Ein kosmischer Zusammenstoß

Kosmische Strahlen sind hochenergetische Partikelströme, die aus den Tiefen des Alls kommen und auf die obere Atmosphäre der Erde treffen. Manche stammen von der Sonne, viele andere von entfernten Sternen und stellaren Explosionen im Weltraum. Sie waren vielleicht Millionen Jahre unterwegs und haben Milliarden und Abermilliarden Kilometer zurückgelegt. Wenn diese Partikel mit der oberen Atmosphäre zusammenstoßen, entstehen durch die Energie, die bei den Kollisionen mit den Luftmolekülen freigesetzt wird, andere Partikel und hochenergetisches Licht, die Richtung Erde geschleudert werden.

Manche dieser Partikel verschwinden sehr schnell wieder. Beispielsweise existieren die als Myonen bezeichneten Partikel nur für einen Sekundenbruchteil. Sie bewegen sich aber so schnell, dass Einsteins spezielle Relativitätstheorie zum Tragen kommt. Wie wir im GPS-Abschnitt gesehen haben, besagt sie, dass sich für Dinge, die sich sehr schnell bewegen, die Zeit verlangsamt. Eigentlich dürften es nur wenige Myonen bis zur Erdoberfläche schaffen, doch wegen ihrer Geschwindigkeit verlangsamt sich die Zeit für sie um den Faktor fünf – was viel mehr von ihnen die Chance gibt, durchzukommen: eine wahre Demonstration für Relativität in Aktion. Was Flugreisenden allerdings mehr Anlass zur Besorgnis gibt, ist das hochenergetische Licht, das erzeugt wird – Röntgenstrahlen und die noch stärkeren Gammastrahlen.

Beim normalen Flug über den Atlantik werden Sie so viel Strahlung ausgesetzt wie bei einer Röntgenaufnahme Ihres Brustkorbs, was dem 100-Fachen der üblichen Dosis am Boden entspricht. Die Belastung durch solche Radioaktivität wird in Millisievert (mSv) gemessen. Die durchschnittliche Hintergrundstrahlung, der Sie in Großbritannien oder in den USA ausgesetzt sind, beläuft sich auf etwa 2,5 mSv pro Jahr, in Regionen wie Cornwall oder Denver steigt sie auf 7 oder 8 mSv. Wenn Sie jede Woche zehn Stunden in der Luft verbringen, kommen zu Ihrer Belastung rund 4 mSv hinzu – das Risiko ist also nicht größer als bei einem Umzug von London nach Cornwall.

Doch die Belastung kumuliert. Wenn Sie also wesentlich mehr als zehn Stunden pro Woche fliegen – oder viele Flüge und ein Wohnort mit hoher Belastung zusammentreffen –, sollten Sie bedenken, dass Sie sich einem gewissen Risiko aussetzen. Wenn Sie Ihre Grundbelastung reduzieren wollen, eignet sich neben dem Umzug in eine weniger belastete Region auch der Verzicht auf Muscheln. Muscheln zu essen kann Ihrer Strahlenbelastung rund 0,5 mSv pro Jahr hinzufügen (denn Muscheln filtern Material mit natürlicher Radioaktivität aus dem Wasser).

Worauf Sie gleichfalls achten sollten, ist der Sonnenfleckenzyklus. Die Strahlenmenge, die von der Sonne ausgeworfen wird, ändert sich etwa in einem Elfjahreszyklus. Abhängig vom Punkt im Zyklus kann die Sonne zwischen nahezu 0 und 0,001 mSv pro Stunde während eines Fluges hinzufügen. 2011 und 2022 erreicht die Strahlung jeweils ein Maximum, ein Minimum haben Sie 2016. Die Strahlenbelastung während des einzelnen Fluges ist nicht besorgniserregend, jedenfalls nicht mehr als ein Urlaub in Cornwall. Aber wenn Sie öfter als einmal pro Woche fliegen, sollten Sie sich besser näher informieren.

Warum Tee im Flugzeug nicht schmeckt und Wolken nicht vom Himmel fallen: Eine Flugreise in die Welt des Wissens
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