62

Eine Stunde zuvor …

»Ein Bogen altes Papier«, sagte Fedor Santarin.

»Schon brüchig und gelb«, sagte Gilbert Grant.

»Mit der Hand beschrieben.«

»Erste Zeile: ›Pasteur 1870, Seidenraupenseuche‹!«

»Zweite Zeile: ›Erreger Mikroben‹.«

»Dann etwas von Insekten.«

»Und von bakteriellen Toxinen und Schädlingsbekämpfung – oder so ähnlich.«

Grant und Santarin beschrieben das Papier in Manuel Arandas Brieftasche so genau, wie Nora Hill es Jean Mercier hatte beschreiben können, wie dieser es der Besatzung eines seiner Streifenwagen beschrieben hatte, wie ein Mann der Besatzung es Gilbert Grant beschrieb – knapp vor Mitternacht.

»Nein«, sagte der Graf Romath. »Ich habe nie von diesem Papier gehört. Aranda hat nicht mit Landau darüber gesprochen.«

»Sie lügen, Sie alter Päderast«, sagte Grant schwerzüngig. Sein Gesicht war sehr rot, rot waren die Äderchen in den Säuferaugen. Er hielt ein Glas mit Bourbon in der Hand.

»Ich sage die Wahrheit.« Romath tastete nach der Perle an seiner Krawatte. Nein, dachte er, nein. Ich habe genug.

»Graf«, sagte Santarin, charmant lächelnd, »warum streiten Sie es ab? Sie haben doch schon am Nachmittag gehört: Es ist noch ein zweiter Mann im Hotel. Und dieser Mann erklärt, daß Aranda und Landau sehr wohl über jenes Papier sprachen. Ausführlich.«

»Wenn er es erklärt, warum fragen Sie dann noch mich?« Ich wußte ja, es ist Bluff, gar nichts wissen die, dachte Romath.

Die drei Männer saßen im Wohnzimmer von Gilbert Grants hypermodern eingerichteter Villenetage in Hietzing. Große Unordnung herrschte. Zeitungen, Magazine und Kleidungsstücke lagen herum. Flaschen, Gläser und ein Eiskübel standen teils auf dem Tisch, teils auf dem Fußboden, Aschenbecher quollen über.

»Weil unser Mann nicht alles gehört hat. Nur einen Bruchteil. Er wurde gestört. Sie haben in Ihrem Büro Ruhe gehabt, alles zu hören, Graf!« Santarin zupfte an dem Seidentüchlein in der Brusttasche seiner Jacke. Die Wahrheit sah so aus: Der Hauselektriker, der die Abhöranlage installiert hatte, ein williger, billiger und geschickter Arbeiter mit einer schlicht kriminellen Veranlagung, der stets unter Geldnöten litt (er spielte Roulett in Baden), hatte sich tatsächlich häufig in die Leitung eingeschaltet, wenn Manuel Besuch empfing. Der Mann durfte es nie lange tun, es wäre aufgefallen. Er reparierte in diesen Tagen eine kompliziert verlegte Lichtleitung im Vorraum der Telefonzentrale. Wenn die Mädchen viel zu tun hatten, konnte er unbemerkt einen Kopfhörer ans Ohr pressen und für kurze Zeit Gespräche in Manuels Appartement belauschen. Er tat das im Auftrag Grants, der den Auftrag wiederum auf Anregung Santarins erteilt hatte. Santarin traute keinem Menschen auf der Welt. Er mißtraute sogar sich selbst.

Der Hauselektriker, Alfons Nemec mit Namen, sollte den Grafen und dessen Berichte an den Funkwagen überwachen. Er hatte etwas von einem alten Papier und einer Seidenraupenseuche aufgeschnappt und auch die erregten Worte Landaus mitbekommen. Nemec war sofort ins Freie geeilt und hatte das Gehörte, auf einen Zettel geschrieben, dem Mann am Steuer des weißen Chevrolets gereicht, der hinter dem Hotel parkte. Damit war Grants Zentrale informiert, so kam es, daß Romath aufgefordert wurde, seinen Chef zu besuchen …

Aber es war immer noch zu wenig, was Grant und Santarin wußten. Sie mußten mehr wissen, alles. Der Russe wurde noch höflicher.

