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Abgesehen davon, dass Leia Bens süßen Atem roch und nicht ihren nervösen Schweiß und die Couch nicht unter ihr hin- und herschwankte, sah der Krieg auf dem großen Holovid-Schirm ziemlich genau so aus wie vom Cockpit des Millennium Falken. Plasmakugeln rollten als weißes Feuer auf ihre Ziele zu, Turbolaser durchbohrten den Raum mit ihren betörend bunten Lanzen, beschädigte Schiffe spuckten dunkle Wolken schockgefrorener Mannschaften ins Vakuum. Ein Kriegskorrespondent von Duro beschrieb mit grimmiger Stimme, wie massiv die Yuuzhan-Vong-Flotte hinter dem Schild aus Flüchtlingsschiffen vorwärts drängte, obwohl sie von hinten aufs Heftigste durch Wedge Antilles’ Flottengruppe Drei attackiert wurde. Die Invasoren hatten bereits den Orbit von Nabatu durchquert, dem zehnten Planeten des Coruscant-Systems, und es wurde erwartet, dass sie die Eisringe von Ulabos am Ende des Standardtages erreichen würden. Im Nachrichtenvid wechselte die Szene und zeigte nun den Starliner Swift Dreams, der in ein Sperrfeuer von Turbolasern trieb. Leia wusste, sie hätte eigentlich etwas empfinden sollen, hätte Wut oder Furcht oder irgendetwas anderes angesichts der riesigen Yuuzhan-Vong-Flotte spüren müssen, die auf Coruscant zuhielt, doch sie fühlte nichts. Sie hielt einfach nur Ben in den Armen und drückte seinen warmen Körper an ihren. Als aus der Swift Dreams die Leichen von Flüchtlingen in den Raum trieben, erschien eine Bith-Korrespondentin in der Bildeinblendung und berichtete, Garm Bei Iblis’ Flottengruppe Zwei setze den Angriff durch den Flüchtlingsschild fort und ignoriere die tragischen Unfälle durch eigenes Feuer und die wiederholten Befehle von Admiral Sow, die Waffen schweigen zu lassen. Nach mehreren zuverlässigen Quellen behauptete Sow, er habe Bei Iblis seines Kommandos enthoben, doch dieser Befehl werde weder von Bei Iblis noch von seinen Streitkräften befolgt. Anderen, unbestätigten Berichten zufolge würden ganze Angriffseinheiten Traest Kre’feys Flottengruppe Eins verlassen und sich Bei Iblis anschließen, weil sie die Yuuzhan Vong um jeden Preis aufhalten wollten.
Zwei Analytiker vom Militär kamen ins Bild und diskutierten darüber, ob Garm Bei Iblis’ Handlungsweise die einzige Möglichkeit sei, den Feind aufzuhalten, bis Verstärkung eintreffe, oder ob solche Maßnahmen auf die ersten Auflösungserscheinungen bei den Streitkräften hindeuteten.
»Was für ein Scheiß«, sagte Han.
Leia antwortete nicht. Es war das Erste, was einer von ihnen sagte, nachdem sie den Vidschirm angeschaltet hatten, und sie hatte ganz vergessen, dass er neben ihr saß. Seit es passiert war, lief er ihr hinterher, als fürchte er, es könne erneut notwendig werden, ihr Ben aus den Armen zu reißen. Seine ständige Anwesenheit machte sie langsam aggressiv, aber sie konnte selbst den kleinen emotionalen Aufruhr nicht verkraften, der damit verbunden wäre, es ihm zu sagen.
Die Analytiker wurden durch das Bild von Luke und Mara ersetzt, die aus ihren Sternjägern stiegen. Während sie sich zu einer langen Reihe erschöpfter Jedi gesellten, die durch die Andockbucht eines Sternzerstörers taumelten, erschien ein gehörnter devaronianischer Reporter im Vordergrund und schilderte, wie das von den Jedi geführte Geschwader seine gewagten Aktionen fortsetzen würde, bei denen sie bisher bereits fünfzehn Großkampfschiffe im Zentrum der Yuuzhan-Vong-Flotte zerstört hatten. Während die Opfer von Eclipse aus Geheimhaltungsgründen nicht veröffentlicht wurden, hieß es jedoch Gerüchten zufolge, die Verluste an Material und Personal seien sehr hoch. Nach Beginn der Schlacht hatte niemand mehr den berühmten Kyp Durron oder jemanden aus seinem Dutzend gesehen.
