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Mara wiegte Ben auf einem Arm, während sie um den Rumpf der Schatten herumging und nicht nach Zeichen von Überstrapazierung und Nachlässigkeiten suchte − obwohl sie wusste, dass Danni und Cilghal das glaubten −, sondern nach Spuren von Mikrorissen und Gaskratzern. Solche Abnutzungserscheinungen waren das unausweichliche Resultat jeder Reise durch den Raum um Eclipse, der reich an Masse war, und Mara legte genauso viel Wert auf die gepflegte Erscheinung ihres Schiffes wie Han auf den »Charakter« des Falken. Sie fand nur ein paar Stellen, um die sie sich kümmern müsste.

Beim hinteren Frachtlift, wo Danni und Cilghal die Ausrüstung ausluden, die sie nach Borleias mitgenommen hatten, blieb Mara stehen. »Ihr habt sie wunderbar behandelt. Danke.«

»Danke, dass du sie uns anvertraut hast.« Danni legte etwas, das aussah wie ein gigantischer Beißring mit einem schwarzen Augapfel in der Mitte, auf eine Repulsorpalette. »Wir haben versucht, alles in ein Kanonenboot zu bekommen, aber…«

»Schon gut, Danni«, sagte Mara. Sie und die anderen hatten noch auf Lukes Rückkehr aus dem Senat gewartet, als Danni und Cilghal sie fragten, ob sie mit der Schatten nach Borleias fliegen könnten. »Ich bin bestimmt zusammengezuckt, als ich begriff, dass du bereits unterwegs warst, aber es ging um einen guten Zweck.«

»Ich wünschte nur, wir wären erfolgreicher gewesen«, sagte Cilghal. Sie platzierte den Schwerkraftgenerator eines Kanonenbootes auf der Palette neben dem Beißring. »Ich war sicher, ich hätte die Struktur begriffen, die der Schwerkraftresonator des Yammosk hat. Vielleicht ist durch das Gefrieren etwas verändert worden.«

Mara spürte bei Ben Freude und brauchte sich nicht umzudrehen, sondern wusste auch so, dass Luke mit Corran, Leia und den meisten Anführern von Eclipse durch den Hangar zu ihnen kam. »Macht euch bereit, meine Damen«, warnte sie leise. »Sie haben sich den ganzen Weg von Coruscant hierher gestritten, warum Borleias’ Verteidigung so leicht überwältigt werden konnte.«

»Die Frage ist leicht zu beantworten«, sagte Cilghal. »Die Yuuzhan Vong geben weniger auf ihr Leben als wir. Sie verschwenden ihre Schiffe…«

Das plärrende Dröhnen eines Angriffsalarms übertönte die letzten Worte der Mon Calamari. Ben strahlte Angst und Unbehagen aus und fiel mit seiner Stimme in den Lärm ein, und auf dem Hangar brach hektische Aktivität aus, als die Crews zu den Schiffen eilten und diese zum Start vorbereiteten.

Der Alarm verstummte rasch und wurde durch die Stimme des wachhabenden Offiziers ersetzt. »Achtung, an alle Crews: Dies ist keine Übung. Wir haben herannahende Yorikkorallenschiffe geortet.«

Danni und Cilghal blickten einander schuldbewusst an. In Mara stieg Zorn auf, weil die beiden die Yuuzhan Vong hierher geführt − und ihr Kind in Gefahr gebracht hatten − dann wurde ihr klar, dass das eigentlich gar nicht möglich war. Sie hatte die Schatten sorgsam inspiziert und keine Peilkletten am Rumpf gefunden. Und selbst für die Yuuzhan Vong war es unmöglich, ein Schiff über so viele Hyperraumsprünge ohne ein Zielortungsgerät zu verfolgen.

»Die können euch nicht verfolgt haben, aber das macht keinen Unterschied. Wir sollten uns lieber auf unsere Kampfposten begeben.« Mara drückte ihren Sohn Cilghal in die Arme und küsste ihn auf den Kopf, während Danni zum Kanonenboot der Wilden Ritter davonlief. »Geh mit Cilghal in den Schutzraum, Ben.«

Ben gurrte unsicher, dann fuchtelte er mit den Ärmchen und Beinchen, als Mara zu ihrem X-Flügler eilte. Obwohl sie nicht diejenige war, die angesichts einer Krisensituation in Panik geriet, konzentrierte sie sich absichtlich auf die vor ihr liegende Aufgabe, und sie spürte, dass Luke das Gleiche tat. Unsicherheit erzeugte Angst, und so stark wie Ben in der Macht war, sollte er nicht irgendwelche Emotionen der dunklen Seite bei seinen Eltern fühlen.

