38
Talfaglio lag direkt in der Mitte von Hans Cockpitbildschirm, ein flammender Punkt in nur drei Lichtjahren Entfernung. Dementsprechend war das Licht, das er sah, vor drei Standardjahren ausgesandt worden, also bevor die Jedi zu einer gefährdeten Spezies geworden waren und die Yuuzhan Vong einen Mond auf Chewbacca hatten herabstürzen lassen. Obwohl Han nicht jemand war, der der Vergangenheit nachhing, hätte er sein Leben gegeben, um auf diesem orangefarbenen Lichtstrahl zu dessen Geburt zurückzugehen, damit er nicht nur die tausende von Flüchtlingen retten konnte, die er an diesem Tag von Sernpidal geholt hatte, sondern auch noch diesen einen einzigartigen. Sich oder anderen gab er nicht mehr die Schuld am Tod des Wookiee, und er war sogar über den Punkt hinaus, dass er sich wünschte, er habe von vornherein niemanden retten wollen. Er wollte nur seinen Freund zurück. Er wollte die Galaxis sicherer wissen für seine Kinder, als sie für ihn gewesen war, er wollte eine Galaxis, wo ein Mann und eine Frau abends zu Bett gehen konnten und relativ sicher sein durften, dass die Welt am nächsten Morgen noch da sein würde.
Manche Dinge waren eben zu viel verlangt.
Leia, die eingerollt im wookiee-großen Kopilotensitz des Falken saß, öffnete die Augen und richtete sich auf. Ihre Bewegungen wirkten weder verschlafen noch benommen; sie hatte nicht geschlafen, nicht richtig jedenfalls, seit Anakins Kommandoteam nach Myrkr aufgebrochen war. Han im Übrigen auch nicht. Sie legte sich den Sicherheitsgurt über die Schultern und zog ihn stramm.
Han aktivierte eine Selbsttest-Routine, um die Elektronik des Falken aufzuwärmen. »Was ist los? Hast du etwas von Luke gespürt?«
»Nicht von Luke.« Leia schloss die Augen und stellte auf eine Weise Verbindung zu ihren Kindern her, die Han nicht zugänglich war. »Von Anakin und den Zwillingen. Sie stecken jetzt mittendrin, in irgendeiner Gefahr.« Sie zögerte kurz und fügte hinzu: »Ich glaube, bald sind wir an der Reihe.«
Han machte Anstalten, das Interkom zu aktivieren, dann fiel ihm ein, wer seine Geschütze bedienen würde, und er blickte über die Schulter. Wie erwartet standen die Noghri still hinten im Cockpit.
»Geht in die Geschütztürme − und sagt C-3PO, er soll sich anschnallen«, sagte er. »Wir helfen Lando und den Wilden Rittern bei der Yammosk-Jagd, und wenn Corran uns reinschickt, wird es heiß.«
Die beiden Noghri neigten die Köpfe und traten in den Gang. Han schaute ihnen hinterher und war ein wenig beunruhigt über den Schatten, der sich stets in ihren schwarzen Augen zeigte, wenn ein Kampf bevorstand, aber gleichzeitig war er dankbar, dass sie da waren. Während der letzten fünfzehn Jahre hatten die Noghri Leia unzählige Male das Leben gerettet und sie fast nie ohne Schutz gelassen − und das konnte er von sich selbst nicht behaupten. Er verstand noch immer nicht recht, was nach Chewbaccas Tod über ihn gekommen war, warum er sich aus Trauer um den Freund so weit von Leia und den Kindern hatte zurückziehen müssen.
»Erinnere mich, dass ich mich wenigstens bei diesen Burschen bedanke«, sagte er.
»Hast du schon«, sagte Leia. »Wenigstens ein Dutzend Mal.«
Han grinste sie an. »Ja, aber sie sagen nie: ›Gem geschehen‹.«
Zum ersten Mal seit Tagen lachte Leia, dann ertönte Corran Horns Stimme aus den Kom-Lautsprechern.
»Zeit aufzuwachen, Leute. Sensoren sehr weit draußen melden eine Yuuzhan-Vong-Flotte, die zum Talfaglio-System unterwegs ist.«
Leia beugte sich herüber und aktivierte den Unterdruckschutz an Hans Kampfanzug. »Ich habe Angst, Han.«
»Ich auch.« Han beugte sich vor und zog ihr Blitzvisier nach unten. »Aber was kann man machen? Sie sind jetzt erwachsen. Sie müssen ihre eigenen Kämpfe austragen.«
Eclipse war es gelungen, fünfzig der neuen XJ3-X-Flügler mit Piloten zu bemannen, von denen die Hälfte Jedi waren. Weitere zwei Dutzend Jedi steuerten Kanonenboote und andere Verstärkungsschiffe. In Anbetracht der Tatsache, dass er die Hälfte der Jedi und den größten Teil der Meister in einer einzigen Operation einsetzte, hätte Luke vermutlich nervös sein sollen. War er jedoch nicht. Die Macht war bei ihnen auf eine Weise, wie er es nie zuvor erlebt hatte, eine so spürbare Präsenz, die er fast vor dem samtenen Sternenlicht schimmern sehen konnte.
Nicht zu gelassen sein, Skywalker.
Maras Worte ertönten klar in Lukes Kopf, und er brauchte einen Augenblick, bis er begriffen hatte, dass sie nicht über Kom zu ihm sprach. Er blickte zu ihrem X-Flügler, der dicht neben seinem schwebte, sodass sich die beiden Schiffe beinahe berührten. Er wollte ihr sagen, sie solle sich keine Sorgen machen, Ben würde seine Eltern heute nicht verlieren, aber ein solcher Gedanke würde auf eine Vision des Ausgangs hindeuten, die er bislang absichtlich vermieden hatte. Wenn die Macht ihm die Zukunft zeigen wollte, bitte; wenn nicht, war es besser, der Macht zu vertrauen und die Dinge so zu nehmen, wie sie kamen. Was auch immer passierte, dieser Angriff war die richtige Entscheidung. Er spürte es.
Ich auch, fügte Mara hinzu.
