TECHNOLOGIE IM FLUGE
Die Route auf der Karte verfolgen
So beeindruckend er beim genauen Hinsehen auch ist, nach einer Weile kann der Blick aus dem Fenster ein bisschen eintönig werden. Nehmen Sie sich also die Zeit, sich ein wenig mehr der Unterhaltung an Bord zu widmen. Höchstwahrscheinlich gibt es irgendwo einen Bildschirm, auf dem eine elektronische Karte mit dem bisherigen Verlauf Ihres Fluges zu sehen ist. Die Route, die Ihre Maschine dabei nimmt, erscheint oft seltsam indirekt. Eigentlich müsste es in Zeiten hoher Treibstoffpreise doch vernünftiger sein, eine gerade Strecke zu fliegen. Es ist ja nicht so, dass es am Himmel derartig viele Hindernisse gibt. Doch die Fluglinien bestehen auf ihren Kurven. Drei Gründe spielen zusammen, dass man von der schlichten geraden Linie Abstand nimmt.
Der banalste Grund ist, dass die kürzeste Entfernung zwischen zwei Punkten auf der Erde meist nicht als gerade Linie auf der Karte erscheint. Die Erde ist in etwa eine Kugel (auch wenn sie in der Mitte aufgrund der Rotation etwas stärker ausgebuchtet ist; aber das können wir für unsere Zwecke ignorieren), und die kürzeste Entfernung zwischen zwei Punkten auf einer Kugel ist Teil eines großen Kreises. Eines Kreises, der die Kugel, auf der er liegt, in Hälften schneidet – er hat denselben Radius wie die Erde selbst. Somit ist der große Kreis wie ein Äquator, aber ein solcher, der zwischen beliebigen zwei Punkten überall verläuft und zu beiden Seiten eine Hemisphäre hat.
Es mag sinnvoll sein, zwei Punkte auf verschiedenen Breitengraden (Ihr Breitengrad bezeichnet Ihre Entfernung vom Äquator in Richtung auf einen der Pole) mit großen Kreisen zu verbinden, aber was ist mit zwei Punkten im Norden, die beide auf demselben Breitengrad liegen – der in ein paar Hundert Kilometern Abstand um den Pol verläuft? Wäre dann die Distanz nicht kürzer, wenn man dem Breitengrad und somit einem kleineren Kreis folgt? Die Antwort lautet nein, denn ein »kleiner Kreis« wie ein Breitengrad hat eine stärkere Krümmung als ein großer Kreis, und somit wird die Flugstrecke länger. Um diese Route zu fliegen, muss Ihre Verbindungslinie eine stärkere Wölbung vollziehen.
Um den Kurs auf einem Bildschirm (oder in einer Bordzeitschrift) darzustellen, muss der große Kreis von der Kugel auf die Ebene der Karte verlagert werden. Dieses Verfahren, das als Projektion bezeichnet wird, verzerrt unweigerlich die Formen. Um einen Globus in eine zweidimensionale Karte zu verwandeln, muss jeder Punkt auf der Kugel in einen Punkt auf dem flachen Blatt übertragen werden. Die traditionelle Form, das zu tun, wird nach dem belgischen Geographen Gerardus Mercator, der sie im 16. Jahrhundert entwickelte, als Mercator-Projektion bezeichnet. Seine Methode war, die Erdoberfläche auf einen imaginären Zylinder zu legen, der um den Äquator passt. Wie alle Projektionen hat auch diese eindeutige Nachteile. Manche Projektionen sind gut darin, ganz bestimmte Bereiche perfekt zu zeigen, andere erhalten dagegen besser das Gesamte der Formen, die auf der Globusoberfläche erscheinen.