Ein Blick auf die Venus
Größenmäßig ähnelt die Venus zweifellos der Erde, und obwohl sie der Sonne deutlich näher ist als sie, dachte man lange Zeit, dass ihre Wolkendecke für eine bewohnbare Oberfläche sorgen würde. Deshalb war es ein ziemlicher Schock, als die ersten Sonden auf der Venus ankamen und nahezu auf der Stelle in der Höllenglut von 480 °C an der Oberfläche zerstört wurden. Bei dieser Temperatur ist Blei längst flüssig. Erschwerend kommt eine Atmosphäre hinzu, die nahezu ausschließlich aus Kohlendioxid besteht, viel dichter als unsere ist und an der Oberfläche einen Luftdruck hat, der rund neunzigmal so hoch wie der auf der Erde ist.
Wir sehen die Venus nur in der Morgen- und Abenddämmerung, weshalb sie gern auch als Abendstern bezeichnet wird. Das kommt daher, dass sie sich näher an der Sonne befindet als die Erde. Daher erscheint sie am Himmel immer relativ dicht zur Sonne, und sie ist normalerweise nicht hell genug, dass man sie am Tag sehen könnte (obwohl man sie gelegentlich ausmachen kann). Abends aber steht sie dann tief am Himmel, ehe sie der Sonne unter den Horizont folgt.
Zwar nicht mit bloßem Auge, aber mit einem einfachen Fernglas ist zu erkennen, dass die Venus wie der Mond (und aus demselben Grund wie der Mond – siehe unten) Phasen hat. Manchmal ist der volle Kreis zu sehen, zu anderen Zeiten nur eine Sichel. Die Venus ist der hellste Planet, gefolgt von Jupiter und Mars, deren Umlaufbahnen weiter entfernt von der Sonne verlaufen, als es unser Orbit tut, so dass sie am Firmament nicht dicht bei der Sonne stehen müssen. Wenn Sie einen anderen hellen »Stern« sehen, ist es wahrscheinlich einer von den beiden – Mars lässt sich leicht an seiner rötlichen Färbung erkennen.
Visuell sind die Unterschiede zwischen Planeten und Sternen nicht sehr groß. Allerdings blinken die Sterne stärker, und die Planeten sind deutlich heller. Planeten blinken weniger, weil sie uns so viel näher sind und daher weniger kleine Lichtquellen darstellen: Der Blick auf sie kann nicht so stark durch Staub und Hitzeflimmern in der Atmosphäre behindert werden. Absolut sind sie erheblich dunkler als Sterne. Planeten leuchten nur, weil sie das Licht der Sonne reflektieren, während die Sterne selbst Sonnen sind – die aber zu weit weg sind, um stark zu leuchten. Der nächste Stern ist rund vier Lichtjahre entfernt. (Ein Lichtjahr ist ein Maß für die Entfernung, nicht für die Zeit. Es bezeichnet die Distanz, die das Licht in einem Jahr zurücklegt.) Angesichts der Lichtgeschwindigkeit von 300000 Kilometern pro Sekunde heißt das, dass dieser Stern, Proxima Centauri, rund 9,5 Billionen Kilometer von der Erde entfernt ist.