22

 

»Der YVH-Eins ist ein erstklassiger Kriegsdroide mit fehlerfreier Such-Identifikationstechnik, der Feuerkraft eines viersitzigen Blastwagens und, mit der zusätzlich erhältlichen Laminanium-Rüstung, der Haltbarkeit, um selbst auf den gefährlichsten Posten zu überleben. Meine Damen und Herren, ich stelle Ihnen heute die ultimative Antwort auf die Bedrohung der Neuen Republik vor, den Yuuzhan-Vong-Hunter Eins von Tendrando Arms!«

Der riesige Kriegsdroide sprang ins Bild, mit schädelartigem Kopf und schwarzgrauer Tarnfarbe, und vollführte eine wilde Abfolge von Saltos und Drehungen. Er preschte durch eine Ferrobetonwand, die offensichtlich speziell zu diesem Zweck aufgestellt worden war, tauchte unter einem schwebenden Landgleiter hindurch und kam wieder am Anfang der Testeinrichtung heraus. Er fuhr um exakt neunzig Grad nach links herum und nahm scheppernd Hab-Acht-Stellung vor dem Hoverschlitten der Zuschauer an, dann schlug er den Blasterkanonenarm zum Salut vor die Brust.

Mit dem Totenkopfgesicht und den roten Photorezeptoren, die in den Augenhöhlen glühten wie Blasterfeuer, wies der Droide eine albtraumhafte Ähnlichkeit mit dem Feind auf, den zu bekämpfen er entwickelt worden war. Sein keilförmiger Torso, die massigen Ausmaße seiner mit diversen Systemen voll gepackten Glieder, sogar die Art, wie die Rüstung über die Gelenke hinausragte, erinnerten Leia an einen Yuuzhan-Vong-Krieger, der in einer Droidenhülle gefangen ist. Sie fragte sich, ob Landos Designer diesen Anklang beabsichtigt hatten − vielleicht um den Feind absichtlich in blinde Wut zu versetzen − oder ob die Beleidigung einfach nur ein glücklicher Zufall war.

In einer ultratiefen und ultramännlichen Version von Lando Calrissians Stimme sagte der Droide: »YVH Eins-Eins-A meldet alle Systeme funktionsbereit. Bereit, im Demonstrationsmodus fortzufahren.«

Leia verdrehte die Augen angesichts Landos typischer Eitelkeit, dann sah sie Han an, der sofort nach Coruscant zurückgekehrt war, nachdem er das Voxyn auf Eclipse abgeliefert hatte.

»Betrachte es als Gefallen.« Han deutete mit dem Kopf nach vorn zu dem Hoverschlitten, wo Borsk Fey’la stand, flankiert von den Generälen Garm Bei Iblis und Wedge Antilles. »Borsk wollte sich nur mit Lando treffen, wenn du dabei bist.«

»Und aus welchem Grund trifft sich der Staatschef überhaupt mit einem Waffenlieferanten?«, wollte Leia wissen. »Worum geht es eigentlich?«

Han zuckte mit den Schultern. »Das sind gute Droiden.«

»Als ob irgendwer hier in der Lage wäre, das zu beurteilen.« Leia schwieg einen Moment lang, dann fügte sie hinzu: »Er versucht, mich wieder in die Sache hineinzuziehen.«

»Sieh mal, Lando will doch nur ein paar Droiden verkaufen und dabei helfen, den Krieg zu gewinnen«, meinte Han.

»Ich habe Borsk gemeint.«

»Ich weiß«, antwortete Han. »Aber was ist falsch daran, zur Abwechslung mal ihn zu benutzen?«

»Es geht um Politik. Damit bin ich fertig.«

Sie verstummte, als Lando erklärte, er würde die Fähigkeiten der YVH nun in der Kampfumgebung demonstrieren, welche die größte Herausforderung darstellte, nämlich im Häuserkampf. YVH 1-lA drehte sich um und stolzierte in das simulierte Labyrinth einer recht modernen Glasstahl-Stadt. Der Hoverschlitten folgte in einer Höhe von einem Dutzend Metern, wo die Insassen alles genau beobachten konnten. Adarakh und Meewalh befanden sich immer noch in Bacta-Tanks und erholten sich von den Säureverätzungen, sonst hätten sie, wie Leia wusste, darauf bestanden, dass sie sich weiter von der Kampfhandlung entfernt hielt. Nicht selten kam es bei Demonstrationen von Kriegsdroiden zu tragischen Zwischenfällen.