Mit einem verbalen Kommando schaltete Han auf die Sendung aus dem Senat um. Der gute alte Han, er machte sich Sorgen, Leia könnte sich über die Nachrichten aufregen, die die Gefahr beschrieben, in der sich ihr Bruder befand. Sie hätte sich gern aufgeregt. Sie hätte gern etwas gefühlt − irgendetwas −, und nicht nur diesen dumpfen Schmerz, der sie innerlich verzehrte. Warum musste Han unbedingt umschalten? Konnte er denn nicht einfach nur weggehen und sie allein lassen.
Das Holovid teilte sich in zwei Bilder, von denen das eine den voll besetzten Senatssaal zeigte, das andere ein Hologramm von Admiral Sow, der vor der Konsole des Hohen Rates stand. Der Sullustaner verlangte, dass das NRMAK seine Entlassung von General Bei Iblis und einer langen Liste von Offizieren bestätigte, die sich seinen Befehlen widersetzt hatten. Borsk Fey’la erschien in einer Einblendung mit wirrem Fell und tief eingesunkenen Augen.
»Haben Sie einen anderen Vorschlag, wie wir den Feind aufhalten können, Admiral Sow?«, fragte Fey’la.
Das Hologramm des Sullustaners starrte weiterhin unverwandt nach vorn. »Bei Iblis’ Meuterei unterminiert die Befehlsintegrität des gesamten Militärs.«
»Demnach lautet die Antwort nein«, sagte Fey’la. »In diesem Fall, schlage ich vor, sollten Sie nicht General Bei Iblis’ Anstrengungen behindern, sondern seinem Beispiel folgen. Sie werden die Yuuzhan Vong nicht aufhalten, indem Sie an ihren Hacken knabbern.«
Daraufhin brach im Senat ein Tumult aus, sodass Ben die Augen aufschlug und zu weinen begann. Der TDL-Kindermädchendroide war sofort an Leias Seite und griff mit den vier Synthhautarmen nach dem Kind. Leia schirmte Ben mit dem Körper ab und verscheuchte den Droiden. Niemand würde ihr das Kind wegnehmen.
Anscheinend sprach Admiral Sow über eine direkte Leitung mit Fey’la und war sich des Aufruhrs im Saal nicht bewusst, und da er nicht wartete, bis die Lautstärke angeglichen worden war, ging seine Antwort im Lärm unter.
»Ich bin mir natürlich ebenfalls bewusst, wie viele Leben auf dem Spiel stehen, wenn der Feind die Flüchtlingsflotte auf die Planetenschilde zutreibt«, sagte Fey’la. »Admiral Sow, als Vorsitzender des NRMAK weise ich Sie nicht nur an, durch den Geiselschild zu schießen, ich befehle es Ihnen. Falls notwendig, werden Sie direkt auf diese Schiffe feuern.«
Erneut wartete Admiral Sow nicht ab, bis die Lautstärke angeglichen wurde, und wieder ging seine Antwort im Tumult unter.
Fey’las Antwort hingegen nicht. »Dann sind Sie Ihres Postens enthoben, Admiral Sow. Ich bin sicher, General Bei Iblis sieht die Notwendigkeit meines Befehls ein.«
Diesmal gelang es nicht, den Lärm im Saal herauszufiltern. Hunderte von Senatoren erhoben sich von den Plätzen und schrien dem Bothan ihre Verachtung entgegen; eine kleinere Anzahl applaudierte seinem Mut und seiner Entschlossenheit. Dann erschienen eines nach dem anderen die Hologramme von Sows sullustanischen Proteges neben dem Admiral. Es handelte sich um die Generäle Muun und Yeel, Admiral Rabb, Kommandeur Godt und ein Dutzend andere, die alle mächtige Figuren im Militär der Neuen Republik darstellten und ihren Aufstieg Admiral Sow verdankten. Fey’la wirkte nicht sonderlich überrascht, sie vor sich zu sehen, aber sein Bartfell sträubte sich, als General Rieekan, Kommodore Brand und sogar seine bothanischen Landsleute Traest und Kre’fey ihre Hologramme zu denen bei Admiral Sow gesellten.
»Wir müssen uns das nicht ansehen«, meinte Han, der weiterhin versuchte, sie von jeder Aufregung abzuschirmen. »Wie wäre es mit einem von Garik Lorans Holodramen? Bei denen konntest du doch immer lachen?«
Leia schüttelte den Kopf. »Nein, lass ruhig diesen Kanal.«
Das Auseinanderbrechen der Streitkräfte der Neuen Republik hätte ihre Gedanken von dem dumpfen Schmerz ablenken sollen. Sie signalisierte dem Droiden, er solle eine Fertigpackung Babynahrung bringen, und lehnte sich zurück, um Ben zu füttern. Wenn sie jetzt noch Han dazu bewegen könnte, sie in Ruhe zu lassen und zu gehen, würde sie den Tag schon überstehen.