Luke zog die Augenbrauen hoch. Durch ihren Bund konnte jeder von ihnen für gewöhnlich spüren, was der andere fühlte, und es war nicht selten, dass sie auch kurze, halb artikulierte Gedanken empfingen. Doch dies war neu; Lukes Überlegungen waren kaum in sein eigenes Bewusstsein vorgedrungen, als Mara sie ebenfalls wahrnahm. Vielleicht entstand durch die Anwesenheit so vieler mächtiger Jedi eine Ballung der Macht, die sich zusammenzog wie eine Gaswolke, die zu einem Stern kondensierte.
»Eher wie eine Linse, die Licht bündelt«, sagte Mara. »Die Wirkung von vielen Jedi, die sich auf die gleiche Aufgabe konzentrieren.«
»Das ist doch schon etwas.« Luke äußerte in Gedanken eine lange Frage, um die Grenzen ihrer mentalen Verbindung auszutesten; als die einzige Erwiderung in einem Eindruck von Neugier bestand, fragte er laut: »Ich frage mich, ob die alten Jedi-Ritter die Macht auf diese Weise konzentriert haben.«
»Es hätte ihnen sicherlich geholfen, die Dinge so klar zu sehen − aber es hätte möglicherweise auch Nachteile gehabt.«
Luke spürte einen ungewöhnlichen Moment der Verlegenheit bei seiner Frau, als Maras Gedanken kurz aus der kognitiven Verbindung ausscherten und eine körperlichere Dimension annahmen, und er teilte ihre Hoffnung, niemand habe etwas davon mitbekommen.
Falls dennoch, schwiegen alle höflich.
Nach innen und nach außen lächelnd betrachtete Luke sein taktisches Display und sah, wie die feindliche Angriffsflotte langsam in das Talfaglio-System eindrang. Der bedächtige Vormarsch hatte vermutlich weniger mit ihrer Angst vor Raumminen oder einem Hinterhalt zu tun als vielmehr damit, den Geiseln ausreichend Zeit zu lassen, ihrem Schicksal in die Augen zu sehen. Die Yuuzhan-Vong-Flotte bestand aus vier Kreuzern, einem Kriegsschiff, einem Skip-Träger und zwanzig Fregatten. Der Träger würde wenigstens zweihundert Korallenskipper an Bord haben, und die fünf größten Schiffe würden zudem über eigene Geschwader verfügen.
Aua, dachte Mara.
Luke war deshalb nicht besorgt. Die Jedi sollten die Blockade brechen und dem Flüchtlingskonvoi Zeit zur Evakuierung verschaffen, nicht die gesamte Flotte vernichten. Über einen Aspekt der Operation sollten sie allerdings noch einmal nachdenken.
»Hier spricht Farmboy.« Seine Kennung hatte sich Mara ausgedacht. »Operation Sichere Reise wird wie geplant durchgeführt, aber es sind zu viele feindliche Schiffe für die Yammosk-Aktion. Wiederhole, die Yammosk-Aktion ist −«
»Augenblick, Farmboy«, antwortete Corran. Die Jedi-Gefechtskontrolle befand sich an Bord der Jolly Man, des Frachters der Wilden Ritter, und verfügte über eine neuartige Subraum-Abhöranlage, mit der er die Sensoren bei Talfaglio überwachen konnte. »Aus dem Hyperraum kommt Gesellschaft.«
»Gesellschaft?« Luke verlor nicht den Mut; nichts in der Macht deutete auf einen Hinterhalt hin. »Wer?«
»Ein alter Renegat«, antwortete die bekannte Stimme von Wedge Antilles.
»Und ein alter Rebell.«
Obwohl ihm die Stimme vertraut war, erkannte Luke sie erst, nachdem R2-D2 eine Analyse durchgeführt und General Garm Bei Iblis identifiziert hatte. Luke schaltete vom taktischen Display auf die Darstellung des Nahraums und sah zwei ihm fremde Sternzerstörer − die Transponder identifizierten sie als Mon Mothma und Elegos A’Kla. Die Schiffe nahmen Positionen hinter seiner Flotte ein. Jeweils begleitet von einem Kreuzer und zwei Fregatten spuckten beide Geschwader von XJ3-X-Flüglern und Serie-4-E-Flüglern in den Raum.
»Willkommen, meine Herren!«, sagte Luke über Kom. »Aber wenn ich mir die Frage erlauben…«
»Wir waren gerade zufällig auf einem Testflug unterwegs«, schnitt ihm Bei Iblis das Wort ab.
»So dicht bei Talfaglio?« Das kam von Mara, deren Jahre in Palpatines Diensten bei ihr ein tiefes Misstrauen gegenüber unerwarteten Geschenken hinterlassen hatte. »Das vermag ich kaum zu glauben.«
»Ein alter Arbeitgeber von euch hat uns diese Route empfohlen«, sagte Wedge. Er bezog sich auf den berüchtigten Talon Karrde, den Schmugglerkönig, Informationshändler und zeitweiligen Agenten des Geheimdienstes. Niemand wusste jemals, was genau Talon Karrde gerade plante. »Er meinte, wir würden hier vielleicht die Chance bekommen, ein paar neue Waffensysteme zu testen.«
»Das dürfte allerdings möglich sein.« Luke fragte gar nicht erst, wie Karrde vom Zeitpunkt und Ort ihrer Operation erfahren hatte; Karrde schützte stets seine Quellen. »Die Kontrolle wird alle über den Plan in Kenntnis setzen.«
»Hat Karrde schon getan«, sagte Bei Iblis. »Wir dachten, wir lassen Sie zunächst einmal durchstoßen und Gefechtspositionen auf beiden Seiten des Rettungskorridors einnehmen. Zwar hätten wir die Führung übernehmen sollen, aber wir wissen nicht, wie gut dieser neue Kram funktioniert.«
»Und außerdem ist es eine Operation der Jedi«, sagte Luke, der zwischen den Zeilen las. Irgendjemand wollte das Bild der Jedi in den Medien aufpolieren. »Danke.«
»Wir wären allerdings bereit, ein Geschwader zur Unterstützung der Wilden Ritter bei ihrer Mission abzustellen − sagen wir, die Renegaten?«, bot Wedge an. »Wir wollten sowieso nicht, dass sie unbedingt im Net auftauchen.«
Obwohl Lukes Bund mit seiner Schwester Leia nicht so stark war wie der mit Mara, reichte es doch, um ihr Misstrauen zu spüren. Die ganze Sache roch übel nach Borsk Fey’la, und daraus ergab sich automatisch die Frage, was der Staatschef als Gegenleistung erwartete − und wem er sonst noch von ihren Plänen erzählt hatte. Eine einfache Schlacht sah plötzlich sehr kompliziert aus, aber Wedges Angebot war zu großzügig, als dass er es ablehnen konnte.
