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»Was sollte ich denken, als Ulaha angegriffen hat?«, fragte Jacen. Trotz seiner Niedergeschlagenheit sprach er leise, um Ulaha oder die anderen nicht zu stören, die in den Nestkojen der Yuuzhan Vong in Heiltrance lagen. »Es sah so aus, als habe Anakin ihr den Befehl erteilt − und ich bin nicht der Einzige, der das dachte.«

»Fakt«, stimmte Tenel Ka zu. Sie saß auf einer Nestkoje neben ihm, und ihre Schulter berührte seine auf eine Weise, die er durchaus angenehm fand. Ihre Lichtschwerter lagen bereit; da sich das Voxyn immer noch im Röhrensystem des Schiffes herumtrieb, gingen sie kein Risiko ein. »Aber du bist sein Bruder. Was von anderen nur eine Fehleinschätzung wäre, trifft ihn bei dir viel härter, denn du hast sein Urteilsvermögen in Frage gestellt. Und dein Widerspruch gegen Landos Rat war auch nicht hilfreich in dieser Hinsicht.«

»Spieler und Spione können ohne Moral auskommen«, entgegnete Jacen. »Jedi nicht. Zu leicht führen uns unsere Fähigkeiten auf den Pfad zur dunklen Seite, und wir sind nicht die Einzigen, die dann darunter leiden.«

»Das ist richtig«, sagte Tenel Ka. »Aber, Jacen, kannst du dich an mein erstes Lichtschwert erinnern?«

»Wie könnte ich das vergessen?«, fragte Jacen und überlegte, worauf sie damit abzielte. Tenel Ka hatte den Fehler gemacht, ihr erstes Lichtschwert in großer Eile zu bauen, und ein fehlerhafter Kristall hatte für einen Ausfall bei einem Trainingskampf mit Jacen geführt. Seine Klinge hatte ihr den linken Unterarm vom Körper abgetrennt − seine erste schmerzvolle Lektion über die Bürde, derartige Kräfte zu besitzen. »Lange Zeit fühlte ich mich verantwortlich für den Unfall − zum Teil geht es mir heute noch so −, aber ich verstehe nicht, was das mit Anakin und mir zu tun hat.«

»Der Unfall war ganz allein meine Schuld.« Tenel Ka tippte sich mit ihrer einen Hand vor die Brust. »Ich habe Selbstvertrauen mit Arroganz verwechselt, was meine Fähigkeiten betraf, und nur deshalb habe ich ein mangelhaftes Lichtschwert gebaut.«

»Arroganz«, wiederholte Jacen. Er verstand einfach nicht, worauf Tenel Ka hinauswollte. »Und?«

»Glaubst du, der einzige Jedi von uns zu sein, der die Gefahr versteht, die von der dunklen Seite ausgeht?«

»Natürlich nicht. Die meisten von uns hatten Ärger mit der Schattenakademie, und Zekk wandte sich sogar…« Jacen brachte den Satz nicht zu Ende, denn endlich begriff er, was Tenel Ka ihm verständlich machen wollte. Anakin kannte die Gefahren der dunklen Seite genauso gut wie sie alle. Wenn Jacen glaubte, Anakin sei fähig, Ulaha diesen wahnsinnigen Angriff zu befehlen, zweifelte er nicht nur an seinem Urteilsvermögen; er zweifelte an seinem Charakter. Jacen schüttelte bedauernd und schuldbewusst den Kopf. »Es war ein Fehler. Ein schlimmer Fehler.«

»Tatsache.« Tenel Ka stieß ihn mit der Schulter an. »Aber es gibt keinen Grund zu schmollen. Ich mag dich trotzdem.«

Jacen wurde es flau im Magen. »Glaubst du, er ist wütend?«

Tenel Ka verdrehte die Augen, dann nahm sie einen Kanister mit Bacta-Lotion und stieg aus der Nestkoje, um nach ihren bewusstlosen Gefährten zu sehen. Jacen nahm sein Lichtschwert und folgte ihr.

