43

 

Jaina erstieg die nächste einer langen Reihe von Kreidedünen und entdeckte einen Imperialen Läufer, der über die folgende Düne ragte und dessen weißes Cockpit und gepanzerter Passagierhöcker sich als Silhouette vor der Dunkelheit abzeichnete. Sie zischte eine Warnung, dann ging sie in geduckte Verteidigungsstellung und zog das Lichtschwert aus dem Gurt. Ein veralteter Allterrain-Angriffstransporter war das Letzte, was sie in einem Yuuzhan-Vong-Weltschiff erwartet hätte, aber einhundert Einsätze beim Renegaten-Geschwader hatten sie gelehrt, sich von nichts überraschen zu lassen. Als ein Glühstab im Sichtfenster des AT-AT-Cockpits zum Leben erwachte, ergab sie sich ihren kampferfahrenen Instinkten und sprang in einer Zickzacklinie den Hang hinunter.

Dabei spürte sie, wie sie abermals in diesem eigentümlichen Zustand emotionaler Taubheit versank, der sich inzwischen bei jeder Kampfhandlung einstellte. Andere Piloten sprachen manchmal über das Gefühl, im Gefecht losgelöst zu sein oder außerhalb ihrer selbst zu stehen − für gewöhnlich ungefähr zwei Missionen bevor sie einen dummen Fehler begingen und sich von einem Narbenkopf zur Nova machen ließen −, aber diesmal ähnelte es doch eher Resignation, einer müden Akzeptanz des Schreckens und des Grams, die mit der Schlacht einhergingen. Gern hätte sie solche Gefühle ihrem Vertrauen in die Macht zugeschrieben, aber sie wusste es besser. Ihre Reaktion war ein emotionaler Panzer, eine Flucht vor der Wut, die aufflammte, wenn man mit anschauen musste, wie ein Freund oder jemand aus der Staffel einen grausamen Tod sterben musste − und es war die Leugnung der Tatsache, dass auch sie eines Tages an der Reihe sein würde.

Jaina erreichte den Boden in einer Wolke aus Kreidestaub und kam mit einer Rolle zum Halt. Sofort nahm sie eine geduckte Haltung ein und hielt das Lichtschwert auf halber Höhe vor sich − dann hörte sie ein vertrautes Zischen.

»Stickz, du solltest dir einen Schwanz wachsen lassen«, meinte Tesar Sebatyne. »Dann würdest du nicht so unbeholfen aussehen.«

Daraufhin glucksten auch Krasov und Bela.

»Sehr lustig«, gab Jaina zurück. Selbst ohne das Kampfgeflecht, das Jacen zurzeit nicht einsetzte, weil er auf diese Weise die wachsende Uneinigkeit in der Gruppe dämpfen wollte, entging ihr die stille Amüsiertheit des Kommandoteams nicht. »Ihr hättet ja auch etwas sagen können.«

»Und ich könnte mir die Schuppen von der Stelle über meinem Herzen ausrupfen«, schnarrte Bela. »Mach ich aber nicht.«

Weiteres Zischen folgte darauf.

Jaina trat aus der Kreidewolke. Hinter ihr warteten die Barabels mit Anakin und dem Rest des Teams. Die Vakuumanzüge hatten sich automatisch zusammengefaltet und hingen in ihren Aufbewahrungspacks an der Rückseite der Ausrüstungsgurte. Von Kopf bis Fuß mit Staub bedeckt sahen sie eher aus wie Jedi-Gespenster, nicht wie Jedi-Ritter. Sie setzten sich an die Wand des Ganges und hielten aufmerksam Ausschau nach Korallenskippern, die ständig vorbeiflogen und irgendein nervendes Zeug versprühten, sobald sie anhielten. Zwei Fußspuren − von denen die riesige offensichtlich zu einem Wookiee gehörte − führten über die nächste Düne zum AT-AT.