»Zischer, was meinst du?«, fragte Luke. »Willst du die Yammosk-Aktion trotzdem durchführen?«
»Auf jeden Fall«, erwiderte Saba. »Ez wäre mir eine Ehre, mit Colonel Darklighter zu jagen.«
»Ihr beide besprecht die Einzelheiten«, sagte Luke. »Alle anderen überprüfen ihre Koordinaten für den Hypersprung. Wir warten auf das Signal, Kontrolle.«
»Übermittle Koordinaten des Evakuierungskorridors nach Talfaglio jetzt«, sagte Corran. »Dutzend-Geschwader, Sprung auf mein Signal. Drei, zwei, los.«
Kyps Dutzend schoss in einem Schweif blauer Emissionen nach vorn und verschwand im Hyperraum. Luke schaltete sein taktisches Display wieder auf die Umgebung von Talfaglio um und beobachtete, wie eine Minute später das Geschwader im System auftauchte und auf die gelben Impulse der Yuuzhan Vong zuhielt, welche die Flüchtlingsflotte im Orbit festhielten.
Am anderen Ende des Systems schwärmte die feindliche Flotte in Angriffsformation aus und beschleunigte, ohne Zweifel, um den Mikrosprung durch den Hyperraum zum Planeten durchzuführen. Die Schwerkraft von Talfaglio würde verhindern, dass sie direkt ins Kampfgeschehen springen konnten, doch wusste Luke, Corran brauchte auch noch Zeit, um das Timing der eigenen Flotte zu planen.
Während sich das Dutzend der Blockade näherte, zog Kyp sein Geschwader dicht zusammen und schwenkte auf den leichten Kreuzer zu. Ein halbes Dutzend Korvetten der Yuuzhan Vong verließen ihre Blockadepositionen, um das größere Schiff zu verteidigen, und von dem größeren Schiff selbst leckten lange Plasmazungen in den Raum. Das Dutzend verschmolz zu einem einzigen Impuls und bewegte sich wie ein Schiff durch die Ausweichmanöver, wobei sich die Piloten mit der Führung abwechselten, um stets ein frisches Schild vorn zu haben.
Kyps Geschwader schoss blaues Laserfeuer auf den leichten Kreuzer ab. Weitere feindliche Korvetten nahmen Kurs auf das Dutzend und verließen ihre Blockadeposten. So weit, so gut; die Yuuzhan Vong hielten die Sache für eine weitere Aktion der Renegaten, für einen verzweifelten Versuch, die Flüchtlinge zu retten.
Zwei Protonentorpedos flammten auf, als sie sich vom Dutzend lösten, und verschwanden, weil sie vom Schildsystem des Kreuzers verschluckt wurden. Darauf folgte ein weiterer Austausch von Laserblitzen und Plasmakugeln, dann gab es unerwartetes statisches Rauschen, als eine Schattenbombe der Jedi explodierte. Im Wesentlichen handelte es sich um eine Variante der Taktik, mit der Kyp seine Protonentorpedos an den feindlichen Schildmannschaften vorbeischleuste: Schattenbomben waren Protonentorpedos, aus denen der Treibstoff entfernt war und die stattdessen mit Baradium voll gepackt waren. Sie waren mit Standard-Annäherungszündern ausgestattet und wurden durch die Macht zu ihren Zielen gelenkt. Die Waffen waren wesentlich effektiver als ein Standardtorpedo, in der Hitze des Gefechts schwierig zu entdecken und nur einer der neuen Tricks aus dem Arsenal der Jedi.
Kyps Geschwader erledigte den Kreuzer mit zwei Standard-Protonentorpedos, dann sausten sie durch die Trümmer und schwenkten herum, als würden sie die Fluchtroute vorbereiten wollen. Ein steter Strom Flüchtlingsschiffe verließ den Orbit und hielt auf den Evakuierungskorridor zu. Es dauerte nicht lange, bis die Blockade zusammenbrach, da die Patrouillenschiffe der Yuuzhan Vong sich zum Gegenangriff formierten.
»Kontrolle, Zeit, den Hammer zu schwingen«, sagte Luke über Kom.
»Stimme zu, Farmboy.« Corran klang, als würde er sich winden, als er den Befehl aussprach. »Kampftruppe der Neuen Republik, Schocker und Schwerter springen auf mein Signal zu den vorbestimmten Koordinaten.«
Das Schwert-Geschwader war Lukes Gruppe. Sie bestand aus ihm, Mara, sieben Nicht-Jedi-Veteranen und einem halben Dutzend Jedi-Piloten, die gerade ihre Ausbildung beendet hatten. Sie hatten die Aufgabe, den erfahrenen Schockern Deckung zu geben, während diese die Angriffsflotte aufhielten.
»Drei, zwei, los.«
Luke gab Energie auf die Triebwerke und schaute zu, wie sich die Sterne zu Linien dehnten.
»Sei vorsichtig, Junge«, sagte Han über Kom. »Wir sind gerade damit fertig, drei Jedi großzuziehen. Wir wollen nicht von euch einen vierten übernehmen müssen.«
»Han! Das ist…«
Der orangefarbene Punkt, den Talfaglio darstellte, verschwand im farblosen Wischwasch des Hyperraums, und Leias Zwischenruf ging in der Funkstille des Sprungs verloren. Luke spürte Mara neben sich, wie sie in aller Ruhe die letzten Systemchecks durchführte und sich auf den bevorstehenden Kampf konzentrierte. Es hatte nie eine Diskussion darüber gegeben, gemeinsam in die Schlacht zu ziehen. Sie waren auf eine Weise ein Team, die sich selbst dem Verständnis von Han und Leia entzog, und sie hatten schon oft festgestellt, dass sich ihre Überlebenschancen erhöhten, wenn sie gemeinsam kämpften.
