Vom Fluss ins Meer

An ihrer Mündung ins Meer bilden viele Flüsse ein Delta. Dies entwickelt sich über einen langen Zeitraum hinweg, in dem der Fluss kleine Sedimentmengen hinunter zur Küste schwemmt. Erreicht der Fluss das Meer, kann sein Wasser in alle Richtungen fließen, und mit der Seitwärtsbewegung wird es langsamer. Das bedeutet, dass das Sediment darin absinkt und eine v-förmige Ausstülpung ins Meer bildet. Stückchen für Stückchen dringt das Land weiter vor und formt im Lauf der Zeit ein Delta.

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18. Das Ganges-Delta (Bengalen, Indien und Bangladesch).

Nicht jeder Fluss bildet ein Delta. Manche haben eine breitere, nicht so genau definierte Mündung, einen Bereich, in dem sich Flusswasser und Meerwasser zu Brackwasser mischen. Das ist eine Trichtermündung, die häufig von Sumpfebenen oder weiten Gebieten begleitet wird, die nur zeitweilig unter Wasser stehen. Man nennt diese Art Flussmündung Ästuar.

Der Unterschied zwischen Meer- und Flusswasser wird gemeinhin als der Unterschied zwischen Salzwasser und Süßwasser beschrieben. Zweifellos hat man den Eindruck von Salz, wenn man Meerwasser probiert. In Wahrheit enthält Meerwasser jedoch gar kein Salz. Was es tatsächlich (zusammen mit vielen anderen Substanzen) enthält, sind Natrium- und Chlorionen. Ionen sind Atome eines Elements, die Elektronen verloren oder gewonnen haben. Dem Natriumion fehlt ein Elektron, so dass es eine positive Ladung hat, und das Chlorion hat ein Elektron mehr, was zu einer negativen Ladung führt.

Für sich allein ist Natrium ein instabiles Alkalimetall, das heftig mit Wasser reagiert. Höchstwahrscheinlich ist das gesamte Natrium, das auf der Erde existiert, in irgendwelchen Verbindungen fixiert. Damit sind Moleküle gemeint, die Atome verschiedener Elemente enthalten. (Moleküle können auch aus Atomen eines Elements bestehen, wie etwa das Wasserstoffmolekül H2, bei dem nur zwei Wasserstoffatome aneinander gebunden sind.) Die Natriumionen im Meer stammen aus Steinbestandteilen wie Natriumsilicat (eine Verbindung aus den Elementen Natrium, Silizium und Sauerstoff) oder Natriumcarbonat (auch eine Verbindung, diesmal aus Natrium, Kohlenstoff und Sauerstoff), die sich auf dem Weg des Flusses zum Meer herausgelöst haben oder freigesetzt wurden, wo die Brandung auf entsprechende Felsen traf.

Chlor ist gleichfalls ein beeindruckendes Element. Es handelt sich um ein hellgrünes Gas, das so giftig ist, dass man es im Ersten Weltkrieg als Giftgas eingesetzt hat (und Chlorverbindungen zum Desinfizieren von Schwimmbecken benutzt werden, denn für die meisten Keime ist es ebenso schädlich wie für uns). Die Chlorionen im Meer stammen hauptsächlich aus Vulkanen und hydrothermalen Quellen am Meeresboden, die Unmengen von chemischen Substanzen ins Wasser befördern. Im normalen Meerwasser schweben die Natrium- und Chlorionen ohne Verbindung zueinander oder irgendwelchen der anderen zahllosen Ionen im Wasser herum. Doch wenn das Meerwasser verdunstet, nimmt die Konzentration der Ionen zu, und das positive Natriumion wird von dem negativen Chlorion angezogen. Die beiden verbinden sich zu den Kristallen des Natriumchlorids oder Kochsalzes.

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