Island
Der Hof war drei Meilen entfernt. Durch den Feldstecher sah Edwards ein Fachwerkhaus, Scheunen und Hunderte von Schafen auf der Weide am Bach. »Ende der Fahnenstange«, meinte er nach einem Blick auf die Karte. »Wird auch Zeit, daß wir was zu essen bekommen. Wir folgen der Senke nach rechts und halten die Böschung zwischen uns und der Farm, bis wir auf eine halbe Meile herangekommen sind.«
»Okay, Sir«, stimmte Sergeant Smith zu. Die vier Männer setzten sich mühsam auf und hängten sich ihr Gerät um. Sie waren seit zweieinhalb Tagen fast ununterbrochen marschiert und befanden sich nun rund fünfunddreißig Meilen nordöstlich von Reykjavik. Auf ebenen Straßen war dieses Marschtempo moderat, im Gelände aber strapaziös – insbesondere, da sie auf Hubschrauber achten mußten, die inzwischen das Gelände abflogen. Vor sechs Stunden hatten sie ihre letzten eisernen Rationen verzehrt. Die körperliche Anstrengung und die niedrigen Temperaturen zehrten an ihrer Energie. Immer wieder hatten sie sechshundert Meter hohe Ausläufer des Gebirges zu überwinden.
Doch sie schleppten sich weiter, angetrieben von mehreren Dingen. Zum einen fürchteten sie, von Soldaten der sowjetischen Division, deren Eintreffen sie beobachtet hatten, geschnappt zu werden. Keiner von ihnen hatte Lust auf eine Kriegsgefangenschaft in Rußland. Zum anderen hatten sie Angst zu versagen – sie hatten einen Auftrag, und kein Zuchtmeister ist strenger als der eigene Stolz. Edwards hatte den anderen Männern ein Beispiel geboten, und die Marines konnten sich kaum von einem Meteorologen der Luftwaffe etwas vormachen lassen. So kam es, daß sich die vier Männer fast zu Tode marschierten – angetrieben von ihrem Ego.
»Dann haben wir wenigstens bessere Deckung«, meinte Edwards. »Warten wir ab, bis es anfängt. Verdammt, ich wußte ja nicht, wie unangenehm dieses permanente Tageslicht ist. Ist irgendwie pervers, daß die Sonne einfach nicht untergehen will.«
»Allerdings. Und ich hab noch nicht mal ’ne Zigarette«, grollte Smith.
»Schon wieder Regen?« fragte Garcia.
»Gewöhnen Sie sich dran«, versetzte Edwards. »Im Durchschnitt hat der Juni siebzehn Regentage. Die Niederschläge waren in diesem Jahr besonders ausgiebig. Warum steht das Gras wohl so hoch?«
»Gefällt es Ihnen hier etwa?« fragte Garcia verdutzt. Mit Puerto Rico hatte Island sehr wenig gemeinsam.
»Mein Vater ist Hummerfischer in Maine. Als Kind fuhr ich mit ihm hinaus, wann immer ich konnte, und das Wetter war immer so wie hier.«
»Was machen wir, wenn wir das Haus dort unten erreichen, Sir?« Smith brachte sie zurück zum aktuellen Thema.
»Wie bitten um Lebensmittel –«
»Bitten?« fragte Garcia überrascht.
»Allerdings. Was wir bekommen, bezahlen wir – und bedanken uns schön«, sagte Edwards. »Benehmt euch anständig, Männer. Wir wollen doch vermeiden, daß der Mann später den Iwan anruft.« Er sah seinen Männern ins Gesicht. Dieser Gedanke hatte sie alle ernüchtert.
Es begann zu tröpfeln. Zwei Minuten später fiel dichter Regen, der die Sichtweite auf wenige hundert Meter reduzierte. Edwards raffte sich mühsam auf, zwang die Marines, seinem Beispiel zu folgen. Sie marschierten bergab, als die Sonne im Nordwesten hinter einen Hügel glitt. Dieser Hügel – morgen würden sie ihn wahrscheinlich überwinden müssen — kam Edwards wie ein Berg vor. Einen Namen hatte er auch, aber keiner konnte ihn aussprechen. Als sie das Bauernhaus fast erreicht hatten, war es so gut wie dunkel, und im Regen betrug die Sichtweite nun nur noch achtzig Meter. Kurz vor dem Hof entdeckte Smith ein Licht.
