Brüssel
Von der Kassette wurden drei Kopien gezogen. Eine ging zum Aufklärungsstab des SACEUR, wo eine neue Übersetzung angefertigt und mit Tolands verglichen wurde. Eine zweite kam zur elektronischen Analyse an den französischen Geheimdienst. Die dritte erhielt ein belgischer Psychiater, der das Russische fließend beherrschte. Inzwischen brachte die Hälfte aller Nachrichtendienstoffiziere im Nato-Hauptquartier alle Informationen über den bisherigen Treibstoffverbrauch der Sowjets auf den neuesten Stand. CIA und andere Geheimdienste kümmerten sich sofort um die sowjetische Erdölproduktion. Toland konnte das Ergebnis schon vorhersagen, ehe es vorlag: unzureichende Daten. Die denkbaren Schlußfolgerungen reichten von »Treibstoff für mehrere Monate« bis »die Russen haben keinen Tropfen mehr«.
Ernst genommen wurde die Sache zuerst bei der Air Force. Dort wußte man bereits, daß die feindlichen Treibstofflager kleiner als erwartet waren. Nach der Zerstörung des großen Lagers bei Wittenberg waren die Russen zu kleineren übergegangen. Die Nato hatte sich bei ihren Angriffen weit hinter den feindlichen Linien auf Flugplätze, Munitionslager, Nachschublinien und Panzerkolonnen auf dem Weg an die Front konzentriert, lukrativere Ziele als die kleinen Treibstofflager, die obendrein noch schwer auszumachen waren.
Nach einer fünfzehnminütigen Besprechung mit dem Chef seiner Flieger setzte der SACEUR eine neue Priorität.