Jaina erforschte den Läufer durch die Macht und fühlte Lowbacca und Jovan Drark im Inneren. »Woher kommt das Ding denn?«

»Die Abrichter sind sehr sorgfältig«, erklärte Lomi. »Sie halten eine ganze Stadt voll Sklaven, die das erbeutete Equipment bedienen müssen, damit sich ihre Voxyn an die ›leblosen Abscheulichkeiten‹ gewöhnen können. Es gibt nichts, was sie nicht tun würden, um die Galaxis von Jedi zu säubern.«

»In einem der Grottenhangare haben sie sogar einen Starliner«, berichtete Welk.

Der Gedanke, ein Millionen-Tonnen-Raumschiff auf die Kloneinrichtung stürzen zu lassen, ging Jaina durch den Kopf. »Ist es…«

»Die Energiekonverter wurden entfernt«, sagte Lomi. »Auch die Läufer und Landgleiter sind nur mit Batterien von niedriger Kapazität ausgestattet. Von der Sklavenstadt schaffen sie es nicht viel weiter als bis hierher.«

»Natürlich«, seufzte Jaina.

Mit wenigen Mitteln und ein bisschen Zeit hätten sie und Lowbacca die Maschine sicherlich instand setzen können − doch da sie bereits vor dreißig Stunden in das Weltschiff eingedrungen waren, konnten sie es sich nicht leisten, den Yuuzhan Vong mehr Zeit zu geben, um zu reagieren. Ein schwacher grüner Schein breitete sich über den Kreidedünen aus. Jaina blickte auf und sah Myrkr, dessen smaragdgrüne Scheibe sich über den ausgefransten Flicken einer Fenstermembran schob, mit dem eine zwanzig Meter lange Bresche in der Außenhaut des Weltschiffs repariert worden war. Plötzlich fühlte sie sich verjüngt, ein bisschen weniger nervös und besorgt. Das Auftauchen dieses hellen Himmelskörpers gab ihr stets das Gefühl, sie sei gerade nach einer langen Nacht in einer warmen Koje erwacht.

Jovan Drarks rodianische Stimme brummte über Komlink. »Die Macht meint es heute gut mit uns. Die Batterien verfügen noch über Ladung, aber die Leitungen sind durch mineralische Sekrete unterbrochen.«

Ein Schauer, der Gefahr verhieß, rann Jaina über den Rücken. »Sekrete?«

»Es sieht aus wie ein Insektennest«, berichtete Jovan. »Lowbacca macht es weg.«

Jacens Stimme kam über den Kom-Kanal. »Was für Insekten?« Obwohl ihr Zwillingsbruder stets an neuen Geschöpfen interessiert war, spürte Jaina, dass er nicht nur aus Neugier fragte. »Wenn sie aussehen wie Würmer mit Beinen…«

»Es ist kein Schockwürmernest«, antwortete Jovan. »Das sind kleine Flitnats, vollkommen harmlos.«

»Nichts, was die Yuuzhan Vong erschaffen, ist harmlos«, sagte Alema zu Anakin. »Das ist eine Falle.«

»Bei dir ist alles eine Falle«, widersprach Tahiri. Während sie sprach, ging die Cockpitbeleuchtung des Läufers an und warf ein schwaches Lichtband auf die nächste Düne. »Warum kann es die Macht nicht einmal gut mit uns meinen? Wir könnten es gut gebrauchen, ein wenig getragen zu werden.«

Anakin sah Lomi an. »Was weißt du über diese Dinger?«

»Dass sie ein unnötiges Risiko darstellen.« Sie zeigte den Weg entlang, wo der Gang vor einer Steilwand aus Yorikkoralle endete. »Wir haben unser Ziel fast erreicht. Das Hauptklonlabor liegt nur einen Kilometer hinter dieser Wand.«

»Wurde auch Zeit«, meinte Zekk und gesellte sich zum Rest der Gruppe. »Ich habe schon gedacht, du würdest auf Zeit spielen.«