»Auto!« rief er. Alle warfen sich zu Boden und zielten instinktiv mit ihren Gewehren auf die beiden hellen Punkte am Horizont.
»Immer mit der Ruhe, Jungs. Dieser Weg hier zweigt von der Landstraße ab, und – verfluchte Scheiße!« Die Lichter waren nicht der Biegung der Küstenstraße gefolgt, sondern kamen nun auf den Hof zu. War das ein Wagen oder ein Kettenfahrzeug? »Verteilt euch!«
Edwards lag auf dem Bauch, stüzte sich auf die Ellbogen und schaute durchs Fernglas. Das Tarnmuster ihrer Kampfanzüge machte sie bei Tag fast unsichtbar, solange sie sich nicht bewegten, und bei Nacht glichen sie durchsichtigen Schatten.
»Sieht aus wie ein Kleinlaster mit Allradantrieb«, meinte Edwards.
Die Lichter kamen langsam auf das Bauernhaus zu, vier Männer stiegen aus, und einer blieb kurz vor den Scheinwerfern stehen, ehe sie ausgeschaltet wurden.
»Mist!« zischte Smith.
»Hm, sieht aus wie vier oder fünf Russen. Holen Sie Garcia und Rodgers, Sergeant.« Edwards hielt das Fernglas aufs Haus gerichtet. Drinnen war nur schwaches Licht. Die Russen – er zählte fünf – gingen um das Haus herum. Wie Einbrecher, dachte er. Suchen sie nach uns? Wohl kaum, dann hätten sie wohl mehr aufgeboten als nur fünf Mann in einem Geländewagen. Interessant. Wollten sie plündern?
»Was gibt’s, Sir?« fragte Smith.
»Fünf Russen, die in die Fenster gucken – Spanner? He, einer hat gerade die Tür eingetreten. Leute, das gefällt mir nicht. Ich –«
Ein Schrei bestätigte ihn – der schrille Schrei einer Frau. Die Männer, die ohnehin schon froren, bekamen eine Gänsehaut.
»Gehn wir mal ein bißchen näher ran«, sagte Edwards. »Bleibt zusammen und wachsam.«
»Warum ausgerechnet jetzt, Sir?« fragte Smith scharf.
»Weil ich es so will«, versetzte Edwards und steckte das Fernglas ins Futteral. »Folgen Sie mir.«
Im Haus ging ein zweites Licht an und schien herumgetragen zu werden. Edwards lief so tief geduckt, daß ihm der Rücken schmerzte. Zwei Minuten später war er nur noch wenige Minuten von dem Fahrzeug und kaum zwanzig Meter von der Haustür entfernt.
»Sir, Sie werden leichtsinnig«, warnte Smith.
»Mag sein, aber die Russen auch. Wetten, daß –«
Glas splitterte, ein Schuß hallte durchs Halbdunkel, gefolgt von einem schrecklichen schrillen Schrei und zwei weiteren Schüssen. Es wurde wieder geschrien.
»Was geht hier vor?« fragte Garcia heiser.
Eine rauhe Männerstimme brüllte etwas auf russisch. Die Haustür ging auf, vier Männer kamen heraus, besprachen sich kurz und gingen dann paarweise an die Fenster links und rechts, schauten hinein. Wieder ein Schrei, und nun war allen klar, was hier vorging.
»Diese Schweine«, bemerkte Smith.
»Allerdings. Zeit, daß wir etwas unernehmen«, meinte Edwards. »Einwände?« Smith nickte nur. »Gut. Smith, Sie kommen mit mir; wir übernehmen die linke Seite. Garcia und Rodgers schlagen einen Bogen und schleichen sich von rechts ans Haus an. In genau zehn Minuten greifen wir an. Wenn ihr sie lebendig erwischt, soll’s mir recht sein. Wenn nicht, besorgt’s ihnen.«
Wieder ein Schrei, dann Stille. Edwards und Smith machten einen langen Umweg, krochen um einen Traktor und andere landwirtschaftliche Geräte herum. Als sie ins Freie kamen, stand nur ein Russe vorm Haus. Wo ist der andere? fragte sich der Lieutenant. Was nun? Du mußt dich an den Plan halten. Alles hängt von dir ab.
»Ich gehe los«, flüsterte Edwards, legte sein M-16 hin und zog sein Messer.
Der russische Soldat machte es ihm leicht, denn er stand auf Zehenspitzen und verfolgte die Vorgänge im Haus. Drei Meter hinter ihm richtete sich Edwards auf und schlich Schritt für Schritt auf ihn zu. Erst jetzt wurde ihm klar, daß der Mann einen Kopf größer war als er.