Fey’la erhob sich und versuchte, den Saal zu beruhigen. Als das nur in einem noch größeren Tumult endete, gab er auf, kehrte zu seinem Platz zurück und verschwand hinter seine Konsole. Offensichtlich bemerkte er, dass sein Gesicht immer noch auf dem Bildschirm war, denn er zog eine finstere Miene, betätigte einen Schalter, und seine Einblendung verschwand.
Die Kom-Einheit der Solos begann zu piepsen. Han runzelte die Stirn und wollte aufstehen.
»Han!« Überrascht von der Dringlichkeit in ihrer eigenen Stimme, packte Leia ihn am Arm. »Wohin gehst du?«
Han deutete vage in Richtung des Arbeitszimmers. »Ich will nur ans Kom gehen.«
Leia schüttelte den Kopf und zog Han zurück auf die Couch. »Lass mich nicht allein.«
Hans Miene wurde weich. »Niemals. Ich gehe nirgendwohin.«
Die Kom-Einheit piepste weiter. Der Vidschirm teilte sich in drei Bilder, von denen eines den Aufruhr im Senat zeigte, eines die Hologramme von Sow und seinen Unterstützern und das dritte Borsk Fey’las Kopf, der auf seine Instrumentenkonsole starrte.
C-3PO kam herein. »Entschuldigung, Meister Han, aber die Kom-Einheit verlangt Ihre Aufmerksamkeit.«
»Wissen wir, Goldrute«, sagte Han. »Wir haben einen Sohn verloren, nicht unser Gehör.«
C-3POs Photorezeptoren wurden sichtlich dunkler. »Oh, ja natürlich.«
Er polterte aus dem Zimmer. Der Aufruhr im Senat ließ langsam nach, doch war der Lärm immer noch so laut, dass der Lautsprecherdroide die Stimme des Admirals nicht auffangen konnte, als das Hologramm erneut zu Fey’la sprach.
Der Staatschef blickte lange genug auf, um den Kommandanten zu verdeutlichen, sie sollten warten, dann wandte er sich wieder den Geräten seiner Konsole zu und sprach kurz.
Einen Augenblick später kam C-3PO mit dem tragbaren Kom-Schirm herein. Er betrachtete den Vidschirm, tippte sich in seiner Roboterverwunderung an die Stirn und wandte sich der Couch zu.
»Tut mir Leid wegen der Störung, aber Staatschef Fey’la bittet darum, mit Mistress Leia zu sprechen.«
»Mit mir?« Für gewöhnlich hätten Leias Gedanken darum gekreist, warum Fey’la sich wohl zu einem solchen Zeitpunkt bei ihr meldete, doch jetzt konnte sie nur daran denken, dass sie nicht geschlafen, gebadet und sich nicht einmal die Haare gekämmt hatte, seit es passiert war. »Nein. Wirklich nicht.«
C-3PO schaute wieder auf den Vidschirm und sagte dann: »Er meinte, er wolle mit Ihnen über eine Angelegenheit sprechen, die die Sicherheit der Galaxis betrifft.«
Leia blickte Han an, und sie brauchte nichts weiter zu sagen. Er nahm C-3PO einfach den Kom-Schirm ab, stellte ihn auf der Couch zwischen sich und Leia ab, jedoch so, dass die eingebaute Holokamera auf ihn gerichtet war.
»Hier ist Han, Staatschef Fey’la. Leia kann gerade nicht mit Ihnen sprechen.«
Auf dem Wandschirm beobachtete Leia, wie sich Fey’la mit der Hand durch seinen Kopfpelz fuhr. »Ja, ich habe gehört, Anakin sei möglicherweise etwas zugestoßen. Wenn das der Fall sein sollte, möchte ich Ihnen mein Beileid aussprechen, und zwar nicht nur in meinem eigenen Namen, sondern im Namen der gesamten Neuen Republik.«
»Wir wissen das zu schätzen.« Han schaute zum Schirm an der Wand und verdrehte die Augen, dann blickte er wieder in die Holokamera der Kom-Einheit. »Nun, sicherlich werden Sie verstehen, wenn ich jetzt das Gespräch beende.«
Fey’las Hand schoss vor zu seinem Schaltpult. »Augenblick bitte − da ist noch eine Sache, General Solo.«
»General?« Han blickte über den Kom-Schirm zu Leia und zog eine Augenbraue hoch. »Wollen Sie mich etwa zurück in den Dienst holen? Gehen Ihnen langsam die Offiziere aus?«
Schließlich wurde Leia bewusst, dass ihr Mann nicht zu seinem eigenen Vergnügen mit dem Staatschef der Neuen Republik spielte, sondern versuchte, sie aufzuheitern. Die Bemühung rührte sie, selbst wenn sie kein Lächeln zustande bringen konnte.