Lomi lächelte säuerlich. »Ich bin eben lieber lebendig als schnell, Zekk.«

»Bislang hat sie uns aus allen Schwierigkeiten herausgehalten«, fügte Anakin hinzu und sah Zekk wegen seines provozierenden Tons böse an. Im Gegensatz zu den meisten im Kommandoteam schien Anakin sich keine Gedanken über den Zeitfaktor zu machen. »Gehen wir auf Nummer sicher, und lassen wir den Läufer stehen. Wir sind in zwei Stunden sowieso fertig und wieder auf dem Weg nach Hause… in höchstens vier.«

»Vorsichtig, Anakin«, wandte Jaina ein. »Du hörst dich schon wie Dad an.«

Trotz des jovialen Lächelns, das sie dabei aufsetzte, beunruhigte sie der übertriebene Optimismus ihres Bruders. Sie hatten bereits Ulaha und die beiden Droiden verloren, und trotz dieser Rückschläge hielt Anakin das Kommandoteam offenbar immer noch für unverletzbar, als könne selbst ein ganzes Weltschiff voller Yuuzhan Vong einen einzigen Trupp gut ausgebildeter Jedi nicht aufhalten. Das mochte vielleicht stimmen, aber Jaina hatte im Renegaten-Geschwader gelernt, dass es keine Garantie war, der Beste zu sein, dass jeder Plan scheitern konnte − und zwar immer im schlimmstmöglichen Moment.

Anakin nickte den Barabels zu, die niemals vom Laufen müde wurden, und das Kommandoteam stieg in einer Staubwolke die Düne hinauf. Jaina blieb bei ihrem Bruder und überlegte, ob es weise war, ihre Schwierigkeiten darzulegen. Vor dem Aufbruch von Eclipse hatten Ulaha und die Taktiker die Schätzung abgegeben, dass die Erfolgswahrscheinlichkeit ihrer Mission mit jeder Stunde um zwei Prozent abnehmen würde, und demnach dürften ihre Chancen inzwischen bei null stehen. Zu dieser Tatsache kam noch hinzu, dass die Yuuzhan Vong ihren Angriff weit genug vorausgesehen hatten, um eine Falle zu stellen und Nom Anor herzuschicken, der sie wieder einfangen sollte. Ihre Erfolgschancen waren winzig.

Sogar die Geister hätten an diesem Punkt aufgegeben und darum gebeten, herausgeholt zu werden − allerdings war dies für das Kommandoteam keine Option. Von Beginn an hatten sie gewusst, dass jede Flottille, die zur Unterstützung der Operation losgeschickt werden würde, entweder bei der Durchquerung der Kriegszone oder bei ihrer Entdeckung in der Nähe von Myrkr zerstört werden würde. Da Anakin die ganze Sache als Gelegenheit ansah, die Galaxis zu retten, hatte er darauf bestanden, den Einsatz durchzuführen, und zwar mit dem Argument, die Jedi seien sowieso zum Untergang verdammt, falls eine Rettung notwendig werden würde − und mit ihnen die Neue Republik selbst. Obwohl dieser Gedanke ihr Angst machte, hielt Jaina ihn für wahrscheinlich richtig.

Während sie sich dem Scheitel der Düne näherten, fragte Anakin: »Jaina?«

Sie blickte ihn an und sah plötzlich, wie groß und gut aussehend ihr Bruder geworden war − selbst mit den mehrere Tage alten Bartstoppeln und der Kreide im Gesicht. »Ja?«

»Warum scherst du aus der Linie aus?« Er blickte über die Schulter und sprach dann so leise, dass er die Macht verwenden musste, um seine Worte zu ihren Ohren zu bringen. »Gibt es etwas, das du mir sagen möchtest?«