Der erste Test bestand darin, dass zwei Gestalten, die wie Yuuzhan Vong aussahen, leise um eine Ecke in die Gasse kamen, in der sich 1-lA aufhielt. Sie waren mit Amphistäben und Knallkäfern bewaffnet.

»Keine Sorge, keine Sorge«, sagte Lando. »Es sind nur Trainingsdroiden, die auf dem gleichen Gerüst gebaut wurden wie die YVH, aber mit der Kampftaktik der Yuuzhan Vong programmiert sind. Außerdem verfügen sie über Einheiten, die die Herzfrequenz, Wärmeabsonderung und Geruchscharakteristiken des Feindes imitieren.«

»Yuuzhan-Droiden − das ist wirklich die allerletzte Scheußlichkeit«, sagte Bei Iblis und grinste. »Einen Mann, der so viel Vertrauen zu seinem Produkt hat, kann ich nur bewundern.«

»Ich habe Vertrauen in alles, was ich produziere«, sagte Lando und erwiderte das Lächeln des Generals. »Aber weshalb finden Sie das in diesem Fall so bewundernswert?«

»Dafür gibt es keinen besonderen Grund.« Bei Iblis zuckte mit den Schultern. »Ich habe nur gerade überlegt, was der Feind machen wird, wenn er hört, dass Sie mit der Produktion begonnen haben.«

Landos Lächeln wurde säuerlich.

Die Yuuzhan-Droiden kamen nur drei Schritte weit in die Gasse, da fuhr 1-lA herum und sprang ihnen entgegen, wobei die repulsorverstärkten Servomotoren nur leise zischten, während sie seine enorme Masse in Bewegung setzten. Ein Yuuzhan-Droide beging den Fehler, seinen Amphistab zu heben und wurde sofort von einem grünen Blasterblitz niedergestreckt. Der andere war klüger, warf sich der Länge nach hin und griff nach einem Knallkäfer. Er bekam ihn tatsächlich noch in die Hand, bis ein Blasterblitz auch ihn außer Gefecht setzte.

»Zum Zwecke der Demonstration ist 1-lAs Blasterkanone auf eine nichttödliche Intensität eingestellt, welche lediglich ausreicht, um die Schaltkreise der Yuuzhan-Droiden zu deaktivieren«, erklärte Lando. »In einem richtigen Kampf kann 1-1A automatisch den Energielevel wählen, der notwendig ist, um ein bestimmtes Ziel zu vernichten, bis hin zur Größe eines Korallenskippers. Wir werden seine Zerstörungskraft im zweiten Teil der Demonstration erleben.«

YVH 1-lA pausierte, während ein ferngesteuerter Sensorscan bestätigte, dass er seine Ziele »erledigt« hatte, dann ging er weiter die Hauptstraße entlang. Im Verlauf der nächsten Stunde beobachteten Leia und die anderen den Kriegsdroiden dabei, wie er die verschiedensten Kampfsituationen bewältigte, versteckte Yuuzhan-Droiden durch massiven Durastahl aufspürte, mehrere Flüchtige verfolgte und, was Leia am meisten beeindruckte, drei mit Ooglith-Masken getarnte Infiltranten gefangen nahm, ohne den umstehenden Passanten Schaden zuzufügen. Das Finale bestand in einem simulierten Hinterhalt − simuliert deshalb, weil die Sensoren von 1-lA den Hinterhalt längst erkannt hatten, Lando ihm aber befahl weiterzugehen. Von dem halben Dutzend Yuuzhan-Droiden, die mit ihm in einer Sackgasse waren, trafen ihn vier mit Knallkäfern. Nur einem gelang ein zweiter Wurf, ehe er ausgeschaltet wurde. Zu dem Zeitpunkt, als seine Sensoren ihm bestätigten, dass er alle sechs Ziele ausgeschaltet hatte, zogen sich die Beulen in seiner Laminanium-Rüstung bereits wieder glatt.