Drinnen mußte es eine Unterbrechung gegeben haben. Der Soldat nahm eine Zigarettenpackung aus der Tasche, drehte sich halb um und riß ein Streichholz an, bekam dabei Edwards aus dem Augenwinkel zu sehen. Der Lieutenant sprang los und bohrte dem massiven Mann das Messer in die Kehle. Der Russe wollte aufschreien, doch Edwards rang ihn zu Boden und hielt ihm die Hand auf den Mund, stach ein zweites Mal zu. Das Opfer wurde schlaff.
Edwards wischte das Messer am Hosenbein ab und schaute durchs Fenster. Bei dem Anblick, der sich ihm bot, stockte ihm der Atem.
»He da!« wisperte Garcia. Zwei russische Soldaten fuhren herum und schauten in die Mündungen zweier M-16. Ihre eigenen Gewehre hatten sie im Auto gelassen. Garcia machte eine Geste zum Boden, und die beiden legten sich gehorsam auf den Bauch. Rodgers suchte sie nach Waffen ab und ging dann ums Haus herum, um Meldung zu machen.
»Wir haben sie beide lebendig erwischt, Sir.« Er stellte überrascht fest, daß der Lieutenant Blut an den Händen hatte.
»Ich gehe rein«, sagte Edwards zu Smith. Der Sergeant nickte.
»Ich gebe Ihnen von hier aus Feuerschutz. Rodgers, Sie folgen ihm.«
Der Lieutenant trat durch die halboffene Tür. Das Wohnzimmer war leer und dunkel. Aus dem Nebenzimmer drang schweres Atmen und ein schwaches Licht. Edwards ging darauf zu – und stand einem Russen gegenüber, der sich gerade die Hosen zuknöpfte.
Keine Zeit zum Überlegen. Edwards rammte dem Mann das Messer unter die Rippen, zog es heraus und stach noch einmal zu. Der Fallschirmjäger wollte ihn abwehren, wurde aber von seinen Kräften verlassen und brach zusammen. Ein Schatten bewegte sich, Edwards hob den Kopf und sah einen Mann mit einer Pistole auf sich zustolpern – und dann zerrissen Schüsse die Stille. Drei Geschosse aus Rodgers’ M-16 bewirkten, daß der Russe die Pistole fallen ließ. »Alles klar, Skipper?« So nannten sie ihn zum ersten Mal.
»Ja.« Edwards kam auf die Beine und ließ Rodgers den Russen in Schach halten, hob die Pistole auf und betrachtete den Mann, den er erstochen hatte. Das sympathische slawische Gesicht war vor Überraschung und Schmerz verzerrt, die Feldbluse blutgetränkt.
»Sind Sie verletzt?« fragte Rodgers und drehte sich zu der Frau um.
Edwards sah sie nun zum zweiten Mal: ein hübsches Mädchen am Boden. Das zerrissene wollene Nachthemd bedeckte nur knapp eine Brust; der Rest ihres Körpers, an dem schon Blutergüsse sichtbar wurden, war nackt. Hinten in der Küche sah Edwards eine zweite, ältere Frau reglos am Boden liegen. Er ging hinein und entdeckte einen Mann und einen Hund, ebenfalls tot – Herzschuß.
Rodgers stieß den Russen zu Boden und plazierte die Bajonettspitze in seinen Lenden.
Edwards kam zurück in die Wohnstube und kniete sich neben die blonde junge Frau. Ihr Gesicht war von Schlägen angeschwollen, und sie atmete stoßweise. Sie konnte kaum älter als zwanzig sein. Edwards stand auf, sah sich um, nahm ein Tischtuch und deckte sie zu. »Schon gut. Sie leben ja noch. Jetzt sind Sie sicher. Keine Angst.« Er strich ihr sanft über die Wange und half ihr auf.
»Oben alles klar, Sir.« Smith kam mit einem Bademantel von einer Inspektion zurück. »Geben Sie das der Frau zum Anziehen. Haben die Kerle sonst noch etwas gemacht?«
»Ihre Eltern und den Hund erschossen. Sergeant, durchsuchen Sie die Russen, besorgen Sie Lebensmittel und was sonst nützlich sein könnte. Wir müssen uns beeilen. Haben Sie Verbandszeug?«
»Klar, Skipper.« Smith warf ihm ein Päckchen mit Binden und Desinfektionsmittel zu und ging dann hinaus, um nach Garcia zu sehen.
