Brüssel
»Ein Großangriff, Sir, offenbar auf einer achtzig Kilometer breiten Front.«
Der SACEUR schaute leidenschaftslos auf die Karte. Überraschend kam diese Entwicklung nicht; sie war schon vor zwölf Stunden anhand sowjetischer Fahrzeugbewegungen vorhergesagt worden. Ihm standen für diesen Sektor genau vier Reservebrigaden zur Verfügung. Nun war er froh, die Deutschen zu der Frontbegradigung bei Hannover überredet zu haben – die Hälfte seiner Reserven waren von dort eingetroffen, und keinen Tag zu spät.
»Hauptachse des Angriffs?« fragte der General seinen Operationsoffizier.
»Im Augenblick noch nicht ersichtlich. Sieht aus wie ein Generalangriff –«
»Starker Druck, nur um eine Schwachstelle ausfindig zu machen«, schloß der SACEUR. »Welche Reserven hat der Gegner?«
»Sir, wir haben südlich von Fölziehausen Elemente von drei Divisionen identifiziert; offenbar Einheiten der Kategorie I. Der gegenwärtige Angriff wird vorwiegend von II-Formationen geführt.«
»Haben wir ihnen denn so zugesetzt?« war die rhetorische Frage des SACEUR. Seine Nachrichtendienstoffiziere arbeiteten hart an der Einschätzung der feindlichen Verluste und legten ihm jeden Abend einen Bericht vor. Seltsamerweise waren vor fünf Tagen die ersten Einheiten der Kategorie II an der Front aufgetaucht. Der SACEUR wußte, daß die Sowjets in der südlichen Ukraine mindestens sechs Einheiten der Kategorie I in Reserve hatten, doch nichts wies darauf hin, daß diese sich in Bewegung setzten. Warum setzte man diese Verbände nicht an der deutschen Front ein und schickte statt dessen Reservisten nach vorn?
»Wo ist eine günstige Stelle für einen Gegenangriff?«
»Sir, bei Springe stehen zwei deutsche Panzerbrigaden. Ihnen gegenüber greifen zwei sowjetische Mot-Schützendivisionen der Reserve an. Die deutschen Einheiten haben eine zweitägige Kampfpause hinter sich. Als ausgeruht würde ich sie zwar nicht bezeichnen, aber –«
»Ja, ja.« Der Sacceur neigte dazu, seinen Offizieren das Wort abzuschneiden. »Setzen Sie sie in Bewegung.«