Der Schleier des Hyperraums löste sich zu Sternlinien auf, und Talfaglio erschien vor Lukes Kuppel, eine kleine, orangefarbene Kuppel neben der hellen Scheibe der roten Sonne. Obwohl die Flottille so dicht an das Gravitationszentrum gesprungen war, wie sie es nur wagte, stellte sich die Schlacht als winziges Netz aus Laserblitzen und Plasmaspuren in der Dunkelheit zwischen ihnen und dem Planeten dar. Die feindliche Flotte war mit bloßem Auge noch nicht zu sehen, aber bald entdeckte Luke sie auf dem taktischen Display. Sie hatte den Mikrosprung bereits durchgeführt und befand sich nun auf der anderen Seite der Blockade, direkt der Jedi-Flottille gegenüber, mit Kurs auf den Evakuierungskorridor.
Rigard Matl führte seine Schocker beinahe mit Lichtgeschwindigkeit auf die Blockade zu, seine Lieblingsangriffstaktik, die seinem Geschwader den Namen eingebracht hatte. Die Schwerter flogen nur so schnell, dass sie ihre Unterstützungsposition einnehmen konnten. Das taktische Display zeigte die Sternzerstörer der Neuen Republik, die gestaffelt entlang des Evakuierungskorridors ihre Position einnahmen und jeweils von einer Fregatte und zwei Geschwadern Kurzstreckenjäger geschützt wurden. Der Rest der Flottille folgte den Schwertern in Richtung Talfaglio.
Außerhalb von Lukes Kuppel schwoll die Schlacht rasch von dem winzigen Netz zu einem mondgroßen Knäuel aus Plasmaspuren und Laserblitzen an. Die Blockadeschiffe zogen sich weiterhin um Kyps Dutzend zusammen und beschossen das Geschwader aus allen Richtungen. Das Dutzend wechselte innerhalb der Kugel die Positionen und reservierte das Laserfeuer für Grutchins und Magmageschosse. Es waren nur neun X-Flügler zu sehen, doch als Luke mit der Macht die Lage erkundete, fühlte er die vermissten Piloten auf dem Schlachtfeld verstreut, allein, verängstigt und ohne Zweifel in Evakuierungsanzügen. Er ließ von R2-D2 eine Nachricht an die Bergungseinheit übermitteln und versuchte, nicht darüber nachzudenken, was den Abgeschossenen passieren würde, wenn sie von einer verirrten Plasmakugel getroffen wurden oder in einen Emissionsstrahl gerieten.
Die nächsten Blockadeschiffe scherten aus, um den Schockern entgegenzufliegen, die eine Flut von Protonentorpedos auf sie abfeuerten und ihren Sturm fortsetzten. Die Waffen erreichten ihre Ziele fast im gleichen Moment, in dem sie abgeschossen wurden. Zwei Korvetten brachen auseinander, da ihre Schildmannschaften die Torpedos übersahen; acht weitere spuckten Leichen und Atmosphäre in den Raum, als die Annäherungszünder dicht an den Rümpfen die Explosion auslösten. Dann waren die Schocker durch und zischten an Kyps Dutzend vorbei auf die gegenüberliegende Seite der zusammenbrechenden Blockade.
Luke führte sein Geschwader in das hinter den Schockern entstandene Loch. Die Piloten verschwendeten keine Energie für ihre Trägheitskompensatoren − die Dovin Basale waren stark genug, um ihre Schilde zu zerreißen. Als zwei Korvetten herbeieilten, um ihnen den Weg abzuschneiden, warf Luke eine Schattenbombe − sie flogen zu schnell, um ihre S-Flächen in Feuerposition zu stellen − und lenkte sie mithilfe der Macht zum zweiten der beiden Schiffe. Es war nicht notwendig, Mara zu sagen, dass sie sich ums erste kümmern sollte; er wusste, sie würde die gleiche Taktik anwenden. Einen Augenblick später brachen simultane Detonationen beiden Schiffen das Rückgrat.
Wow!, kam von Mara herüber.
Der Dovin Basal der Korvette erwischte Lukes Schilde. Warnsignale dröhnten durch das Cockpit. Mara schob sich mit ihrem Jäger heran, um ihn für den Moment zu schützen, den R2-D2 brauchte, um die Reserve aufzubauen. Das dritte Mitglied ihres Schild-Trios, der junge Tarn Azur-Jamin, zerstörte den Angreifer mit einer Schattenbombe.
»Danke, Stiller«, sagte Luke über Kom.
Tarn ließ den Transmitter klicken − eine geschwätzige Erwiderung für den wortkargen Jedi −, und dann kreuzten sie die Kampfzone, wo Kyp in der »Falle« saß. Dutzende von Flüchtlingsschiffen strebten bereits von Talfaglio in die Höhe, und in ihrem Drang zur Flucht wagten sie sich sogar bis ins Herz der Schlacht vor. Mit kaum reduzierter Geschwindigkeit schossen die Schwerter an einem Trio X-Flügler des Dutzends vorbei.
Kyp Durrons aufgeregte Stimme kam über das taktische Netz. »Ich folge dir, Farmboy.«
»Negativ, Headhunter«, befahl Luke. Wenn Kyp bewusst war, dass drei seiner Piloten in Evakuierungsanzügen durch den Raum trieben, ließ sich das seiner Stimme jedenfalls nicht entnehmen. »Du hast bereits drei Schiffe verloren. Bleib hier, und gib den Flüchtlingen Deckung.«
»Deckung? Aber wir sind die erfahrensten…«
»Headhunter«, sagte Luke ernst. »Du hast deine Befehle.«
Es folgte ein Moment Schweigen, dann: »Verstanden.«
Kyps Groll hing in der Macht wie der Geruch einer schweren Blasterverbrennung. Luke machte sich Sorgen über den fortgesetzten Mangel an Mitgefühl. Wenn Kyp jemals…
Skywalker! Maras Gedanke ertönte wie ein Schrei in Lukes Kopf. Die Schlacht?