»So, und wir machen Sie jetzt oben ein bißchen sauber«, sagte Edwards zu der jungen Frau, legte ihr den Arm um die Schultern und half ihr die enge Holztreppe hinauf. Sie war nur eine Handbreit kleiner als er, hatte porzellanblaue Augen und eine blasse, fast durchsichtige Haut. Ihr Bauch wölbte sich leicht.
Oben in einem kleinen Zimmer setzte sie sich aufs Bett.
»Wer sind Sie?« stammelte sie auf englisch.
»Amerikaner. Wir konnten beim Angriff auf Keflavik entkommen. Wie heißen Sie?«
»Vigdis Agustdottir.« Vigdis, Tochter des Agust, der nun tot in der Küche lag.
Er stellte die Petroleumlampe auf den Nachttisch und versorgte das Mädchen. Vigdis mußte sich heftig gewehrt haben, mindestens ein Dutzend Schläge eingesteckt haben. »Sie können nicht hierbleiben«, sagte er dann. »Wir müssen weiter. Und Sie kommen am besten mit.«
»Aber –«
»Tut mir leid. Beim Angriff der Russen habe ich auch Freunde verloren. Zwar nicht meine Eltern –« Er ergriff ihre Hand. »Kommen Sie, wir nehmen Sie mit. Haben Sie irgendwo Familie? Wenn Sie hierbleiben, werden Sie umgebracht. Haben Sie mich verstanden?« Sie nickte heftig.
»Ja. Aber lassen Sie mich jetzt bitte einen Augenblick allein.«
»Gut. Wenn Sie etwas brauchen, rufen Sie uns.« Edwards ging zurück ins Erdgeschoß, wo Smith das Kommando übernommen hatte. Auf dem Boden knieten mit verbundenen Augen drei gefesselte und geknebelte Männer. Garcia bewachte sie. Rodgers war in der Küche, Smith sortierte auf dem Tisch Gegenstände aus.
»Okay, was haben wir hier?«
Smith musterte seinen Offizier fast liebevoll. »Nun, Sir, einen russischen Leutnant, einen toten Feldwebel, einen toten Schützen und zwei lebendige. Das da hatte der Leutnant bei sich.«
Edwards nahm die Landkarte entgegen und entfaltete sie. »Großartig!« Die Karte war mit handschriftlichen Anmerkungen versehen.
»Wir haben ein zweites Fernglas und ein paar Rationen. Sehen aus wie Dreck, sind aber besser als nichts. Nicht übel, Skipper. Fünf Russen erwischt, nur drei Patronen verschossen.«
»Was nehmen wir mit, Jim?«
»Nur etwas zu essen, Sir. Natürlich könnten wir zwei Gewehre mitgehen lassen, aber wir haben auch so schon genug zu schleppen. Kommt die Frau mit?«
»Es bleibt uns nichts anderes übrig.«
»Stimmt.« Smith nickte. »Hoffentlich ist sie gut zu Fuß. Sieht einigermaßen fit aus, abgesehen von der Tatsache, daß sie schwanger ist. Im vierten Monat, würde ich sagen.«
»Schwanger?« fuhr Garcia herum. »Das Schwein hat eine Schwangere vergewaltigt?« Er murmelte eine spanische Verwünschung vor sich hin.
»Hat einer etwas gesagt?« fragte Edwards.
»Keinen Ton«, erwiderte Garcia.
»Smith, gehen Sie das Mädchen holen. Sie heißt Vigdis.«
»Wird gemacht, Sir.«
»Das also ist das Schwein.« Auf Garcias Nicken hin trat Edwards vor den Mann und nahm ihm Augenbinde und Knebel ab. Er war in seinem Alter und schwitzte. »Sprechen Sie Englisch?«
Der Mann schüttelte den Kopf. »Nur Deutsch.«
Edwards hatte diese Sprache zwar zwei Jahre lang in der High School gelernt, verspürte aber plötzlich keine Lust mehr, mit dem Mann zu reden. Er hatte beschlossen, ihn zu töten, und wollte keine Beziehung herstellen, die nachher sein Gewissen belastete.