Als sie ihren Sternjäger erreichte, setzten die Mechs schon ihren Astromech-Droiden ein − sie nannte ihn ohne besonderen Grund einfach Dancer. Sie schnappte sich ihren Fliegeroverall von der Seite des Cockpits und zog ihn an; währenddessen hörte sie genau zu, was der Wachoffizier ihr über Komlink mitteilte.

»Die Wachstationen meldeten einen leichten Kreuzer der Yuuzhan Vong mit Kampfverband auf dem Weg hierher, auf Verfolgungskurs eines Imperialen Sternzerstörers der Mark II-Klasse, möglicherweise der Errant Venture

Corran Horn klinkte sich sofort ein und verlangte Antworten, mit denen der Wachoffizier nicht dienen konnte. Der Zerstörer übermittelte kein Transpondersignal − nicht ungewöhnlich für Booster Terrik −, und er hatte sich auch nicht bei der Basis gemeldet. Maras Verwunderung spiegelte wider, was sie bei Luke spürte. Die Errant Venture sollte die Schüler der Jedi-Akademie zu einer Basis der Neuen Republik weit hinten bei Reecee bringen und nicht waghalsige Reisen nach Eclipse unternehmen, und ein Kampfverband mit leichtem Kreuzer war kaum der Typus von Flotte, den die Yuuzhan Vong losschicken würden, um die Basis der verhassten Jeedai anzugreifen. Da ging etwas Merkwürdiges vor sich − irgendetwas, das sich anfühlte, als wäre es mit der Anwesenheit der Schatten bei Borleias verknüpft, und dennoch etwas, das nicht direkt darauf zurückzuführen war.

Mara blieb auf ihrer Cockpit-Leiter stehen und blickte hinüber zu Luke, der, wie sie gemerkt hatte, in ihre Richtung sah. Augenblicklich wusste sie, was ihm Sorgen bereitete. Corran Horn schrie den Dienst habenden Offizier an, er solle sich über das Protokoll hinwegsetzen und den Zerstörer anrufen.

Mara nickte, und Luke aktivierte sein Komlink.

»Negativ, auf keinen Fall den Zerstörer anrufen, Wache.«

»Negativ!« Corrans Stimme war nahe dem Kreischen. »Meine Kinder sind auf dem Zerstörer − ich kann sie fühlen.«

»Dann dürfen wir annehmen, dass es sich um die Venture handelt«, sagte Mara. Sie konnte seine Gefühle gut nachvollziehen; wäre Ben von einer Yuuzhan-Vong-Flottille verfolgt worden, hätte sie bestimmt die gleichen Sorgen gehabt − und sie hätte weitaus aggressiver reagiert. »Wir sollten aber auch annehmen, dass Booster guten Grund hat, sich still zu verhalten.«

»Der Sternzerstörer wird heftig beschossen«, meldete die Wache. »Möglicherweise wurden alle Sensorschüsseln beschädigt.«

Treffer!, dachte Mara. Sehr hilfreich, Wache.

Die Repulsortriebwerke von Corrans X-Flügler zündeten, und er hob vom Hangarboden ab.

»Kommandant Horn!«, brüllte Luke. »Was machst du da?«

»Was wohl?« Das kam von Mirax. Das Klicken von Absätzen auf Durabeton deutete darauf hin, dass sie sich bereits in der Nähe befand und schnell ging. »Aufbrechen, um diese Steine vom Schwanz der Venture zu vertreiben.«

Corrans X-Flügler hielt auf das Dämmfeld am Tor des Hangars zu. Eine Hand voll Sternjäger folgte ihm. »Wache, ich erbitte Schilddeaktivierung für Kampfstart.«

»Zu früh«, sagte Mara über Kom. Sie startete ihre Systeme und ließ von Dancer die Diagnosen durchführen, um die Schaltkreise aufzuwärmen. »Wir sind noch nicht bereit, uns zu formieren, und wir können sie überraschen, wenn wir ein wenig abwarten.«

»Leicht gesagt, wenn Ben hier in Sicherheit sitzt und man die Geheimhaltung von Eclipse als wichtiger ansieht«, konterte Mirax. »Nicht so leicht, wenn man fürchtet, die Venture könne jede Minute explodieren und Valin und Jysella mit sich in den Tod reißen.«