Tut mir Leid.
Luke registrierte in seinem Inneren den Impuls, drei Schattenbomben zu werfen. Das tat er. Er hatte sich vollkommen der Macht überlassen, und die Kämpfe wirkten plötzlich, als würden sie in Zeitlupe verlaufen. Ein Trio schwarz facettierter Korvetten trieb aus verschiedenen Richtungen auf sie zu und füllte den Raum mit Magmageschossen und Grutchins. Luke setzte seinen Geradeausflug fort und spürte eine Frage in Maras Hinterkopf − dann spürte er, wie sich daraus Zustimmung entwickelte, als er mit der Macht das nächste Magmageschoss gegen ein Grutchin lenkte.
Luke empfing ein plötzliches Drängen, seinen Bug zu schützen, und befahl R2-D2, alle Schildenergie nach vorn zu leiten. Ein winziger roter Fleck löste sich von dem Nasenknötchen der Korvette, die sich ihm am nächsten befand, und blühte wegen der Geschwindigkeit des Geschwaders fast augenblicklich zu einer Plasmakugel auf. Da ihm die Sicht versperrt war, schloss Luke die Augen, stellte Kontakt zum Rest seines Geschwaders her und benutzte ihre Wahrnehmung, um seine Schattenbomben ins Ziel zu lenken. Er sah den blendenden Blitz der detonierenden Waffen durch ihre Augen, dann spürte er, wie sein X-Flügler bockte, als die feindliche Plasmakugel an seinen vorderen Schilden explodierte.
Von dem Ort, der in seinem Herzen für Mara reserviert war, spürte er Beklommenheit − und gleich darauf folgte das scharfe Gefühl eines Vorwurfs.
Nächstes Mal weichst du aus!
R2-D2 pfiff eine Warnung, schaltete den überlasteten Schildgenerator ab und das Notkühlaggregat zu. Luke schob sich zwischen Mara und Tarn, und zwar eher, um seine Frau zu beruhigen, als um Schutz zu suchen. So wie er sich heute fühlte, hätte er glatt ohne Schilde weitermachen können. Sie durchquerten ein Feld, in dem Korvettenwracks trieben − Luke war nicht der Einzige in seinem Geschwader, der ein Patrouillenschiff erledigt hatte −, dann hatten sie die Blockade hinter sich und folgten den Schockern an Talfaglio vorbei.
Die feindliche Angriffsflotte brachte ihre Fregatten nach vorn, um einen Verteidigungskordon zu bilden, hielt die Korallenskipper jedoch zurück, weil man den Evakuierungskorridor erreichen wollte, ehe man ernsthaft ins Kampfgeschehen eingriff. Mit acht Sternjägergeschwadern, zwei Kreuzern und zwei Fregatten dicht hinter sich trug Luke die Schlacht zum Feind und bat um Unterstützungsfeuer der Geschütze mit großer Reichweite.
Die Kreuzer und Fregatten der Neuen Republik erhellten die Dunkelheit mit Turbolaserblitzen. Der Feind antwortete mit Plasmakugeln und Magmageschossen. Die Jedi-Geschwader preschten weiter voran und verließen sich auf fliegerisches Können, ihr Gespür für Gefahr und auf ihre Schildkombinationen, um sich durch das feindliche Feuer zu winden. Zwei Schocker drehten ab, als sie von Beinahetreffern beschädigt wurden. Einer von Lukes Piloten verlor eine S-Fläche durch ein Grutchin und musste aussteigen. Die Schocker durchstießen den Kordon der Fregatten.
Rigard Matls X-Flügler verschwand in einem Feuerball.
Die Formation der Schocker löste sich zu einem wirren Knäuel aus Ionenschweifen auf, als die benommenen Piloten den Verlust ihres Anführers realisierten. Luke drang in das Zentrum des Feuerballs vor und erlebte einen Moment unerträglichen Kribbelns − dann folgte ein seltsames Gefühl vertrauter Ruhe. Er konzentrierte sich auf die Ruhe und stellte fest: Rigard hatte den Treffer überlebt und war aus seiner explodierenden Maschine ausgestiegen.
Ehe Luke die gute Nachricht weitergeben konnte, meldete sich Rigard in statischem Rauschen über den Notkanal.
»Formiert euch, Schocker!« Er klang, als habe er Schmerzen, aber trotzdem zuversichtlich. »Ich muss mich für euch schämen…«
Seine Stimme verstummte, als die Schocker die begrenzte Reichweite der Kom-Einheit seines Anzugs verließen, aber die ernüchterten Schocker formierten sich in drei Schildtrios und flogen weiter geradeaus. Heute war die Macht wirklich mit ihnen; bisher hatten die Jedi noch niemanden verloren.
Das Zentrum der Yuuzhan-Vong-Angriffsflotte lag jetzt direkt vor ihnen, ein halbes Dutzend Korallenschiffe, die im Licht von Talfaglios roter Sonne glänzten. Der Skip-Träger und einer der Kreuzer schoben sich hinter das Kriegsschiff, während die anderen drei Kreuzer sich vorn postierten und Skip-Geschwader absetzten. Luke ließ die Koordinaten des scheuen Kreuzers an die Sternzerstörer übermitteln, damit diese sie an Saba weitergeben konnten, dann öffnete er einen Kanal zu den Schwertern und den Schockern.
»Vergesst die Skips. Bringt eure Trägheitskompensatoren auf volle Kraft und fliegt einfach zwischen ihnen hindurch. Wir wollen vor allem den Träger.« Von allen Schiffen der Angriffsflotte drohte dem Flüchtlingskonvoi − und ihren Freunden von der Neuen Republik − die meiste Gefahr von dem Skip-Träger. »Wir lassen es so aussehen, als wollten wir uns auf den Kreuzer links stürzen, dann feuern wir mit allem, was wir haben, sobald wir freies Schussfeld auf unser eigentliches Ziel haben.«
Als beide Geschwader bestätigt hatten, waren die Kreuzer bereits zu armlangen Rauten aus rauer, schwarzer Yorikkoralle angeschwollen. Plasmakugeln zogen vorbei oder flammten an den Schilden der sich ständig in der Führung abwechselnden X-Flügler auf, und die winzigen Brocken der ersten fernen Skips glitzerten im Flackern der Schlacht.