Jaina lächelte. »Ja, klar.« Sie streckte die Hand aus und fasste seinen Unterarm. »Du machst deine Sache gut, Anakin. Wenn wir diese Mission erfolgreich abschließen, dann nur wegen deines Optimismus und deiner Entschlossenheit.«

»Danke, Jaina.« Anakin wollte sein schiefes Grinsen vermutlich großspurig wirken lassen, aber seiner Schwester erschien es eher überrascht − vielleicht sogar erleichtert. »Ich weiß.«

»Natürlich weißt du das.« Jaina lachte. Sie knuffte ihn in die Schulter, woraufhin er stolperte, und fügte hinzu: »Vergiss nur nicht, vorsichtig zu sein.«

Jetzt hatten sie den Kamm der Düne erreicht und sahen in das Transparistahlsichtfenster des AT-AT. Zuerst dachte Jaina, die Innenbeleuchtung sei schwächer geworden, dann fiel ihr auf, wie Lowbaccas Overall hinter der Instrumenten-Konsole aufragte, und sie begriff, die Dunkelheit hatte weniger mit der Beleuchtung als mit den schwärmenden Flitnats zu tun. Die Insekten bildeten eine so dichte Masse, dass der Zugangstunnel nicht einmal sichtbar war, sondern sich nur als leicht dunklere Stelle abzeichnete, wo er vom Cockpit ins Passagierabteil führte.

Anakin fragte sofort über Komlink: »Streak, was machst du da drinnen? Ich sagte…«

Lowbacca gab eine kurze Erwiderung von sich, und seine zottelige Hand tauchte auf und knallte ein Filtergehäuse auf die Konsole.

»Meister Lowbacca berichtet, er versuche lediglich, brauchbare Ausrüstungsteile zu bergen«, übersetzte Em Tede für diejenigen, die kein Shyriiwook verstanden. »Und vergeben Sie ihm bitte seine Schroffheit. Die Flitnats fangen an zu stechen.«

»Stechen?«, wiederholte Jaina. Sie schätzte die Entfernung zum Cockpit ab und sammelte die Macht in Vorbereitung auf einen weiten Sprung. »Was ist mit dir, Jovan?«

Als keine Antwort kam, fragte Anakin über Kom: »Jovan?«

Lowbaccas pelziger Kopf erschien hinter der Instrumentenkonsole und wandte sich dem hinteren Teil des Cockpits zu. Er brüllte eine Frage durch den Zugangstunnel, dann erhob er sich mit einem zweiten Filtergehäuse in der Hand.

»Jedi Drark antwortet nicht«, berichtete Em Tede. »Meister Lowbacca kann ihn sehen…«

»Wie er auz der Bauchklappe hängt«, unterbrach Tesar den Droiden. »Krasov holt ihn runter.«

Lowbacca grunzte bestätigend, kratzte sich heftig am Hals und wandte sich wieder der Instrumentenkonsole zu.

»Lowbacca?«, rief Jaina. »Was treibst du da? Komm da raus!«

Der Wookiee knurrte eine verstümmelte Erklärung darüber, dass sie Gesichtsmasken brauchten, ließ sich auf die Knie plumpsen und kehrte an seine Arbeit zurück. Ein langer Arm kam in Sicht und zog schwerfällig eine Hand voll Schläuche mit den Filtergehäusen hervor, dann versank er hinter der Konsole und tauchte nicht wieder auf.

»Oh weh«, meldete Em Tede. »Meister Lowbacca scheint gerade einen Prozessorabsturz zu erleiden.«

Mithilfe der Macht verlängerte Jaina ihren Sprung um fünf Meter, machte einen Salto von der Kreidedüne und landete mit leichten Füßen auf dem Dach des Cockpits, wo sie beinahe rückwärts getaumelt wäre, als Anakin und Zekk neben ihr aufkamen. Anakin aktivierte sein Lichtschwert und stieß es in die Fuge der Cockpit-Notklappe. Jaina zündete ihre Klinge ebenfalls und arbeitete sich in die entgegengesetzte Richtung, während Zekk sich auf den Bauch fallen ließ und durch die Sichtscheibe blickte.