»Wache, bitte um Bestätigung für Start.« Corrans Stimme klang bedrohlich scharf. »Deaktiviere diesen Schild…«

»Corran, Mirax, es gibt hier noch mehr Leute, deren Kinder einem Risiko ausgesetzt sind«, sagte Han. Angesichts der Gefahren, die seinen Kindern im Augenblick drohten, fühlte sich sogar Mara schuldig, weil sie nur an Bens Sicherheit dachte; Corran verfiel vor Scham in Schweigen. »Und außerdem ist klares Denken angesagt. Wenn Booster sich in Schwierigkeiten befinden würde, dann würde er diese Steine garantiert mit Aufschlaggeschossen durcheinander rütteln.«

»Schiffe haben Sichtweite erreicht«, meldete die Wache. »Identität der Errant Venture bestätigt.«

Sie kamen rasch näher. Mara schaltete ihr taktisches Display ein und sah den Sternzerstörer, der auf Eclipses Sonne zuhielt und sich mit den vorderen Turbolaser-Batterien freie Bahn durch den riesigen Asteroidenring schuf, die selbst einem Planetensystem im Tiefen Kern alle Ehre gemacht hätte. Es waren insgesamt acht leichte Kreuzer und doppelt so viele Fregatten und Korvetten der Yuuzhan Vong hinter ihm her, und sie alle waren viel zu schnell, um irgendwo in der Nähe von Eclipse zu bremsen.

»Corran, was ist los?«, fragte Mirax über Kom. »Starten wir jetzt oder nicht?«

»Han hat Recht, Mirax. Booster hat irgendeinen Trumpf im Armel.« Es entstand eine kurze Pause, dann fügte Corran hinzu: »Ich muss mich entschuldigen, Meister Skywalker.«

Mara war nicht sicher, ob sie ihre eigene oder Lukes Erleichterung spürte − oder beide.

»Ich bin sicher, das Gleiche hättest du auch für mich getan, Corran«, sagte Luke. Weder in seiner Stimme noch in seinen Gefühlen ließ sich ein Hinweis auf Verärgerung finden. »Wir starten, nachdem sie passiert haben. Kann ich mich drauf verlassen, dass du einen klaren Kopf bewahrst?«

»Vielleicht sollte Han lieber die Gefechtskontrolle übernehmen«, räumte Corran ein. »Ich glaube, ich habe mich, äh, ins falsche Schiff gesetzt.«

Han widersprach dem nicht. Wie Mara, Luke und die meisten anderen Veteranen, die in der Rebellion gekämpft hatten, hatte er genug Heldentaten für fünf Leben vollbracht; jetzt war er zufrieden damit, dorthin zu gehen, wo er gebraucht wurde, und den Kampf zu sich kommen zu lassen.

»Die Venture wurde getroffen«, meldete die Wache.

Irgendwie gelang es Mirax, ihren Aufschrei im letzten Moment zu unterdrücken. Mara hätte Flüche abgelassen, bei denen selbst Rigard Matl errötet wäre.

»Jetzt fallen Trümmer heraus.«

Mara betrachtete ihren taktischen Schirm und sah die Wolke aus Treibgut, die in Richtung Eclipse driftete, während die Venture vorbeischoss. Der Sternzerstörer schwankte wild von einer Seite zur anderen, als würde der Pilot nach dem Treffer um die Kontrolle kämpfen, dann plötzlich schoss er sich mit einer Salve der Turbolaser wieder den Weg frei. Er drehte ab, so scharf es einem Sternzerstörer möglich war, und hielt auf die dichte Masse von Asteroiden sonnenwärts von Eclipse zu.

»Er will uns eine gute Ausgangsposition verschaffen«, sagte Han. »Start bei…«

»Warte!«, sagte Mara, die noch immer die Trümmerwolke betrachtete, die sich auf Eclipse zubewegte. »Wache, scannen Sie das Treibgut auf Lebensformen. Booster ist nicht getroffen worden − er hat das Zeug abgeworfen.«

»Bestätige«, sagte die Wache. »Es handelt sich um Rettungskapseln.«

»Leia, kannst du Han zur Kontrolle hochschicken und die Bergung der Kapseln im Falken beaufsichtigen?«, fragte Luke. »Corran und Mirax können ihr helfen.«

Corran setzte bereits mit seinem X-Flügler neben dem Falken auf. »Nichts würde ich lieber tun. Danke.«

»Alle anderen starten − vorsichtig, und Geschwader für Geschwader«, befahl Luke. »Wache, die Schilde senken. Schwerter… drei, zwo, los.«

Mara aktivierte ihren Repulsorlift und folgte Lukes X-Flügler aus dem Hangar, umkreiste eine Rettungskapsel und winkte zwei jungen Jedi-Schülern zu, die sie mit großen Augen aus dem Sichtfenster betrachteten. Als die drei anderen Geschwader sich hinter ihnen formiert hatten, waren der Sternzerstörer und seine Verfolger bereits außer Sichtweite, und während sie in den Asteroidengürtel eindrangen, wurde es sogar schwierig, sie auf dem taktischen Display zu entdecken.