»Selbstreparierendes Metall«, bemerkte General Bei Iblis. »Hübsch.«

»Nur eine von vielen Innovationen bei der Entwicklung des YVH.« Lando lächelte stolz − und offener, als Leia es seit Jahrzehnten gesehen hatte. »Natürlich ist es unmöglich, hier eine richtige Schlachtsituation zu simulieren, doch sollte Ihnen diese Demonstration einen Eindruck von den Fähigkeiten des YVH vermitteln. Er ist vollkommen immun gegen biologische Kampfstoffe, versiegelt sich hermetisch, sobald er korrodierende Chemikalien aufspürt, und die Laminanium-Rüstung kann den Treffer einer Plasmakugel von einem Korallenskipper verkraften.«

»Wie lange würde es dauern, das zu reparieren?«, fragte Wedge.

»Nicht einmal einen Standardtag, aber es ist nötig, die Akkus aufzuladen und die Laminanium-Platte auszutauschen.« Lando gab 1-1A ein Signal, der nun unter beifälligem Murmeln der Generäle auf in den Füßen verborgenen Repulsorliften zum Hoverschlitten hinaufflog. »Wenn wir nun zum Schießstand weitergehen, kann 1-1A seine Feuerkraft demonstrieren.«

Fey’la nickte dem Pilotdroiden zu, und es ging über die simulierte Stadt hinweg zu einem Blasttunnel.

»Die wichtigste Waffe des YVH ist die variable Blasterkanone in seinem rechten Arm«, erläuterte Lando. »Doch der linke Arm kann ebenfalls mit einem Sortiment verschiedener Waffen ausgestattet werden, zum Beispiel mit einer Batterie von fünfzig ferngesteuerten Raketen, mit Schalldruckgewehren, schweren Lasern…«

Lando schilderte die unterschiedlichen Möglichkeiten. Fey’la bat ihn, die Einzelheiten mit den Generälen zu besprechen, und gesellte sich zu Leia und Han im hinteren Bereich.

»Beeindruckend.« Er wandte sich gleichermaßen an Leia und Han, als wolle er lediglich Konversation betreiben. »Ich könnte mir vorstellen, dass eine Armee dieser Droiden die Neue Republik verteidigt. Wie viele würde man brauchen? Eine Million?«

»Drei Millionen wären besser«, antwortete Han. »Es gibt viele Yuuzhan Vong, und diese Dinger sollten sie in den Wahnsinn treiben. Das ist schon etwas wert.«

»Drei Millionen?« Fey’la dachte über diese Zahl nach, dann blickte er Leia an. »Das ist ein Haufen Laminanium. Man würde starken Rückhalt brauchen, um das durchzudrücken.«

Leia befiel ein flaues Gefühl im Magen. Sie hatte gewusst, dass dieser Augenblick kommen würde, seit sie das Hologramm von Fey’las Auftritt mit Nom Anor vor versammeltem Senat gesehen hatte, und zur Abwechslung war sie sogar einmal bereit, dem Bothan zu geben, was er wünschte. Nach der Zerstörung der Speed Queen in der Schlacht bei Froz mussten die Jedi mehr Prügel aus dem Senat einstecken als je zuvor. Die Unterstützung des Staatschefs würde helfen, aber das Gefühl an jenem Tag, als sie den Sitzungsraum des NRMAK verlassen hatte, war unverkennbar gewesen. Die Macht führte sie von der Politik fort, und sie hatte keinen Zweifel, dass der Bothan hoffte, sie als Verbündete in den Senat zurückzuholen − ein Zug, mit dem er eine Unterstützerin und die Jedi eine Stimme im Senat gewinnen würden.

Doch zu diesem Opfer war sie nicht länger bereit. Das Gefühl war zu eindeutig gewesen. »Ich bin sicher, Sie werden genügend Unterstützung finden, wenn Sie tatsächlich glauben, für die richtige Sache zu kämpfen.«

Das Fell an Fey’las Hals sträubte sich, ein Zeichen seiner Unsicherheit. »Was hat mein Glauben damit zu tun? Wir reden über den Senat.«

»Den Senat, den Sie geschaffen haben«, erwiderte Leia. »Sie und Ihresgleichen. Ich gehöre nicht dazu.«