»Ich kann es nicht fassen!«, sagte er. »Er versucht immer noch, an die Gesichtsmasken zu kommen.«

»Vielleicht ist er es leid, bewusstlose Jedi zu tragen«, sagte Lomi und erschien neben den anderen. Sie zeigte auf zwei Stellen an gegenüberliegenden Stellen der Klappe. »Schneidet hier und hier.«

Jaina und Anakin folgten ihrer Anweisung, und ihre Lichtschwerter jaulten scharf, als sie sich durch den Verschlussriegel und die verstärkten Scharniere brannten.

Während sie die Arbeit fortsetzten, kam Ganners Stimme über Komlink. »Jovan lebt, ihm ist aber schwindlig und übel. Tekli glaubt, sie kann ihn retten.«

»Ihn retten?« Anakin stockte der Atem.

»Du solltest dir das angucken, Anakin«, sagte Tahiri. »Ich wusste nicht, dass Rodianer so anschwellen.«

Anakin erbleichte und sagte nichts, sondern konzentrierte sich ganz darauf, zu Lowbacca vorzustoßen.

»Befehle?«, fragte Ganner.

»Wir müssen uns zurückziehen und einen anderen Weg versuchen«, schlug Lomi vor.

Anakin schüttelte entschlossen den Kopf. »Niemals.«

Ein gedämpfter Aufschlag war aus dem Inneren des Cockpits zu hören, dann sagte Zekk: »Hutt-Schleim! Er ist weg.«

Jainas Lichtschwert brannte sich mit einem letzten Zischen durch den Riegel. Sie schaltete die Klinge ab und hängte den Griff an den Ausrüstungsgurt.

»Anakin, vielleicht solltest du auf sie hören«, sagte sie nervös. »Wenn dies eine Falle ist, werden sie kommen.«

»Und wenn schon?« Anakins Fingerknöchel wurden weiß, während er weiterschnitt. »Wir sind schließlich Jedi, oder?«

»Der Wert von Opfergaben ist selbst für die Yuuzhan Vong begrenzt«, warnte Lomi. »Sie würden uns eher töten, als uns Zutritt zu den Klonlaboren zu gewähren. Wir müssen einen anderen Weg suchen.«

»Ich dachte, deshalb haben wir diesen Weg eingeschlagen«, sagte Zekk über die Schulter.

»Sie haben uns erwartet«, antwortete Lomi schlicht. »Aber es gibt andere Möglichkeiten.«

»Und wenn sie uns dort auch erwarten?«, wollte Anakin wissen und schnitt durch den letzten Zentimeter der verstärkten Scharniere.

»Dann versuchen wir es wieder woanders und wieder«, sagte Jaina. Sie wusste, die Situation würde nur schlimmer werden, je mehr Zeit verstrich, aber es war genauso aussichtslos, wenn sich Anakin dadurch zu überstürztem Handeln verleiten ließ. »Früher oder später werden wir kämpfen müssen − aber zu unseren Bedingungen, nicht zu ihren.«

Das leise Zischen einer durchbrochenen Versiegelung kam von der Klappe, als diese endlich frei war und tiefer in den Haltering sackte. Anakin deaktivierte sein Lichtschwert und trat zur Seite, ohne Jaina oder Lomi zu antworten.