Ulaha atmete selbst in ihrer Heiltrance schwer, und Tenel Ka zog die Decke der Bith zurück. »Vertrau ihm zumindest so weit, dass er dir verzeihen wird, Jacen, und dann wird alles wieder in Ordnung sein.«

Daraufhin behandelte sie Ulahas Wunden mit der Lotion. Natürlich war das nicht so wirksam wie der Aufenthalt in einem Tank, aber im Augenblick konnten sie nicht mehr für sie tun.

Auf dem Deck darunter stand ein Zielgehirn der Yuuzhan Vong auf einem Tisch in der Offiziersmesse, und die Nährlösung erfüllte den Raum mit dem Gestank verrotteten Tangs. Das Organ lag in einer nussartigen Schale, nicht größer als eine menschliche Faust, und bestand aus einem Gewirr von Axonen und Dendriten, die sich zu einem gelatinösen Durcheinander von Neuronenketten verknüpften. Obwohl Jaina die Struktur des biotischen Computers vollkommen verwirrend fand, war Lowbacca damit beschäftigt, das Ding zu sezieren, wozu er ein Besteck aus Steristahl benutzte und hier und dort schnippelte, dort zog, und zufrieden grunzte, wenn die Fasern sich an neuen Stellen wieder verknüpften. Schließlich brachte er ein kurzes Axon zwischen zwei längere Dendrit-Stränge und gluckste vergnügt, weil sich ein Stielauge, das vorn aus dem Gefäß hing, aufrichtete und Jaina anschaute.

Lowbacca knurrte eine Frage, die Em Tede, der erst vor kurzem aus der Ausrüstungskapsel befreit worden war, übersetzte: »Meister Lowbacca lässt fragen, ob Sie so freundlich wären, den Tisch zu umkreisen.«

Jaina verstand Wookiee gut genug und wusste, ganz so eloquent hatte Lowbacca seine Bitte nicht ausgedrückt; sie ging um den Tisch. Das Auge folgte ihr und benutzte einen Kontrollstängel auf der Rückseite der Schale, um das Hirn ebenfalls zu drehen.

»Lowie, hol dir Hilfe«, lachte Jaina. »Das ist doch Sith-Spucke.«

Lowbacca knurrte kichernd, dann hielt er die Schale mit seiner Pranke fest und schob ein paar nadelspitze Faserschnipsel hinein. Jaina wandte sich von dem Zielgehirn ab und entdeckte Zekk, der mit einer Photonenfalle aus dem Sensorsystem ihrer Ausrüstungskapsel wartete.

»Es gab keine zusätzlichen Detektorfilme bei den Ersatzteilen der Droiden«, sagte er. »Vielleicht können wir etwas hiervon verwenden.«

»Einen Versuch ist es wert.«

Jaina ging durch die Offiziersmesse zu 2-1S, der in aller Stille seine Laminanium-Rüstung erneuerte und interne Diagnoseprogramme laufen ließ. Seit sie aus der Heiltrance erwacht waren, versuchten Jaina, Zekk und Lowbacca ohne Pause, dem Droiden bei der Selbstreparatur zu helfen, doch 2-lS sah immer noch aus, als hätte er einen Turbolaser am falschen Ende angefasst. Sie hatten seine defekten Photorezeptoren gegen die Ersatzstücke ausgetauscht, die Lando ihnen in der Ausrüstungskapsel mitgegeben hatte, aber mehrere Knallkäfer hatten das Kopfgehäuse schwer beschädigt und Schaltkreise sowie Zielerfassungsgeräte irreparabel ruiniert. Glücklicherweise hatte Zekk lange Zeit in Coruscants gefährlicher Unterstadt gelebt, sich dort mit der Suche nach Equipment beschäftigt und verfügte so über eine von der Macht noch verstärkte Fähigkeit, Notwendiges zu finden. Bisher hatte er Ersatz für die Infrarot- und Ultraschallsensoren besorgt, nun möglicherweise auch für die Gamma-Analysatoren.