Fey’la legte die Ohren an, und Leia hörte, wie Han ihr etwas zuflüsterte. Sie hatten darüber gesprochen, ehe sie hergekommen waren. Han hatte Verständnis für ihre Entscheidung, nichts mehr mit dem Senat zu tun haben zu wollen, doch, wie es typisch für ihn war, glaubte er, sie müsse ihr Engagement dann eben vortäuschen. In seiner Denkweise brauchte sie lediglich ein paarmal öffentlich mit Fey’la aufzutreten und dabei zu lächeln. Dann wären die Jedi vom Haken. Lando würde genug Credits haben, um einen ganzen Sektor zu kaufen, und die Neue Republik hätte die beste Droidenarmee aller Galaxien. Han verstand einfach nicht, dass sie, wenn sie sich auf Fey’las Spiel einließ, gute Miene dazu machen musste und dadurch ein Teil jenes Sumpfes würde, der die Neue Republik zu einer so leichten Beute für die Yuuzhan Vong hatte werden lassen.

Nach einer langen Pause warf Fey’la einen viel sagenden Blick auf das Lichtschwert an Leias Gürtel. »Kommen Sie schon, Prinzessin. Sie wissen, wie das funktioniert. Ich kann die Jedi nicht unterstützen, solange die Jedi mich nicht unterstützen.«

»Tun Sie das Richtige, und Sie werden Ihre Unterstützung bekommen«, sagte Leia. Lando und die Generäle gaben sich keine Mühe mehr, ein Gespräch über die Vorteile des YVH vorzutäuschen, und lauschten ganz offen. »Ich werde keine Abmachungen mehr hinter den Kulissen treffen.«

»Wie schade, denn gerade jetzt werden Sie gebraucht, um die Neue Republik zusammenzuhalten.«

Lando riss die Augen auf − so bitter klang Fey’la − und warf Han einen vorwurfsvollen Blick zu.

Han konnte nur mit den Schultern zucken. »Tut mir Leid, Kumpel. Ich habe versprochen, dass sie kommen würde, aber ich bin nicht verantwortlich für das, was sie sagt.«

Der Hoverschlitten wurde langsamer und sank auf den Blasttunnel zu, wo mehrere Tendrando-Techniker zwei riesige Kisten mit Munition für den YVH abluden.

Lando setzte ein Lächeln auf. »Schon okay, Han. Das Baby verkauft sich selbst.« Er zeigte auf eine Gruppe großer Leibwächter, die herbeieilten, um den Landeplatz des Hoverschlittens zu sichern. »Wenn der Staatschef sieht, was das Baradiumschrot mit Yorikkoralle anstellt, wird er sofort ein Dutzend bestellen, um diese Hampelmänner zu ersetzen.«

Von hinten meldete sich die ultramaskuline Stimme des 1-lA. »Ruhe bewahren! Sofort einen geschützten Bereich aufsuchen.« Der Hoverschlitten bebte unter den schweren Schritten des Droiden. »Dies ist ein militärischer Notfall. Sofort einen geschützten Bereich aufsuchen!«

Die gleiche Warnung hatte der Droide auch bei seiner Such-Identifikations-Demonstration ausgegeben, kurz bevor er die drei »Infiltratoren« ausgeschaltet hatte, die versucht hatten, in einer Menge von Tendrando- »Fußgängern« zu verschwinden. Leia blickte Lando stirnrunzelnd an. Der schüttelte den Kopf, dann ging er auf den Kriegsdroiden zu.

»1-lA, die Demonstration ist vorüber«, sagte er.

»Bestätige, Demonstration ist beendet«, antwortete der Droide. »Sofort einen geschützten Bereich aufsuchen. Yuuzhan-Vong-Alarm.«

YVH 1-lA schob Lando zur Seite und riss den Pilotdroiden von der Steuersäule weg, dann stöpselte er sich selbst ein. Der Schlitten befand sich dicht an dem Landeplatz, und Leia trat zum Sicherheitsgeländer und blickte hinunter zu den Leibwächtern. Sie stellten sich an allen Seiten des Bereichs auf, und zwar ganz richtig mit den Gesichtern nach außen. Sobald der Schlitten gelandet wäre, brauchten sie sich nur umzudrehen und könnten die Gruppe in ein tödliches Kreuzfeuer nehmen.