»Sie antworten nicht, Graf. Ich nehme an, Sie überlegen, was wichtiger ist: das Geld, das Aranda Ihnen bezahlt, damit Sie uns nicht richtig informieren – oder die Freiheit. Was für eine Überlegung! Die Freiheit ist natürlich wichtiger, lieber Graf, immer.«

»Ich bekomme kein Geld von Aranda! Ich schweige, weil ich auf Ihre Verdächtigungen nichts mehr erwidern werde.«

»Und ob Sie werden!« Grant goß sein Glas wieder voll. »Bitten, erwidern zu dürfen, werden Sie, Sie Scheißkerl!« Der Amerikaner ließ ein Stückchen Eis auf den Teppich fallen, seine Hände waren unsicher. Er wies zu einem Schrank. »Da drin liegen die Aussagen von zwei Pagen, beide unter sechzehn, mit denen Sie es getrieben haben, Sie Schwein.«

»Nicht zu vergessen die Aussage des dritten Jungen«, sagte Santarin freundlich. »Der Lehrling in der Blumenhandlung des ›Ritz‹.«

»Der süße Blumen-Karli«, sagte Grant. »So hieß er doch bei Ihnen, nicht wahr? Erst vierzehneinhalb, damals, tck, tck, tck.«

»Die drei Knaben arbeiten inzwischen in anderen Hotels«, sagte Santarin, unerschütterlich liebenswürdig. »Aber sie sind noch in Wien. Sie werden von den kleinen Engeln erpreßt, Graf. Sie bezahlen die kleinen Engel.«

»Ja, mit unserm Geld«, sagte Grant, etwas lallend. »Wir geben es Ihnen. Wenn wir es nicht mehr Ihnen geben, sondern den drei Kleinen direkt und noch eine Prämie dazu, dann gehen sie sofort zur Polizei, erstatten Anzeige und beschwören, daß Sie versucht haben, mit Geld ihr Stillschweigen zu erkaufen.«

»Sie stellten aber dem Blumen-Karli immer noch nach«, sagte Santarin, in seiner Konfekttüte fischend, »und das arme Kind ertrug das einfach nicht mehr! Das arme Kind besprach sich mit den anderen armen Kindern, und gemeinsam kamen sie zu der Ansicht, daß man Sie einfach anzeigen muß.«

Romath ballte die Fäuste.

»Es ist zu schlimm«, sagte Santarin, »daß Sie der Polizei bereits seit Jahrzehnten als abwegig bekannt sind.«

»Ein Verfahren«, sagte Grant, »wurde 1963 durch größte Bemühungen Ihrer guten Anwälte niedergeschlagen, weil sie es so drehen konnten, daß es aussah, als würden Sie von ein paar Minderjährigen erpreßt.«

»Jetzt wird es wieder so aussehen«, meinte Santarin milde, »aber man wird es Ihnen nicht mehr glauben.«

»Diesmal wird man Sie verurteilen«, sagte Grant. »Sie kommen als recht alter Herr ins Zuchthaus. Vielleicht beenden Sie Ihren Lebensabend dort. Wird ein feiner Skandal werden. Direktor eines Wiener Luxushotels. Letzter Sproß einer der bekanntesten Familien Österreichs. Uraltes Geschlecht von Hinterladern!« Er schrie Romath an: »Sie tun, was wir Ihnen jetzt sagen, oder Sie gehen hoch, kapiert?«

Romath fuhr zusammen.

»Nicht doch«, sagte Santarin. »Sie dürfen den Grafen nicht so erschrecken, Gilbert. Sehen Sie, ihm ist ganz schlecht. Etwas zu trinken, Graf?«

»Nein … Was … was wollen Sie von mir?«

»Das Papier«, sagte Santarin.

»Wie soll ich das herbeischaffen?«

»Ah, auf einmal wissen Sie von ihm!« rief Grant.

»Weil Sie von ihm sprachen …«

»Wenn Sie frech werden, kriegen Sie ein paar in die Fresse!« Grant hob einen Arm.

»Gilbert!« sagte der Russe streng. Er wandte sich an den Grafen. »Aranda trägt das Papier noch in seiner Brieftasche. Er wird heute spät heimkommen. Sie fahren jetzt gleich ins ›Ritz‹ zurück. Hier. Nehmen Sie das da.«

Der Russe legte ein Glasröhrchen, welches mit winzigen silbernen Kügelchen gefüllt war, auf den Tisch.