»Noch nicht, General Solo.« Fey’las Ohren zuckten, ein Zeichen für bei ihm seltene Nervosität. »Eigentlich hoffte ich, Leia könnte vielleicht ein paar Worte zu ihren alten Freunden beim Militär sagen, um meine Regierung zu unterstützen.«
Han blickte über den Kom-Schirm zu Leia.
Fey’la schien zu spüren, dass Leia zuhörte, weil er rasch hinzufügte: »Sicherlich hat Leia gesehen, wie sehr ich die Jedi in letzter Zeit unterstützt habe, und das Militär hat recht umfangreiche Anträge auf Droidenlieferungen von Tendrando Arms gestellt, denen noch zugestimmt werden muss.«
Leia seufzte und starrte auf den Boden. Hatte Anakin dafür sein Leben gegeben? Der Gedanke war deprimierend, und sie schluchzte wieder.
»Tut mir Leid, Staatschef Fey’la«, sagte Han und langte nach dem Schalter des Koms. »Diesmal sind Sie auf sich selbst gestellt.«
Für Cilghals empfindliche Nase roch der schaumige Pilz, der die versengten Metallstücke von den übrig gebliebenen X-Flüglern fraß, fast so übel wie die verschwitzten Fliegeroveralls der acht erschöpften Piloten. Es roch säuerlich und nach Korrosion − ein durchaus häufiger Geruch auf ozeanischen Welten wie Mon Calamari, doch eine Seltenheit bei den rostfreien Legierungen der Sternjäger.
Cilghal nahm einen Plastifiber-Spachtel und kratzte etwas von den gelben Pflanzen in eine Probentüte, und der muffige Geruch wurde stärker. Obwohl sie ihn bereits auf die typischen Giftwaffen der Yuuzhan Vong geprüft hatte, überlegte sie, ob sie sich nicht lieber die Zeit hätte nehmen sollen, die Atemmaske aus ihrem Laboratorium zu holen.
Hinter ihr nieste Kyp Durron und fragte dann: »Was denkst du?« Nach mehreren Stunden, die er voller Angst in einem Evakuierungsanzug verbracht hatte, weil die Kuppel seines Sternjägers geborsten war, roch er von allen Überlebenden am schlimmsten. »Eine neue Art Waffe?«
»Keine sehr effektive jedenfalls, wenn überhaupt«, meinte Cilghal. »Wenn das alles ist, was in der Zeit gewachsen ist, die du gebraucht hast, um nach Eclipse zurückzukommen, wird es nicht viele Jäger zerstören, ehe die Tech-Mannschaften es abgekriegt haben.«
Sie kratzte weiter und erreichte schließlich das Metall. Wie sie schon anhand ihrer Nase vermutet hatte, war das Metall von korrodierten Bereichen durchsetzt. Der Pilz wandelte den X-Flügler um − aber wozu? Die Yuuzhan Vong würden sich nicht die Arbeit machen, einen Pilz zu züchten, der Kälte und Vakuum überstand, wenn er nicht einem bestimmten Zweck diente.
Kyp nieste, und Cilghal wandte sich ihm zu.
»Wie lange niest du schon?«, fragte sie. »Hast du in deinem Evakuierungsanzug auch schon geniest?«
Kyp schüttelte den Kopf und wischte sich die Nase am Ärmel seines Fliegeranzugs. »Es ging los, als ich ihn aufgemacht habe.«
»Sporen.« Cilghal winkte Kyp mit sich, nahm ihren Beutel mit der Probe und ging hinüber zur Hangarluke. »Sie wollten, dass der Pilz Sporen produziert.«
Cilghal wollte gerade das Kontrollpad drücken, als das Plärren eines Angriffsalarms in der Höhle ertönte. Es dauerte fünfzehn ohrenbetäubende Sekunden an, ehe es von der Stimme des Wachoffiziers ersetzt wurde.