Der Kriegsdroide lenkte den Hoverschlitten vom Landeplatz fort.

»Calrissian!«, bellte General Bei Iblis. »Es reicht.«

Leia benutzte die Macht und spürte nichts von den Wachen. »Nein, Garm«, sagte sie. »Das sind getarnte Vong.«

YVH 1-lA legte den Arm aufs Geländer und gab eine Salve Blasterblitze ab. Zwei Yuuzhan Vong lösten die Ärmel ihrer Blast-Rüstung und richteten ihre Schultern auf den Hoverschlitten aus, dann schoss etwas Schwarzes, Geflügeltes aus dem Ärmel des ersten Kriegers.

Das Ding krachte in den Hoverschlitten und hätte ihn beinahe umgeworfen. Vier schwarze Scheren drückten sich durch den Durastahlboden, rissen ein Loch hinein und zwängten sich hindurch. Han, Bei Iblis und Wedge zerlegten es mit Blasterfeuer.

Ein weiterer Stoß. Der Hoverschlitten drehte sich auf die Seite und stürzte der simulierten Stadt entgegen.

»Achtung, Aufprall«, warnte 1-1A. »Festhalten…«

Trotz des durch die Repulsorlifttriebwerke erzeugten Polsters war der Absturz heftig. Leia prallte von Durastahl ab und landete mit dem Gesicht auf Ferrobeton. Um sie herum krachten überall Körper auf den Boden. Der Hoverschlitten prallte gegen eine Wand über ihr und blieb dort liegen. Han rief nach ihr. Sie berührte ihn durch die Macht und fühlte eher Sorge als Schmerz.

»Mir geht’s gut«, sagte sie. »Die anderen?«

Fey’la antwortete zuerst. »Danke, ich bin nicht verletzt.«

»Alles bestens«, meldete Bei Iblis.

»Bei mir auch«, sagte Wedge.

Nur Lando antwortete nicht. Leia stand auf und fand ihn hinter dem umgekippten Hoverschlitten, wo er den 1-lA beobachtete, der Blasterblitze verschoss. Das Wumpf-wumpf der Blasterkanonen klang irgendwie harmlos.

»Lando?« Leia nahm das Lichtschwert von ihrem Gürtel. Der Griff war ihr vertraut, doch die Waffe lag noch immer wie ein Gegenstand in ihrer Hand, nicht wie eine Verlängerung ihres Selbst, wie es hätte sein sollen. »Sag 1-lA, er soll die schweren Geschütze auffahren.«

»Geht nicht. Es gibt einen Energieregler in seinen Waffensystemen.« Lando klang kläglich. »Wegen der beiden Generäle und dem Staatschef wollten wir sichergehen, falls ein Programmierungsfehler auftrat.«

»Energieregler?« Das kam von Han und Fey’la.

»Ich bin genauso enttäuscht«, gab Lando zurück. »Was für eine Gelegenheit!«

Knallkäfer prallten gegen den Boden des Hoverschlittens.

»Was sollte er denn in dem Blast-Tunnel anstellen?«, fragte Han. »Eine Lightshow abziehen?«

»Es dauert nur eine Sekunde, die Programmkarte auszutauschen«, sagte Lando. »Sie ist bei der Munition.«

Leia spähte um die Kante der Plattform. YVH 1-lA stand in einem Hagel von Knallkäfern, feuerte ununterbrochen auf die Attentäter und konnte gegen ihre gestohlenen Blast-Rüstungen nichts ausrichten. Schließlich gab er ein elektronisches Gebrüll von sich und stampfte die Straße hinunter.

Zwei Yuuzhan Vong drückten sich in einen Eingang, öffneten ihre Brustpanzer, zogen jeweils ein langes, aalähnliches Wesen hervor und warfen es auf 1-lA. Die Dinger versteiften sich und flogen auf den Droiden zu, wobei ihre Köpfe mit weißer Energie pulsierten und ihre Schwänze Flammen spuckten.

YVH 1-lA feuerte zweimal im Laufen. Die Aale explodierten. Er schoss noch zweimal, und die beiden Angreifer brachen zusammen.