Mara glaubte, ihr Anflug könnte möglicherweise unentdeckt bleiben − bis eine Hand voll Fregatten ihre Nasen aus einer Asteroidenkette schoben und begannen, ihre Skips abzusetzen.

»Sie müssen aber ganz schön verzweifelt hinter Booster her sein«, meinte Mara.

»Oder sie wissen gar nicht, mit wem sie es zu tun haben«, antwortete Luke. Der Asteroidencluster kam in Sichtweite, und die Blitze der sechzig Turbolaserbatterien erhellten das Innere wie ein kleiner roter Zwerg. »Alle X-Flügler, S-Flächen in Feuerstellung bringen. Und geht nicht geizig mit den Schattenbomben um.«

»Farmboy, du solltest dich besser noch einen Moment zurückhalten«, sagte Han über Kom.

»Zurückhalten?«

»Bestätige, zurück…«

Hans Stimme verschwand in statischem Rauschen, als die Asteroidenkette explodierte, einer der bergartigen Blöcke nach dem anderen, sechzig Stück in Stakkatofolge, und jeder spritzte Millionen Tonnen überhitzten Gesteins in alle Richtungen bei einer Geschwindigkeit von mehreren tausend Metern pro Sekunde. Auf ihrem taktischen Schirm sah Mara, wie ein Felsbrocken eine der Fregatten im Rücken erwischte und spaltete, derweil ein Kreuzer in drei Teilen aus dem Cluster hervorkam, und dann rief Luke: »Abbruch, Abbruch!«, und sie duckten sich hinter einem Asteroiden von der Größe einer ganzen Stadt.

Als Hans Stimme wieder zu hören war, erklärte er: »Alter Schmugglertrick. Du leitest die gesamte Energie der Triebwerke auf die Partikelschilde, dann überhitzt du einen Asteroiden dahinter und wartest ab, bis er explodiert.« Er zögerte einen Moment und fügte dann hinzu: »Mit einem Sternzerstörer funktioniert es noch besser.«

»Du hättest uns auch eher warnen können, Kontrolle«, merkte Mara an.

»Hey − seh ich aus wie ein Jedi-Gedankenleser?«

Die Trümmerwelle erreichte sie jetzt und schoss in blitzähnlichen grauen Streifen vorbei; gelegentlich explodierte ein Asteroid, als wäre er von einem Protonentorpedo getroffen worden. Ihr Felsenschild fing ebenfalls mehrere Treffer auf und wurde heftig erschüttert, und ihre Partikelschilde wurden von einem Hagel losgerissener Steine überschüttet, dann war der Sturm endlich vorüber. Die Trümmer verteilten sich und verloren so viel an Geschwindigkeit, dass bei den Kollisionen nicht mehr genug Energie vorhanden war, um die Gesteinsbrocken explodieren zu lassen.

Als sie die Nase hinter ihrem Schild hervorschoben, fanden sie voller Erstaunen die Venture auf ihrem faktischen Display an der Stelle, wo zuvor die Asteroidenkette gewesen war. Es gab ein paar leere Flecken auf der Darstellung, wo Wolken aus Staub oder gefrorenem Dampf die Sensoren störten, doch am alarmierendsten waren die Geschwader von A-Flüglern und Y-Flüglern, die aus den Startbuchten des Sternzerstörers aufstiegen. Das taktische Display erkannte sie alle als Schiffe der Neuen Republik, aber… der Sternzerstörer reduzierte die Anzahl der Yuuzhan-Vong-Kreuzer mit einer verheerenden Turbolasersalve auf fünf, und die A-Flügler machten daraus vier mit einer Kombination aus Hochgeschwindigkeits-Aufschlaggeschossen und Protonentorpedos.