»Teilt euch zu Trios auf«, befahl Luke. »Und schont eure Schilde, so gut ihr könnt.«
Die ersten Korallenskipper kamen in Reichweite, spuckten Plasma und zerrten an den Schilden. Ein Paar verschwand, als sie in den Schussbereich ihres eigenen Kreuzers gerieten, dann hatten die X-Flügler die vorderste Welle hinter sich gelassen. Da sie noch immer fast mit Lichtgeschwindigkeit dahinrasten, waren sie zu schnell, als dass die Skips wenden und ihnen folgen konnten. Die Schocker hielten auf den Kreuzer zur Linken zu. Der Yuuzhan-Vong-Kapitän ließ sein Schiff nach rechts schwenken, um die maximale Zahl von Dovin Basalen und Waffenknoten zu nutzen.
R2-D2 informierte Luke, dass sich der Skip-Träger jetzt innerhalb der Reichweite ihrer Protonentorpedos befand, aber das Kriegsschiff stand zwischen ihnen und ihrem Ziel. Der Kreuzer eröffnete das Feuer und füllte die Dunkelheit mit Wolken weißer Energie und sich spiralförmig drehenden Feuerstreifen.
»Alle Trios, Formation auflösen!«, befahl Luke.
Er schwenkte nach rechts, checkte sein taktisches Display und fand das Kriegsschiff immer noch vor dem Skip-Träger vor − und der Skip-Träger bewegte sich in Richtung Evakuierungskorridor.
Luke knirschte frustriert mit den Zähnen, dann spürte er, wie in Mara eine Idee keimte. »Raus damit, Mutter.«
»Alle Piloten, zielt auf den Kreuzer«, befahl sie. »Feuert alle Protonentorpedos ab, und bringt euch in Sicherheit.« Luke, du kommst mit mir. »Wiederhole, auf Kreuzer zielen und alle Protonentorpedos abfeuern.«
In dem Augenblick des Zögerns, der auf Maras Befehl folgte, erwischte ein Grutchin einen X-Flügler der Schocker und riss dessen Flügel ab. Der Pilotenveteran stieg aus, und der Sternjäger explodierte.
»Jetzt!«, knurrte Mara.
Blaue Schweife von Ionenemissionen rasten dem Kreuzer entgegen, als Dutzende von Torpedos auf ihr Ziel zuhielten. Eine Reihe von Schild-Anomalien erschien entlang der Flanke und verschlang die Protonentorpedos, aber es war sofort klar, dass die Verteidigung des Schiffes überfordert sein würde.
Ein langer Schweif von etwas, das wie weiße Flammen aussah, erschien hinter einem von Maras Triebwerken, dann trudelte ihr X-Flügler aus der Schlachtebene. Luke folgte und verlebte einen Moment der Sorge, bis er sie in der Macht spürte und begriff, was sie vorhatte.
Netter Trick. Das kam nicht von Luke, sondern von Tarn, der das Schildtrio aufrechterhielt. »Hast du das von Izal gelernt?«
Ja, antwortete Mara. Sie war, wie Luke spürte, ein wenig erschüttert durch die Vorstellung, dass Tarn ihre Gedanken ebenfalls lesen konnte. »Wie lange hast du schon gelauscht?«
Tarn gab darauf ein mentales Achselzucken zurück. »Ich habe es nicht versucht.« Der junge Mann von Duro, früher Navigator, dann Jägerpilot, hatte seit dem Verschwinden seines Vaters auf Nal Hutta vor einem Jahr Schwierigkeiten damit, die Gedanken anderer aus seinem Kopf fern zu halten. »Ihr beide habt eben einfach…« GESCHRIEN.
Der Wortwechsel dauerte nur so lange, wie die Salve des Geschwaders brauchte, um den Kreuzer zu treffen und ihn explodieren zu lassen. Grelles Licht flammte über und hinter dem Trio auf, und Lukes taktisches Display tanzte wegen der statischen Störungen, während R2-D2 mit dem elektromagnetischen Impuls rang.
Das Macht-Leuchten von Maras Triebwerken flammte zu einem feuerartigen Ball auf, der alle drei X-Flügler erfasste. »Okay, Jungs, schaltet den Sublichtantrieb ab.«
Luke betätigte bereits den Schalter und rief damit ein alarmiertes Pfeifen von R2-D2 hervor. »Ist schon okay, R2-D2. Das gehört zu Maras Plan.«
R2-D2 zwitscherte scharf. Luke checkte die Anzeigen.
»Natürlich hast du den Plan nicht gehört«, erklärte er. »Er kam nicht über Kom.«
R2-D2 trillerte zweifelnd.
»Vertrau mir, R2-D2, es gibt einen Plan.«
»Zeit für ein bisschen Aufstieg«, sagte Mara über Kom. »Folgt mir.«
Luke spürte, wie Mara die Macht sammelte, dann sah er, wie ihr X-Flügler ohne Antrieb langsam aus der Lichtkugel stieg. Er folgte ihrem Beispiel, und ein Blick nach hinten informierte ihn, dass Tarn das Gleiche tat. Als sie daraufhin keinen Beschuss durch die Yuuzhan Vong auf sich lenkten, ließ sie den Feuerball nach einem letzten Blitz verglühen.
Luke schaute nach oben und sah, dass sie sich weniger als tausend Meter unter dem Skip-Träger, der die Form eines spindeldürren Armes hatte, befanden. Ein volles Geschwader Skips hing noch an jedem der fünfzehn Arme, und das große Kriegsschiff war bereits weit hinter ihnen und widmete ihren dunklen Schiffen keinerlei Aufmerksamkeit.
Luke wollte Mara zu ihrer Strategie gratulieren, aber sie schnitt ihm das Wort ab. »Was hast du erwartet, Skywalker? Täuschungsmanöver sind meine Spezialität.«
R2-D2 trillerte drängend und zeigte eine Warnung bezüglich nichtoptischer Sensoren.