Dann erreichte der Droide die anderen. Zwei weitere Attentäter gingen wild mit den Armen rudernd zu Boden, doch der Rest schlüpfte vorbei. Han, Lando und die Generäle setzten das nächste Paar mit ihren Blasterpistolen außer Gefecht. Wedge hörte kurz auf zu feuern und schob Han und Leia zu Fey’la.

»Nehmt ihn. Wir halten hier die Stellung.«

Han wollte widersprechen, aber Fey’la floh bereits und schrie in sein Komlink um Hilfe. Der Panik in seiner Stimme zufolge antwortete niemand.

Leia packte Han und rannte dem Bothan hinterher. Ob es ihr gefiel oder nicht, Fey’la war der Staatschef. Hinter ihnen ging der nächste Attentäter zu Boden, dann traf ein Knallkäfer Wedge an der Schulter, und er taumelte gegen die anderen. Die letzten drei Yuuzhan Vong rannten an dem Hoverschlitten vorbei, 1-lA kam kurz hinter ihnen in Sicht und versengte ihre Rüstungen weiter mit dem wirkungslosen Blasterfeuer. Die Laminanium-Panzerung war bis auf das Skelett eingebeult, an manchen Stellen zeigte sich die Elektronik, dennoch ging er weiter und feuerte, obwohl auch seine Verbündeten sich vor ihm befanden. Präzisionsschüsse.

Leia sah, dass sie aus der Situation Vorteil schlagen konnte, und aktivierte ihr Lichtschwert. »Zeit, sich ihnen zu stellen.«

»Zu gefährlich!« Die Panik in Hans Stimme verblüffte Leia. »Du gehst weiter.«

Er schob sie hinter Fey’la her und hätte beinahe die Hand eingebüßt, weil er so knapp an ihrem Lichtschwert vorbeigriff, dann legte er den vordersten Yuuzhan Vong mit einem beeindruckenden Schuss unter dem Arm hindurch um. Schlechtes Timing. Ein Blasterblitz von 1-lA − glücklicherweise ein nichttödlicher grüner − erwischte ihn in der Brust und schleuderte ihn gegen Leia. Er ging zu Boden, zwar nicht tot, wie sie wusste, aber sehr, sehr bewusstlos. Sie fand ihr Gleichgewicht wieder, fuhr herum und stand den beiden letzten Yuuzhan Vong gegenüber. Einer schlug auf ihren Kopf ein, der andere rannte an ihr vorbei, Fey’la hinterher.

Leia ging in die Hocke und warf sich mit der Macht nach hinten. Ein richtiger Salto wäre besser gewesen, doch sie war keine Meisterin im Kampf. Sie kam wieder auf die Beine, drehte sich um und traf den Yuuzhan Vong, der hinter Borsk her war, im Rücken. Ihre rubinfarbene Klinge teilte ihn fast in zwei Teile, und der Gestank rief Übelkeit bei Leia hervor.

Leia setzte die Drehung fort und fand den letzten Yuuzhan Vong an der Stelle vor, an der sie ihn erwartet hatte. Er schlug mit seinem Amphistab nach ihren Beinen, und auch das hatte sie vermutet. Sie parierte den Hieb. Er ließ die Waffe fallen und griff nach seiner Mehrzwecktasche.

Plötzlich wurde Leia am Knie getroffen. Der Amphistab hatte sich in seine Schlangenform zurückverwandelt, und Leia schleuderte das Ding mit dem Lichtschwert von sich fort. Die Hand des Yuuzhan Vong steckte in seiner Tasche. Leia rief die Macht zu Hilfe und trat mit aller Kraft zu. Der Tritt traf den Attentäter vor der Brust, und der Gegner taumelte zwei Schritt zurück.

Dann lächelte der Krieger höhnisch und zog die Hand aus der Tasche. Zum tausendsten Mal schwor sich Leia, mehr Zeit mit der Schulung ihrer Jedi-Fähigkeiten zu verbringen, und warf das Lichtschwert nach seinem Arm. Immer noch grinsend wich er aus, die Klinge flog vorbei − und plötzlich schlangen sich 1-lAs Laminanium-Arme um ihn.

Der Droide zerquetschte die gestohlene Blast-Rüstung wie Eierschalen, und schwarzes Blut ergoss sich auf den Boden. »Blaster wirkungslos«, sagte 1-1A verwirrt. »Alternative Taktiken erforderlich.«