Jaina nahm das dünne Stück Detektorfilm aus der Protonenfalle und hielt es 2-lS vor die Nase. »Wie steht es damit für dein Gamma-System?«

YVH 2-1S ließ seine Photorezeptoren über den Detektorfilm gleiten und krächzte: »Bestätige.« Seine Stimme klang wie Landos Stimme, von statischem Rauschen begleitet, aber das war ihre kleinste Sorge. »Doppelt so dick.«

»Wieder mal ein Punkt für Zekk«, sagte Jaina. Sie drehte sich um und schaute direkt in seine grünen Zwei-Ton-Augen, und in seinem Blick entdeckte sie ein Gefühl, das weit über Freundschaft hinausging. Jaina wartete einen Moment, bis er wieder wegschauen würde, und, als er das nicht tat, reichte sie ihm den Detektorfilm zurück. »Hältst du das bitte, ich muss den Cutter holen.«

Obwohl ihr seine Enttäuschung nicht entging, die ihm deutlich ins Gesicht geschrieben stand, behielt Jaina sorgsam ihren neutralen Ausdruck bei, während sie nach dem Lasicutter griff. Diese Reaktion zeigte sie nicht, weil sie nichts für Zekk empfunden hätte − vor ein paar Jahren hatte sie sogar kaum an etwas anderes als ihn denken können −, doch im Laufe der Zeit hatte sich das geändert: Anstelle der Schwärmerei waren schwesterliche Gefühle getreten, ungefähr so wie für ihre Brüder. Es war kein Vergleich mit dem Funkensprühen, das sie auf der Tafanda Bay erlebt hatte, als Jag Fei einfach Borsk Fey’las gesamtes Kabinett ignoriert hatte, um sich ihr vorzustellen.

Da hatte sie Sternjäger im Bauch gehabt… Aber es war töricht, noch daran zu denken. Wo Jag Fei sich aufhielt, wusste sie nicht − vermutlich nicht einmal im bekannten Teil der Galaxis −, und höchstwahrscheinlich würde sie ihn niemals wieder sehen. Wenn sie unbedingt auf ein Kribbeln wie das warten wollte, wäre sie wohl in Maras Alter, ehe…

»Jaina?« Zekk wedelte mit dem Detektorfilm vor ihrer Nase. »Willst du nun schneiden oder nicht?«

»Natürlich, aber erst müssen wir Messungen vornehmen.« Jaina wandte sich ab, damit niemand ihr rotes Gesicht sah. »Wo habe ich den Hydroschlüssel gelassen?«

 

Nur wenige Meter entfernt krabbelte Tesar Sebatyne auf dem Bauch durch den schwarzen Schmutz im zentralen Abwasserkanal der Exquisite Death und hörte das Zischen eines großen Geschöpfes, das tief Luft holte. Sofort hob er seinen provisorischen Durastahlschild und schob ihn mit der Macht den niedrigen Kanal hinunter. Ein gedämpftes Rülpsen folgte, dann ein lautes Brutzeln, als die Säure auf den Schild spritzte, und schließlich ein dumpfes Scheppern, als der Durastahl das Voxyn traf.

Zischend vor Lachen schob Tesar Voxyn und Schild mit der Macht durch die Röhre. Als die Bestie fauchte und die Schnauze durch eines der Löcher stecken wollte, die die Säure in den Durastahl gefressen hatte, hob der Barabel den Blaster und gab einen einzigen Schuss ab. Die Nase des Voxyn explodierte in einem Sprühnebel aus schwarzem Blut und füllte den Schacht mit giftigen Dämpfen. Tesar zischte in seine Atemmaske und feuerte erneut.

Das Voxyn brüllte, stieß den provisorischen Schild von seiner Schnauze und verschwand durch die Röhre. Tesar stellte sich die Bestie vor seinem inneren Auge vor und schickte seinen Brutgefährten den Eindruck einer Bewegung und davon, wie das Wesen größer wurde.

Einen Moment später antwortete Bela mit einem Bild von der Wärmestrahlung des Voxyn. Wie die meisten Barabels konnte sie im Infrarot-Spektrum sehen, und sie verfolgte ihre Beute häufig anhand von deren Körperwärme. Sie schickte ihm ein Gefühl von drohender Gefahr, und Tesar wusste, er musste verschwinden. Er zog sich zwei Meter zurück und quetschte sich in ein Seitenrohr.