»Was ist das?«

»Ein außerordentlich starkes Schlafmittel, das den Vorzug hat, dennoch recht ungefährlich zu sein. Sobald es seine Wirkung getan hat, ist es im Körper nicht mehr nachzuweisen.«

»Aber …«

»Sie haben uns berichtet, daß Aranda vor dem Schlafengehen immer noch einen Whisky aufs Zimmer bestellt – stimmt’s?«

»Das stimmt …«

»Wo bestellt er den Whisky?«

»Beim Etagenkellner.«

»Großartig. Dann werden Sie zunächst warten, bis Aranda im Hotel ist. Anschließend gehen Sie in die Remise des Etagenkellners im vierten Stock – da wohnt Aranda – und veranstalten eine unangesagte Überprüfung. So etwas ist doch üblich, wie?«

»Ja, gewiß …«

»Sie prüfen so lange, bis Aranda seinen Drink verlangt. Wenn der Kellner dann den Whisky eingegossen hat, lenken Sie ihn ab …«

»Wie?«

»Irgendwie, zum Teufel! Sie fragen etwas. Sie beanstanden etwas. Sie lassen etwas fallen. Der Kellner muß das Glas nur einen Moment aus den Augen lassen. In diesem Moment werfen Sie sechs bis acht von diesen Kügelchen in das Whiskyglas. Sie schmelzen sofort. Das ist alles. Eineinhalb oder zwei Stunden später, wenn Sie sicher sein können, daß er tief schläft, gehen Sie in Arandas Appartement …«

»Das kann ich doch nicht! Die Eingangstür wird versperrt sein, der Schlüssel innen stecken!«

»Wir haben Ihnen gesagt, daß Sie das Nebenappartement nicht vermieten dürfen. Es ist doch leer, nicht wahr?«

»Ja.«

»Na also.« Santarin nahm noch ein Stück Konfekt. Der Brillantring an seiner Hand blitzte rot, grün und weiß, als er die Hand bewegte. »Aranda schläft bei offenem Fenster, das wissen wir. Sie kommen von draußen, über die Balkone. Keinerlei Schwierigkeit. Er wird schlafen, als wäre er tot. Sie holen das Papier – Sie wissen ja jetzt, wie es aussieht, was darauf steht. Sie haben Zeit. Auch wenn der Bogen nicht mehr in der Brieftasche ist – dann suchen Sie ihn eben. In aller Ruhe. Es kann überhaupt nichts passieren. Morgen früh bringen Sie das Papier hierher.«

Romath saß reglos.

»Sie wollen nicht?«

»Was bleibt mir übrig? Sie haben mich in der Hand«, sagte der weißhaarige Hoteldirektor und sah den Russen ausdruckslos an.

»Ich wußte ja, Sie nehmen Vernunft an, lieber Graf.«

»Vernunft, ja«, sagte Romath. Er steckte das Glasröhrchen ein. »Nun möchte ich doch etwas trinken!«

Grant lachte dröhnend und machte einen Drink, den er dem Grafen reichte. Der trank gierig.

»Noch einen, bitte«, sagte er.

»Nein, nein, Sie müssen Auto fahren. Die Straßen sind in einem verheerenden Zustand«, sagte Santarin.

»Aber ich brauche noch …«

»Haben Sie nichts im Büro?«

»Nein. Und in die Bar kann ich nicht gehen oder mir etwas bringen lassen. Das würde auffallen. Ich trinke sonst auch nicht.«

»Hier.« Grant überreichte dem Grafen eine volle Flasche, die er aus einer Wandbar nahm. »Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft.«

»Ich danke Ihnen.«

»Verschwinden Sie, los!« sagte der Amerikaner unvermittelt brutal.

»Keine Zeit zu verlieren. Nun hauen Sie schon ab!«

»Gilbert, bitte!« Santarin verzog schmerzlich das Gesicht. Er entschuldigte sich für den Amerikaner, begleitete den Grafen in den Vorraum, half ihm in den Mantel und wünschte ihm alles Gute. Im Stiegenhaus wartete er, bis Romath die Eingangstür erreicht hatte. Dann drückte er auf den elektrischen Öffner. Die Tür fiel wieder ins Schloß. Bald darauf startete ein Wagen.

