Hafnarfjördur, Island
»Eine prächtige Operation, Genosse General.« Der Botschafter strahlte.
»Ihre Unterstützung war sehr wertvoll«, log der General.
Das Personal der sowjetischen Botschaft in Reykjavik hatte vorwiegend Geheimdienstfunktion und sofort mit der Verhaftung von isländischen Politikern begonnen, anstatt etwas Nützliches wie die Besetzung des Fernmeldeamtes zu unternehmen. Unumgänglich, fand der General, aber die Methoden der KGB-Teams mißfielen ihm: Ein Mitglied des isländischen Parlaments Althing war bei der Festnahme getötet worden, zwei andere hatten Schußwunden erlitten. Wir gehen besser behutsam mit den Einheimischen um, dachte der General, schließlich sind wir nicht in Afghanistan. Die Isländer hatten keine Kriegertradition und mochten sich kooperativer zeigen, wenn man sie nicht zu hart anpackte. Für diesen Aspekt der Operation war aber das KGB zuständig; ein entsprechendes Team war schon vor der Landung in der Botschaft plaziert worden. »Mit Ihrer Erlaubnis werde ich mich nun verabschieden.«
Der General erklomm die Jakobsleiter zur Julius Fucik. Beim Entladen der Luftabwehrraketen war man auf Probleme gestoßen, denn die Leichter, die dieses Gerät enthielten, waren von dem Raketentreffer beschädigt worden.
»Schlechte Nachrichten, Genosse General«, meldete der Kommandeur der SAM-Einheit. »Wir haben gerade drei funktionsfähige Raketen.«
»Nur drei?«
»Beide Leichter wurden aufgerissen, als die amerikanische Rakete uns traf. Einige Flugkörper wurden beim Aufprall beschädigt, der Rest vom Löschwasser.«
»Das sind doch transportable Raketen«, wandte der General ein. »Die Entwicklungsingenieure müssen doch vorausgesehen haben, daß sie auch mal Wasser abbekommen.«
»Aber kein Salzwasser, Genosse. Es handelt sich hier um die Heeresversion der Rakete, nicht die gegen Salzwasserkorrosion geschützte der Marine. Freiliegende Lenkdrähte und die Radarsuchköpfe wurden schwer beschädigt. Meine Elektriker haben alle Raketen durchgetestet und nur drei für voll einsatzfähig erklärt. Der Rest ist ruiniert. Wir müssen Ersatz einfliegen lassen.«
Der General mußte sich beherrschen. Eine Kleinigkeit, an die niemand gedacht hatte: Auf Schiffen werden Brände mit Seewasser bekämpft. Es hätte die Marineversion der Raketen angefordert werden sollen. Der Teufel steckt eben immer im Detail.
»Sonst alles in Ordnung, Oberst?«
»Jawohl, Genosse General. Die Fahrzeuge meines Bataillons sind bereits zu ihren Stellungen unterwegs und einsatzbereit, sobald die neuen Raketen eintreffen.«
»Vorzüglich, Genosse Oberst.« Der General kletterte zurück auf die Brücke und ging seinen Fernmeldeoffizier suchen. Zwei Stunden später hob bei Murmansk eine mit vierzig SA-11 Boden-Luft-Raketen beladene Maschine ab und nahm Kurs auf Island.