Er zählte drei langsame Reptilienherzschläge, ehe eine Reihe dumpfer Schläge durch die Yorikkoralle hallte. Die Röhre leuchtete vom Widerschein der Minikanonen seiner Brutgefährten auf, die an der nächsten Kreuzung in Rohren gelauert hatten, und er musste die Augen schließen. Der schrille Schrei des Voxyn schnitt wie ein Lichtschwert durch die feuchte Luft, wurde dann tiefer und begann zu schwingen.

Hatten sie ihr Ziel verfehlt?, fragte sich Tesar. Wie war das möglich?

Die Empörung seiner Brutgefährten überzeugte ihn, dass sie getroffen hatten. Seine Ohrenstöpsel bemerkten einen plötzlichen Wandel im Kreischen des Voxyn und schlossen sich fest gegen die desorientierende Wucht der Druckwelle. Er spürte eine tiefe harte Vibration in der Magengrube, teilte jedoch das Hochgefühl seiner Brutgefährten, die weitere Blitze auf ihr Ziel abfeuerten. Bei seinem kalten Blut, wie er die Jagd mit seinen Brutgefährten liebte.

Schließlich verstummten die Minikanonen, und seine Ohrenstöpsel öffneten sich wieder. Er ließ die Zunge in die Atemmaske schnellen, schmeckte gefiltertes Ozon und versengte Yorikkoralle und einen antiseptischen, kupfrigen Geruch − entgiftetes Voxynblut.

Er schickte ein fragendes Gefühl zu seinen Schwestern und erhielt nur eine vage Antwort. Obwohl Tesar die Handlungen seiner Brutgefährten nicht richtig durch die Macht spüren konnte, lebte er doch schon sein ganzes Leben mit ihnen zusammen und wusste intuitiv, dass sie nun ihre Leuchtstäbe aktivieren würden, um ihre Infrarotsicht zu unterstützen. Ein Bild von rauchenden Schuppen entstand in seinem Kopf, dann das eines von einem Blaster verbrannten Beines.

In dem Moment kam Anakins Stimme über Komlink. »Tesar! Was ist da hinten los?«

Das Geräusch klickender Krallen ertönte hinter der Ecke, und Tesar dachte: »Oh-oh.« Er tastete nach dem Komlink, das an seinem Kragen befestigt war, und schob sich gleichzeitig rückwärts in die Röhre hinein. Es ging langsam voran, denn dieser Seitenkanal war kaum größer als Tesar selbst, und er bewegte sich auch noch gegen die Schichtung seiner Schuppen. Trotz des dicken Overalls blieben die Spitzen immer wieder an den rauen Wänden hängen.

Der Kopf des Voxyn erschien an der Ecke, eine rote Hitzesilhouette, die nicht mehr als zwei Meter von ihm entfernt war.

»Tesar?«, hakte Anakin nach. »Was geht da vor sich?«

Tesar feuerte auf das Voxyn und sah, wie sein Blitz abprallte. Solche Schuppen sollte er haben! Das Wesen zog den Kopf außer Sicht, doch die rosafarbenen Wärmeschlieren seines Atems reckten sich weiter um die Ecke.

Endlich erreichte Tesar sein Komlink. »Du hast unz gesagt, wir sollen auf daz Voxyn aufpassen.«

»Und?«

»Und um Hilfe rufen, wenn…« Vor ihm verschwanden die pinkfarbenen Schlieren, und Tesar hörte, wie etwas tief Luft holte. »Äh, rede weiter.«

Er riss sich das Komlink ab und warf es in die Röhre. Anakins nun ferne Stimme verlangte weiter nach einer Erklärung, aber Tesar schob sich, so schnell er konnte, nach hinten. Eine zerfetzte Schnauze kam um die Ecke und bedeckte das quäkende Gerät mit einem schwachen Strahl Säure. Tesar verharrte, projizierte mithilfe der Macht seine Stimme in die Hauptröhre und schrie, so laut er konnte.

