, dann erledigte er einen weiteren Krieger mit einem Tritt an den Kopf.

Sie stürmten weiter heran und erwischten Anakin an drei Stellen. Ein Amphistab versenkte die Zähne in seinem Fleisch. Die Macht kochte das Gift aus seinem Körper, ehe er es überhaupt spürte, und die neuen Wunden setzten ihm weniger zu als die alte − aber hinter ihm war ein Dutzend weiterer Krieger, und er konnte nicht ewig durchhalten. Er tötete noch einen, dann noch einen, musste einen verheerenden Schlag in den Oberschenkel hinnehmen und wich zurück. Die Yuuzhan Vong rannten los und versuchten, rechts an ihm vorbeizuschlüpfen.

Der Langblaster brüllte aus dem Pferch-Bereich und blies ein kopfgroßes Loch durch einen der Yuuzhan Vong und ein faustgroßes durch den dahinter. Anakin machte einen Salto rückwärts und landete fünf Meter weiter. Seine Aura flackerte heftig, weil seine Zellen verbrannten und platzten. Er wagte einen raschen Blick über die Schulter und sah Jaina, die über die Mauer der Voxyn-Grube spähte. Tränen strömten über ihre Wangen, den Langblaster hatte sie an die Schulter gedrückt. Jacen stand neben ihr, weinte ebenfalls und versuchte, sie fortzuziehen.

Geht!, sagte Anakin durch die Macht. Ich halte nicht mehr lange durch.

Abermals griffen die Yuuzhan Vong an, und Jaina schoss. Ein Krieger fiel, die anderen stürmten voran. Anakin sprang erneut fünf Meter zurück − dann fühlte er jemanden, einen Yuuzhan Vong, der sich an der gegenüberliegenden Wand des Grashai entlangschlich. Er zog sich zurück, bis er die Gestalt sehen konnte: Der falsche Jedi zog in vielleicht dreißig Metern Entfernung eine schwere Frachtkapsel auf das Loch zu, welches das Kommandoteam in die Außenwand geschnitten hatte.

Wieder waren Krieger herangestürmt, und Anakin musste sich verteidigen. Die purpurne Klinge zuckte vor und zurück, blockierte und parierte und verteilte Hieb um Hieb. Er wich zwei Schritte nach hinten und sah eine Öffnung. Er brachte die Füße hoch und stieß die Hacken dem mittleren Yuuzhan Vong in die Brust. Zweimal blitzte sein Lichtschwert auf und spaltete die Schädel der Krieger neben dem in der Mitte, dann stieß er sich ab und vollführte eine Reihe Überschläge.

Anakin erreichte einen Punkt, von dem aus er sehen konnte, woher der falsche Jedi gekommen war − aus einem Arbeitsbereich in der Nähe des Königinnen-Pferchs. Dutzende Ranken lagen auf dem Arbeitstisch, jede endete in einer kleinen Klonkapsel, von denen manche offen und andere verschlossen waren. Es sah aus wie ein Gewebetransferlabor.

Das schleppte der falsche Jedi also, eine Frachtkapsel voll Voxyn-Gewebe, genug, um eine Million Exemplare zu klonen. Anakins Aura blitzte auf und wurde schwächer, flammte erneut auf und wurde noch schwächer, seine Zellen zerrissen in einer Kettenreaktion, die Zyklen wurden schneller und schneller, da immer weniger in ihm blieb, um die Energie zu halten. Er spürte zwar nicht direkt, wie er sich auflöste, doch fühlte er, wie er mit der Macht verschmolz. Dann zog er seine letzte Thermogranate aus dem Harnisch und drückte dreimal auf den Zeitzünder.

Geht jetzt!

»Anakin, ich kann nicht«, sagte Jaina über Komlink.

Er hob die Granate, damit sein Bruder und seine Schwester sie sehen konnten. Dreißig Sekunden. Er ließ den Zünder los. Nimm sie mit, Jacen. Gib Tahiri einen Kuss von mir.

Als die angreifenden Krieger ihn fast erreicht hatten, warf Anakin die Granate quer durch das Grashai. Er war sich gar nicht bewusst, wie er sie mit der Macht lenkte, aber das musste er anscheinend getan haben, denn sie traf den falschen Jedi direkt am Kopf.

Während der nächsten Sekunden war Anakin zu sehr damit beschäftigt zu beobachten, was um ihn herum vor sich ging, doch als er sich schließlich von seinen Angreifern lösen konnte − für Saltos und Überschläge war er nicht mehr stark genug −, rappelte sich der getarnte Yuuzhan Vong gerade auf, rieb sich den Kopf und suchte nach dem, was ihn getroffen hatte. Noch aus dreißig Metern Entfernung identifizierten ihn die gebrochene Nase und das verunstaltete Auge eindeutig als Nom Anor.

Als der Exekutor die silberne Kugel sah, wurde sein echtes Auge so groß wie das Plaeryin Bol. Er bückte sich danach.

Mit der Macht stupste Anakin die Kugel ein Stück weg, dann traf ihn ein Amphistab in die Rippen, und er krachte auf den Boden, wobei ihm das Lichtschwert entglitt. Seine Aura war nur mehr ein schwaches Glühen, das flackernd an und aus ging. Der Strudel in seinem Inneren erstarb und floss zurück in die Macht.

Nom Anor rannte erneut der Granate hinterher. Anakin wartete, wartete, bis der Exekutor sie fast erreicht hatte, dann griff er ein letztes Mal mit der Macht ein und rollte die Kugel auf die Frachtkapsel zu.

Den wütenden Fluch, der darauf folgte, hörte er nicht mehr, auch konnte er nicht sehen, wie Nom Anor davonrannte.

Zu dem Zeitpunkt war Anakin bereits fort.