»Ich weiß, sie können uns immer noch entdecken«, antwortete Luke. »Aber sie wären für eine Sekunde verwirrt − und wir brauchen nur eine Sekunde.«
Mara warf ihre Schattenbomben ab, dann schickte sie die Waffen mithilfe der Macht mitten in das Herz des riesigen Schiffes. Tams Bomben waren nur knapp dahinter. Luke beschäftigte sich noch mit dem Abwurf, als die erste Explosion die zentrale Scheibe des Trägers auseinander riss.
Danni schob sich in ihrem Gurt hoch. Während sie darum kämpfte, ihr Frühstück dort zu behalten, wo es hingehörte, überlegte sie, ob das Überholmanöver wirklich so eine gute Idee gewesen war. Da alle Nähte von Wartungsdroiden auf Eclipse neu verschweißt worden waren und gelernte Raumfahrttechniker den Rahmen inspiziert hatten, glaubte Wonetun, er könne das Schiff fliegen wie einen der neuen X-Flügler des Geschwaders − und er bestand noch immer darauf, den Trägheitskompensator auf zweiundneunzig Prozent zu belassen. Der Brubb vollführte einen Rechtsschwenk, bei dem sich das Blut in Dannis Fingerspitzen staute. Sie musste die Augen zudrücken, damit die Augäpfel nicht aus den Höhlen fielen. Übel, übel, entschied sie. Irgendetwas in der Systembilge unter ihren Füßen knallte. Äußerst übel.
Ein ferner Blitz erhellte den vorderen Sichtschirm. Danni schaute hin und sah die weißen Kugeln dreier Protonenexplosionen, die bereits wieder verloschen. Die Wilden Ritter waren weit über Talfaglios Orbitalebene aus dem Hyperraum gekommen und rasten nun im Sturzflug heran; sie hatte das Gefühl, regelrecht in die Schlacht »einzutauchen«. Eine weitere Protonentorpedoexplosion zerriss die Dunkelheit und zerstörte die zentrale Scheibe des großen Skip-Trägers. Die Arme des Schiffs wirbelten in den Raum davon. Brennende Korallenskipper trudelten in alle Richtungen.
»Ah − Meister Skywalker genießt die Jagd.« Saba aktivierte ein Fadenkreuz und ließ es über den Transparistahlsichtschirm zu einem Yuuzhan-Vong-Kreuzer gleiten, der hinter den Trümmern auftauchte. »Daz ist daz scheue Schiff, Danni. Schau mal, ob daz, waz wir wollen, an Bord ist.«
Danni verband ihre Sensoren mit dem Fadenkreuz. Ein Dutzend Schwerkraftpfeile erwachte zum Leben und tanzte zum Takt des feindlichen Kodes.
»Bestätige«, sagte sie. »Das Schiff hat einen Yammosk.«
»Nicht mehr lang.« Saba zischte aufbrausend, dann übermittelte sie die Koordinaten den Renegaten und dem Rest der Wilden Ritter. »Dort ist unser Ziel. Passt gut auf den großen Brutgefährten auf.«
Das feindliche Kriegsschiff befand sich direkt vor dem Yammosk-Kreuzer und warf der Flottille der Neuen Republik eine Salve von Plasmakugeln und Magmageschossen entgegen, um ihr den Weg zum Evakuierungskorridor zu versperren. Glücklicherweise hatten die Mon Mothma und die Elegos A’Kla kurzen Prozess mit der Yuuzhan-Vong-Blockade gemacht und jagten nun herbei, um die übrigen Kräfte der Neuen Republik zu unterstützen.
Wild ausschlagende Datenbalken lenkten Dannis Blick zurück auf ihr Holodisplay. »Sie haben uns gesehen.«
Fünfzehn samenförmige Klumpen aus Yorikkoralle fielen von dem feindlichen Kreuzer und hielten direkt auf sie zu, während ihre Waffenknoten Plasmafeuer und Magmageschosse spuckten. Danni fühlte sich, als würden sie in einen Stern hineinfliegen.
Wonetun zog das Kanonenboot in einen wilden Spiralflug und folgte dem Rest des Geschwaders in die Schlacht, und Izal Waz eröffnete das Feuer aus den großen Quadlasern. Danni packte die Lehnen ihres Sitzes und versuchte, sich von Wonetuns wilden Manövern nicht in die Gurte pressen zu lassen. Die Schwerkraftanzeigen auf ihrem Holodisplay spielten verrückt.
»Erschütterungsraketen und Ablenkung klarmachen.«
»Bereit.« Die Erwiderung kam gleichzeitig von Han Solos Millennium Falken und Lando Calrissians Lady Luck, die oben und unten hinter dem Kanonenboot flogen.
»X-Flügler, alle Torpedoz bereitmachen«, sagte Saba. »Nur auf den Kreuzer zielen; ignoriert die Skipz.«
»Wilde Ritter sind bereit«, meldete Drif Lij.
Die Kommunikation war mehr für die Renegaten gedacht als für Sabas Geschwader. Da die Macht heute so hilfreich war, spürten die Wilden Ritter die Bereitschaft der anderen Piloten. Die Renegaten hingegen mussten sich auf konventionellere Methoden verlassen.
»Renegaten bereit«, bestätigte Gavin Darklighter.
Luke Skywalker meldete sich über das taktische Netz. »Die Schocker und die Schwerter regruppieren sich unter dem Kreuzer. Wir haben keine Torpedos mehr, aber wir können sie stören, wenn das Kriegsschiff Skips absetzt.«
»Besten Dank, Farmboy.«
Alle Datenbalken auf Dannis Schirm sanken auf null. »Der Yammosk ist verstummt.« Sie blickte nach vorn und sah, wie der Kreuzer sich drehte und versuchte, die Flanke auf die von oben herankommenden Schiffe auszurichten. Danni konnte sich nicht vorstellen, dass der Kreuzer dort mehr Waffen zur Verfügung hatte als auf der Oberseite. »Da geht irgendetwas vor sich.«
»Ja. Das Kriegsschiff verlangsamt die Fahrt und setzt Skips ab«, erklärte Wonetun.