Er spürte Beifall von Krasov, und durch sie empfing er auch Anakins Panik. Er schrie anscheinend in sein Komlink und wollte eine Antwort von Tesar.

Bela fand das lustig; Tesar konnte fühlen, wie sie zischte. Er wusste, ohne es zu sehen, dass sie hinter dem Voxyn durch die Hauptröhre kroch und das Lichtschwert in der Hand hielt. Krasov folgte ihr und zielte mit einem großen T-21-Repetierblaster über die Schulter ihrer Schwester. Das Voxyn schleppte sich um die Ecke, seine Krallen gruben sich in die Yorikkoralle, und es zog sich vorwärts. Tesar konnte die Verletzungen des Untiers im Infrarot-Spektrum nicht erkennen, aber das Wesen bewegte sich auf jeden Fall langsam und mühsam. Es zögerte bei den kleinen Dellen, die seine Säure in den Boden gebrannt hatte, und fand den erwarteten Kadaver nicht, hob den Kopf und starrte in die Röhre.

Tesar setzte seine Flucht fort und feuerte dem Voxyn Blasterblitze in den Kopf. Die meisten prallten harmlos ab, doch viele brannten sich durch die Schuppen, wenn sie auch nicht tödlich wirkten. Das Voxyn verschwendete keine Zeit mit einem weiteren Schrei, sondern verfolgte ihn durch die Röhre und zog sich mit den verstümmelten Beinen schneller vorwärts, als der Barabel rückwärts kriechen konnte. Zum ersten Mal stellten sich Tesars Schuppen vor Angst auf; die Bestie lernte schnell aus ihren Fehlern.

Großer Ärger, dachte er.

Er spürte die Besorgnis bei seinen Brutgefährten und hörte, wie sie in der Hauptröhre Lärm machten, um die Aufmerksamkeit des Voxyn auf sich zu lenken. Doch für solche Mätzchen war es zu schlau, kroch bis auf einen Meter an Tesar heran und rülpste, doch entweder war sein Vorrat erschöpft, oder die Austrittsöffnung war von den Blitzen beschädigt; nichts kam heraus. Tesar feuerte und roch verbranntes Fleisch.

Das Voxyn machte einen Satz nach vorn, und seine Schnauze biss in den Lauf des Merr-Sonn-Blasters. Tesar drückte ab − und fauchte vor Schmerz, als die Sicherheitsschaltung eine Verstopfung der Emittermündung feststellte und das Modul abschaltete.

Tesar ließ die Waffe im Maul des Voxyn und schob sich fort, wobei er den Rücken an die Decke der Röhre presste und versuchte, sein Lichtschwert freizubekommen, was er allerdings für ziemlich aussichtslos hielt.

Belas weiße Klinge erwachte knisternd irgendwo hinter dem Voxyn zum Leben, aber das Wesen füllte die Röhre so vollständig aus, dass nur ein paar verirrte Lichtstrahlen vorbeigelangten. Die Bestie sprang; Tesar konnte gerade noch seine Atemmaske retten, indem er auswich, dann schlug er zu und spürte, wie die Krallen seiner Finger in die verwundete Schnauze eindrangen.

Das Voxyn schob sich weiter voran und schnappte nach der Hand, die die Schnauze umklammerte. Tesar presste den Kopf seines Gegners gegen die Decke.

Er schickte Triumph zu seinen Brutgefährten. Ein schweres Vorderglied fischte nach seinem Ellbogen; die mit Krankheitserregern verseuchten Krallen drückten den Overall ein und hätten das Molytex beinahe zerrissen. Zu seinem Gefühl des Triumphes fügte Tesar Dringlichkeit hinzu.

Das Knistern von Belas Klinge wurde lauter − und verschwand im scharfen Knall von explodierendem Detonit. Ein unerwartetes Gewicht drückte gegen Tesars Rücken, und plötzlich war die Röhre von dem sanften grünen Licht der biolumineszenten Wandflechten erhellt, die im Inneren der Exquisite Death Licht spendeten. Tesar sah eine Masse gebrochener Fangzähne und versengten Fleisches, das, was von der Schnauze des Voxyn übrig geblieben war, dann fühlte er, wie er in die Höhe gehoben wurde, als ihn jemand durch das Loch in der Röhre nach oben zog.