Santarin ging in Grants Wohnung zurück. Der massige Amerikaner lag in einem Sessel, die dicken Beine von sich gestreckt, ein Glas in der Hand. Er sagte mühsam: »Jetzt wird es klappen, verflucht noch mal.«

»Hoffentlich.« Santarin sah seinen Kollegen ernst an. »Dieses elende Saufen! Sie gehen noch drauf dabei! Es ist schrecklich für mich, Ihren Verfall miterleben zu müssen.«

»Ich kann es nicht lassen, das wissen Sie doch.«

»Dann müssen Sie eine Kur machen.«

»Ich kann das alles aber nur noch mit Whisky aushalten.«

»Wieso? Was ist denn passiert?«

»Die Menschen«, sagte Grant lallend. »Die Menschen tun mir leid.«

»Das ist doch besoffener Quatsch!«

»Nein, Fedor, nein …« Der Amerikaner hatte Tränen in den Augen.

»Sie und die Menschen leid tun«, sagte Santarin. »Das ist ja ein Witz, Als sie in Chicago bei diesem Syndikat Geldeintreiber waren und Kunden, die nicht zahlen wollten, halbtot schlugen, taten Ihnen da die Menschen leid?«

»Nein, das stimmt … Da war ich aber auch viel jünger …«

»Und später! In Los Angeles! Als Sie bei dieser Bande der große Planer waren! Als Sie bei jenem Bankeinbruch den Nachtwächter erschossen …«

»Es ist ein Unglücksfall gewesen, Fedor. Ich wollte den Mann nicht erschießen. Nur in die Knie treffen, damit er nicht zur Alarmanlage rennen konnte. Ich …«

»Ja, ja, ja, das kenne ich alles auswendig. Er starb aber an dem Magenschuß. Er hatte Frau und Kinder. Und hat er Ihnen leid getan? Einen Dreck hat er Ihnen leid getan! Es sind Ihnen nie die geringsten Schuldgefühle gekommen, ich habe Sie oft genug gefragt! Als die Kerle dann an Sie herantraten und Ihnen den kleinen Vorschlag machten, nahmen Sie da nicht sofort an – mit Freuden, um Ihre Haut zu retten? Antworten Sie!«

»Doch, ja …« stöhnte Grant.

»Und wurden Sie nicht plötzlich Hauptzeuge der Anklage und kamen frei? Na ja. Und dann … Haben Sie seither nicht dreiundzwanzig Jahre lang prima für die Kerle gearbeitet? Haben Ihnen dreiundzwanzig Jahre lang die Menschen leid getan, die durch Ihre Schuld draufgingen?«

»Ja, sie haben mir leid getan. Zuerst nicht. Überhaupt nicht. Aber dann, so vor sechs, sieben Jahren, da fing es an. Da fing ich auch an zu saufen. Und es wurde immer schlimmer, immer schlimmer! Jetzt ist es ganz schlimm geworden! Clairon. Romath. Aranda. Nicht nur die tun mir leid, Fedor, nicht nur die! Alle Menschen! Denn wir arbeiten doch gegen die Menschen, nicht wahr? Gegen alle! Nicht für einen einzigen. Und das bringt mich um, wenn ich nüchtern daran denke.«

»Großer Gott«, sagte Santarin, ehrlich erschüttert. »Das ist allerdings böse.«

»Hier, bei diesem Fall, ist es am schlimmsten«, flüsterte Grant. Er warf mit einer jähen Bewegung sein Glas an eine Wand, wo es klirrend zerbrach und der Whisky über die Tapete lief, und schrie: »AP Sieben! Das haben wir auf dem Gewissen! Das haben wir geschafft! Wir, wir – und keine Ausrede auf Befehle oder Vorgesetzte! –, wir haben den Militärs den Tod für alle Menschen auf der Welt in die Hände gegeben!«

»Sie wären ja ein Sicherheitsrisiko, Gilbert, wenn es Sie wirklich so erwischt hat!«

»Und Sie haben sich überlegt, daß Sie das sofort meinen Leuten melden müssen.«

»Ja.«

»Und werden Sie es tun?«

»Nein.«

»Warum nicht? Deshalb habe ich es Ihnen doch gesagt! Damit das aufhört, damit das endlich einmal aufhört!«

»Es soll aber nicht aufhören. Ich will keinen neuen Mitarbeiter. Ich habe Sie gern, Gilbert. Wir verstehen uns. Und einen solchen Freund, einen solchen Kollegen soll ich als untragbar melden? Nein!«

»Dann werde ich es selber tun!«

»Nie werden Sie das tun. Nie im Leben. Sie wissen, was mit Ihnen passiert, wenn Sie auch nur einmal absichtlich schlecht arbeiten und einen Fall versauen, geschweige denn, wenn Sie sich selber anzeigen. Um das auf sich zu nehmen, sind Sie doch viel zu feig.«

Grant starrte den Russen an.

