Wie ist Ihre Stadt gewachsen?
Wenn Sie über Siedlungen fliegen und die Maschine noch niedrig genug ist, dass Sie die Straßenzüge ausmachen können, lohnt es sich, die Unterschiede zwischen gewachsenen und geplanten Städten zu erkunden. Ähnlich einem verästelten Baum oder einem dendritischen Wasserlauf entwickelten sich die ersten Städte aus einer Ansammlung von Wegen, die natürlichen Gegebenheiten folgten. Oft waren ein Bach oder ein Fluss, die Trinkwasser und Verbindungen boten, oder die strategische Sicherheit eines Hügels ausschlaggebend für die Gründung von Siedlungen. Daher werden Sie viele Kurven, unvermutete Abzweigungen und labyrinthähnliche Strukturen entdecken.

14. Eine gewachsene Siedlung (Wiltshire, England).
In späteren Zeiten setzte sich die Tendenz durch, das Land so zu formen, dass es zur Stadt passt. In modernen Stadtanlagen finden Sie Flüsse und Bäche, die durch künstliche Kanäle geleitet werden, und eine zunehmende Symmetrie bei den Straßen. Am extremsten sind viele amerikanische Städte mit ihren Schachbrettmustern, aber auch die symmetrischen Kurven eines modernen Wohnviertels sind ein gutes Beispiel.
Betrachten Sie einmal eine Kleinstadt oder ein Dorf als Ganzes, lassen Sie die Formen auf sich wirken und nehmen Sie die Straßen als Adern eines Blattes. Sieht der Ort wie ein natürliches Objekt aus oder wie etwas Geplantes?

15. Eine geplante Siedlung (Manhattan, New York, USA).
Generell lässt sich sagen: Aus der Luft wirkt eine Ansiedlung umso organischer in ihrer Form, je älter sie ist. Allerdings gibt es ein paar Ausnahmen – manche der besseren modernen Vorortsiedlungen ahmen die natürlicheren Formen einer gewachsenen Stadt nach. Doch selbst dann lässt sich anhand der zu perfekten Ausrichtungen und Strukturen die Hand des Planers ausmachen. Architekten haben Schwierigkeiten, jenes fraktale Chaos zu schaffen, das in der Natur am weitesten verbreitet ist.