26
Der Coufee fiel, und das Heiligtum wurde vom eigentümlichen Geruch fremdartigen Blutes und endlosem an- und abschwellendem Klagen erfüllt. Tsavong Lah wartete, bis die Priester mit der eigentlichen Arbeit begannen, dann trat er von der Spritzgrube zurück, damit er seine Gedanken auf den missglückten Überraschungsangriff konzentrieren konnte.
»Wünschen Sie nicht den Willen des Yun-Yammka zu erfahren?«, fragte Vergere, die mit einem Auge den heulenden Sklaven im Blick behielt.
»Des Mörders Wille ist kein Geheimnis. Wie man ihn erfüllen kann − das schon eher.« Er deutete mit der Hand auf die Priester und ihr Opfer. »Sie dienen auf ihre Weise, ich auf meine.«
Vergeres schnabelartiger Mund klappte auf, und inzwischen hatte Tsavong Lah gelernt, dass sich hinter dieser Geste ein spöttisches Lächeln verbarg. »Zweifeln Sie an den Fähigkeiten von Vaectas Sehern?«
»Nur die Götter sind unfehlbar.« Tsavong Lah blickte in die Grube und lächelte über das, was dort geschah. »Die Priester sind gläubige Diener, doch solange sie mir nicht sagen können, wie die Jeedai ihre Magie wirken, muss ich meine Arbeit allein erledigen.«
»Sie machen zu viel Wirbel um diese Jedi.«
Vergere blickte zurück in die Spritzgrube und fixierte das schreiende Opfer. Der T-förmige Kopf des Ithorianers reckte sich in ihre Richtung, sein Blick traf ihren, wurde leer, und seine Augen wurden glasig. Seine Schreie verebbten schneller, als es hätte sein sollen, und er versank in diese seltsame Ruhe, welche die Sklaven manchmal in ihren schlimmsten Momenten befiel. Ein Priester trat vor den Ithorianer und versuchte vergeblich, ihn in seinen Schmerz zurückzuholen.
»Schade um die Invasion.« Vergere klang wie ein Kind, dem man eine Bitte abschlug. »Die Priester werden dies sicherlich als schlechtes Omen deuten.«
Tsavong Lah blickte auf sie herab und sah, dass ihre Federn vor Enttäuschung herunterhingen. Manchmal erschien sie ihm mehr wie eine Yuuzhan Vong als seine eigenen Krieger.
»Es war ein Jeedai-Geschwader, das die Invasion von Arkania vereitelt hat«, sagte er und griff ihre vorherige Bemerkung wieder auf. »Und es waren nur zwei Jeedai, die uns zwangen, New Plympto zu opfern.«
»Dann zerstört die talfaglionischen Konvois«, schlug Vergere vor. »Das wird sie hervorlocken.«
Tsavong Lah zog die Brauen hoch. »Und Nom Anor opfern?«
»Das Opfer wäre nicht so groß.«
Tsavong Lah lächelte schwach. »Für eine so unscheinbare Kreatur haben Sie großen Ehrgeiz.«
Vaecta kam herüber zu ihrer Seite der Spritzgrube und sah hoch. Die gebeugte Frau mit dem alten, runzligen Gesicht verneigte sich nicht vor Tsavong Lah und kreuzte die blutigen Arme auch nicht zum Gruße. Während des Rituals war die Priesterin mit Lord Shimrra verbunden und würde lieber sterben − mit Freuden −, ehe sie einem anderen Ehrerbietung zeigte.
»Das Schweigen des Sklaven wird dem Mörder nicht gefallen. Sie sollten den Angriff nicht fortsetzen.«
Tsavong Lah wandte den Blick von ihr ab. »Die Entscheidung liegt bei mir.«
»Lord Shimrra hat das deutlich gemacht«, stimmte sie zu. »Ich glaube jedoch, Lord Shimrra hat zudem deutlich gemacht, dass Sie den Willen der Götter in jeder Hinsicht erwägen sollten.«
Tsavong Lah hielt den Blick weiter abgewandt. »Aber die Entscheidung liegt bei mir.«
Vaecta widersprach nicht.
»Gut.« Tsavong Lah sah die Priesterin an. »Sie werden Yun-Yammka bitten, die Kommandanten zu bestrafen, die dem Jeedai-Geschwader die Flucht erlaubt haben. Ich werde ihre Absetzung befehlen, weil sie den Planeten so halbherzig angegriffen und sich anschließend zurückgezogen haben.«
»Wenn man Yun-Yammka reizt, verlangt er nach Leben«, warnte Vaecta. »Nach den Leben vieler.«
»Natürlich.« Obwohl Tsavong Lah sicher war, der Gott des Krieges würde den Wert einer guten Finte verstehen, war es besser, in dieser Hinsicht keine Risiken einzugehen. »Er soll achttausend bekommen.«
»Zwanzigtausend wären besser«, gab Vaecta zurück.
»Also zwanzig.«
Tsavong Lah drehte sich um und verließ das Heiligtum, während er seine Pläne für das Ritual bereits überdachte. Die zusätzlichen Opfer würden einen vollen Geleitzug anstatt nur eines einzigen Schiffes erfordern und seine bereits überbeanspruchte Logistik weiter in Bedrängnis bringen.
Vergere watschelte neben ihm her. »Warum lassen Sie sich das von Vaecta bieten? Selbst mit Verstärkung kann die Neue Republik Arkania nicht halten. Besetzen Sie es, und machen Sie sie zum Narren.«
Tsavong Lah fuhr zu Vergere herum. »Stellen Sie mein Urteil in Frage?« Er hob den Fuß, als wolle er sie treten. »Glauben Sie, besser zu wissen, wie man Schlachten gewinnt?«
Vergere warf einen verächtlichen Blick auf seinen Fuß, dann sträubte sie die Federn und ging einen Schritt auf Tsavong Lah zu. »Wenn Sie einen besseren Einfall haben, brauchen Sie es nur zu sagen.«
Tsavong Lah musste sich schwer zusammenreißen, damit er nicht in schallendes Gelächter ausbrach. »Ihnen? Ich glaube nicht.« Höchste Kommandanten und Präfekte zitterten, wenn er nur die Stirn runzelte, und Vergere, dieser hässliche kleine Vogel, nahm seinen Zorn kaum zur Kenntnis. »Auf Sie muss ich aufpassen. Wenigstens ist es amüsant.«