»Farmboy, die Errant Venture verfügt nicht über ein Jäger-Geschwader«, sagte Mara. »Und schon gar nicht über sechs.«

»Zehn wäre richtiger, Jedi«, sagte eine fremde Stimme über das taktische Netz. »Und wir sind lediglich Mitflieger auf der Venture, nämlich die Reste der Flotte von Reecee.«

In Maras Kopf machte es klick, und jetzt begriff sie die feine Verbindung, die sie vorhin zwischen dem Auftauchen der Schatten bei Borleias und der unerwarteten Ankunft der Venture bei Eclipse gespürt hatte.

»Ein Überraschungsangriff?«, fragte sie. »Zur gleichen Zeit wie bei Borleias?«

»Kurz darauf«, berichtigte die Stimme. »Und sie wollten Nägel mit Köpfen machen. Zuerst haben sie unsere Kommunikation gestört. Wir hatten nur noch unsere Jäger-Koms − und das nur, wenn wir außerhalb des Sternzerstörers waren.«

»Gestört? Wie?«, wollte Luke wissen.

»Irgendeine Art Dovin Basal, nehmen wir an«, antwortete der Pilot. »Auf Reecee haben sie erst etwas von dem Angriff mitbekommen, als diese Dinger die Basisschilde umschwärmten. Wir dachten zunächst an eine Art Mynock, aber als wir funken wollten, haben sie wie ein schwarzes Loch das Signal aufgesaugt.«

»Niemand konnte eine Nachricht senden?«, fragte Mara.

»Niemand. Die Venture hat auch eine Dosis abbekommen, als sie dazukam, um uns aufzunehmen«, sagte er. »Wir versuchten gerade, sie zu reinigen, als dieser Kampfverband uns am Rand des Tiefen Kerns überfallen hat.«

»Dann weiß die Neue Republik noch gar nicht, dass Reecee gefallen ist?«, fragte Luke.

»Oder dass die Schiffswerften von Bilbringi abgeschnitten sind«, fügte Han hinzu. »Aber das werden sie bald erfahren. Ich werde ihnen die Nachricht jetzt übermitteln.«

Vor ihnen wurde der Sternzerstörer sichtbar; seine Nase schob sich vor die Schwerter, während er drehte, um die Turbolaser auf einen Kreuzer auszurichten, der von oben angreifen wollte. Mara konnte gerade noch etwas sehen, das wie ein winziger, herzförmiger Fleck auf dem weißen Rumpf aussah − ohne Frage einer dieser alle Signale blockierenden Dovin Basale, die der Pilot beschrieben hatte. Ein weiterer Kreuzer folgte der Venture und schoss Plasmakugeln und Magmageschosse auf die verwundbaren Abgasluken ab.

»Schwerter und Schocker, packen wir den Kreuzer mal am Schwanz«, befahl Han. »Ritter und Dutzend, ihr kümmert euch um den, der versucht, den Weg abzuschneiden.«

»Haben Sie das gehört, Reecee?«, fragte Luke. Eine Flut von Kom-Klicks war die Antwort. »Gut, versuchen Sie, uns einen Weg frei zu machen. Wir kommen mit Wucht rein.«

Die Reecee-Geschwader griffen zuerst die Korallenskipper an, die den Jedi im Weg waren, dann versuchten sie die Skips abzuziehen, indem sie die Flucht ergriffen. Die Skips schienen zunächst auf den Trick hereinzufallen − dann änderten sie plötzlich den Kurs und sammelten sich vor den angepeilten Zielen.

»Sie haben einen Yammosk!« Danni klang fast glücklich. »In diesem Kreuzer an Backbord. Wenn wir…«

»Check«, erwiderte eine Reecee-Stimme. »Danke für den Tipp, Jedi.«

Zwei Geschwader von A-Flüglern steuerten sofort auf den Kreuzer zu und feuerten Aufschlaggeschosse ab, während sie in den Sturzflug gingen. Dies betrachtete die Errant Venture als Hinweis und konzentrierte ihre Turbolaser auf das Schiff, und sofort spuckte der Rumpf Yorikkoralle.

»Wartet!«, verlangte Danni über Kom. »Ich will ihn gefangen nehmen! Wir brauchen ihn lebend!«

Das Schiff lag tot im Raum, trieb dahin, und Leichen und Atmosphäre strömten aus den Löchern im Rumpf. Die Korallenskipper blieben vor den Jedi versammelt und spuckten Plasma aus den Vulkankanonen.