»Wir haben sie davon überzeugt, hier zu bleiben und zu kämpfen«, sagte Saba. Sie öffnete einen Kanal zum taktischen Netz. »Zischer hier…«
»Das ist es nicht«, unterbrach Danni sie. Sie schloss die Augen und benutzte die Jedi-Konzentrationstechnik, um ihre Daten besser deuten zu können und zu verstehen, was sie aussagten. Sie waren zu dicht an Talfaglio für einen Mikrosprung, und angesichts der Unterstützung durch die beiden Sternzerstörer der Neuen Republik musste der Yammosk erkannt haben, dass jegliche Hoffnung auf das Erreichen des Evakuierungskorridors zunichte war. Sie schaltete sich ins taktische Netz. »Sie machen sich für einen Mikrosprung bereit − fort von der Schlacht.«
Saba richtete eines ihre Reptilienaugen auf Danni. »Yuuzhan Vong laufen nicht davon.«
Corran Horns besorgte Stimme kam über das taktische Netz. »Alle Einheiten, abbrechen«, befahl er. Die JoIly Man befand sich weit über der Orbitalebene des Systems und nutzte die Langstreckensensoren, um die Schlacht zu beobachten und zu koordinieren. »Sie versuchen, euch auseinander zu ziehen…«
»Eine Minute noch, Kontrolle«, sagte Wedge Antilles. »Wir würden gern noch etwas ausprobieren. Zischer, wenn Ihr Geschwader vielleicht seine Torpedos abfeuern könnte.«
Saba brauchte man das nicht zweimal zu sagen. Sie erteilte den Befehl. Die grellen Kreise von zwanzig Emissionswolken flogen vorbei und vervielfältigten sich, als die Ablenktarnung einsetzte.
Der Kreuzer beendete seine Drehung und begann zu beschleunigen. Dannis Datenbalken schlugen bis zum Anschlag aus, und die Schwerkraftpfeile zielten auf die Flottille der Neuen Republik. Die Geräte knallten und zischten, dann stieg eine beißende Rauchwolke auf, und die Anzeigen waren tot. Danni schlug auf den Notschalter − obwohl sie wegen des verbrannten Geruchs wusste, dass es zu spät war, um ihre Rechnerplatinen zu retten − und wandte sich an Saba, um die Frage zu beantworten, die sie erwartete.
»Eine Schwerkraftwelle − irgendetwas hat die Geräte überlastet.«
»Scheint so.«
Saba kräuselte die schmalen Lippen und zischte, dann blickte sie wieder nach vorn. Da Wonetun einen Zickzackkurs steuerte, wanderte der feindliche Kreuzer auf dem Sichtschirm hin und her. Er hatte aufgehört zu schießen und schien sich um den Bug zu drehen. Die erste Welle von Geschossen flog vorbei, und die Ionenschweife knickten scharf ab, als die Leitsysteme den Kurs anpassten.
Danni hielt es für eine seltsame Ausweichtaktik der Yuuzhan Vong, bis die zweite Welle ohne Gegenwehr am Rumpf explodierte.
»Entschärft die Geschosse!«, schrie Danni. Sie blickte auf Sabas taktisches Display und sah, dass das Kriegsschiff ebenfalls außer Kontrolle trieb. »Sofort entschärfen. Wir zerstören unseren Yammosk.«
»Hoffentlich hast du Recht«, warnte Saba, die bereits den Deaktivierungskode übermittelte, »oder diese hier wird deinen Arm fressen.«
Danni glaubte irgendwie nicht, dass die Barabel scherzte. »Ich bin mir ganz sicher.«
Der Kreuzer zerbrach in drei Teile und spuckte Leichen aus. Die nächste Welle von Geschossen näherte sich, schlug in den Rumpf ein, explodierte jedoch nicht, und Danni wagte wieder zu atmen. Sie öffnete einen Kanal zur Mon Mothma. »General Antilles, ist eines Ihrer Schiffe zufällig ein Interdiktor?«
»Diese Information ist streng geheim«, antwortete er. »Aber es wäre nicht falsch anzunehmen, dass wir nur auf ihren Mikrosprung gewartet haben.«
Während General Antilles antwortete, begann die Flottille der Neuen Republik mit Turbolasern auf das hilflose Kriegsschiff einzuhämmern. Luke und Mara sowie der Rest der X-Flügler von Eclipse wandten sich von der Feuersbrunst ab und kehrten zum Flüchtlingskonvoi zurück, um diesen aus dem System zu geleiten.
Da ihr eigenes Ziel so hilflos war wie das Kriegsschiff, flog Wonetun einen direkteren Kurs. Han und Leia, Lando und Tendra begleiteten sie im Falken und in der Lady Luck.
Saba drehte sich in ihrem Stuhl zu Danni. »Jetzt wissen wir, warum unsere Geräte explodiert sind?«
Die Angesprochene nickte. Interdiktor-Technologie war nichts Neues; die Imperialen hatten sie während der Rebellion benutzt, um künstliche Schwerkraftquellen mitten in die Rebellenflotten zu projizieren und deren Flucht zu verhindern. Das Neue daran war eher, dass diese Sternzerstörer nicht mehr die verräterischen Projektorkuppeln der meisten Interdiktor-Schiffe aufwiesen. Indem sie die Yuuzhan Vong überrascht hatten und der Angriff genau zum Zeitpunkt der Mikrosprünge stattgefunden hatte, waren beide feindlichen Schiffe außer Kontrolle geraten.
Danni öffnete einen Kanal zur Lady Luck. »Gambler, kannst du jetzt deine Droiden in den Kreuzer schicken? Ich möchte doch wissen, ob noch etwas von unserem Yammosk übrig ist.«
Nachdem Lando bestätigt hatte, sagte Saba zu Danni: »Der Yammosk wird da sein, da darfst du sicher sein, Danni Quee − schockgefroren und bereit zum Abtransport.« Sie schlug sich auf die Knie und zischte aus einem Grund, den wohl nur eine Barabel verstehen konnte, dann wandte sie sich um und beobachtete, wie Wonetun sich hinter der Luck und dem Falken einreihte. »Die Macht ist heute mit unz.«