Smith führte Vigdis die Treppen hinunter. »Sie hat ordentliche Sachen, Skipper, gut eingelaufene Schuhe. Wir können ihr bestimmt eine Feldflasche, einen Parka und einen Tornister besorgen. Eine Haarbürste und Kosmetikkram hat sie auch dabei. Ich besorge uns jetzt noch Seife und einen Rasierer.«
»Gut, Sergeant.« Edwards wandte sich an Vigdis. »Wir brechen bald auf.« Dann drehte er sich wieder zu dem Russen um.
»Warum?« fragte er, nur ihr zuliebe.
Der Leutnant wußte, was ihm bevorstand, und zuckte die Achseln. »Afghanistan.«
»Skipper, das sind Kriegsgefangene«, platzte Rodgers heraus. »Sie können sie doch nicht einfach –«
»Gentlemen, ich klage Sie unter Kriegsrecht der Vergewaltigung und des zweifachen Mordes an. Haben Sie etwas zu Ihrer Verteidigung vorzubringen? Nein? Sie sind hiermit schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt.« Mit der linken Hand stieß Edwards den Kopf des Leutnants zurück, seine Rechte holte aus und schlug dem Mann den Knauf des Messers gegen die Luftröhre. Der Todeskampf dauerte mehrere Minuten. Alle sahen zu, niemand ließ sich Mitleid anmerken.
»Bedaure, daß es nicht schneller ging, Vigdis, aber dieses Ungeheuer tut keinem mehr was.« Das Mädchen ging wieder nach oben, vermutlich, um sich zu waschen. Edwards wandte sich den beiden anderen Russen zu. Er konnte sich nicht mit Gefangenen belasten, und was die Gruppe getrieben hatte, lieferte ihm einen leidlichen Vorwand. Andererseits hatten diese zwei dem Mädchen nichts angetan, und —
»Darum kümmere ich mich, Sir«, sagte Garcia, der hinter den knienden Gefangenen stand, leise. Sie hatten keine Chance. Garcia stieß erst dem einen, dann dem anderen seitlich das Messer durch den Hals. Beide fielen um und starben rasch.
Garcia und Edwards gingen in die Küche, um sich die Hände zu waschen.
»Okay, laden wir sie in ihren Geländewagen, fahren sie zurück zur Landstraße und täuschen einen Unfall vor«, meinte Edwards anschließend. »Besorgen Sie mir ein paar Schnapsflaschen. Es soll so aussehen, als hätten die Kerle getrunken.«
»Kein Problem.« Rodgers hielt eine Flasche Wodka hoch.
Edwards warf einen sehnsüchtigen Blick auf die Flasche, verdrängte den Gedanken aber sofort wieder. »Typisch«, meinte er. »Wenn ich mich nicht irre, war das eine Streife oder die Wache an einer Straßenkreuzung. Wenn wir Glück haben, finden ihre Bosse nie heraus, daß wir etwas mit der Sache zu tun hatten.«
»Lieutenant«, gab Smith zu bedenken, »dann müssen wir aber –«
»Richtig. Sie und Rodgers bleiben hier und bereiten alles vor. Wenn Sie etwas Brauchbares finden, packen Sie es ein. Wenn ich zurück bin, müssen wir uns sputen.«
Edwards und Garcia warfen die Leichen auf die Ladefläche und fuhren dann rasch zur Landstraße. Wo diese an einer Steilküste entlangführte, hielten sie an und schafften die Leichen auf die Sitze. Nachdem Garcia einen Kanister Benzin in das Fahrzeug entleert hatte, schoben sie es an den Abgrund und warfen eine russische Granate hinein, als es zu rollen begann. Sie rannten zurück zum Hof, wo alles bereit war.
»Miss Vigdis, wir müssen das Haus anzünden«, erklärte Smith gerade. »Sonst merken die Russen nämlich, was hier vorgefallen ist. Ihre Eltern sind tot, aber Sie wollen doch bestimmt am Leben bleiben, oder?«
Vigdis stand noch so unter Schockeinwirkung, daß sie kaum Widerstand leistete.
»Los geht’s, Leute«, befahl Edwards. Bald mußte jemand auf das brennende Fahrzeug aufmerksam werden, und wenn man einen Hubschrauber schickte ... »Garcia, Sie kümmern sich um die Frau. Smith bildet die Nachhut. Rodgers, Sie gehen voran. In den nächsten zwei Stunden müssen wir sechs Meilen schaffen.«
Smith wartete zehn Minuten und warf dann eine Handgranate ins Haus. Das Petroleum, das er im Erdgeschoß verteilt hatte, entzündete sich sofort.