»Meister Skywalker, er kommuniziert noch mit den Skips«, meldete Danni. »Wenn wir schnell genug an Bord gelangen…«

»Bringen wir zunächst diesen Angriff zu Ende, Danni«, antwortete Luke. »Schwerter und Ritter, langsamer. Schocker und Dutzend, ihr müsst uns den Weg frei machen.«

Rigard nahm sein Geschwader und schoss auf ihr Ziel zu. Kyp dagegen hatte seinen Auftrag anscheinend noch nicht ganz begriffen.

»Los, Dutzend«, sagte er über Kom. »Wir haben den ersten Schuss!«

Die Schocker stießen einen Kilometer vor den Schwertern auf den Feind und begannen zu feuern, und sie schufen einen freien Pfad zu dem Kreuzer, indem sie die Skips zum Ausweichen zwangen oder sie gleich abschossen. Mara sah, wie ein Schocker in ein Trümmerstück von einem Asteroiden krachte, als eine Vulkankanone ihm die S-Fläche abtrennte, dann beobachtete sie, wie ein zweiter in einem Feuerball aufging, als sein Sternjäger frontal auf ein Magmageschoss prallte.

Sie und Tarn verwoben ihre Schilde mit Luke, und jeder spürte die Absichten der anderen deutlich durch die Macht. So flogen sie in perfektem Einklang. Mara erhielt ein konstantes Sperrfeuer aufrecht und nutzte die Macht eher, um die eigenen Schiffe nicht zu treffen, als um die feindlichen zu erwischen. Zwei Skips verwandelten sich in Trümmer, als sie hinter Luke hervorkam.

Die Dunkelheit vor ihnen schwand plötzlich, als die Schocker ihre Protonentorpedos abfeuerten, dann wurde es noch heller, als die Ablenkungsbomben explodierten. Der Kreuzer rächte sich mit einer Salve Grutchins und Magmageschosse, doch Rigards Geschwader tauchte bereits ab.

»Feuer!«, befahl Luke.

Maras Schattenbomben waren schon unterwegs und folgten denen von Luke zu dem Kreuzer. Ohne recht darüber nachzudenken, zog sie ihren X-Flügler über seinen und hielt ein Auge auf ihr Ziel, während sie die Waffe dorthin führte. Tams Laserkanonen blitzten auf und bliesen ein Grutchin aus ihrem Weg, bevor es sich festsetzen konnte, dann brachte der grelle Blitz der ersten Torpedoexplosion ihre Kuppel dazu, sich zu verdunkeln. In kurzer Folge kamen weitere Explosionen, und als Luke die Schwerter abdrehen ließ, brach das Schiff bereits auseinander.

Der treibende Kreuzer lag vor ihnen und war von einer Wolke aus Leichen und Ausrüstung umgeben. Die Risse im Rumpf wirkten dunkel und Unheil verkündend, manche waren groß genug, damit man mit einem X-Flügler hineinfliegen konnte. Mara checkte ihr taktisches Display und sah, dass Luke möglicherweise dachte, was sie befürchtete. Die Venture, die sich nun neben den Schwertern auf die Seite drehte, hämmerte bereits auf den letzten Kreuzer ein, und die Reecee-Geschwader trieben die überlebenden Skips zu einer immer enger werdenden Kugel zusammen und schossen sie jetzt zu zweit und dritt ab.

»Skywalker«, sagte Mara. »Ein toter Yammosk ist eine Sache…«

»Sie brauchen einen lebendigen − und wann könnte es leichter sein?« Luke brachte seinen X-Flügler an die ihm nächste Bresche. »Danni hat bereits bewiesen, wie wertvoll es ist, über die Anwesenheit eines Yammosk Bescheid zu wissen − stell dir vor, wozu wir in der Lage wären, wenn wir ihre Botschaften abfangen könnten.«

»Und wie willst du ihn zurückbringen?«, fragte Mara. »Unter deinem Sitz.«

»Han, schick uns die Jolly Man

»Augenblick mal«, sagte Danni. »Irgendetwas stimmt da nicht. Der Yammosk ist verstummt, und die Skips wirken verwirrt.«

»Das genügt, Luke«, sagte Mara. Nahe an ihrem Zuhause oder nicht, diese Sache sah zu leicht aus, um sicher zu sein. »Die Macht war bei Talfaglio mit uns. Heute ist sie es nicht.«

Luke hatte bereits seinen X-Flügler gewendet, als es grell blitzte und die Explosion eines Magma-Magazins das Schiff auseinander riss. Yorikkoralle prallten von seinen Partikelschilden ab.