»Achtung, an alle Mannschaften: Dies ist keine Übung. Uns nähert sich ein Yorikkorallenschiff.«
»Sith-Blut! Das muss wieder diese Fregatte sein.« Kyp hatte dem Wachoffizier bereits erklärt, dass ihre Rückkehr so lange gedauert hatte, weil diese Fregatte immer wieder hinter ihnen aufgetaucht war. »Ich hätte geschworen, dass wir sie abgehängt haben.«
Ehe Cilghal ihn aufhalten konnte, drehte sich Kyp um und rannte zurück ins Getümmel, wo die Schiffsmannschaften die bunte Mischung der Reserve-Sternjäger zum Start klarmachten. Da zusätzlich auch noch die Errant Venture im Orbit um die Basis kreiste, bemannt mit Flüchtlingen von Reecee, stellte eine einzelne Fregatte keine wirkliche Bedrohung für die Festung der Jedi dar.
Unglücklicherweise, so wusste Cilghal, war damit die Chance dahin, den Ort der Basis geheim zu halten. Wenn ein Schiff durch den Hyperraum flog, baute der Rumpf eine Tachyonen-Ladung auf, die erst freigesetzt wurde, wenn das Schiff wieder in den Realraum eintrat. Wenn sie mit ihrer Annahme über den Pilz auf den acht X-Flüglern Recht hatte − und ganz danach sah es aus −, setzten die Sporen die Tachyonen noch im Hyperraum frei und erzeugten damit eine Spur von Partikeln, die nach Eclipse führten.
Diese Theorie beschäftigte Cilghal weiterhin, als sie in ihr Labor zurückkehrte, und deshalb machte sie sich gleich an die Arbeit, eine Tachyonen-Kanone von einem überzähligen S-Fadenspinner abzubauen. Die Mon Calamari war nicht allzu vertraut mit den mechanischen Gerätschaften der Menschen − bei solchen Aufgaben verließ sie sich lieber auf Jaina oder Danni −, daher musste sie sich während der nächsten Viertelstunde gut konzentrieren, bis der Alarm erneut ausgelöst wurde und der bestürzte Wachoffizier meldete, dass sich die Fregatte geopfert hatte, um drei Skips an den äußeren Verteidigungseinrichtungen von Eclipse vorbeizuschmuggeln.
Die gesamte Basis bebte, als die beiden großen Turbolaser das Feuer auf die kleinen Schiffe eröffneten. Zuerst hielt Cilghal das unregelmäßige Ticken, das sie hörte, für eine Vibration der Waffen, dann erkannte sie ein kompliziertes und sich wiederholendes Muster, das von dem Schwerkraftpuls-Dekoder vor der Zelle des gefangenen Yammosk kam.
Cilghal lief zum Beobachtungsfenster; das Geschöpf hatte die Tentakel im Becken von sich gestreckt, und die Körpermembranen pulsierten in Einklang mit dem Ticken vom Puls-Dekoder.
»Du sprichst also doch!«
Cilghal wandte sich dem Puls-Dekoder zu, der eine komplizierte Reihe von hohen und tiefen Impulsen auf einer Flimsiplast-Rolle verzeichnete. Ihnen fehlten bislang ausreichende Daten, um diese Aufzeichnung in eine sinnvolle Nachricht zu verwandeln, aber es war eindeutig, dass es hier um einen Identifizierungskode ging, um Kursinstruktionen und Zielprioritäten. Cilghal aktivierte ihren provisorischen Schwerkraftwellen-Modulator, stimmte die Amplitude mit den Aufzeichnungen ab und erzeugte ein Schwerkraft-Äquivalent zu weißem Rauschen.
Für einen Augenblick hörte der Yammosk auf zu pulsieren, dann fuhr er in seinem Behälter herum und warf sich gegen das Sichtfenster. Cilghal taumelte zurück, das Geschöpf hielt sich am Transparistahl fest und suchte nach den Rändern des Fensters.
Cilghal stellte den Modulator ab. Als sich der Yammosk wieder ins Wasser fallen ließ und erneut Impulse von sich gab, wusste sie, das war der Durchbruch.
Der Wachoffizier meldete sich wieder über das interne Kom-System. »Das ist ein Selbstmordkommando! Alle luftdichten Luken schließen, Vakuumanzüge dicht machen, Aufschlag in zehn, neun…«
Cilghal blickte auf die Flimsiplast-Rolle des Puls-Dekoders und wusste, was dort aufgezeichnet worden war. Obwohl sie die Botschaft nicht direkt übersetzen konnte, war sie sicher, dass sie etwas bedeutete wie: »Hier bin ich. Zerstört mich − zerstört mich um jeden Preis.«
Die Zeit reichte nicht, um alle Leitungen des Puls-Dekoders zu durchtrennen und das Gerät zu retten. Cilghal riss das Flimsiplast von der Rolle, floh aus dem Labor und hätte beinahe vergessen, die Notverriegelung der Luke hinter sich zu betätigen.