»Anakin, über dem Canon kommt eine Staubwolke auf uns zu, und ich schätze, das sind keine Landgleiter der Neuen Republik«, sagte Ganner. »Wie sieht es mit den Befehlen aus?«

»Eine Sekunde noch«, fauchte Anakin. Er atmete tief durch, kniete neben der Klappe und sah Jaina an. »Bereit?«

»Bereit.« Selbst ohne das Kampfgeflecht − und vielleicht sogar ohne die Macht − war sie ihrem Bruder nah genug, um zu wissen, was er von ihr wollte. »Pass auf dich auf.«

Jaina hob die schwere Klappe aus dem Rahmen und schob sie zur Seite. Einige Flitnats schwärmten aus der Öffnung, und ihre Flügel erzeugten ein hörbares Summen, während sie Anakin umflatterten und auf seinem Gesicht landeten. Er beachtete sie nicht, spähte durch das Loch und zog Lowbacca mithilfe der Macht nach oben. Selbst durch das dichte Fell waren die Flitnats auf dem Gesicht zu sehen; sie wimmelten über den Augenlidern und krochen in die Nasenlöcher. Wangen und Lippen waren angeschwollen, und der Wookiee atmete schwer und röchelnd.

Die Schultern des Wookiee waren zu breit für die Luke, und Anakin musste ihn wieder ins Cockpit hinunterlassen. In dem Augenblick, in dem die Öffnung wieder frei war, strömte eine Flut von Flitnats heraus, landete auf Anakins Gesicht, und der Jedi fluchte, als sie zu stechen begannen. Er beugte sich in den AT-AT hinunter, packte Lowbaccas Arm und zog diesen zuerst durch die Öffnung. Zusammen mit Zekk ließ sich Jaina neben ihrem Bruder nieder und packte den Arm, damit sich Anakin darauf konzentrieren konnte, den bewusstlosen Wookiee durch die enge Luke zu quetschen. Ihre Hände und ihre Gesichter explodierten vor Schmerz, als die Flitnats über sie herfielen. Lomi trat hinter die beiden anderen und machte einen schwachen Versuch, einen Macht-Wind zu erzeugen, dem es jedoch nicht gelang, die Insekten zu zerstreuen.

Als Lowbaccas Rumpf durch die Öffnung kam, fielen Massen von blutgefüllten Flitnats aus den Ärmeln des Overalls. Die Haut an seinen Händen war kahl gefressen, und inzwischen bildeten sich purpurne Beulen, so groß wie Jainas Fingerspitzen.

Anakin zerrte Lowbacca ganz nach oben. Eine Wolke Flitnats schwärmte hinter dem Wookiee her, und sofort drehte sich Jaina zu dem Lukendeckel um. Die Stiche der Flitnats machten sie wahnsinnig, vor allem aber das Jucken, und sie brauchte eine Sekunde, um sich zu konzentrieren, damit sie das schwere Metall anheben konnte. Als sie sich wieder umdrehte, zog Lomi einen Arm voller Filtergehäuse und Atemmasken nach oben.

»Die dürfen wir nicht vergessen.« Lomi sammelte die Gegenstände in ihren Armen und ging nach vorn, wo Anakin Lowbacca bereits nach unten auf die Düne gleiten ließ. »Der Wookiee hat sein Leben dafür riskiert.«

Jaina ließ die Klappe zufallen, dann fühlte sie Zekks Hand auf ihrem Arm. Sie war überrascht, weil sie stolperte, als er sie zu den anderen nach vorn zog. Obwohl es nur ein kurzer Sprung war, dauerte er lange genug, damit sich ihr angeschlagener Magen umdrehte. Sie landeten hart zwischen Anakin und Lomi. Jaina ging auf die Knie und verharrte in dieser Haltung, denn erstens hustete sie wegen des Kreidestaubs, zweitens juckte es wie wahnsinnig, und drittens musste sie den starken Drang unterdrücken, sich zu übergeben.

Hinter ihr fragte Lomi: »Was meinst du, junger Solo? Immer noch zum Kampf entschlossen?«

Anakin dachte einen Moment nach. »Blasterblitze!« Er zog Jaina auf die Beine und schickte sie taumelnd die Düne hinunter, dann aktivierte er das Komlink. »Ganner, los. Rückzug.«