»Bei Gott«, sagte er, »Sie haben recht.«

Zu dieser Zeit erreichte der Graf Romath sein Haus in der Defreggergasse, die in einem Villenviertel südlich des Fasangartens und der Maria-Theresien-Kaserne lag. Er bewohnte den Bungalow, den er erst vor fünf Jahren bezogen hatte, allein. Eine Frau, die morgens kam und nachmittags heimging, versorgte ihn. An den Bungalow angebaut war eine Garage. Es schneite heftig, als Romath den Wagen hineinsteuerte.

Er fühlte schon eine deutliche Wirkung.

Nachdem er aus der Villenstraße, in der Grant wohnte, auf die Lainzer Straße herausgefahren war, hatte er bereits angehalten, aus dem Handschuhfach des Autos einen Kunststoffbecher genommen, den halben Inhalt des Röhrchens in diesen geschüttet und den Becher danach mit Whisky vollgegossen. Er hatte gesehen, wie die silbrigen Kügelchen sich tatsächlich sofort lösten, und den Becherinhalt dann hinuntergestürzt, wonach er das Röhrchen in ein Kanalgitter warf und wieder trank, aus der Flasche. Er war weitergefahren und hatte immer weitergetrunken – in der Fasangartengasse, in der Wattmanngasse, in der Feldkellergasse. Hier hatte er Flasche und Becher weit fort in den tiefen Schnee eines unbebauten Grundstücks geschleudert. Es mußte wie ein Unfall aussehen, das war das Wichtigste.

Nun löschte er das elektrische Licht in der Garage. Die Scheinwerfer seines Wagens brannten, der Motor pochte leise. Romath ging zu dem Metalltor, das hochgeklappt war, und zog es herunter. Es schnappte ein. Braves Tor, dachte er. Liebes Tor, dachte er. Schließt gut. Es wird bestimmt genügen. Er fühlte, wie der viele ungewohnte Whisky, den er hinuntergestürzt hatte, und das Schlafmittel stärker und stärker wirkten. Er setzte sich hinter das Steuerrad, kurbelte das Fenster an seiner Seite herab und sah zum Rückspiegel auf. In der Garage waren die emporsteigenden weißen Auspuffgase deutlich zu erkennen. Der Graf Romath löschte die Scheinwerfer und lauschte dem Pochen des Motors. Er saß nun völlig im Dunkeln. Und er wurde rapide schläfriger und willenloser. Kohlenmonoxid kann das noch nicht sein, dachte er. Es ist dieses Schlafmittel. Wirklich ein starkes.

Wie klug von mir, daß ich den Sender hinter dem ›Maskensouper‹ in meinem Büro aus der Nische genommen habe, bevor ich das Hotel verließ. Das Mikrophon über der oberen Leiste der Tür zum Salon in Arandas Appartement holte ich auch noch, nachdem der und diese junge Frau fortgefahren waren. Und schließlich habe ich den Lautsprecher mitgenommen, den kleinen, den man an mein Telefon anschließen konnte. Alles habe ich mitgenommen, als ich losfuhr. Bei der Brücke über den Wien-Fluß vor dem Schloß Schönbrunn war das Wasser nicht zugefroren und tief. Wenn die Sachen überhaupt gefunden werden, dann erst im Frühjahr oder im Sommer, falls der Fluß austrocknet. Manchmal trocknet er aus. Aber bis dahin ist noch lange Zeit. Kein Mensch wird mit dem verrosteten Zeug mehr etwas anzufangen wissen. Vielleicht wird es auch mitgeschwemmt und bleibt an einer Stelle liegen, wo der Wien-Fluß unterirdisch fließt. Das war ich dem Hotel schuldig! Das Wiener ›Ritz‹ ist ein internationaler Begriff. Er darf nicht unter einem Skandal leiden.

Der Graf hob einen Arm und stützte ihn auf das Lenkrad. Dabei fühlte er, daß der Arm bereits schwer war wie Blei. Der Graf Romath lächelte ein wenig.

Es geht großartig, dachte er. So einfach. In einer Stunde ist alles vorbei. Welch ein Glück, daß Santarin mir das Schlafmittel gab und Grant den Whisky. Mehr Glück kann man unter den Umständen wirklich nicht verlangen.

Und Jimmy ging zum Regenbogen
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