Das verletzte Voxyn kroch unter ihm hindurch. Ganze Teile seines Körpers fehlten, und die Stummel der vier Hinterbeine schleiften nutzlos hinterher.

»Du Banthakopf! Ez ist geflohen!« Tesar sah sich um und starrte in die blauen Augen von Ganner Rhysode, einem der größten − und zumindest seiner eigenen Meinung nach − geschicktesten menschlichen Jedi. »Jetzt wird ez doppelt so schwer, ez zu töten.«

»Die Jagdsaison ist vorbei, mein schuppiger Freund.« Ganner setzte Tesar auf dem Boden des Gangs ab, dann rief er in das Loch: »Kommt raus, Mädchen. Anakin will uns auf der Brücke sehen.«

 

In der benachbarten Schlafkabine erwachte Raynar Thul aus seiner Heiltrance und starrte auf den nackten Rücken von Eryl, die sich gerade auf der anderen Seite des schmalen Gangs aufrichtete. Ihre Haut zeigte Sommersprossen und war weiß wie Milch; von den Säurenarben und Kratzern war kaum noch etwas zu erkennen. Während die anderen tief in der Heiltrance versunken waren oder sich damit beschäftigten, das Steuern des Schiffes zu erlernen, hatte er sich lange mit Eryl unterhalten, und sie hatten sich gegenseitig mit Bacta-Lotion behandelt. Dunkel erinnerte er sich an einen langen Kuss, kurz bevor schließlich jeder in seine eigene Koje gefallen war, aber die Erinnerung war verschwommen, als habe er nur geträumt.

Eryl nahm die Arme herunter, blickte über die Schulter und sah, wie er sie beobachtete. Anstatt sich zu bedecken, lächelte sie und fragte: »Na, wie sehe ich aus?«

Raynars Zähne klackten, als sein Mund zuklappte, dann stammelte er: »Schön.« Vielleicht war der Kuss doch kein Traum gewesen. »Eigentlich richtig großartig.«

Eryl runzelte die Stirn und reckte den Hals, um auf ihren Rücken zu schauen, dann lachte sie und sagte: »Ich meinte die Narben, junger Mann. Sind sie verheilt?«

»Oh, ja.« Raynar hätte sich am liebsten wieder in seine Koje für eine weitere Heiltrance fallen lassen. »Das habe ich doch auch gemeint.«

Eryl wirkte misstrauisch. »Sicher.« Sie langte nach ihrem Overall. »Aber gut. Nach all der Bacta-Cremerei hat bestimmt niemand aus dem Kommandoteam mehr etwas zu verbergen.«

»Nein, das glaube ich auch nicht«, meinte Raynar.

Trotzdem versuchte Raynar, während er ebenfalls in seinen Overall stieg, seine Enttäuschung zu verbergen. Eryl war zwar ein oder zwei Jahre älter, aber wenn sie ihn »junger Mann« nannte, korrigierte das alle falschen Hoffnungen über die Art ihrer Beziehung.

Tekli stieg aus einer der Kojen weiter unten, ihr braunes Fell war gesträubt, und ihre grauen Augen funkelten, während sie ihren Ausrüstungsgurt anlegte.

»Gut geschlafen?«, fragte sie.

»Ja, sehr gut«, antwortete Raynar. »Und selbst?«

»Auch gut.« Sie lächelte ihnen zu, dann zog sie die Augenbrauen hoch, als das Schiff leicht bebte. »Wir verlassen anscheinend den Hyperraum.«

Sowohl Raynar als auch Tekli blickten Eryl an, die ihre grünen Augen schloss und sich in die Macht versenkte. Als sie kurz darauf die Augen wieder öffnete, wirkte sie nur ein wenig jünger und unschuldiger als vorher.

»Ich müsste schon ein paar Sterne sehen, um ganz sicher zu sein, aber es fühlte sich richtig an«, sagte sie. »Wir haben Myrkr erreicht.«